Jakob Arjouni, Bruder Kemal. Kayankanyas fünfter Fall

  • So lange ist selten eine berühmte Krimiserienfigur von der literarischen Bildfläche verschwunden gewesen. Nach „Happy Birthday, Türke!“(1985), „Mehr Bier“ (1987),“Ein Mann ein Mord“ (1991) und „Kismet“ (2001) legt Jakob Arjouni nun mit dem Buch „Bruder Kemal“ seinen fünften Kayankaya-Roman vor.


    Kemal Kayankaya lebt, mittlerweile über fünfzig , immer noch als Privatdetektiv in Frankfurt, unterhält in der heruntergekommen Gutleutstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs ein kleines Büro und hält sich mit seinem Aufträgen wie immer gerade so über Wasser. Mit seiner langjährigen Freundin Deborah, einer ehemaligen Prostituierten, führt er eine glückliche Beziehung.


    Da kommt eines Tages eine Frau in sein Büro, die normalerweise diese Gegend meiden würde. Valerie de Chavannes, Bankierstochter, bewohnt mit ihrem Mann, einem angeblich berühmten Künstler und ihrer sechzehnjährigen Tochter Marieke eine mondäne Villa in der Zeppelinallee. Diese Tochter ist verschwunden. Wahrscheinlich ist sie mit einem älteren Mann zusammen, der sich als Künstler ausgibt und einen Migrationshintergrund hat. Kemal sagt ihr auf den Kopf zu, dass das wohl auch der Grund sei, dass sie ihn als Detektiv ausgewählt habe. Valerie de Chavannes widerspricht nicht und muss bald auch zugeben, dass sie selbst beinahe mit diesem Mann eine sexuelle Beziehung eingegangen wäre.


    Kemal nimmt den Auftrag an und beginnt schon bald, nach dem Mädchen zu suchen. Mit dem zweiten Fall, den er zeitgleich mit dem Fall des verschwundenen Mädchens zu lösen hat, wird er beauftragt von der Pressechefin des Maier Verlags. Deren Autor, der Moslem Malik Raschid, wird auf der Frankfurter Buchmesse seinen umstrittenen Roman vorstellen, in dem es um den Umgang mit Homosexualität in einem arabischen Land geht. Der Maier Verlag will seinen Autor vor den befürchteten Übergriffen religiöser Fanatiker schützen und engagiert Kemal für die Tage der Messe als dessen Leibwächter.


    Hier, in der ironischen Karikierung des Literaturbetriebs mit seinen Partys und Leerformeln läuft Jakob Arjouni wieder zu der literarischen Höchstform auf, mit dem er 2011 in „Cherryman jagt Mister White“ so überzeugt hatte. Hatte er damals ein beeindruckendes psychologisches Porträt eines jungen Mannes verfasst, das seinen Leser hin- und herriß zwischen Sympathie und Abscheu für ein Opfer, das zum Täter wurde,
    ist sein fünfter Kayankaya-Roman wieder ein Beispiel für Arjounis Fähigkeit, die Ijoma Mangold in der ZEIT einmal als „die angelsächsische Begabung (bezeichnete), Leichtigkeit, Witz und soziologische Schärfe sprachlich elegant zusammenzuführen.“


    Dieser Kayankaya ist noch für mehrere weitere Bände gut.