Klappentext: Jede einzelne Stunde habe ich dich vermisst. Und am schlimmsten war, dass mich das völlig überrascht hat. Ich habe mich dabei ertappt, dich zu suchen. Nicht aus einem bestimmten Grund, sondern nur aus Gewohnheit oder weil ich etwas gesehen hatte, von dem ich dir erzählen wollte. Ich wollte nur deine Stimme hören. Dann wurde mir bewusst, dass du fort warst, und ich hatte jedes, wirklich jedes Mal das Gefühl, mir würde die Luft wegbleiben. Ich habe mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt. Ich bin für dich durch halb Rawka gezogen, und das würde ich wieder tun, nur um bei dir zu sein. Selbst wenn es bedeutet, mit dir zu hungern und zu frieren und mir dein Gejammer über den ewigen Hartkäse anzuhören. Also erzähl mir nicht, dass wir nicht zusammengehören
Inhalt: Als Gehilfin des Obersten Kartopraphen dient Alina im Regiment des Zaren zusammen mit Maljen, ihrem Freund aus Kindertagen. Plötzlich werden sie angegriffen und als Maljen in Lebensgefahr gerät, erwacht in ihr eine geheimnissvolle Macht. Alina wird in die Reihen der Grischas aufgenommen und gerät in den Bann des Mächtigsten, des Dunklen...
Meine Meinung: Das Buch beginnt mit einem Kapitel mit dem wunderbaren Titel davor, in dem die Autorin ihren Leser in ein Waisenhaus führt. Die jungen Alina und Maljen verbringen dort ihre Kindheit, denn ihre beiden Familien wurden Opfer der anhaltenen Kriege zwischen dem Reich Rawka und den Nachbarländern.
Die Geschichte beginnt Jahre später mit der Protagonistin auf ihrem Weg zur Ödsee, ein nahezu undurchdringliches Gebiet, das Rawka in Ost und West teilt und in dem schaurige Bestien jedes Lebewesen angreifen. Nach der sanften Einführung wird der Leser in den ersten Kapiteln ziemlich gefordert, fast ins kalte Wasser geworfen, denn es gibtzum einen kaum Erklärungen zu der fantastischen Welt, die für mich mit der Zeit einen russischen Flair bekam mit dem ich nicht ganz warm wurde. Besonders zu kämpfen hatte ich auch mit Namen wie Kribirsk und Rjewost und dem Wesen der Grischas.
Die Grischas sind Menschen, die der Welt erst ihre Magie geben, denn sie besitzen spezielle Fähigkeiten, mit denen sie Feuer erschaffen oder heilen können. Der Mächtigste, der nur dem Zaren untersteht, wird nur der Dunkle genannt. Alina wird von eben jenem öminösen Dunklen aufgenommen, als sie Kräfte zeigt, die selbst für Grischas besonders sind und die das ganze Reich Rawka retten können. Aber sie ist nicht so, wie die anderen Grischas, schließlich wurde ihre Kraft nicht im Kindesalter entdeckt. Sie ist schmächtig und nicht außergewöhnlich hübsch, sondern eher unauffällig und verschlossen in den Reihen der Armee. Nur Maljen, mit dem sie die gemeinsame Kindheit teilt, vertraut sie, auch wenn er als Frauenschwarm bekannt ist und nicht nur Alina Gefühle für ihn hegt.
Wer jetzt glaubt, das Buch strotze nun vor kitschiger Liebesszenen zwischen diesen beiden, besonders nach dem Klappentext, der hat sich getäuscht, denn Alinas Leben wird mit der Zeit von etwas anderem bestimmt als der Sehnsucht nach Liebe. Sie beginnt, nach Macht zu streben und der Stellung als etwas Besonderes, um dem Dunklen näher zu sein, der sie fasziniert. Außerdem genießt sie als Grischa den Luxus, der ihr als Waisenkind und einfache Kartografin niemals hätte zuteil werden können. Doch alles hat seine Schattenseiten. Korruption, Neid und Verrat sind allgegenwärtig und Alinas Gabe macht sie zu einem Ziel für mächtige Gegner, denen sie sich in blutigen Kämpfen stellen muss.
ZitatAls ich langsam die Augen öffnete, bot sich mir ein Bild des Schreckens. Ich wollte aufschreien, bekam aber keinen Ton heraus. Der Mann war regelrecht halbiert worden. Sein Kopf und die rechte Schulter samt dem Arm, dessen bleiche Hand noch das Messer hielt, lagen auf dem Waldboden, die zweite Körperhälfte schwankte über mir. Dunkler Qualm waberte über der klaffenden Wunde seines durchtrennten Oberkörpers. Dann kippte der restliche Körper um. (S. 76)
Das Buch hat zwischenzeitlich mit einigen Längen zu kämpfen und es ist definitiv noch Luft nach oben, aber dank der klangvollen Sprache lässt sich das Buch auch nicht so schnell aus der Hand legen. Als besonders kunstvoll möchte ich im Übrigen hier die Gestaltung im Inneren hervorheben, also die Karte von Rawka, die sich gleich auf den ersten Seiten finden lässt (ein Foto gibt es auch hier). Aber auch das Cover darf nicht ohne Lob davonkommen, denn eigentlich habe ich mich auch nur deswegen für dieses Buch interessiert. Getrost vergessen kann man allerdings den Klappentext, der meiner Meinung nach sehr schlecht gewählt wurde.
Fazit: Der erste Band der Grischa-Trilogie ist ein gelungener Auftakt und macht Lust auf mehr, denn es ist noch genug Potential vorhanden. Sowohl romantisch Veranlagte als auch Actionbegeisterte werden hier früher oder später auf ihre Kosten kommen.
Ich empfehle einen Besuch auf der Seite der Autorin, auf der viele Hintergrundinformationen zu finden sind, z.B. über die Ausprache und Vorbilder zu Schauplätzen.