Die Highschool ganz für sich haben, über Nacht dort bleiben und in den langen Fluren herumgeistern. Das klingt ganz amüsant, aber es verliert definitiv seinen Charme, wenn es nicht freiwillig geschieht. Scotty ist mit sechs anderen Schülern in der Highschool gefangen. Es schneit wie seit Jahrzehnten nicht mehr und es macht nicht den Anschein, als würde sie noch jemand abholen kommen. Eine Nacht in der Schule zu verbringen, sollte machbar sein, immerhin sind zwei Mädchen mit dabei. Aber auch am nächsten Tag hat sich das Wetter nicht beruhigt. Es schneit und schneit und will scheinbar nie wieder aufhören. So langsam beginnen sich die Schüler ums Überleben zu sorgen und ein Lagerkoller droht.
Der Sommer in Deutschland ist zurück, eine Hitzwelle rollt über uns und was mache ich? Richtig, ich lese ein Buch mit dem Titel "Kälte", in dem Schüler aufgrund eines heftigen Schneesturms ums Überleben kämpfen. Ich war zwar auch verwundert, dass ein Roman mit dieser Thematik im Sommer erscheint, aber um ehrlich zu sein, ist mir so etwas ziemlich egal. Ich bin da "hart im Nehmen" und lese auch solche Bücher bei 30°C im Schatten.
Zitat"Im Flur vor der Sporthalle hatte sich ein kleiner Kreis aus Leuten versammelt: vier Schüler und ein Lehrer, die vor der Doppeltür standen, als würden sie gleich zu einer Exkursion aufbrechen. Als wir drei dazukamen, waren wir zu acht, und mehr sollten es nicht mehr werden. Von jetzt an wurden es nur noch weniger." (Seite 39)
"Kälte" wird aus Scottys Perspektive geschildert. Der Ich-Erzähler des Jugendromans ist einer der Schüler, die in der Highschool gefangen sind. Durch den persönlichen Erzählstil wirkt das ganze Geschehen sehr glaubwürdig. Besonders realistisch fand ich die Schilderung, wie die Schüler erst ganz langsam ihre Lage richtig erkennen. Zunächst sind sie nur enttäuscht, dass ein Basketballspiel am Nachmittag abgesagt wird und die Handynetze zusammen gebrochen sind. Aber irgendwann stellen sie fest, dass der Schneesturm anhält und dass ihnen niemand eine Garantie geben kann, wie lange sie noch von der Außenwelt abgeschnitten sein werden. Erst dann beginnen sie den Ernst der Lage zu erkennen: Wie lange wird es noch Strom geben? Werden die Wasserrohre einfrieren? Wie kann man sich vor der Kälte schützen und woher sollen sie genug Essen nehmen? Ein ganz normaler Schultag hat sich zur Katastrophe entwickelt.
Michael Northrop hat ein interessantes, authentisches Jugendbuch geschrieben und dabei den Kampf ums Überleben gekonnt geschildert. Mir fehlte in dem Roman allerdings auch etwas und das war die Atmosphäre. Ich hatte eine bedrückende, beklemmende oder dramatische Atmosphäre erwartet, diese aber leider nicht angetroffen. Der Roman ist zwar auf seine nüchterne Art dramatisch und spannend, aber dieses Gefühl war nicht dominant genug und ist nicht auf mich übergesprungen. Dieses gewisse Etwas fehlte leider.
Das Cover ist übrigens sehr treffend gestaltet. Durch den Schneesturm erkennt man die verschneite Tattawa Highschool, in der sich das Geschehen abspielt. Des Weiteren möchte ich noch kurz ein Wort über den Preis des Buches verlieren. Eigentlich sage ich dazu nie etwas, denn Bücher sind leider extrem teuer geworden, aber hier möchte ich mal ein Lob an den Verlag aussprechen, denn das Jugendbuch kostet nur 6,95 EUR und ich finde es klasse, das ein renommierter Verlag ein Jugendbuch in dieser Preisklasse herausbringt. Mehr davon bitte
Fazit: "Kälte" ist ein "cooles" Lesevergnügen um sieben Schüler, die im Schneesturm ums Überleben kämpfen. Auch wenn dem Roman ein bisschen mehr Atmosphäre gut getan hätte, ist es auf jeden Fall lesenswert. 4/5 Sterne.
[list=][*]Broschiert: 256 Seiten[*]Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre[*]