Francois Vallejo, Die französischen Schwestern

  • Inhalt (Klappentext):
    Nach dem Tod ihrer Eltern werden Marthe (21), Sabine (17) und Judith (14) vor den Familienrat zitiert. Raffiniert verhindern die Schwestern, unter die Vormundschaft ihrer Tante Rosie gestellt zu werden. Damit sichern sie sich für den Rest ihres Lebens den Zorn der Alten - doch sie sind frei und führen fortan ein selbstbestimmtes Leben im großen Haus der Eltern. Die Schwierigkeiten unter den sehr unterschiedlichen jungen Frauen lassen indes nicht lange auf sich warten: Judith, die jüngste und rebellischste der Schwestern, hütet selten ihre Zunge und stellt sich jeder Autorität in den Weg. Marthe, die Versorgerin ihrer kleinen Dreier-Kommune, erkrankt plötzlich und muss sich in Kur begeben. Sabine klettert zielstrebig die Karriereleiter hoch, und eines Tages führt das Schicksal sie nach Deutschland. Das Band, das die Schwestern stets zusammengehalten hat, droht über ihren eigenwilligen Lebenswegen zu reißen. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihr gleichzeitiges Bedürfnis nach unbedingtem Zusammenhalt treibt sie an undenkbare Grenzen - die eine wünscht der anderen den Tod. Erst im Erschrecken über diesen monströsen Gedanken finden die Schwestern nach Jahren des Auseinanderdriftens wieder zusammen, und erst jetzt begreifen sie das geistige Vermächtnis ihrer Großmama Madeleine: "Glücklich sein, das heißt nicht glücklich um jeden Preis."


    Autor:
    Francois Vallejo geb. 1960, Altphilologe, lebt in Le Havre. "Die französischen Schwestern" ist der achte Roman des vielfach preigekrönten Autors. Seit seinem Bestseller "Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt" ist Vallejo einer der meistgelesenen Autoren in Frankreich.


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Nachdem mich "Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt" total begeistert hat, war ich mehr als gespannt ob es dem Autoren gelingt mich erneut so stark zu beeindrucken.
    Francois Vallejo spielt gern mit dem Extremen so auch hier. Die drei Schwestern sind alles andere als alltäglich. Ihre Freiheit geht ihnen über alles und übersteigt das übliche Frauenbild von damals bei weitem.(der Roman beginnt in den 50 ger Jahren) Alle drei sind selbstbewußt, intelligent, recht raffiniert, und so gelingt es ihnen durch mehrmalige Verschiebung des Termins beim Familienrat genau am Tag von Marthes Volljährigkeit dort zu erscheinen. Zu dritt beweisen sie Standhaftigkeit und Durchsetzungsvermögen. Der Richter entscheidet in ihrem Sinne. Der erste Sieg der verschworenen Gemeinschaft. Ab sofort steht nur noch die Großmama Madeleine, die selbst von der Tochter abhängig ist, auf ihrer Seite. Mit ihren wenigen verfügbaren Mitteln unterstützt sie durch Hartnäckigkeit und Verständnis das selbstständige Leben der drei Frauen und erzeugt so manches Schmunzeln bei der Durchsetzung. Sie ist mir die Liebste dieser Familie.
    Die drei Frauen dagegen sind sehr eigenwillig. Während Marthe zunächst die Verantwortung übernimmt, dann allerdings durch Krankheit ausfällt, und durch Sabine, die inzwischen ebenfalls volljährig (damals noch mit 21) ist deren Platz vorübergehend einnimmt, ist Judith, jüngste der Schwestern, die absolute Verweigerung. Einen Zweck weiterhin auf die Schule zu gehen erkennt sie nicht, und eine Arbeit kommt für sie nicht in Frage. Diese Art von Abhängigkeit ist ihr zuwider. Sie umgibt sich gerne mit Andersdenkenden, Leuten, die neue Lebenswege beschreiten möchten. Ein Leben ohne Arbeit, das will sie nicht nur für die Frauen, sondern das Recht steht sie auch den Männern zu. Wie sich das allerdings praktisch umsetzen sollte, erklärt sie nicht. Sie wird bereitwillig von den Schwestern mitgetragen. Jede soll ihre eigene Leidenschaft ausleben. Männer verkörpern dabei recht blasse Rollen. Sie treten als Mitläufer, dicke Muttersöhnchen, schwer Kranke, leicht zu manipulierende Geschöpfe auf. Mal erduldet, auswechselbar oder gar idealisiert, was sich als gefährlich erweisen sollte. Für alle wartet das Schicksal mit Herausforderungen und schließlich müssen sie erkennen, dass ihr Glück nicht um jeden Preis und nur als starkes Dreierteam zu bewältigen ist.
    Der Erzähler des Romans spricht immer über die Personen, läßt keine wörtliche Rede zu. Daran gewöhnt man sich, aber alles bleibt irgendwie auf Distanz, auf mich wirkt manches etwas starr. Sicher auch mit ein Grund warum mir keine der Frauen wirklich näher rückt, obwohl ich Selbstständigkeit immer bewundere und unterstütze. Ihre Besessenheit unter allen Umständen auch nach Zeiten der Trennung wieder unbedingt zusammenzufinden, verstehe ich nicht so ganz. Die Mittel dazu sind oft teuflich, was Francois Vallejo eh liebt. So habe ich völliges Verständnis als ein Mann bekundet, dass man sich diese Schwestern besser vom Leibe hält, sie seien ihm unheimlich, mir manchmal auch.
    Fazit: Ein interessant zu lesender Roman über das Schicksal dreier Frauen, ein halbes Jahrhundert umfassend, aber die Begeisterung wie bei "Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt" stellte sich bei mir leider nicht ein. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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