Inhalt in eigenen Worten
Kurz nach der Hinrichtung Königs Charles I in London im Jahre 1649 muss sich die junge Elizabeth von ihrem Vater verabschieden. Sie ist verlobt mit Robert Dunmore und folgt diesem auf seine Zuckerplantage auf Barbados. Ihre Cousine Felicity begleitet sie als Gesellschafterin. Schon die Überfahrt ist sehr turbulent: Auf dem Schiff reisen zahlreiche interessante Persönlichkeiten mit; auf dem beengten Raum bleibt es nicht ohne Zwischenfälle. Dazu gerät das Schiff in einen heftigen Sturm. Die Passagiere und die Ladung - Elizabeths wertvolles Pferd Pearl - finden Rettung auf dem Schiff des Freibeuters Duncan Haynes, mit dem Elizabeth schon in England eine kurze, dafür aber sehr leidenschaftliche Begegnung hatte.
Auf Barbados werden wir natürlich einerseits durch die wunderschöne Landschaft erfreut, es werden aber auch viele interessante Hintergrundinformationen geschickt in den Verlauf der Geschichte eingewoben. Dabei erfährt man einiges über die Produktion und den Handel des Zuckers, über Freibeuterei sowie über das Zusammenleben mit den Sklaven und deren aufkeimende Unzufriedenheit, die am Ende zu einem blutigen Aufstand führt. Das alles geschieht vor dem Hintergrund von massiven Handelsbeschränkungen durch Oliver Cromwell, der inzwischen in England an der Macht ist. So durfte Barbados nur noch mit England Geschäfte machen, was für die Pflanzer nicht akzeptabel war, weil sie im Wesentlichen vom Handel mit Holland lebten. Barbados weigert sich den Forderungen Londons folge zu leisten. Cromwell schickt Truppen und es kommt zu einer See-Belagerung.
Meine persönliche Meinung
Da es sich hier um einen Roman des Genres „Love & Landscape“ handelt, spielen natürlich Liebesbeziehungen zwischen zahlreichen Protagonisten eine vergleichsweise sehr viel wichtigere Rolle, als die geschichtlichen Entwicklungen. Liebhaber von Liebesszenen kommen in diesem Roman voll auf ihre Rechnung. Auch brutale Vergewaltigungen bleiben nicht aus. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass sich fast jede wichtigere Figur noch verliebt und förmlich jedes Töpfchen sein Deckelchen findet. Für mich war das erträgliche Maß schon fast überschritten. Aber offensichtlich ist das etwas, von dem die Verlage glauben, dass es gekauft wird. „Sex sells.“
Sehr interessant fand ich die Erklärungen über das Schicksal der Schuldmägde, die für eine bestimmte Zeit ihre Dienste an einen Gutsherrn verkauften und so als Leibeigene, oder Sklaven auf Zeit gelebt haben. Ungleich schlimmer ging es vielen Plantagenarbeitern. Sie wurden grundlos in Europa gefangen genommen und in die Kolonien gebracht, wo sie einen „Strafkontrakt“ abarbeiten mussten, bis sie letztendlich wieder frei waren.
Die Figuren sind sehr vielschichtig und sorgfältig aufgebaut. Es gibt natürlich auch hier einen absoluten Bösewicht, aber selbst er zeigt zwischendurch eine weiche Seite. Die Hauptfigur Elizabeth ist sehr sympathisch dargestellt, auch wenn sie mir etwas zu naiv und unbedarft erscheint, gerade wenn es um ihre Beziehung zum Freibeuter Duncan Haynes geht. Aber ohne große Leidenschaft keine Story, zumindest keinen Liebesroman. Felicity findet ihr Glück in den Armen eines Kapitäns. In der zweiten Hälfte des Buches war sie fast immer entweder unterwegs zu ihm oder sie kam gerade von einem Schäferstündchen. Das fand ich langsam als etwas ermüdend.
Sehr gut dargestellt ist der Sturm, der sich zusammenbraut. Einerseits werden die Sklavenunruhen immer greifbarer. Das wird untermalt von Trommeln, mit denen sich die Sklaven zwischen verschiedenen Plantagen über große Distanz verständigen. Die Familien zahlreicher Plantagenbesitzer werden niedergemetzelt, die Gewalt liegt förmlich in der Luft. Andererseits wird die Situation am Hafen immer ungemütlicher. Die englischen Kriegsschiffe versetzen sich vor der Küste bedrohlich in Stellung. Diese unheimliche Atmosphäre wird noch unterstützt durch einen heranpreschenden heftigen Orkan. Genau so fulminant wie das Buch mit der Hinrichtung des Königs beginnt, endet es.
Sprachlich lässt sich der Roman sehr flüssig lesen. Die Beschreibungen sind sehr anschaulich, man wird sehr schnell an den betreffenden Schauplatz versetzt, sei es auf einem stinkenden beengten Schiff oder in einer traumhaften Bucht mit Meeresrauschen im Hintergrund.
Hinten im Buch befindet sich ein nützliches Glossar mit Begriffserklärungen. Ich empfehle am Anfang und zwischendurch mal einen Blick darauf zu werden. Elena Santiago ist ein anderes Pseudonym von Charlotte Thomas bzw. Eva Völler.
Mein Fazit
Ein Liebesroman mit vielen, ineinander verworrenen Liebesgeschichten vor dem Hintergrund einer traumhaften exotischen Landschaft mit dem Nervenkitzel, hervorgerufen durch einen geheimnisvollen Piraten und mit vielen liebenswerten Charakteren.
Zum Glück kommt für mich in diesem Roman der geschichtliche Hintergrund nicht zu kurz. So habe ich doch einiges erfahren über britische Kolonialgeschichte in den West Indies.
Ein lockeres Buch für zwischendurch, ideal zum Abschalten.
Ich vergebe
Obwohl es sich eher um einen Liebesroman ordne ich ihn mal bei den Historischen Romanen ein. Er passt da einfach doch besser zu den anderen.