Patrick de Witt, Die Sisters Brothers

  • Inhalt (Klappentext):
    Oregon City zur Zeit des kalifornischen Goldrauschs. Die Brüder Charlie und Eli Sisters. zwei Auftragskiller, sollen für den mächtigen Kommodore einen Goldsucher jagen. Womit jener Hermann Kermit Warm den Zorn ihres Auftraggebers auf sich gezogen hat, wissen die beiden nicht. Dennoch machen sich die ungleichen Brüder - zynischer Psychopath der eine, Grübler der andere - auf eine Hetzjagd durch ein Land, das vor Optimismus strotzt, obwohl es wie verwüstet scheint und fast nur Verlierer kennt. Auch der Weg der beiden ist von Leichen gesäumt, womit sich der versonnene Eli nicht länger abfinden will.
    Doch dieser letzte Auftrag muss erledigt werden, und noch gelten die Methoden des älteren Charlie: Wer sich ihm in den Weg stellt, wird erschossen. Wer mit ihm handelt, wird betrogen. Wer vor ihm flieht, ist verloren.
    Am Ende finden sie den Gesuchten und das Eldorado am Leuchtenden Fluss. Aber dem Fluch dieses Goldes können auch sie nicht entrinnen.


    Autor:
    Patrick de Witt wurde 1975 auf Vancouver Island in Kanada geboren. Er lebte unter anderem in Kalifornien, Washington und Oregon. "Die Sisters Brothers" ist sein zweiter Roman. Er war für den Man Booker Prize sowie den Giller Prize nominiert, wurde mit dem Rogers Writers' Trust Fiction Prize ausgezeichnet und sowohl von Publishers Weekly als auch der Washington Post zu den besten Romanen des Jahres gezählt.
    Patrick de Witt lebt heute mit seiner Frau und seinem Sohn in Portland, Oregon.


    Meine Meinung u. Bewertung:
    1851 machen sich die beiden ungleichen Brüder Charlie und Eli auf den Weg nach Kalifornien um sich dort mit Morris, einem weiteren Untergebenen des Kommodore, zu treffen. Jener ist für das Aufspüren des Opfers zuständig, sie für die Grobarbeit. Charlie kennt kein Gewissen. Ihm ist es gleichgültig warum der Kommodore den Tod von Hermann Kermit Warm fordert, er erfüllt den Auftrag basta. Eli dagegen überlegt ob er dieses Geschäft auch in Zukunft tätigen will, ist eher dabei um seinem Bruder zur Seite zu stehen. Auf dem langen Ritt grübelt er über das Leben nach. Schießwütig sind beide und man sollte ihnen besser nicht nachts auf einsamem Wege begegnen, denn sie biegen das Recht immer zu ihren Gunsten, zumal Charlie schnell explodiert. Er ist außerdem dem Alkohol sehr zugetan und dann eh kaum zu bremsen. Am nächsten Tag leidet er dann unter der Branntweinkrankheit und geht zumindest so lange einer Schießerei aus dem Weg. Nur Eli schafft es ihn in Schranken zu halten. Eli hat manchmal eine nahezu poetische Phase, träumt von einer ruhigeren Zukunft und zeigt zumindest seinem Pferd gegenüber Verbundenheit und Mitgefühl.
    "Die Sisters Brothers" ist ein Western der neuen Generation, teils brutal, schonungslos und offen, aber auch mit tief schwarzem Humor. Manchmal bekommen die Auftragskiller geradezu menschliche Züge, die urkomisch sein können. Eli ist der Erzähler. Sie kreuzen die Wege mit weiteren skurrilen Typen, und was sie erleben ist hochspannend, einfallsreich und originell. Gold erzeugt Gier und machte die Menschen schon von jeher erfinderisch, so auch hier. Alles kommt anders als man denkt.
    Ein großartiges Buch, das ich sehr gerne gelesen habe, und dessen Killer mir nicht ganz unsympathisch waren. :wink::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Du liebe Güte, was war das denn ? :wink:
    Ein Western - ja, aber was für einer. Ein Buch was durch seine seine sehr exaltierte Sprache, durch eine Riesenportion schwarzen Humor, durch die Skurilität seiner Akteure - Haupt- wie Nebendarsteller - und seinen bizarren Plot überzeugt.
    Allen voran der trinkende, laute, schiesswütige und recht einfache Charlie Sister und sein jüngerer Bruder, der leisere, fast philosophisch-nachdenkliche Eli Sister gestalten die Geschichte äußerst amüsant. Aber auch die anderen Charaktere spielen ihre Rolle ausgezeichnet, jeder besticht durch seine in vielen Fällen leicht abgedrehte Persönlichkeit. Ein wenig kann man sich dieses Buch wie die geschriebene Fassung des Kultfilmes "Blues Brothers" ohne Musik im Setting des vom Goldrausch verdorbenen Kalifornien des Jahres 1851 vorstellen.
    Die beiden absolut sympathischen Killer erhalten den Auftrag Goldsucher Hermann Kermit Warm zu erschiessen. Vordergründig machen sie sich auf den blutigen Weg, diesen Job zu erledigen - erst schiessen, dann Fragen ist ihre Maxime. Eli zeigt gelegentliche Skrupel, die ihn zwar nicht daran hindern, seinen weitaus direkteren Bruder zu unterstützen, aber doch auf eine recht skurile Weise deutlich machen, dass er eigentlich die Sehnsucht hat, gemocht zu werden.
    Ich finde es sehr schwer, dieses Buch beschreibend in Worte zu fassen oder eine Begründung für meine Begeisterung zu finden - ich glaube, man muss es einfach lesen.
    Man sollte das Rumgeballere und die teils recht brutalen Szenen nicht zu ernst nehmen und darüberstehen können, man sollte einen gewissen schwarzen Humor teilen und gut finden und man sollte keine literarischen Höhenflüge erwarten, sondern einfach sich auf eine bizarre und komische Geschichte im Wilden Westen einlassen können.
    Dann ist dieses Buch ein Juwel und der Autor hat sich zumindest auf meiner Merkliste einen ziemlich festen Platz gesichert.
    Von mir gibt es begeisterte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5: