Thomas Kowa - Das letzte Sakrament

  • Klappentext:


    Basel. In einem Labor wird die Leiche eines Mitarbeiters gefunden. Der Tote hat zuletzt an Untersuchungen im Auftrag des Vatikans gearbeitet. Die Ergebnisse unterliegen strengster Geheimhaltung, doch scheint es, als sei man auf hoch brisante Erkenntnisse gestoßen, deren Veröffentlichung die katholische Kirche um jeden Preis verhindern möchte. Rom. Auf dem Petersplatz zeigt ein Journalist das Video eines Jungen, das die Welt in Schockstarre versetzt: Das Kind sei ein Klon von Jesus Christus. Während der Kirche die größte Bewährungsprobe seit der Reformation bevorsteht, sucht alle Welt den Jungen. Doch einige würden ihn lieber tot als lebendig sehen


    Meine Meinung:


    Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, die abwechselnd aus den unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Charaktere geschrieben sind. Diese kurzen Kapitel mit den rasanten Szenenwechseln bauen an vielen Stellen eine wahnsinnige Spannung auf, das hat mir gut gefallen. Ich finde es immer blöd zu schreiben, dass der Schreibstil des Autors flüssig ist, obwohl das hier der Fall ist. Ich würde eher sagen der Schreibstil ist intelligent!


    Es werden zwei wirklich sehr interessante Gebiete vermischt: Wissenschaft (Klonen) und der christlichen Glaube. Im Buch wird ein Mensch geklont und dazu nicht nur irgendein Mensch, sondern einer der bekanntesten Menschen auf der ganzen Welt: Jesus. Dass es möglich ist einen Menschen zu klonen, nach den rasanten Entwicklungen der heutigen Technik und Wissenschaft, oder es zumindest zukünftig möglich sein wird, daran zweifelt wahrscheinlich kein Leser. Dennoch wirft es viele moralische Fragen in einem selbst auf.


    Die Reaktionen von kirchlicher Seite bzgl. des Jesusklon, fand ich besonders gut nachvollziehbar. Angst und Panik über einen eventuellen Umbruch und darüber, Macht einbüßen zu müssen, standen hier im Vordergrund. Genau das ist auch mein Eindruck von Kirche, obwohl ich dem Glauben an sich nicht abgeneigt bin, habe ich doch das Gefühl, dass diese Institution rein gar nichts mit Toleranz und Veränderung anfangen kann.


    Es gibt einige Textstellen im Buch, über die ich richtig schmunzeln musste wie beispielsweise der Vergleich des christlichen Glaubens mit einem Computer ohne Internet. Besonders diese Kleinigkeiten haben mir den Autor noch sympathischer gemacht, so etwas mag ich an Büchern. Der nervenaufreibende Showdown und die Aufklärung am Ende runden das Buch perfekt ab, wobei hier weiterhin Raum für Spekulationen bleibt. Ganz großes Kompliment an Thomas Kowa, grandioses Debüt! 5 volle Sterne! Ich freu mich schon auf einen Folgeband!



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    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • Meine Inhaltsangabe


    In einem Labor eines Unternehmens namens "Sequenza46", das sich auf Gensequenzierungen spezialisiert hat, wird ein Mitarbeiter tot aufgefunden. Beim Toten handelt es sich um keinen geringeren als Roland Obrist, den Bruder des Bischofs der Diözese Basel.
    Einer der Aufträge von "Sequenza46", an dem Obrist zuletzt gearbeitet hat, sticht den Ermittlern der Kriminalpolizei Basel besonders ins Auge: Es handelt sich um die Sequenzierung von Blutresten aus dem Turiner Grabtuch im Auftrag des Vatikans.


    Die Ermittler Javier Pandera und Tamara Ärni arbeiten zum ersten Mal gemeinsam an einem Fall und lernen sich langsam kennen. Ein weiterer Todesfall führt sie nach Bern, wo man den Laborleiter des Berner Inselspitals, Dr. Leuenberger, mit einer Überdosis Kokain aufgefunden hat.


    In einem weiteren Erzählstrang bereiten sich in Rom der Wissenschaftler Professor Wismut mit einem zweijährigen Jungen und der ehrgeizige Fernsehjournalist Roger Simovic auf eine größere Medienpräsentation vor. Simovic soll der Welt verkünden, dass es Wismut gelungen ist, aus Blutproben aus dem Turiner Grabtuch, Jesus zu klonen.
    Sollte der kleine Jesus tatsächlich ein Klon von Jesus von Nazareth sein, hätte das für den Papst weitgehende Konsequenzen. Er wäre dann nicht mehr der einzige Stellvertreter Gottes auf Erden.


    Die Aufklärung der beiden Todesfälle führen Pandera und Tamara Ärni mitten ins Kreuzfeuer von Glaube, Wissenschaft und Medienhatz.



    Meine persönliche Meinung


    Als ich das Thema des Buches, die Klonierung von Jesus, zum ersten Mal wahrgenommen habe, dachte ich: "Au Backe, muss das sein?". - Ja, musste es. Weniger wegen des Inhalts als vielmehr, weil der Thriller in meiner Lieblingsstadt Basel spielt, musste ich das Buch einfach lesen. Ich setzte mich also mit einiger Skepsis an die Lektüre, weil ich selber zwar zur Kirche ein ziemlich distanziertes Verhältnis habe, es aber doch nicht mag, wenn sich Menschen verletzt fühlen, weil man sich über den Glauben lustig macht.
    Ich bin aber sehr positiv überrascht. Aus meiner Sicht hat Thomas Kowa diese heikle Klippe sehr souverän umschifft. Obwohl das Buch durchaus kritische Fragen aufwirft zum Thema Gentechnologie, Glauben, Kirche und der Position des Papstes, geschieht es immer auf sehr sachliche Weise und stellt jeweils die Sicht von einzelnen Figuren dar, die eine völlig verschiedene Position einnehmen, so dass die Auseinandersetzung mit den Fragen sehr glaubhaft und ohne Verallgemeinerung vermittelt wird.


    Die Ermittlerkonstellation, ein junges sympathisches Paar, bestehend aus einem attraktiven Latino und einer nicht weniger exotischen Partnerin empfand ich sehr erfrischend. Den etwas granteligen Chef, der vorwiegend auf seinen eigenen Vorteil aus ist, habe ich in letzter Zeit schon etwas zu oft in Krimis erlebt. Er ist zwar wirklich authentisch gezeichnet und verschafft immer mal wieder Grund zum Schmunzeln, aber für mich war diese Spezies einfach schon zu oft da gewesen.


    Der Plot ist etwas von schweizerischer Gemächlichkeit geprägt, aber keineswegs langatmig oder gar langweilig. Ich fand es sehr angenehm, dass die Aufklärung der Verwicklungen um das genetische Material ohne hektischen Aktionismus ausgekommen ist. Auf sehr unterhaltsame Weise erfährt man einiges über die Geschichte der katholischen Kirche im Allgemeinen und die Jesuiten im Besonderen.
    Da ich selber schon molekularbiologisch gearbeitet habe, kann ich nicht beurteilen, ob die Erklärungen in diesem Bereich genau genug sind. Ich fand es auf jeden Fall nicht langatmig und der Autor ist offensichtlich sehr gut informiert. Ich habe nur einen, wirklich sehr nebensächlichen zahlenmäßigen Ausrutscher gefunden.


    Die einzelnen Handlungsstränge werden jeweils von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person aus verschiedenen Perspekiven erzählt, die durch relativ kurze Kapitel deutlich voneinander abgesetzt sind. Die polizeilichen Ermittlungen spielen zum großen Teil in Basel und Bern, während die Medienpräsentation des "Jesusklons" den Leser nach Rom in den Vatikan führt. Die Schauplätze sind sehr anschaulich beschrieben. Besonders positiv ist mir aufgefallen, wie gut es dem Autor gelungen ist, die Stimmung der Schauplätze von Basel und Bern einzufangen. Erfreulicherweise kommt das Buch dennoch ohne verbalen Lokalkolorit aus. Die Sprache liest sich sehr flüssig, für mich genau der richtig Mix aus Dialogen und Beschreibungen.



    Mein Fazit


    Ich habe mich mit diesem Erstlingswerk sehr gut unterhalten gefühlt. Ich konnte einiges über Kirchengeschichte lernen und fand es sehr spannend, in dem mir eher ungewohnten Umfeld der Kirche, mit zu rätseln. Aus der Art und Weise wie die Ermittler angelegt sind, schließe ich, dass eine Serie geplant ist und freue mich schon auf weitere Fälle.


    Obwohl es der Autor meiner Meinung nach sehr gut geschafft hat, Respekt vor der Kirche und ihren Institutionen zu wahren, ist das Buch doch eher etwas für den toleranteren Leser. Wer es als Sakrileg ansieht, überhaupt auf den Gedanken zu kommen, die DNA von Jesus anzurühren, wird sich vermutlich nur unnötig aufregen.


    Ich vergebe diesem Buch eine Leseempfehlung mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!