Rebecca Miller - Pippa Lee / The Private Lives of Pippa Lee

  • Kurzbeschreibung:

    Ein amerikanischer Traum in Manhattan. Eine ganz normale Familie. Ist das wirklich Pippas Traum vom Leben? Denn eigentlich ist sie jemand ganz anderes: Als aufmüpfige Teenagerin tauchte sie in die Sexparties und Drogenexzesse von Soho ab bis sie die Notbremse zog. Aber jetzt in der Normalität, merkt sie, dass das Leben nicht aufgeht, wenn andere die Korken knallen lassen. In einer klaren und kraftvollen Sprache stellt Rebecca Miller die wichtigsten Fragen. Packend und sehr einfühlsam erzählt sie von Pippas Suche nach dem richtigen Leben und der Entdeckung, dass das ganze Glück direkt vor unseren Augen liegen kann.


    Meine Meinung:

    Das Buch ist die Lebensgeschichte von Pippa Lee. Pippa ist 50 und führt ein ruhiges Leben in einer amerikanischen Alte-Leute-Siedlung. Endlich angekommen in der Ehe, in sich selbst, im Glück. Wirklich?


    Pippa ist das einzige Mädchen mit vier Brüdern. Sie wird von ihrer Mutter geliebt. Abgöttisch. Abnormal. Mit 16 fängt sie an, Mist zu bauen. Flüchtet. Baut mehr Mist. Flüchtet weiter. Eine Getriebene, hauptsächlich von sich selbst. Versinkt in der eigenen Bedeutungslosigkeit, an die sie inzwischen glaubt. Bis sie ihren Ehemann Herb kennenlernt, 30 Jahre älter als sie. Er glaubt, Pippa wirklich zu sehen. Sie fühlt sich angekommen. Heiratet ihn. Bekommt Kinder. Ist endlich gezähmt. Wirklich?


    Rebecca Miller skizziert das Leben von Pippa Lee auf eine eindringliche Art, die den Leser nicht nur beobachten lässt sondern ihn mit Pippa leben lässt. Pippas Gefühle, Ängste und zum Teil auch Verdammnisse werden so nah dargestellt, dass man am liebsten die Hand nach Pippa ausstrecken möchte und gleichzeitig doch Angst hat, sich in das Leben dieser eigensinnigen Persönlichkeit einzumischen.

    Die unterschiedlichen Beziehungen in Pippas Leben sind glaubwürdig, man lacht, leidet und lebt mit Pippa mit. Der Schreibstil ist sehr intensiv, wie es selten in einem Buch vorkommt.


    Es ist ein Buch, dass den Leser auf eine lange Reise mitnimmt. Und man möchte bis zum Schluss dran bleiben, wissen, wie es mit Pippa auf den einzelnen Etappen ihres Lebens geht. Man erlebt einen Lebensweg, der verrückt ist und doch glaubwürdig genug, um ihn sich vorstellen zu können. Und obwohl man am Ende des Buches glaubt, Pippa endlich zu kennen und zu verstehen, bleibt doch die Frage: wer ist eigentlich Pippa Lee?


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  • Mit Anfang 50 ist Pippa bei weitem die Jüngste in der Seniorensiedlung, in die sie mit ihrem Mann Herb, einem erfolgreichen Verleger, vor kurzem gezogen ist. Es herrscht gute Nachbarschaft zwischen den Anwohnern, und die luxuriöse Siedlung lässt keine Annehmlichkeit vermissen, die Finanzen stimmen, Herb ist für sein Alter noch sehr fit und die Kinder Ben und Grace sind erwachsen und stehen auf eigenen Beinen. Abgesehen vom etwas angespannten Verhältnis zwischen ihr und Grace gäbe es eigentlich keinen Grund für Pippa, sich zu beklagen .... und doch scheint ihr etwas zu fehlen.


    Geboren wurde sie als Tochter eines armenischstämmigen Predigers und seiner psychisch angeknacksten Frau, die sich auf schon unnatürlich Weise an das Mädchen geklammert und es mit Liebe geradezu erstickt hat. Als Teenager ergreift Pippa nach einem Vorkommnis in der Schule die Flucht nach New York zu ihrer ledigen Tante und taucht dort in eine bunte, fremde neue Welt ein.


    So weit, so gut - der Plot hörte sich vielversprechend an. Die Thematik extremer Altersunterschiede in Partnerschaften und der Probleme, die sich vor allem mit zunehmendem Alter daraus ergeben (können), ist mir literarisch eher selten untergekommen, und auch Pippas schillerndes früheres Leben böte Stoff für einen farbenprächtigen Familienroman.


    Leider ist der Funke zwischen mir und Pippa zu keiner Zeit übergesprungen. Die fast quälend detaillierten Schilderungen, wie Pippa z.B. die Spülmaschine einräumt, blauweißgesprenkeltes Spülmittel ins Spülfach einfüllt und das Gerät einschaltet, hätte ich noch als Verkörperung der gepflegten Langeweile ihres jetzigen Lebens hingenommen, aber auch als die Vergangenheitsebene ins Spiel kam, wurde ich nicht warm mit dem Buch. Zwar geschehen interessante, ungewöhnliche oder gar schon fast schockierende Dinge, aber Pippa wirkt so unsympathisch auf mich und ihre Handlungen so schwer nachvollziehbar, dass ich nach der Hälfte keinerlei Lust mehr zum Weiterlesen verspürt habe. Der irgendwie emotionslos wirkende Stil half dabei auch nicht gerade. Daher leider schon mein zweiter Abbruch in diesem Jahr.