Elizabeth Gilbert - Der Hummerkrieg

  • Fort Niles und Courne Haven sind zwei kleine, felsige, beinahe identisch aussehende Inselchen vor der Küste Maines. Die Bewohner sind so rauh wie die Granitfelsen, leben seit alters her vom Hummerfang und sind am liebsten unter sich. Fremde sind nicht allzu gern gesehen und schon gar nicht Leute von der jeweils anderen Insel. Mehrere Male haben sich die Bewohner der Zwillingsinseln richtiggehende Kriege um die besten Hummerplätze und den reichsten Fang geliefert.


    Auf Fort Niles kommt 1958 Ruth Thomas zur Welt und wächst, nachdem die Mutter aufs Festland gezogen ist, alleine bei ihrem Vater, einem schweigsamen Fischer, auf. Familienanschluss findet sie in den zahlreichen Sprösslingen der Nachbarin Mrs. Pommeroy, die gerne mal einen über den Durst trinkt, ihre chaotische Meute von Jungs mehr schlecht als recht erzieht und in Ruth die Tochter sieht, die sie nie hatte.


    Ruth selbst hat zu ihrem Geburtsort ein eher gespaltenes Verhältnis. Sie liebt diesen winzigen Felsen im Meer und weiß doch nicht so recht, ob sie dorthin gehört, besucht mit finanzieller Unterstützung des wohlhabenden Mr. Ellis, dessen Familie einst der Granitsteinbruch auf der Insel gehörte, eine Schule auf dem Festland und ist sich nicht sicher, was sie eigentlich einmal mit ihrem Leben anfangen möchte ...


    Schauplatz und Grundidee des Buches sind phantastisch. Zwei winzige Eilande im rauhen Meer vor der Nordostküste der USA, deren Bewohner sich spinnefeind sind, dermaßen, dass sie ihre eigene Existenz aufs Spiel setzen, um bloß nicht den anderen die besseren Fangplätze für die begehrten Hummer zu gönnen, und ein Haufen skurriler Figuren mit seltsamen Macken und Eigenschaften.


    Leider schafft es Elizabeth Gilbert zumindest für mich überhaupt nicht, diese tolle Grundidee wirklich ins Laufen zu bringen. Die Leute von den Inseln wirkten auf mich allesamt holzschnittartig, gewollt um eine möglichst schräge Grundidee herumgebaut. Und dass sie eher wortkarg und etwas ungehobelt sind, hätte ich auch begriffen, wenn sie nicht alle naselang wüst geflucht hätten. Nicht einmal Ruth erstand für mich wirklich zum Leben, ihre durchaus tragische Familiengeschichte und die sich später anbahnende Romanze konnten mich gar nicht berühren.


    Zudem störten mich oft die reichlich seltsamen Metaphern (hier glaube ich nicht an Übersetzungsfehler). Wie soll bitte jemand attraktiv sein, der einen Kopf "wie eine Farbdose" hat?


    Die Charaktere waren mir allesamt völlig egal, und nur weil ich noch auf irgendeinen Knalleffekt hoffte, habe ich mich querlesend bis zum Ende gequält. Der Schluss war dann ganz nett, aber mehr auch nicht. Schade, dass hier so viel Potential verschenkt wurde!


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