Christine Wirth ~ Vom Ernst des Lebens

  • Ich freue mich sehr, das Erscheinen meines Romans "Vom Ernst des Lebens" als Taschenbuchausgabe ankündigen zu dürfen! :D


    Inhalt:
    1958: Der lebenslustige, weltgewandte Miles Mayhew bedrängt den introvertierten, menschenscheuen Rupert Grayson dazu, mit ihm nach Paris zu fahren. Beide kennen sich, wenn auch nicht besonders gut, aus der gemeinsamen Studienzeit in Oxford, wo Miles bereits Gefallen an dem gegensätzlichen Rupert gefunden hatte.


    Miles scheint vor etwas zu fliehen, denn er bricht überhastet auf und lässt sich im Pariser Hotel unter Pseudonym eintragen. Zudem gibt er sich und seinen unfreiwilligen Begleiter als Brüder aus. Rupert, der zum ersten Mal im Ausland ist, sind Paris und die französische Lebensart verhasst, während Miles sich sofort willkommen fühlt.


    Überraschenderweise ist es jedoch Rupert, der einen engeren sozialen Kontakt zu einem Bistrobesitzer knüpft, der verzweifelt um seinen Lebensunterhalt kämpft, da die Gäste ausbleiben.


    Miles – aus wohlhabender Familie stammend und sehr spendabel – beschließt, Thierry um Ruperts willen zu helfen und das Bistro zu einem Anziehungspunkt zu gestalten. Mithilfe des Hotelpagen und dessen Onkel renovieren sie die Gaststätte.


    Die Freundschaft zwischen Miles und Rupert vertieft sich. Im Lauf der Zeit hilft Miles Rupert zu entdecken, was wirklich in ihm steckt, und genauso ermutigt Rupert Miles auf seine Weise, mehr von sich preiszugeben. Er erkennt, dass die Fröhlichkeit häufig nur als Selbstschutz dient, denn auch Miles hat seine empfindsamen, aber auch dunklen Seiten, die er jedoch eisern unter Kontrolle hält. Nach einigen Monaten in Paris fürchtet Rupert, Miles’ Attraktivität hoffnungslos erlegen zu sein. Denn der verbirgt etwas, über das er trotz seines offenen Wesens nicht einmal mit seinem besten Freund sprechen kann … ein Schweigen, das Rupert zu einer drastischen Maßnahme verleitet.


    Meine Meinung:
    wäre nicht objektiv, daher möchte ich allgemein ein paar Sätze dazu schreiben. Die Idee kam mir nach einem Kurztrip nach Paris. Die Stadt ist ungeheuer inspirierend und auf merkwürdige Art immer noch altmodisch, daher wollte ich eine Geschichte schreiben, die schon länger her bzw. in den 1950er Jahren angesiedelt ist. Gleichzeitig habe ich die Personen mit meiner Begeisterung für England verknüpft, denn die beiden Protagonisten sind - unschwer zu erkennen - Engländer, flüchtige Freunde aus Studientagen und doch vom Charakter ganz gegensätzlich. Durch ihre erneuerte Freundschaft beginnt für Rupert so etwas wie eine "Coming-of-Age"-Phase, aber auch Miles lernt viel von dem schüchternen Rupert. Gelegentlich gibt es homoerotische Elemente, mit denen Rupert nicht umzugehen versteht, denen der leichtlebige und genussfreudige Miles dagegen keine besondere Bedeutung beimisst. Gegen Ende wird klar, dass es eigentlich Miles ist, der erwachsen werden muss.


    Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei zwei ganz lieben Büchertrefflerinnen für ihre Unterstützung, indem sie sich Zeit genommen haben, das Manuskript zu "lektorieren." Eure Namen finden sich im Buch auf der Danksagung-Seite. :friends:

  • Ich freue mich sehr, das Erscheinen meines Romans "Vom Ernst des Lebens" als Taschenbuchausgabe ankündigen zu dürfen! :D

    Das freut mich sehr für Dich :applause: und vielleicht auch für mich :mrgreen: . Ich habe ja keinen E-Book Reader, aber nun könnte ich mir das Buch doch mal in Papierform vornehmen, wenn auf meinem SuB, bzw. meiner Büchereivorbestellungsliste wieder etwas Ruhe eingekehrt ist.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Herzlichen Glückwunsch
    und schon wieder wächst meine Wunschliste :lol: nachdem mir das Bildnis des Grafen schon so gut gefallen hat bin ich natürlich neugierig.
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Vielen lieben Dank euch! Ich denke, das Buch wird ab nächster Woche für € 7,95 erhältlich sein. In meinem Überschwang gestern habe ich glatt vergessen, mich bei Hermia und KlausS zu bedanken, die mich auf CreateSpace aufmerksam gemacht haben. Das war wirklich ein toller Tipp!!!


    Ich freue mich sehr über Leser, besonders, wenn wir das Buch hier im Thread gemeinsam diskutieren können.

  • Und ich hab es ausgelesen:


    Inhalt:
    Rupert Grayson ist klug, aber sehr zurückhaltend und nahezu menschenscheu. Der Student hat nicht viele Freunde, aber ausgerechnet der gutaussehende und beliebte Miles Mayhew hat ihn zu seinem besten Freund auserkoren – und platzt nun eines Tages völlig unerwartet bei Rupert herein, um ihn mit auf eine Reise nach Paris zu nehmen. Warum Miles so überstürzt das Land verlassen möchte, ist Rupert zwar ein Rätsel, doch er beschließt, den Freund nicht allein reisen zu lassen und schließt sich ihm an.
    Und Paris begeistert beide Männer – die Atmosphäre dort ist ganz besonders, und schnell verlieren Miles und Rupert sich im Zauber der Stadt. Rupert stellt zudem fest, dass er sich zu seinem Freund hingezogen fühlt und es als besonders schön empfindet, wenn sie Zeit zu zweit verbringen können. Ist das nur eine ganz besondere Freundschaft, die zwischen den beiden Männern, die sich in Paris als Brüder ausgeben, besteht? Steckt mehr dahinter?
    Rupert befindet sich in einem ungeahnten Gefühlschaos – für ihn hat sich sein ganzes Leben durch die Parisreise verändert und er findet langsam zu einem größeren Selbstbewusstsein und setzt sich mit sich selbst und seiner Lebensplanung auseinander, was er daheim in England mehr oder weniger seinem dominanten Vater überlassen hatte. Auch die Tatsache, dass Miles und er in Paris schnell Freunde finden, denen sie mit tatkräftiger Unterstützung zum Aufbau einer eigenen Existenz helfen können, stärkt Rupert, ohne dass der schüchterne junge Mann dies znächst merken würde.
    Doch bei allen Abenteuern in Paris treibt Rupert die Frage um, warum Miles unbedingt England verlassen wollte und in Paris unter fremdem Namen abgestiegen ist. Miles hat ganz offensichtlich ein Geheimnis, das er noch nicht einmal mit seinem besten Freund teilen möchte. Was kann so schlimm sein, dass man seine Geschichte mit niemandem teilen möchte? Und gibt es für Miles’ offensichtliches Problem eine Lösung? Es bleibt Rupert nichts Anderes übrig, als abzuwarten…


    Meine Meinung:
    “Vom Ernst des Lebens” ist mein Lieblingsroman von Christine Wirth und dies hat mehrere Gründe. Der erste ist, dass ich Miles Mayhew verfallen bin (wie so viele Figuren des Romans auch); ich mag seine charmante Art, sein Durchsetzungsvermögen, auch die Tatsache, dass er manchmal so unberechenbar ist. Es gibt nur eine Szene, in der ich sein Verhalten nicht nachvollziehen kann, aber sicherlich kann man sagen, dass Miles sich an der Stelle für die fünfziger Jahre irgendwie stimmig verhält. Heute würde er vielleicht auch anders reagieren…
    Ich finde außerdem Paris als Kulisse hier sehr schön. Ich bin ja eigentlich nicht so frankreichvernarrt, aber hier ist das Setting einfach stimmig und es hat mir Spaß gemacht, mit Miles und Rupert durch die Straßen von Paris zu schlendern. Gerade kurz nach der Ankunft der beiden gibt es ein paar Szenen, bei denen Menschen, die schon in Paris waren, sicher ganz deutliche Bilder im Kopf haben.
    Die Handlung ist spannend angelegt, weil man zusammen mit dem ängstlichen Rupert, der das genaue Gegenteil von Miles zu sein scheint, hinter das Geheimnis von Miles kommen möchte. Das gerät zwischenzeitlich zwar immer mal wieder in den Hintergrund, weil man zusammen mit Miles und Rupert an deren großem Projekt zur Existenzrettung ihrer Freunde arbeitet, aber es bleibt die ganze Zeit über spannend und man kommt nur langsam hinter das, was den äußerlich so weltgewandten und selbstsicheren Miles so umtreibt.
    Sprachlich erzählt Christine Wirth hier sehr klar und auf den Punkt formuliert, gleichzeitig aber gelingt es ihr, Orte und Atmosphären so zu beschreiben, dass man sich in die Handlung hineinversetzt fühlt. Für mich ein ganz toller Roman und eine echte Leseempfehlung – ein Geheimtipp!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Vielen lieben Dank euch! Ich denke, das Buch wird ab nächster Woche für € 7,95 erhältlich sein. In meinem Überschwang gestern habe ich glatt vergessen, mich bei Hermia und KlausS zu bedanken, die mich auf CreateSpace aufmerksam gemacht haben. Das war wirklich ein toller Tipp!!!


    Ich freue mich sehr über Leser, besonders, wenn wir das Buch hier im Thread gemeinsam diskutieren können.


    Ich bin nur zufällig über strandläuferin auf das Buch gestoßen und weil es in Paris spielt. Ich wusste bisher nicht, dass du selbst Bücher schreibst. :) Das Buch ist auf meiner Wunschliste gelandet. Ich wünsche dir auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg als Autorin. :friends:

    ~Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.~
    - Heinrich Heine -

  • Strandläuferin ~ ganz lieben Dank für die wunderschöne Rezi! :friends: Und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne! Danke schön!


    Die Stelle, an der du Miles' Verhalten nicht nachvollziehbar findest, würde mich schon interessieren, aber ich könnte mir fast denken, dass du vielleicht die Standpauke meinst, die er Thierry und Julien hält? (Spoiler? Hm... :scratch: ) Ich dachte mir, dass Miles mit seiner Offenheit und seinem einnehmenden Wesen sehr gut in der Lage ist, sich in andere hineinzuversetzen.

    Im Grunde genommen ist Miles das, was er Rupert nicht ganz ernst gemeint vorwirft zu sein, nämlich ein großes Kind. Durch die Auseinandersetzung mit Rupert und nicht zuletzt den französischen Freunden ändert sich das. Obwohl der Großteil der Geschichte aus Ruperts Sicht erzählt wird, ist der Parisaufenthalt eigentlich ein Reifungsprozess für beide.

  • “Vom Ernst des Lebens” ist mein Lieblingsroman von Christine Wirth und dies hat mehrere Gründe. Der erste ist, dass ich Miles Mayhew verfallen bin (wie so viele Figuren des Romans auch); ich mag seine charmante Art, sein Durchsetzungsvermögen, auch die Tatsache, dass er manchmal so unberechenbar ist. Es gibt nur eine Szene, in der ich sein Verhalten nicht nachvollziehen kann, aber sicherlich kann man sagen, dass Miles sich an der Stelle für die fünfziger Jahre irgendwie stimmig verhält. Heute würde er vielleicht auch anders reagieren…
    Ich finde außerdem Paris als Kulisse hier sehr schön. Ich bin ja eigentlich nicht so frankreichvernarrt, aber hier ist das Setting einfach stimmig und es hat mir Spaß gemacht, mit Miles und Rupert durch die Straßen von Paris zu schlendern. Gerade kurz nach der Ankunft der beiden gibt es ein paar Szenen, bei denen Menschen, die schon in Paris waren, sicher ganz deutliche Bilder im Kopf haben.
    Die Handlung ist spannend angelegt, weil man zusammen mit dem ängstlichen Rupert, der das genaue Gegenteil von Miles zu sein scheint, hinter das Geheimnis von Miles kommen möchte. Das gerät zwischenzeitlich zwar immer mal wieder in den Hintergrund, weil man zusammen mit Miles und Rupert an deren großem Projekt zur Existenzrettung ihrer Freunde arbeitet, aber es bleibt die ganze Zeit über spannend und man kommt nur langsam hinter das, was den äußerlich so weltgewandten und selbstsicheren Miles so umtreibt.
    Sprachlich erzählt Christine Wirth hier sehr klar und auf den Punkt formuliert, gleichzeitig aber gelingt es ihr, Orte und Atmosphären so zu beschreiben, dass man sich in die Handlung hineinversetzt fühlt. Für mich ein ganz toller Roman und eine echte Leseempfehlung – ein Geheimtipp!


    Was soll ich dem noch hinzufügen? Es hat mir sehr gut gefallen und irgendwie möchte ich doch gerne wissen wie es mit den beiden weitergeht. Also ein zweiter Teil dazu wäre nicht falsch, :lol: sondern würde so neugierige Nasen wie mich befriedigen. Nochmals danke für das signierte Buch und nur so weiter, lass dich nicht entmutigen, du kannst es. :thumleft:
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Mara ~ vielen lieben Dank! :friends: Heute war ein schöner Tag für mich, und dazu hat dein posting und deine positive Meinung ganz erheblich beigetragen!


    Eine Fortsetzung mit Rupert und Miles ist erst mal nicht geplant. Es ist ziemlich schwer zu erklären, aber ich lasse meine Figuren nach dem Beenden der Geschichte meist recht schnell wieder los, obwohl sie mir natürlich ans Herz wachsen während des Schreibens. Ich mochte Rupert sehr gern und auch Thierry und Julien. Miles, der ein bisschen "larger than life" daherkommt, war mir in seiner Widersprüchlichkeit nahe, wenn auch ein bisschen suspekt. Ich bin aber sehr froh, dass er scheinbar ein echter Sympathieträger ist. :D

  • Klappentext:
    London, 1958
    Der lebenslustige Miles Mayhew bedrängt seinen ehemaligen Oxford-Kommilitonen Rupert Grayson in einer Spontanaktion, für unbestimmte Zeit gemeinsam nach Paris zu reisen. Rupert, der sich lieber hinter Büchern vergräbt und Kontakte scheut, hält zwar wenig davon, kann jedoch nicht ablehnen. Miles scheint vor etwas zu fliehen, denn er checkt im Pariser Hotel unter falschem Namen ein und gibt Rupert als seinen Bruder aus. Dieser macht sich seine eigenen Gedanken über Miles’ Flucht aus England, da Miles nicht darüber reden möchte und sich recht geheimnisvoll gibt. Nach und nach vertieft sich ihre Freundschaft; Miles hilft Rupert, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln, während Rupert auf seine zurückhaltende Art dem Freund Dinge aus dessen Vergangenheit entlockt, die Miles lieber verschwiegen hätte…


    "Vom Ernst des Lebens" war mein erster Roman von Christine Wirth.
    Ein Spontankauf bei Amazon, den ich nicht bereut habe.
    Rupert und Miles sind zwei interessante und sehr gegensätzliche Charaktere.
    Ich habe beide sehr schnell ins Herz geschlossen, wie auch - bis auf Gisèle - die anderen Personen dieses Buches. Doch gerade, dass ich Giséle nicht so mochte, macht den ganzen Roman authentischer.
    Alle Personen waren vielfältig und interessant. Jeder hatte einen ganz besonderen Charme, eine besondere Anziehungskraft.
    Christine Wirths Art zu schreiben empfand ich als sehr angenehm.
    Man wird gleich in die Geschichte geworfen, dabei schreibt sie sehr anschaulich, direkt und atmosphärisch.
    Ich habe zwar nichts gegen ausführliche Beschreibungen der Landschaft oder der Leute.
    Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn jemand dies weg lässt oder manche Dinge nur ganz am Rande erwähnt.
    Wichtig ist, dass es zu der Geschichte passt und nicht holperig oder gezwungen wirkt.
    Christine Wirt gelingt das auf ganz besondere Weise.
    Wie alle handelnden Personen zueinander finden und wie sich ihre Freundschaft dann vertieft hat mir besonders gefallen.


    Es gibt zwei Szenen, in denen ich Ruperts Verhalten nicht nachvollziehen konnte und seine Reaktionen auch ziemlich überzogen fand und Miles war mir manchmal etwas zu begabt.
    Insgesamt war es jedoch eine richtig tolle Geschichte mit liebenswerten Charakteren und einigen Geheimnissen, die auch etwas Spannung in die Geschichte brachten.
    Ich vergebe vier Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Pandi ~ es freut mich sehr, dass ich dich gut unterhalten habe! :D Vielen Dank für die vier Sterne und die schöne Rezi. Tatsächlich ist "Vom Ernst des Lebens" meine kürzeste Geschichte, in der ich bewusst auf Details verzichtet habe, weil ich mal was "Neues" probieren wollte. Ich muss sagen, das hatte auch seinen Reiz, denn ich glaube, dass man viel zwischen den Zeilen lesen kann.


    Dass dir Giséle nicht sonderlich sympathisch war und dafür alle anderen (männlichen) Protagonisten - sollte mir das etwas über mein Frauenbild der 1950er Jahre sagen? :wink: Ich denke, sie ist einfach verletzt vom Verhalten ihres Mannes, und daher manchmal ein bisschen biestig.


    Rupert habe ich als einen sehr neurotischen Charakter angelegt, der den Umgang mit Menschen nicht gewohnt ist und zudem unter Ängsten leidet, die für "Normale" wenig nachvollziehbar sind. Ausgleichend dazu steht Miles, auf den er sich verlassen kann und der ihm zeigt, dass es kein Fehler ist, so zu sein wie er ist und jeder Mensch trotzdem mit Schwierigkeiten fertig werden kann, wenn man sich ihnen gemeinsam stellt.

  • Dass dir Giséle nicht sonderlich sympathisch war und dafür alle anderen (männlichen) Protagonisten - sollte mir das etwas über mein Frauenbild der 1950er Jahre sagen?


    Ich spoilere jetzt mal um anderen nicht zu viel zu verraten. (Der Spoiler verrät eine wichtige, überraschende Handlung. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte ihn wirklich nicht lesen, um sich das nicht vorweg zu nehmen.)


    Rupert habe ich als einen sehr neurotischen Charakter angelegt, der den Umgang mit Menschen nicht gewohnt ist und zudem unter Ängsten leidet, die für "Normale" wenig nachvollziehbar sind. Ausgleichend dazu steht Miles, auf den er sich verlassen kann und der ihm zeigt, dass es kein Fehler ist, so zu sein wie er ist und jeder Mensch trotzdem mit Schwierigkeiten fertig werden kann, wenn man sich ihnen gemeinsam stellt.


    Aber gerade diese Unterschiede fand ich faszinierend.


    Ich habe ein bisschen geschwankt, als ich die Sterne vergeben musste.
    Ich vergebe keine halben, so musste ich mich entscheiden.
    Fünf wäre mir etwas zu viel gewesen, da ich ja auch den ein oder anderen Kritikpunkt habe.
    Vier finde ich dann auch wieder irgendwie etwas wenig, da die Kritikpunkte ja nicht so ins Gewicht fallen.
    Dennoch habe ich mich für vier mit Tendenz zu fünf entschieden.
    Ich freue mich schon auf "Das Bildnis des Grafen" und auch "Fairlight" werde ich mir sicher bald kaufen.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Meine Antwort bezüglich Giséle:

  • Menschlich auf jeden Fall. Obwohl ich ihre Beweggründe verstehen kann, war sie mir dennoch nicht so sympathisch.
    Vielleicht hätte sich das geändert, wenn ich sie besser kennen gelernt hätte.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Worum geht es?
    Im Jahre 1958 überredet ein junger Engländer einen ehemaligen Studienkollegen zu einer spontanen Reise nach Paris - ohne ihm den Grund
    oder genaue Pläne zu nennen. Der Zufall verschlägt sie dort in ein heruntergekommenes Bistro - und plötzlich ist die Idee geboren, dieses
    zu neuem Leben zu erwecken. Zusammen mit dem Betreiber des Bistros und anderen neuen Bekannten machen sie sich ans Werk-und langsam aber sicher erlebt nicht nur das Bistro seine Renaissance,sondern die beiden merken, was ihnen wirklich wichtig ist.


    Hautfiguren / Handlung/ Ablauf
    Landsmänner, gleich alt, beide Absolventen des gleichen Elite-Colleges- und dennoch könnten sie unterschiedlicher nicht sein: Körperlich präsent, geistig brilliant, charismatisch, weltgewandt und emotional der eine, nicht minder klug der andere, aber im Gegensatz zum Freund scheu, gehemmt, ein Menschenskeptiker, der sich hinter Büchern verbirgt.
    Miles, der Bonvivant aus gutem Hause, mietet sich im Hotel unter falschem
    Namen ein und Rupert, der nicht nur Schiffsschwankungen schlecht erträgt, willigt mehr schlecht als recht ein, sich als Miles' Bruder auszugeben.
    Ausgerechnet Rupert ist es, der das Bistro entdeckt, das, seitdem der Koch das Handtuch geworfen hat, vom Besitzer Thierry weitergeführt wird, am Rande des Ruins. Miles Ideen und nicht zuletzt seine guten Kontakte zu Geldgebern in der Heimat motivieren die beiden, die Rettung des Bistros zu versuchen: als englisches "Pub"!
    Was bereits auf der Fahrt nach Paris begann, setzt sich bei den Arbeiten am Bistro, bei Ausflügen, bei entspannen Feierabenden nach getaner Arbeit und nicht zuletzt auch in Verbindung mit Thierrys Familienanghörigen fort: kleine Hinweise, scheinbar beiläufige Begebenheiten, leise,
    flüchtig, aber unzweifelhaft vorhanden! Hier baut Christine Wirth geschickt und sehr clever einen Spannungsbogen auf, der sich immer weiter steigert. Eine äußerst emotionale Reaktion Ruperts und deren Folgen leiten schließlich die Wende ein, die längst fällig war.
    Miles erkennt immer mehr, was ihn wirklich umtreibt, und es ist nicht zuletzt Rupert mit seiner zurückhaltenden aber ständigen Penetranz, die
    es ihm entlockt. Am Ende steht das Bistro in voller Blüte und in vollem Erfolg- und auch Miles und Rupert wissen nun nicht nur, was sie wohin getrieben hat,sondern auch: wohin sie wollen.


    Meine Meinung:
    Mal was Anderes: Sprache, Beschreibungen,Bilder! Paris liegt direkt vor mir, und ich stehe mit Hammer und Spachel bewaffnet da und helfe dem Bistro bei seiner Renaissance! Den Figuren beim Erwachsenwerden helfen konnte ich nicht, aber es war schön, ihnen dabei zuzuschauen!


    Kritik:
    Nicht immer entspricht die Sprache dem Jahr 1958. Man stutzt, aber nachhaltig am Lesen hindert es nicht.


    Meine Bewertung : 4 Sterne

    Los Principios y las Revoluciónes se mueren en los Pantalones