Frank Schätzing - Tod und Teufel

  • Frank Schätzing ist Autor. Und zwar ein erfolgreicher. In diesem Hörbuch ist Schätzing aber mehr: Er ist Autor, Hörbuchsprecher und er hat auch noch die Musik selbst eingespielt! Tausendsassa? Selbstüberschätzung? Kontrollfreak? Hier meine Meinung...

    Inhalt by Frank Schatzing
    Jacob ist Bettler im Köln des Jahres 1260 und schlägt sich mit dem Diebstahl von Nahrungsmitteln durchs Leben. Als er Äpfel von einem Baum stielt wird er Zeuge eines Mordes auf der Baustelle des Doms. doch auch der Mörder hat ihn gesehen. Jeder dem er von dem Vorfall Erzählt wird kurze Zeit später ermordet und auch er wird ständig verfolgt. Die einzige Möglichkeit die ihm bleibt ist das Komplott im Hintergrund selbst aufzudecken....


    Die Handlung hat mich angenehm überrascht. Die erste CD zieht sich noch in die Länge, aber dann nimmt die Handlung richtig Fahrt auf. Es ist kein typischer Mittelalterroman. Es gibt keine großen geschichtlichen Ereignisse, keine tragischen Liebesgeschichten oder Schicksale, keine Treffen mit bedeutenden Persönlichkeiten... Es ist einfach eine Kreuzung aus Krimi und Katz und Maus Spiel in einer mittelalterlichen Umgebung. Auch der ein oder andere Charakter passt nicht so richtig in die Zeit, was aber egal ist. Die Charaktere sind Liebenswert ausgefallen und auch gerne mal ein wenig Ironisch... Richtig schön erfrischend.


    Ja, Frank Schätzing ist ein erfolgreicher Autor und zwar zurecht. Ich selbst mag seine bisweilen ausufernde Art nicht so sehr. In diesem Hörbuch gibt es diese aber nicht. Außer dem schwachen Anfang der dazu verleitet das Werk wieder wegzulegen hat die Geschichte mich richtig fasziniert!


    Das Hörbuch
    8 CD's für ein relativ dünnes Buch (384 Seiten). Das ist mal ein Vorbildlicher Umfang. Die Geschichte kommt dementsprechend wenig gekürzt und ohne Logikbrüche aus. Gute Geschichte, mehr als Ausreichender Umfang: Jetzt kann doch kaum noch was schiefgehen oder? Naja, die 8 CD's muss man schnell relativieren... Das wird schon beim Hören des ersten Tracks klar. Dieser ist 2 Minuten Lang und besteht nur aus Musik... Bis in Kapitel Kapitel 2 endlich die Geschichte beginn wird nochmal 1 Minute Musik abgespielt...


    Musik by Frank Schätzing:
    Bei Historischen Hörbüchern leider weit verbreitet: Es wird Musik eingespielt. Ich persönlich mag keine Musik in Hörbüchern und bin auch außerhalb von Hörbüchern kein Fan oder gar Kenner von mittelalterlicher Musik... Trotzdem gibts dazu jede Menge zu sagen weil die Musik in diesem Hörbuch einfach unabhängig von Ihrer Qualität ein Ärgernis ist:


    - Die Musik ist an jedem Kapitelanfang vorhanden und dauert von wenigen Sekunden bis hin zu 2 Minuten. Bei 87 Tracks bedeutet das schonmal 1 CD komplett mit Musik...
    - ... die man eben auch nicht wegdrücken kann weil sie am Kapitelanfang ist...
    - ... was dazu führt das man wenn man mal nicht mehr genau weis wo man war sinnlos im Kapitel spulen muss bis endlich mal text kommt.


    - Außerdem gibt es bei ca jedem zweiten Kapitel auch nochmal Musik am Kapitelende. Die kann man zwar wenigstens wegdrücken, aber...
    - ...manchmal kommt auch noch Musik in langen Kapiteln, also muss man mit dem wegdrücken vorsichtig sein den man weis ja nie ob danach noch was kommt...
    - ... so oder so geht dadurch noch einmal eine halbe CD für Musik drauf


    - Die Musikstücke sind willkürlich platziert und haben aus meiner Sicht nichts mit der Stimmung im Buch zu tun.
    - Besonders Ärgerlich: Es kommt mehrfach vor das am Ende eines Kapitels und am Anfang des nächsten Kapitels das absolut identische Musikstück läuft. Somit hört man das selbe gedudel manchmal 2x hintereinander
    - Die Musik ist schlecht abgemischt und im Vergleich zum Text zu laut. In meinen Ohren klingt es auch wenig Mittelalterlich und teilweise zu synthetisch,
    - Das erste und die letzen 15 (!!) Kapitel bestehen ausschließlich aus Musik (Teilweise 8 Minuten lange Tracks). Macht nochmal über eine halbe CD Musik.


    Bei all diesen doch gravierenden Punkten muss man der Hörbuchproduktion aber eines zu gute halten - Der größte alle Fehler wurde NICHT gemacht: Entweder es läuft Musik, oder es wird gesprochen. Nie wird paralell gesprochen und musizert. Die Musik wird so zwar zum regelmäßigen Stimmungstöter und zu einem Ärgerniss, macht das Hörbuch aber wenigstens nicht komplett unhörbar...


    Der Sprecher (Frank Schätzing)
    Frank Schätzing ist Kölner. Eigentlich doch naheliegend das jemand mit einem gewissen köllschen Singsang in der Stimme (s)ein Hörbuch vertont das in Köln spielt. Auch in "Der Schwarm" war Schätzing schon als Sprecher unterwegs. Hier hat er einen einzelnen Charakter vertont und das gut gemacht. Hier ist er aber alleiniger Hörbuchsprecher und das ist eine andere Hausnummer. Eine gewisse Stimmvielfalt kann man Schätzing dabei nicht absprechen und er ist auch engagiert bei der Sache. Dennoch, selten war der allseits bekannte Satz aus Arbeitszeugnissen so angebracht: Es war stets bemüht... Seine Betonung ist eine Katastrophe und es ist einfach nicht schön anzuhören. Seine Stimme reist mich immer wieder aus der Geschichte. Sein Köllscher Unterton ist selbst für mich der ein großer Fan der Stadt Köln ist und seine Wahlheimat in die nähe gelegt hat schwer zu ertragen.


    Fazit:
    Inhaltlich vieleicht der beste Roman von Schätzing den ich bisher gelesen/gehört habe. Deshalb gelingt es mir sogar erstaulich oft trotz der doch mäßigen Sprecherleistung von Schätzing tief in die Geschichte abzutauchen. Allerdings maximal so lange bis wieder Musik kommt dann ist wieder aufschrecken angesagt.... Schätzing bleib bei deinen Leisten. Ohne Musik und mit einem durchschnittlichen Sprecher hätte ich 4-5 Sterne gegen, so allerdings bleiben :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Hallo Hörbuch-Freak,


    vielen Dank :pray: für deine ausführliche und sehr unterhaltsame :totlach: Rezension!


    Echt witzig, wie du das mit der nervigen Musik beschreibst :-({|= :lechz: .


    Nun freue ich mich, dass ich mir das Buch in Papierform :study: geholt habe, denn mir würde es sicherlich ähnlich damit gehen wie dir.


    Also...Nix verpasst :applause:


    Ich wünsche dir noch viele gute Hörbücher auf die Ohren! :musik: Gruß, Exlibris :winken:

  • Als Hörbuch einfach genial!


    Bei dem Hörspiel handelt es sich um einen Mittelalter-Krimi.
    Die Geschichte spielt im mittelalterlichen Köln.
    Es geht um den Tod des Dom-Baumeisters.


    Punkte, die mir positiv aufgefallen sind:
    Die musikalische Untermalung / Einspielung (oft mit alten Instrumenten aus der damaligen Zeit) vermittelt eine sehr düstere, jedoch passende, Stimmung.
    Die Erzählung wird mit ruhiger Stimme und guter Betonung gesprochen; sehr angenehme Stimme.
    Ebenso sind die Dialoge mit voller Klangfarbe und eindringlicher Betonung gesprochen.
    Die gehobene Sprache und Sprechweise sowie die verwendeten „altertümlichen Begriffe“ runden das stimmige Bild ab.


    Ich finde, dass der Autor ein begnadeter Erzähler ist: „… einen Augenblick – dieses Nichts an Zeit…“ finde ich eine sehr gelungene Formulierung.


    Besonders gut gefallen haben mir die philosophischen Diskussionen z.B. über die Kreuzzüge sowie deren Hintergründe.


    Einziger Kritikpunkt:
    Die Musikeinspielung ist oftmals zu laut, während die Dialoge meist sehr leise gesprochen sind; so ist es schwierig die korrekte Lautstärkeregelung einzustellen.


    Die szenische Lesung mit Dialogen und Musik hat mir sehr gut gefallen; ich finde dies ein sehr aufwendiges und hochwertiges Hörspiel!
    Ein Mittelalter-Spektakulum - ein opulentes Werk.
    Fazit: Ein Theaterstück für die Ohren!


    5 Sterne (von max. 5 Sternen)