Klappentext:
Ein Killer, der wie ein Computervirus agiert: unsichtbar und allgegenwärtig. Er nennt sich der Namenlose, und seine Taten versetzen ganz Berlin in Angst und Schrecken. Hauptkommissarin Clara Vidalis und ihr Team sind in der Abteilung für Pathopsychologie ohnehin schon für die schweren Fälle zuständig, aber die Vorgehensweise dieses Verbrechers raubt selbst ihnen den Atem. Perfide und genial lenkt er die Ermittler stets auf die falsche Fährte. Und erst allmählich begreift die Kommissarin, dass der Namenlose sein grausames Spiel nicht mit der Polizei spielen will, sondern nur mit einem Menschen: mit ihr, Clara Vidalis. Während die Ermittler noch verzweifelt versuchen, die Identität des Killers aufzudecken, startet der Medienmogul Albert Torino eine neue Castin-Show. Und es gibt jemanden, der diese Schow für seine eigenen, brutalen Zwecke nutzen wird: der Namenlose.
Der Autor:
Veit Etzold, geboren 1973 in Bremen, studierte Anglistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und General Management in Oldenburg, London und Barcelona. 2005 promovierte er zum Kinofilm "Matrix". Während und nach seinem Studium arbeitete er für Medienkonzerne, Banken, in der Unternehmensberatung und in der Management-Ausbildung. Veit Etzold lebt in Berlin.
Thriller, 447 Seiten
Meine Meinung:
Ein guter Schriftsteller benötigt immer ein gewisses Maß an Talent (ebenso wie ein guter Maler). Das muss bereits vorhanden sein und lässt sich nicht erlernen, allenfalls ausbauen. Veit Etzold fehlt dieses Talent jedenfalls. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck. Vieleicht sollte er besser Sachbücher schreiben, denn Detailkenntnisse im rechtsmedizinischen und medienwirksamen Bereich besitzt er und bringt sie auch gut rüber. Aber sein Schreibstil hat mir gar nicht gefallen. Alles wirkte sehr konstruiert und bemüht nach Schema geschrieben. Auch das nicht zu knappe Potenzial an Brutalität, das er sich wohl bemüßigt fühlte, hinzufügen zu müssen, hatte auf mich etwas Holperiges. Schockeffekte sehen anders aus ! Vieleicht können das die amerikanischen Kollegen doch besser.
Was mich aber ganz besonders genervt hat, war eine gewisse Edelstahlbrille. Wenn das ein "Kunstgriff" sein sollte, kam er bei mir als solcher nicht rüber. Die Wiederholung dieser Besonderheit des Täters grenzt schon fast ans Lachhafte:
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S. 28: Seine Haare waren blond und sehr kurz geschnitten, und er trug eine Brille aus mattem Edelstahl.
S. 328: Der Mann stand auf, streckte seine massige Gestalt, wischte sich mit einem Finger das Blut von der Schläfe, leckte den Finger ab, zeigte ein kurzes Lächeln und sezte dann eine Brille auf.
Eine Brille mit mattem Edelstahlrahem.
S. 371: Der Fahrer wendete auf Höhe der Chausseestraße und fuhr zurück in Richtung Stadtautobahn, während er seine Brille zurechtrückte.
Eine Brille mit einem Rahmen aus mattem Edelstahl.
S. 418: Er schaute erst das Handy an und richtete seinen Blick dann auf Clara, musterte sie mit seinen blauen Augen durch die Gläser seiner Brille.
Eine Brille mit mattem Edelstahlrahmen.
Außerdem kommen wieder einmal die bekannten Klischees zum Tragen. Der Killer wurde als Kind missbraucht. Die Kommissarin hat selbst ein Vergangenheitstrauma zu verarbeiten und gerät auch noch ins Visier des Täters und so weiter bis zum allzu bekannten Showdown.
Allerdings halte ich den Handlungsaufbau für sehr gelungen. Das Buch ist gegliedert in drei Teile mit relativ kurzen Abschnitten und ständigem Szenenwechsel. Das erzeugt Spannung. Auch das Thema ist gut gewählt. Der Namenlose nutzt die Möglichkeiten des Internetzeitalters und sucht sich seine Opfer auf den bekannten Plattformen wie z.B. Facebook. Auch ein Medienmanager, der eine neue perfide Castingshow ins Leben ruft und mit zynischen Kommentaren nicht spart, schafft einen Bezug zu einem erschreckenden Phänomen der Medienlandschaft.
Mein Fazit: Ein Autor, der vieleicht besser Sachbücher schreiben sollte, denn der Stil konnte mich überhaupt nicht überzeugen, obwohl die Fachkenntnisse in den beschriebenen Bereichen gut rübergebracht wurden. Als Thrillerfan habe ich aber schon besser konstruierte und stilistische perfektere Bücher gelesen. Meine Bewertung: