Laura Restrepo - Die Insel der Verlorenen / La Isla de la pasión

  • Inhalt (Klappentext):
    Ist es Strafe oder Auszeichnung? Ramon Arnaud hatte schon einmal Fahnenflucht begangen, aber er hat sich mit verzweifelter Disziplin zurückgekämpft in die militärische Hierarchie. Und nun soll er, kurz vor seiner Hochzeit mit Alicia, auf diese winzige unwirtliche Clipperton-Insel versetzt werden? Aber es ist auch eine Beförderung, er darf seine frisch angetraute Frau mitnehmen, und so sticht er als Gouverneur mit kleinen Hofstaat in See. Die neuen Bewohner versuchen sich, so gut es geht, auf ihrer Insel einzurichten: Die starre militärische Ordnung weicht alsbald auf; die Gruppe errichtet ein Lebensmittelgeschäft, eine Apotheke, einen Leuchtturm, sie feiern Dinnerpartys. Aber dann bleiben die Versorgungsschiffe aus. Mit der Zeit hat das Grüppchen immer weniger der unerbittlichen Natur entgegenzusetzen, aber die größte Gefahr sind sie selbst. Eifersucht, Gewalt und zunehmender Irrsinn machen die Katastrophe unausweichlich.....


    Autorin:
    Laura Restrepo wurde 1950 in Kolumbien geboren. Sie war als politische Journalistin in verschiedenen Menschenrechtsorganisationen aktiv und musste aufgrund ihres politischen Engagements für mehrere Jahre das Land verlassen. Für ihre Sachbücher und Romane erhielt sie zahlreiche Preise. Zuletzt erschien bei Luchterhand ihr Roman "Land der Geister". Laura Restrepo lebt in Mexiko City.


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Clipperton - eigentlich nannte Ferdinand Magellan diese Insel bei ihrer Entdeckung "Isla de la Pasion", Insel der Leidenschaft oder des Leidens und ich denke er wußte warum. Wie kann man sich nur auf solch eine Insel beordern lassen? Nun wenn man eine Schuld begleichen will, Vergangenes tilgen möchte und sie als Gouverneur zum Sprungbrett für die Zukunft sieht, so war zumindest die Betrachtungsweise des mexikanischen Hauptmanns Ramon Arnaud.
    Ein strategisch wichtiges Eiland bestehend aus Schwefelgestank, einer Unzahl Krabben, nistenden Moewen, Riffen, Wellenbrechern, einigen Palmen mit einem Mauerring aus Korallen, das dann auch noch von einem Orkan heimgesucht wird. Völlig abhängig von den Versorgungsschiffen, die zuerst mit enormer Verspätung und dann überhaupt nicht mehr ankamen. Und das Ganze umgeben von Haien. Das konnte nur zur Tragödie werden.
    Laura Restrepo webt hier einen spannenden Abenteuerroman, den man nur ungern aus der Hand legt. Und das Beste daran ist, die Geschichte ist auch noch wahr.Das unterstreicht die Autorin mit Treffen und Gesprächen von Zeitzeugen und deren Nachkommen sowie Dokumenten, die sie unmittelbar während des Erzählens hinzufügt. So erfährt man nicht erst im Anschluß was aus den einzelnen Personen geworden ist, und das macht das Buch noch aufregender und vor allem glaubwürdig. 35 Menschen auf einer einsamen kargen Insel voller Verzweiflung, aber auch Mut, zupackende Männer und unerschrockene Frauen von Laura Restrepo wortstark erneut zum Leben erweckt. Politische Wirren in der Heimat und der nahende Erste Weltkrieg führen zum Desaster und zeigen die Stärken und Schwächen des Einzelnen.
    Nur mit dem Cover des Buches kann ich wenig Verbindung mit dem Roman entdecken, denn hier zeigt sich Vegetation, wo keine ist und eine Dhau, die man eher in Ägypten vermutet.
    Fazit: Eine wahre Geschichte von Laura Restrepo einfühlsam und wortgewaltig erzählt. Ein absolut fesselndes, spannendes Lesevergnügen!
    Meine Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Der mexikanische Hauptmann Ramón Arnaud landet als Fahnenflüchtiger im Gefängnis. Um seine Ehre wieder herzustellen, will er seine militärische Laufbahn noch einmal ganz von vorne beginnen. Der Befehl, auf die unwirtliche, aber strategisch wichtige Pazifikinsel Clipperton aufzubrechen, trifft Ramón hart, ist er doch gerade im Begriff, sich zu verheiraten.

    Im Sommer 1908 macht sich Hauptmann Arnaud mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Alicia und elf weiteren Soldaten - auch diese in Begleitung ihrer Familien - schließlich auf zu seinem neuen Bestimmungsort. Solange das Versorgungsschiff einigermaßen pünktlich eintrifft, ist das Leben auf Clipperton durchaus erträglich. Doch die politischen Wirren in Mexiko und der Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrechen die Verbindung zum Heimatland vollständig. Die auf Clipperton Vergessenen sind fortan auf sich selber gestellt.


    Laura Restrepo hat ihrem Roman eine wahre Begebenheit zugrunde gelegt, die mich inhaltlich (laut Klappentext) sehr angesprochen hat. Eine kleine Gruppe unterschiedlichster Menschen wird auf einer ungastlichen Insel zusammengewürfelt, und muss mit den dort herrschenden Extremen zurechtkommen. Ihr Überleben hängt zudem von der regelmäßigen Versorgung aus der Heimat ab, die im Lauf der Jahre mit den sich ändernden politischen Verhältnissen aber immer unsicherer wird.

    Das wäre - so würde man meinen - ausreichend Stoff, um daraus eine spannende Geschichte zu konstruieren. Leider ist dieses Vorhaben meiner Meinung nach nicht gelungen, da die Autorin sehr eigenartige Protagonisten schafft. Trotz ihrer kritischen Lage verhalten sie sich allesamt sehr merkwürdig, sodass mir keine der Figuren wirklich sympathisch war, niemand, mit dem ich mitleiden und mitfiebern konnte. Gewiss leiden Körper und Psyche unter solch extremen Lebensbedingungen, doch konnte Laura Restrepo die Auswirkungen nicht glaubwürdig darstellen. Mir kamen sämtliche Figuren sehr unnatürlich vor, nicht wie Menschen aus Fleisch und Blut, die um ihr Überleben bangen. Viele Reaktionen fand ich derart gekünstelt, dass mir das Lesen zunehmend verleidet wurde. Ein Hauptmann, der während eines Orkans ziellos über die Insel rennt, ist für mich genauso realitätsfern wie ein an Skorbut Erkrankter, bereits Halbtoter, der dann unerklärlicherweise doch überlebt, und Bärenkräfte entwickelt, um alle anderen in Angst und Schrecken zu versetzen. Anstatt solcher Konstellationen zur Spannungssteigerung, die ich ganz und gar entbehrlich finde, hätte ich mir eine ernsthafte psychologische Sichtweise auf die sich ändernden Charaktere erwartet.

    Mir hätte das Buch inhaltlich nicht schlecht gefallen, wenn es glaubwürdig umgesetzt worden wäre. Der Stil hat mich an Gabriel García Márquez erinnert, leider aber nur in einer schlechten Kopie.


    Enttäuschende :bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Laura Restrepo, Die Insel der Verlorenen“ zu „Laura Restrepo - Die Insel der Verlorenen / La Isla de la pasión“ geändert.