Lewis Carroll - Alice im Wunderland / Alice's Adventures in Wonderland

  • Nachdem ich von "Alice im Wunderland" mehrfach irgendwelche Filmausschnitte gesehen hatte und sie immer "total bescheuert" fand, dachte ich, vermutlich hätte ich dem Werk als Kind nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet, gilt es doch als eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur. Auch fand ich es persönlich seltsam, dass ich als lebenslanger Fan phantastischer Welten ausgerechnet dieses Buch so abgelehnt haben sollte.


    Als Fantasyautor, so dachte ich, müsste man es wohl gelesen haben. Die englische Ausgabe war ja auch problemlos zu beziehen.


    Doch was musste ich feststellen? Eine weibliche Person zunächst unbestimmten Alters erlebt fast vollkommen zusammenhanglosen Unsinn, verhält sich dabei so wenig rollengerecht (was auch immer ihre Rolle überhaupt sein soll), ja nicht einmal menschlich, dass einfach nichts mit ihr anzufangen ist. Das Ausmaß an fehlendem Gefahrenbewusstsein, Naivität und schierer Dämlichkeit ist nicht zu überbieten. Extreme sprachliche Finesse ist nicht auszumachen, ich finde weder Witz noch Moral noch sonst irgend etwas, was mein Hirn sinnvoll beschäftigen möchte. Die Langeweile ob der unglaubwürdigen aneinandergereihten Ereignisse wurde etwa auf der Hälfte so quälend, dass ich aufgeben musste. Und das bei so einem Heftchen!


    Ich habe sogar versucht, nachzulesen, was gut an dem Buch sein soll. Metaphorik und Satirik soll es enthalten. Nun gut, vielleicht kommt die in der zweiten Hälfte noch. Allerdings konnte mir auch keine Quelle verraten, was daran metaphorisch wertvoll sein soll und auch auf den Gehalt der Satire fand ich nur vage Hinweise auf "Bekannte des Autors". Kurz: Ich konnte nicht einmal recherchieren, was andere eigentlich daran gut finden.


    Mir persönlich fehlt die Konsistenz der Welt, die Glaubwürdigkeit der Protagonistin, ein Spannungsbogen (da nichts einen Sinn ergibt, kann auch nichts Spannend sein) und jegliches andere mögliche Merkmal, das ein gutes Buch ausmachen könnte (Humor? Tiefsinn? Moral? - von nichts eine Spur).


    Natürlich kann all das in der zweiten Hälfte noch beginnen, ich beurteile nichts, was ich nicht gelesen habe. In diesem Fall kämen die Qualitäten dann wohl zu spät für mich. Tröstlich, dass sich die erste Rezension in diesem Thread in vieler Hinsicht in die gleiche Richtung bewegt, wie meine Ansicht, bin ich doch offenbar nicht gänzlich allein damit. Irgendeine Faszination muss es schon in dieser ersten Hälfte geben, schließlich gibt es genügend Lob dafür zu hören. Für mich persönlich besteht die einzige Faszination darin, dass ich bei keinem literarischen Werk wie bei diesem auch nach ausgiebigem Suchen nichts finden konnte, was ich daran gut finden kann (oder als Kind konnte).

  • Und hier eine Ausgabe in der Ursprungssprache:

  • Die kleine Alice, ein wohlbehütetes Mädchen aus gutem Hause, liebt Abenteuer und lässt sich gerne Geschichten erzählen … bis sie eines Tages selbst in ein unglaubliches und manchmal auch ein wenig beängstigendes Abenteuer hineinstolpert, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Sturz in ein Kaninchenloch führt sie in eine faszinierende, aber auch manchmal beängstigende und gefährliche Welt voller Zaubertränke, die sie wachsen oder schrumpfen lassen können, voller sprechender Tiere, Spielkartenritter, despotischer Königinnen und anderer merkwürdiger Wesen.


    Wenig später ist es dann die Überlegung, was sich wohl auf der anderen Seite eines Spiegels abspielt, die Alice erneut in eine fremde Umgebung katapultiert, wo sie sich plötzlich als Schachfigur in einem wahnwitzigen Spiel wiederfindet.


    „Alice im Wunderland“ gehört zu den Titeln, die so ziemlich jedem etwas sagen, doch ich kannte den Inhalt bisher nur vom Hörensagen und habe nun endlich diese Leselücke geschlossen.


    Die beiden Geschichten um Alices Ausflüge in märchenhafte Gefilde sind recht kurz, schnell an ihrem Höhepunkt angelangt und dann relativ abrupt und unspektakulär zu Ende, aber prallvoll mit den herrlichsten Ideen und bevölkert von einer Fülle höchst skurriler Figuren.


    Für mich unerwartet, aber auch mit der größte Reiz der beiden Bücher ist Carrolls immense Sprachverliebtheit. Er liebt Wortwitz und Sprachspielereien und frönt dieser Vorliebe hier ganz ausgiebig. Lediglich die teils ziemlich langen Gedichte, die er einbaut, waren mir (wie auch Alice im Buch) manchmal ein bisschen zu viel des Guten.


    Diese verrückten Phantasiewelten, die nach willkürlichen und, wie Alice völlig richtig feststellt, auch häufig unsinnigen Gesetzen funktionieren, bilden eine großartige Parabel auf die Kindern ja auch oft unverständlich und inkonsequent erscheinende Erwachsenenwelt. Alices Kommentare sprechen häufig Bände.


    Die englische Originalausgabe aus dem Penguin-Verlag, die ich gelesen habe, kann ich zusätzlich aus zwei Gründen empfehlen: zum einen enthält sie die wunderbar altmodischen Originalillustrationen aus der Feder von John Tenniel und zum anderen umfangreiche Anmerkungen und Erläuterungen, die helfen, die Anspielungen und zahlreichen Parodien zu verstehen, die sich heutigen Lesern nicht mehr ohne weiteres erschließen.

  • Die Schmuckausgabe ist die perfekte Ausgabe, um in Alice‘ Geschichte einzutauchen!



    Klappentext


    „Es ist nicht nur das berühmteste Werk des Surrealismus, sondern auch eins der beliebtesten Kinderbücher der Welt: Lewis Carrolls Alice im Wunderland und die Fortsetzung Alice hinter den Spiegeln. Seit der Veröffentlichung 1865 begeistern die schrulligen Figuren wie der verrückte Hutmacher, die Grinsekatze oder der Märzhase große und kleine Leser – und bis heute inspiriert das vergnügte Spiel mit der Logik Künstler, Musiker, Filmemacher und Mathematik-Fans. Die Designkünstler MinaLima – unter anderem verantwortlich für den grafisch-visuellen Stil der Harry-Potter-Kinofilme – haben mit ihren expressionistisch-psychedelischen Illustrationen und zahlreichen interaktiven Elementen ein optisches und haptisches Kunstwerk geschaffen – ein fantastisches Erlebnis für Träumer, Schachspieler und Buchliebhaber aller Altersgruppen! Mit 9 interaktiven Extras wie Klappen, einer Alice-Puppe mit wachsenden Armen und Beinen, einer Grinsekatze, die spurlos verschwindet, einer ausfaltbaren Karte der Spiegelwelt und vielen weiteren Kuriositäten!“



    Gestaltung


    Ich finde die Gestaltung der Cover der MinaLima Schmuckausgaben immer so schön. Mir gefällt die Aufteilung in verschiedene Fenster, die golden umrahmt sind, total gut. Auch passt dazu die Schriftart des Titels, die durch die Serifen ein wenig an die Schrift in alten Märchenbüchern erinnert. Zudem finde ich die ausgewählten Illustrationen perfekt, weil sie die wichtigsten Charaktere und Szenen aus „Alice im Wunderland zeigen“.



    Meine Meinung


    Juhu, eine neue MinaLima Schmuckausgabe! Ich liebe diese besonderen Bücher total und habe sie fast alle zu Hause in meinem Regal stehen. Mit „Alice im Wunderland“ ist nun ein neuer Klassiker wunderschön illustriert worden. Besonders toll finde ich dabei, dass auch die Fortsetzung „Hinter den Spiegeln“ in der Schmuckausgabe enthalten ist. So hat man beide Kinderbücher von Lewis Carroll in einem Buch Zuhause.



    Gerade über „Hinter den Spiegeln“ freute ich mich riesig, denn während mir die Geschichte von „Alice im Wunderland“ durch viele Adaptionen und Filme durchaus bekannt ist, war mir die Fortsetzung noch gänzlich unbekannt. Ich muss auch gestehen, dass ich zu denjenigen gehöre, die „Alice im Wunderland“ noch nicht ein einziges Mal gelesen haben, sondern nur diverse Verfilmungen kennt. Daher habe ich die Schmuckausgabe als Anlass genommen, die Geschichte endlich mal selber zu lesen.



    Und ich muss sagen, dass ich echt großen Spaß an dem verrückten Wunderland hatte. Die Beschreibungen dieses fantasievollen Ortes waren klasse und in Kombination mit all den Extras und Illustrationen kam ich wahrlich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Also wenn die Bildkunst von Mina Lima Design zu einem Märchen passt, dann ist es meiner Meinung nach „Alice im Wunderland“. Die Illustrationen haben die Stimmung der Geschichte auf unvergleichliche Weise eingefangen und ich fühlte mich beim Lesen der Schmuckausgabe echt so, als stände ich selber mitten im Wunderland.



    Das Lesen wird nicht nur wegen der unglaublichen Geschichte von Alice zu einem großen Abenteuer, auch die Extras sorgen für ein abenteuerliches Leseerlebnis, denn neben atemberaubenden Illustrationen gibt es viele haptische Erlebnisse. So kann man beispielsweise Klappen öffnen, eine Grinsekatze entdecken oder eine Karte auseinanderfalten. Ich finde es klasse, wie interaktiv das Lesen so wird, denn wann hat man schon mal die Chance eine Karte einer Welt, die in einer Geschichte erwähnt wird, selber in den Händen zu halten? Dabei gefielen mir auch die Momente, in denen diese interaktiven Extras eingebunden wurden, sehr gut, denn für mich waren sie an genau die passenden Szenen der Geschichten gebunden.



    Fazit


    Die Schmuckausgabe zu „Alice im Wunderland“ und „Hinter den Spiegeln“ hat mich wirklich verzaubert. Die Illustrationen von Mina Lima Design sind ohnehin schon beeindruckend und zauberhaft, aber meiner Meinung nach passen sie zu der Geschichte von Lewis Carroll wie die Faust aufs Auge. Beim Lesen fühlte ich mich wahrlich als stände ich mitten im Wunderland, was vor allem an den interaktiven Extras lag, die mich genauso zum Staunen gebracht haben wie die verzauberte Welt. Ich finde, dass nicht nur das Wunderland ein einzigartiges Erlebnis ist, sondern dass gerade die Schmuckausgabe die perfekte Version ist, um in das Abenteuer von Alice einzutauchen!


    5 von 5 Sternen!



    Reihen-Infos


    Einzelband (aber es gibt weitere Märchen-Schmuckausgaben von MinaLima)