Pip Ballantine & Tee Morris - Books & Braun. Das Zeichen des Phönix

  • “Das Zeichen des Phönix” ist der erste Band der Steampunk-Reihe um die Agentin Eliza D. Braun und den Archivar Wellington Books. Sowohl die Neuseeländerin Pip Ballantine, die eigentlich Philippa heißt, als auch der US-Amerikaner Tee Morris haben beide bereits Romane veröffentlicht, bevor sie sich an ihr erstes gemeinsames Werk wagten. Nach langer Suche fand ich übrigens heraus, dass die beiden verheiratet sind – das scheint aber mehr oder minder ein Geheimnis zu sein, denn weder in der Autorenvorstellung im Buch selbst, noch bei Wikipedia oder auf Philippas Website ist davon auch nur eine Silbe zu lesen. Band 2 der Reihe wird übrigens “Die Janus-Affäre” heißen und im Dezember in Deutschland erscheinen. Im Original ist er bereits veröffentlicht und ich muss doch sagen, dass die Versuchung für mich extrem groß ist.


    Handlung:


    Die Agentin Eliza D. Braun reist mit dem Auftrag nach Sibirien, den dort gefangenen Archivar Wellington Books zu eliminieren. Doch als sie ihm begegnet, beschließt sie stattdessen, ihn zu befreien und unter Einsatz einer großen Menge Dynamit gelingt den beiden die Flucht. Zur Strafe für ihr rebellisches Verhalten wird Agentin Braun in den Innendienst versetzt. Und den muss sie nicht irgendwo ableisten, sondern ausgerechnet in Books Archiv. Der ist zunächst empört und fühlt sich von der direkten Art der Kolonistin – denn Eliza stammt aus Neuseeland – und ihrer Vorliebe für Abenteuer abgestoßen. Auch Agentin Braun sieht zu Beginn in Wellington Books nur einen langweiligen Bücherwurm. Doch als die beiden gemeinsam einen ungelösten Fall aufrollen und Eliza ihren “Welly” dazu überreden kann, sich mit ihr in die Ermittlungen zu stürzen, wachsen die beiden immer mehr zu einem (wenn auch ungleichen) Team zusammen.


    Eigene Meinung:


    Als ich das Buch in den Neuerscheinungen des Lyx-Verlages entdeckte, fiel mir zunächste das Cover auf, dass sich doch sehr von den üblichen “Nackenbeißern” unterscheidet. (Das meine ich übrigens nicht böse, ich lese ja auch wahnsinnig gerne die Midnight-Reihe von Lara Adrian. Dennoch ist man vom Lyx-Verlag doch eher andere Cover gewohnt.) Vor allem der Big Ben in Kombination mit dem Zahnrad und dem Paar in viktorianisch anmutender Kleidung weckten sofort mein Interesse. Schon lange wollte ich den Einstieg in das Genre des Steampunk wagen und mit “Books & Braun” habe ich eine wirklich gute Wahl getroffen. Gut gefallen mir auch die warmen Brauntöne des Covers, ein rundum gelungenes Titelbild!


    Die Handlung kommt als eine Mischung zwischen Kriminalroman und Agententhriller daher. Gleich zu Beginn ist der Leser mitten im Geschehen und begleitet Eliza D. Braun auf ihrem waghalsigen Rettungsmanöver, in guter James Bond-Manier mit einer Menge Waffen und Sprengstoff. Wellington Books ist eher für die Kopfarbeit zuständig und darf auf der Flucht nach draußen zumindest ein kompliziertes Schloss knacken, dennoch stiehlt Agentin Braun ihm eindeutig die Show. Im Verlauf der Handlung, als immer wieder ausgeblutete und verstümmelte Leichen am Ufer der Themse angespült werden und unsere beiden Helden sich wilde Verfolgungsjagden und Duelle mit ihren Feinden liefern, erinnert der Roman eher an eine guten alte Sherlock Holmes-Geschichte. Überhaupt finden sich im Buch so einige literarische Anspielungen, so zum Beispiel auf Kapitän Nemo und seine Nautilus.


    Was “Books & Braun” aber Leben einhaucht, sind eindeutig die beiden Protagonisten. Eliza Braun ist eine absolut starke Persönlichkeit, die das Abenteuer und vor allem den Umgang mit Waffen und Sprengstoff liebt. Fern von ihrer Heimat Neuseeland, die sie schmerzlich vermisst, muss sie allein unter ihren vorwiegend männlichen Kollegen zurechtkommen. An ihr gefiel mir besonders, dass sie zum einen niemals aufgibt, zum anderen aber durchaus verletzliche Moment hat, die sie sich auch selbst zugesteht. Wellington Books ist das genaue Gegenteil von seiner unfreiwilligen Partnerin. Seine Liebe gilt dem Archiv, seinen verschiedensten technischen Wunderwerken und natürlich der englischen Krone. Die Sicherheit seines Archivs verlässt er nun selten und auch zur Teamarbeit ist er nicht wirklich gemacht. Im Verlauf der Handlung wird jedoch deutlich, dass auch in ihm das Herz eines Löwen steckt; wenn es darauf ankommt, kann man sich zu 100 Prozent auf “Welly” verlassen.


    So gegensätzlich diese beiden Protagonisten erscheinen mögen, so sehr ergänzen sie sich. Wo Eliza gerne kopf- und planlos vorprescht, behält Books in jeder Situation einen kühlen Kopf. Seine Erfindungen sind den beiden in ihren Ermittlungen eine große Hilfe; überhaupt verfügt der Archivar über ein unglaubliches Wissen und technisches Geschick. Und mit Agentin Braun an seiner Seite traut er sich selbst auch immer mehr zu und findet Gefallen an der Welt außerhalb seinen kleinen Archivs. Es ist wirklich schön anzusehen, wie die beiden sich immer mehr annähern, sich kennenlernen und aufeinander zugehen. Dabei rechne ich es den Autoren hoch an, dass der Roman nicht zu einer Liebes- oder Bettgeschichte verkommt, hier ist ihnen wirklich eine gute Ballance zwischen Action und Momenten fürs Herz gelungen.


    Der eigentliche Haupthandlungsstrang ist spannend und mitreißend erzählt, so dass man als Leser eigentlich nur mitfiebern kann. Grob ist der erste Teil auch in sich abgeschlossen, deutet aber bereits darauf hin, womit wir es im zweiten Band zu tun haben werden. Ich für meinen Teil bin schon sehr gespannt und freue mich sehr auf “Die Janus-Affäre”, denn Eliza und “Welly” sind mir sehr ans Herz gewachsen.


    Fazit: Ein Muss für alle Steampunk-Fans oder solche, die es noch werden wollen! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :love:

  • Oh, da ist das LYX- Cover ja um einiges schicker :thumleft: !


    "Books and Braun" stand bei mir übrigens auch schon auf der WuLi, aber dank deiner gelungenen Rezi hat das Buch den Platz nun dort auch verdient :wink: .



    Blöde Frage: aber was ist denn eigentlich Steampunkliteratur?
    Ich hab den Begriff jetzt schon öfters gehört...

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • löde Frage: aber was ist denn eigentlich Steampunkliteratur?


    Puh, Steampunk ist nicht so einfach zu erklären, finde ich. Aber im Prinzip ist das eine Mischung aus Elementen des viktorianischen Zeitalters (Kleidung, Kultur, Geschichte) und moderner, futuristischer Technik. Wenn Du nun zum Beispiel eine Geschichte schreiben würdest, die in der Zeit und Welt von Sherlock Holmes spielt, aber in der es deutlich modernere Technik gibt, als es zu dieser Zeit eigentlich der Fall war. Diese Technik ist aber nicht mit unserer heutigen zu vergleichen, sondern es geht meistens um solche Dinge wie Fluggeräte, ausgeklügelte Dampfmaschinen usw. Ich weiß nicht, ob ich das gut erklärt habe - bei Wikipedia wird das noch ein wenig deutlicher.

  • Ich kann mich Naraya nur anschließen! Ein tolles Buch und für mich ein wahres Highlight. :love: :love: :love: :love: :love:
    Den zweiten Teil hab ich bereits bestellt. :cheers:

    "Hast du ein Gärtchen und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen"

    (Cicero)

  • So, jetzt bin ich endlich dazugekommen, meine Meinung etwas genauer zusammenzufassen:


    Es geht gleich direkt los: Eine Eislandschaft, eine Gefängniszelle, ein verzweifelter Archivar, der nicht weiß, warum ihn jemand entführen sollt. Dann eine Explusion und Agentin Eliza Braun steht vor Wellington Books.
    In diesem Moment steht Agentin Braun vor einer schweren Entscheidung... Schließlich befreit sie Agent Books und wird dafür in sein Archiv versetzt. Der Archivar weiß nicht was er mit dieser Agentin anfangen soll, die von festen Arbeitszeiten und vor allem vom Innendienst so gar nichts hält.
    Auch Agent Books, von Agentin Braun scherzhaft "Welly" genannt (auch weil das den korrekten Gentleman so ärgert), ist in Agentin Braun's Augen nicht mehr als ein angestaubter Bücherwurm.
    Als sie im Archiv über Akten über ungelöste Fälle stolpern, findet sich darunter auch einer, bei dem ihr ehemaliger Partner ermittelt hat. Entschlossen beginnt Agentin Braun zu ermitteln und findet in Welly einen Partner, der sie (und auch den Leser) immer wieder positiv überrascht.



    Angesprochen hat mich zuerst das Cover des Buches. Die zwei Protagonisten sind meiner Meinung nach sehr gut getroffen. Das finde ich besonders gut, da meistens die Cover nicht zum Buch passen.


    Ich habe immer schon gerne historische Bücher gelesen und Steampunk ist eine tolle Mischung von damals eigentlich noch nicht vorhandenen technischen Möglichkeiten und einer tollen historischen Kulisse für grandiose Geschichten.


    Die zwei Agenten fand ich sofort sympatisch. Auch London, die anderen Personen und vor allem auch deren Geschichten sind wundervoll beschrieben. Die Geschichte ist flüssig und spannend erzählt, auch wenn sie im ersten Viertel kurz einmal stockt.
    Eliza und Welly kommen sich immer näher, aber dieser Bereich bildet lediglich einen schönen Rahmen für die eigentliche Geschichte.



    Von mir gibt es geniale :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: !


    Den 2. Teil (Die Janus-Affäre) habe ich mir auf jeden Fall schon vorbestellt und kann es eigentlich kaum erwarten.

    "Hast du ein Gärtchen und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen"

    (Cicero)