Klappentext:
Die junge Ärztin Ella Thorens ist eines Abends auf dem Weg zu einem Patienten, als sie Zeugin wird, wie ein junger Mann in einer Seitenstraße von ein paar vermummten Gestalten zusammengeschlagen wird. Beherzt greift Ella ein, vertreibt die Angreifer und kümmert sich um den Schwerverletzten. Doch als sie ihn berührt, fühlt sie, wie eine überwältigende Macht sie durchströmt. Ella bricht bewusstlos zusammen.
Bei ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus ein paar Tage später wird sie von dem Fremden abgefangen, der sich als Christian Havreux vorstellt, ein einflussreicher Hamburger Geschäftsmann – und ein Hexer. Der Kontakt mit ihm hat die in Ella schlummernden magischen Kräfte geweckt, und nun bietet er ihr an, ihr bei der Ausbildung ihrer Fähigkeiten zu helfen. Was Christian ihr allerdings nicht verrät: Er ist seit über 800 Jahren Gefangener einer Dämonenkönigin, und Ellas Magie könnte ihm helfen, sich von ihrem Bannspruch zu befreien. Damit gerät Ella unversehens zwischen die Fronten eines jahrhundertealten Krieges, in dem mehr als nur ihr Leben auf dem Spiel steht.
Über die Autorin:
Lynn Raven lebte in Neuengland, USA, ehe es sie für einige Jahre nach Deutschland verschlug. Zurzeit wechselt sie zwischen beiden Kontinenten hin und her. Als Autorin ist sie in der Urban und High Fantasy gleichermaßen zu Hause und ebenfalls unter dem Namen Alex Morrin erfolgreich. Besonders bekannt sind aber ihre sowohl bei jugendlichen als auch Erwachsenen beliebten All-Age-Romane „Der Kuss des Dämons“, „Das Herz des Dämons“ und „Das Blut des Dämons“.
Allgemeines zum Buch:
„Hexenfluch“ umfasst 428 Seiten und gliedert sich in 40 durchnumerierte Kapitel sowie einen Epilog. Mit durchschnittlich zehn Seiten haben die Kapitel eine angenehme Länge. Zum bequemeren Lesen sind sie teilweise zusätzlich in Abschnitte unterteilt. Dies ist zugleich aber der Tatsache geschuldet, dass das Buch mehrere Handlungsstränge umfasst, zwischen denen auch innerhalb der Kapitel mehrmals gesprungen wird. Die Abschnitte kündigen oft einen solchen Sprung an.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.
„Hexenfluch“ ist im Mai 2012 als Taschenbuch mit Klappbroschur im Knaur Taschenbuch Verlag erschienen.
Meine Meinung zum Buch:
Von Lynn Raven wollte ich ja schon immer mal ein Buch lesen, nachdem ich schon so viel Gutes über ihre Dämonen-Reihe und auch über „Der Kuss des Kjer“ gehört hatte. Nachdem ich nun „Hexenfluch“ gelesen habe, hat meine Euphorie einen kleinen Dämpfer bekommen. Aber vielleicht gefallen mir ja ihre Jugendbücher bzw. All-Age-Romane besser als ihr neuestes Buch...
Ich muss sagen, dass ich in letzter Zeit einige Bücher in den Händen gehalten habe, bei denen ich nach Lesen des Klappentextes das Gefühl hatte, dass dieser schon viel zu viel über den Inhalt des Buches verrät. Bei „Hexenfluch“ bin ich froh, dass er so umfangreich ist, denn er hat während des Lesens dafür gesorgt, dass ich mich überhaupt erst in der Handlung zurechtgefunden habe. Nur durch das Lesen des eigentlichen Textes ist mir dies nämlich leider nicht gelungen.
Das Buch beginnt mit einer Vorstellung von Ella und ihrer Tätigkeit als Ärztin. Sie ist mir übrigens auf Anhieb sympathisch gewesen. Man merkt, wie sehr sie für ihren Beruf lebt, auch wenn ihr Privatleben darunter enorm leidet. Aber Ella ist eine sehr engagierte und leidenschaftliche Frau, die einen guten Ausgleich zwischen ihrem Handeln nach Vernunft und ihrem Handeln nach dem Herzen bzw. dem Gefühl gefunden hat. Man nimmt ihr einfach ab, dass es für sie nichts Wichtigeres gibt, als anderen Menschen zu helfen. Der Leser begegnet Ella, als sie gerade Feierabend machen will und sich im Parkhaus des Krankenhauses befindet, wo sie von ihrem Partner vor die Wahl gestellt wird: Beruf oder Beziehung. An dieser Stelle bricht das erste Kapitel ab und es erfolgt erst einmal ein Sprung zu einem anderen Handlungsstrang. Auf diesen komme ich aber später noch einmal zurück. Der Leser kehrt anschließend zu Ella zurück, die plötzlich mit schwersten Verletzungen in die Notaufnahme eingeliefert wird. Und hier kommt jetzt der Klappentext ins Spiel: Denn was in der Zwischenzeit passiert ist, verraten dem Leser nur die Angaben auf der Klappbroschur. Es gibt im Verlauf des Buches zwar einige Rückblicke, aber die sind nur sehr bruchstückhaft und ergeben kein klares Bild.
Wie gesagt, gibt es einen zweiten Handlungsstrang und der beschäftigt sich mit Christian Havreux. Allerdings sorgt auch dieser Handlungsstrang für einige Verwirrung, denn manchmal heißt Christian auch Kristen und ich habe eine Weile gebraucht, um diesen Zusammenhang herzustellen... Dazu kommt, dass Christian ein total undurchsichtiger Typ ist. Kann sein, dass das so gewollt ist – bei mir hat es jedenfalls dafür gesorgt, dass ich überhaupt keine Beziehung zu ihm aufbauen konnte. Er wird zwar als gutaussehend und unwiderstehlich dargestellt, aber irgendwie hat sich das nicht auf mich übertragen.
Im Gegensatz zu Ella war mir die männliche Hauptfigur auch überhaupt nicht sympathisch. Er ist zwar ein interessanter Charakter, da irgendwie zwischen zwei Stühlen zu stehen scheint: Auf der einen Seite will er dämonisch und böse sein, auf der anderen Seite begegnet er Ella total hilfsbereit, verbringt Zeit mit ihr, kocht mit ihr, bringt ihr bei, mit ihren magischen Fähigkeiten umzugehen. Man nimmt ihm dieses „bad guy“-Image, das er unbedingt ausstrahlen möchte, einfach nicht ab – dafür ist er zu durchschaubar und gleichzeitig bemitleidenswert. Denn Christian ist ja ein Dämon, der sich unbedingt aus den Klauen der Dämonenkönigin befreien möchte. Und ich muss zugeben, dass er dafür mein vollstes Verständnis hat, denn von der Dämonenkönigin wird Christian wie ein Lustsklave gehalten. Er muss ihr zur Verfügung stehen, wann auch immer sie Gelüste nach ihm verspürt. Hier gibt es einige sehr pikante Szenen, mit denen ich aber nicht sonderlich viel anfangen konnte.
Die Liebesbeziehung zwischen Ella und Christian ist da schon wesentlich harmloser und gefühlvoller, hat mich aber auch nicht richtig berühren können. Die Handlung selbst ist, wie gesagt, stellenweise verwirrend, insgesamt aber auch sehr vorhersehbar. Wirklich überraschen konnte mich die Autorin nicht, schon gar nicht mit der Liebesbeziehung, die sich zwischen Ella und Christian entwickelt. Dazu kommt, dass es einige blutige und abstoßende Szenen gibt, die bei mir eher für Entsetzen als für Lesevergnügen gesorgt haben.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Sie gibt sich Mühe mit den Beschreibungen der Charaktere und der Handlungsumgebung, sorgt für farbenfrohe Bilder im Kopf des Lesers und insgesamt lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen. Dazu kommen viele Dialoge, die den Lesefluss zusätzlich auflockern.
Mein Fazit:
Bislang bin ich noch nicht wirklich von der Autorin überzeugt, aber vielleicht ändert sich das ja mit einem ihrer Jugendromane.