Beverly Jensen - Die Hummerschwestern/ The Sisters from Hardscrabble Bay

  • Inhalt (Klappentext):
    New Brunswick, Kanada. Ein kleines Haus am Rande einer zerklüfteten Steilküste. Hier leben die Schwestern Idella und Avis nach dem Tod der Mutter allein mit ihrem chaotischen Vater. In einer Welt, die aus nichts als Kartoffelfarmen, Hummerfallen, rauen Männern und harter Arbeit zu bestehen scheint. Wären da nicht die liebenswerte Maddie, das französischsprachige Dienstmädchen, das sich nach einer Familie sehnt und aus alten Lumpen eine Puppe zusammennäht, die ihr Ein und Alles ist. Und der schrullige Doktor, der ein schreckliches Geheimnis hütet. Und natürlich Avis' störrische Kuh Bossy, die eines Tages beinahe im Schlamm versinkt. Über sieben Jahrzehnte hinweg begleiten wir die unvergesslichen Schwestern von Kanada nach Neuengland, wo Idella in ihrem Gemischtwarenladen in Maine kauzige Einheimische bedient, während ihr Mann anderen Frauen nachstellt. Und wo Avis an einem stürmischen Wintertag etwas verliert. Etwas, das man nicht verlieren darf. Doch die Hummerschwestern halten zusammen, komme, was wolle.......


    Autorin:
    Beverly Jensen wurde in Westbrook, Maine, geboren. Sie studierte Schauspiel und schrieb später mit Hingabe an den "Hummerschwestern", während sie halbtags in einem Büro un New York City arbeitete und gemeinsam mit ihrem Mann Jay die beiden Kinder großzog. Im Alter von 49 starb Beverly Jensen an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es waren ihre Familie und einige begeisterte Unterstützer, die "Hummerschwestern" schließlich veröffentlichten. Und die dazu beitrugen, dass Beverly Jensen nach ihrem Tod der literarische Ruhm zuteil wurde, der ihr schon zu Lebzeiten gebührt hätte.


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Eigentlich sind es vier Geschwister: Dalton, der schweigsame, schwer arbeitende Bruder, der vom Vater nie ein aufmunterndes Wort hörte, obwohl dieser ihn liebte - Idella, die nach dem Tod der Mutter die Hausfrauenpflichten übernehmen mußte und auch später stets die Vernünftige war - Avis, lebendig, quirlig, aber auch ein bisschen verträumt, naiv und leichtsinnig und dann noch Emma, bei deren Geburt die Mutter starb und die schon mit wenigen Wochen in einen anderen Haushalt der großen Hillock-Familie gebracht wurde. Das Zentrum des Romans aber bilden die "Hummerschwestern" Idella und Avis.
    Ein harter Alltag mit vielen Entbehrungen, ein tief trauriger, ungehobelter Vater, der stets forderte ohne Anzuerkennen in einer eng zusammengeschweißten kleinen Gemeinschaft. Da bleibt nur eines Tages die Flucht um aus den tief eingetretenen Fußspuren einen eigenen Weg zu finden. Wir fremd die Welt da draußen ist und wie schwer es ist dort einen Platz zu finden, sollten alle drei bald erfahren, aber nicht ohne die Liebe und Nähe zueinander und die kleinen Glücksmomente.
    Die beiden Schwestern schließt man bald ins Herz und darf sie einige Jahrzehnte im Leben begleiten. Erfolge, Missgeschicke, Unebenheiten, der Tod des Vaters (der selbst im Sarg noch verloren geht) - das volle Leben eben, das die Autorin mit viel Herzblut lebendig und fesselnd erzählt. Schön, dass dieser Roman nach dem Tod er Autorin in keiner Schublade verschwunden ist, sondern wir uns daran erfreuen können. Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, denn er hat mich auf wunderbare Weise glänzend unterhalten.
    Meine Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Wolfgang Herrndorf, Sand

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Und hier die Originalausgabe, die es inzwischen auch als Taschenbuch gibt.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Wolfgang Herrndorf, Sand

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Klappentext:
    New Brunswick, Kanada.


    Ein kleines Haus am Rande einer zerklüfteten Steilküste. Hier leben die Schwestern Idella und Avis nach dem Tod der Mutter allein mit ihrem chaotischen Vater. In einer Welt, die aus nichts als Kartoffelfarmen, Hummerfallen, rauen Männern und harter Arbeit zu bestehen scheint.


    Wären da nicht die liebenswerte Maddie, das französischsprachige Dienstmädchen, das sich nach einer Familie sehnt und aus alten Lumpen eine Puppe zusammennäht, die ihr Ein und Alles ist. Und der schrullige Doktor, der ein schreckliches Geheimnis hütet. Und natürlich Avis‘ störrische Kuh Bossy, die eines Tages beinahe im Schlamm versinkt.


    Über sieben Jahrzehnte hinweg begleiten wir die unvergesslichen Schwestern von Kanada nach Neuengland, wo Idella in ihrem Gemischtwarenladen in Maine kauzige Einheimische bedient, während ihr Mann anderen Frauen nachstellt. Und wo Avis an einem stürmischen Wintertag etwas verliert. Etwas, das man nicht verlieren darf. Doch die Hummerschwestern halten zusammen, komme, was wolle...


    Über die Autorin:
    Beverly Jensen wurde in Westbrook, Maine, geboren. Sie studierte Schauspiel und schrieb später mit Hingabe an den „Hummerschwestern“, während sie halbtags im Büro in New York City arbeitete und gemeinsam mit ihrem Mann Jay die beiden Kinder großzog. Im Alter von 49 Jahren starb Beverly Jensen an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es waren ihre Familie und einige begeisterte Unterstützer, die „Die Hummerschwestern“ schließlich veröffentlichten. Und die so dazu beitrugen, dass Beverly Jensen nach ihrem Tod der literarische Ruhm zuteil wurde, der ihr schon zu Lebzeiten gebührt hätte.


    Allgemeines zum Buch:
    „Die Hummerschwestern“ umfasst 480 Seiten und gliedert sich in vier Teile mit insgesamt 17 Kapiteln, die jeweils mit einem kurzen, aber prägnanten Titel überschrieben sind. Abgerundet wird das Buch durch eine Danksagung des Ehemanns der verstorbenen Autorin.


    Geschrieben ist der Roman aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform. Die Handlung umfasst einen Zeitraum von über siebzig Jahren und spielt sowohl in Kanada als auch den Vereinigen Staaten Amerikas.


    „Die Hummerschwestern“ ist im April 2012 als Hardcover mit Schutzumschlag im btb Verlag erschienen. Die amerikanische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel „The Sisters from Hardscrabble Bay“ bei Viking Penguin, New York. Übersetzt wurde der Roman von Beate Brammertz.


    Meine Meinung zum Buch:
    „Die Hummerschwestern“ ist ein Buch mit einer ganz besonderen und eigenwilligen Grundstimmung. Es scheint etwas in der Luft zu liegen, das aber nicht greifbar wird. Als Leser meint man, am Horizont ein Gewitter aufziehen zu sehen. Und tatsächlich: Mit feiner Regelmäßigkeit kommt ein stürmischer Wind auf, prasselt Regen hernieder, schlägt ein Blitz ein. Der Roman ist bestimmt von einer unterschwelligen Spannung, einer an die Oberfläche dringenden Dramatik. Doch dabei lässt sich Vieles nur erahnen, die Autorin beschränkt sich sehr oft auf Andeutungen und lässt Manches ungesagt. Und gerade das macht dieses Buch so besonders.


    Der Leser wird Zeuge einer siebzig Jahre langen Familiengeschichte. Er erlebt so manches Glück, aber auch Momente der Trauer und Enttäuschung. Es gilt, Schicksalsschläge zu verkraften und zu lernen, aufzustehen, nachdem man gefallen ist. Idella und Avis, die beiden Schwestern, die im Vordergrund des Buches stehen, führen kein leichtes Leben. Die Mutter verstorben, die kleine Schwester weggegeben, der Vater ein Trinker, der Bruder ein Einzelgänger. Jede Figur in diesem Roman ist eigen und besonders. Aber jeden schließt man sofort in sein Herz. Und erst hinterher merkt man, dass man lieber etwas vorsichtiger hätte sein sollen. Denn vor allem das junge Hausmädchen Maddie, das so liebenswert wirkt, birgt große Geheimnisse in sich und sorgt für so manchen Ärger.


    Die Handlung des Romans ist sehr abwechslungsreich, aber nicht außergewöhnlich. Beverly Jensen ist mit der Entwicklung der Ereignisse sehr bodenständig geblieben. Jedes Geschehen ist realistisch, nachvollziehbar und vor allem glaubhaft. Als Leser wird man in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückversetzt und in den damaligen Lebensstil einbezogen. Man wird zusammen mit Avis und Idella erwachsen, verfolgt ihre Lebenswege, die sich trennen, aber auch wieder verbinden. Die Schwestern sind sehr unterschiedlich, aber doch irgendwie auch gleich. „Die Hummerschwestern“ ist ein Familienroman, wie er sprichwörtlich im Buche steht.


    Der Schreibstil der Autorin ist feinfühlig und überaus lebendig. Sie schafft es problemlos, den Leser direkt in ihre Geschichte einzubeziehen und ihn an sie zu fesseln. Beverly Jensen beschränkt sich dabei aber eindeutig auf das Beschreiben von Ereignissen und Handlungen, Darstellungen der Handlungsumgebung bleiben eher im Hintergrund. Was aber überhaupt nichts macht – ist das Buch dadurch doch viel lebendiger.


    „Die Hummerschwestern“ ist ein sehr bewegendes und berührendes Buch. Avis sorgt mit ihrem Auftreten zwar für so manche Schmunzler und es gibt sicherlich auch einige humorvolle oder leichtherzige Szenen. Aber doch bleibt durchweg dieser schon erwähnte Hauch von Dramatik, der für ungemeine Spannung sorgt.


    Mein Fazit:
    Ein tolles Buch! Schade, dass es keine weiteren Romane von Beverly Jensen geben wird – jedes davon wäre mit Sicherheit lesenswert gewesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Also das Buch hat mich von der ersten Seite bis zur letzten Seite in
    seinen Bann gezogen.. es ist von allem was drinnen... ich habe gelacht,
    geweint und war nachdenklich... Es ist eins der Bücher gewesen,welches
    ich kaum aus der Hand legen konnte.. und freute mich wenn ich wieder in
    die Geschichte die sich von 1916-1987 abspielte. Und die
    Lebensereignisse von Idella und Avis erzählt.
    Ich fand auch sehr
    schön, wie der Erzählstil über die Jahre hinweg wechselte.. so hatte man
    noch mehr den Eindruck mittendrin zu sein.
    Es ist traurig das die
    Autoren nicht mehr lebt und Sie uns nicht mehr mit weiteren Geschichten
    "verwöhnen" kann. Sie bleibt aber eine meiner Lieblungsautorin. Und ich
    habe das Buch bestimmt nicht zum letzten mal gelesen... :)

  • Idella und Avis Hillock sind acht bzw. sechs Jahre alt, als ihre Mutter bei der Geburt ihrer jüngsten Schwester stirbt. Der Vater kommt mit der neuen Situation überhaupt nicht zurecht und sucht viel zu oft Zuflucht im Alkohol, der wortkarge ältere Bruder ist am glücklichsten, wenn er fischen gehen kann, und die ständig wechselnden Haushaltshilfen tragen auch nicht gerade viel zu einem geregelten Familienleben bei. So wachsen die beiden Mädchen weitgehend auf sich allein gestellt auf, bis sie im Teenageralter von dem Örtchen an der Ostküste Kanadas zu Verwandten nach Maine ziehen und allmählich erwachsen werden.


    Von diesem Zeitpunkt an dreht sich das Buch fast nur noch um Idella, ihre Ehe, ihre Familie und damit zusammenhängende Ereignisse und Probleme. Avis taucht nur noch gelegentlich auf, und von ihrem gelinde gesagt unkonventionellen Lebensweg erfährt man fast nur auf dem Umweg durch Idellas Augen. Das fand ich ein wenig schade, weil Avis eigentlich die interessantere der beiden für mich war.


    Anfangs gefiel mir das Buch sehr gut, als die beiden noch klein waren und versuchten, irgendwie mit ihrem schwierigen Lebensumfeld zurechtzukommen. Nicht nur die Art, wie sich die beiden mit der Situation arrangieren, hat mir gefallen, sondern auch die Darstellung des verzweifelten, überforderten Vaters und der rauhen, kargen Landschaft und ihrer Bewohner.


    Leider hat sich der gute Eindruck später abgeschwächt, was sicher auch an der episodenhaften Erzählweise lag. Avis' persönliche Geschichte tritt außerdem stark in den Hintergrund, während mal ein Kapitel aus Idellas Blickwinkel erzählt wird, mal aus dem ihres Mannes, mal aus dem ihrer Tochter, was sich aber irgendwie nicht so recht harmonisch zusammenfügen will. Das Buch liest sich mehr wie eine Kurzgeschichtensammlung als wie ein durchgängig fließender Roman. Manche Kapitel fand ich großartig geschrieben und beobachtet, andere waren für sich genommen nicht schlecht, passten aber nicht so richtig in den Gesamtkontext, und die Figuren blieben zwar recht sympathisch, aber sie waren mir nicht mehr so nahe wie zu Beginn.


    Überdies ist mal wieder der deutsche Titel dämlich. Mit Hummern haben die Schwestern wenig am Hut, abgesehen davon, dass man in ihrer Heimatregion großenteils vom Hummerfang gelebt hat. Das Original heißt "The Sisters from Hardscrabble Bay".


    Die Lobeshymnen im Klappentext kann ich somit nicht unterschreiben, aber trotzdem hat das Buch einen gewissen Sog beim Lesen entwickelt, so dass ich es recht schnell ausgelesen hatte, und das eine oder andere gelungene Kapitel wird mir sicher gut in Erinnerung bleiben.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich hatte mir eigentlich, auf Grund der Bewertungen, mehr von dem Buch versprochen. Nicht das es mir gar nicht gefallen hätte, aber ich hatte Mühe dabei zu bleiben und habe zwischenzeitlich was anderes gelesen. Aber ich war dennoch neugierig, wie es weiter geht.


    Die großen Zeitsprünge fand ich nicht so gut und die Informationen, was in den Jahren passiert ist, kamen spärlich. Mir haben die Charaktere gefallen, Idella am besten, sie, die trotz schwieriger Lebensumstände und mehr oder weniger schwierigen Menschen um sich herum, - Vater, Schwiegermutter, Ehemann,- ihr Leben bemerkenswert meistert und es irgendwie schafft, glücklich zu sein.


    So gesehen hat mir das Buch relativ gut gefallen, allerdings kein Buch, welches ich öfter lesen würde.

    Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee gehen über alles.


    Theodor Fontane

  • Beim Stöbern habe ich heute dieses Buch entdeckt, was aber wohl nur in digitaler Version erscheinen wird...

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Dieses Buch hat einen seltsamen Nachklang in mir hinterlassen ...

    Es ist sehr melancholisch und ehrlich geschrieben, was manchmal schön ist und manchmal traurig.

    Irgendwie hat man zwischendurch immer das Gefühl, eingreifen zu wollen.


    Sehr überzeugend und authentisch hat die Autorin jene zwei (unterschiedliche) Schwestern und ihre Familie(n) beschrieben und bleibt dabei so grundehrlich, dass es einen hin und wieder erschüttert.


    Am Ende blieben bei mir viele Gedanken und eine leicht bedrückte Grundstimmung zurück.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Wer niemals ganze Nachmittage lang mit glühenden Ohren und verstrubbeltem Haar über einem Buch saß und las und las und die Welt um sich her vergaß, nicht mehr merkte, dass er hungrig wurde oder fror [...] nun, der wird wahrscheinlich nicht begreifen können, was Bastian jetzt tat .


    Die unendliche Geschichte, Michael Ende