Laura Brodie - Stimmen in der Nacht

  • In Laura Brodie's Buch "Stimmen in der Nacht" geht es um eine Nacht die das Leben einiger Personen grundlegend verändert. Es beginnt damit dass einige junge Studenten auf das Grundstück der Professorin Emma Greene eindringen und schließlich auch unter einem Vorwand in das Haus gelangen. Als die Studenten gerade gehen wollen entdeckt Emma ihr gestohlenes Armband am Handgelenk der jungen Studentin, deren Namen Emma sich nie merken konnte. Die Situation eskaliert tödlich und Emma's 5 jährige Tochter Maggie muss alles mit ansehen. 10 Jahre später sitzt Maggie bei ihrem Psychologen und erzählt ihm von ihren nun wieder häufiger auftretenden Albträumen und von ihrer neuen Mathelehrerin, die ihr sehr unheimlich erscheint, auch wenn sie noch nicht zuordnen kann weshalb. Und so nimmt alles seinen Lauf.


    Das Buch teilt sich in 4 Abschnitte, welche je durch eine Überschrift die aus einem Wort besteht angekündigt wird. Die ersten drei befassen sich jeweils mit der Geschichte von einer der beteiligten Personen. Im letzten Abschnitt wechseln die Perspektiven ab. Die Geschichte wird immer aus der Sicht einer dieser Personen erzählt, sodass man deren Gefühle und Beweggründe von damals und heute gut vermittelt bekommt. Man erfährt warum welche Person wie gehandelt hat und lernt diese dadurch besser kennen und man versteht warum der ein oder andere in dieser Situation so gehandelt hat. So setzt sich langsam aber stetig die entscheidende Nacht von damals in all seinen Auswirkungen zusammen.


    Ich finde das Buch wirklich gut geschrieben, auch wenn es für jemanden der Action oder zu große Spannung erwartet nicht das richtige sein wird. Es handelt viel mehr von der Entwicklung der einzelnen Personen, wie sich deren Beziehung zueinander seit jener Nacht verändert hat, die Schuld wie sie auf den Beteiligten lastet und wie die Protagonisten damit umgehen und umgegangen sind.


    Alles in allem war es ein sehr gutes Buch, dass mich wirklich gefesselt hat und daher :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von mir bekommen hat.

  • Den Inhalt und den Aufbau des Buches hat Jane86 denke ich ziemlich gut beschrieben, besser könnte ich es auch nicht, daher kommt hier gleich meine Meinung zum Buch:


    Was sagt man dazu? Da hat mich die Autorin doch zunächst einmal komplett in die Irre geführt! Nach den geschilderten aktuellen Gegebenheiten, der Gefühlslage und den Vorkommnissen um Maggie und auf Grund der Tatsache, dass Emma in Maggies Leben offensichtlich nicht präsent ist, habe ich vollkommen falsche Schlüsse gezogen. Ab Kapitel 12 fiel es mir wie Schuppen von den Augen (und ich musste das Buch erst einmal kurz weglegen).


    Im Grunde geht es im ganzen Buch nicht wirklich um diese schicksalhafte Nacht, sondern viel mehr um all die entstandenen Folgen:

    der Rufmord, der Versuch wieder Fuß zu fassen, den Wunsch alles zu vergessen und hinter sich zu lassen und all die Schuldgefühle. Dieses ganze Drumherum und die einzelnen Charaktere beschreibt die Autorin sehr detailliert und aus den unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Charaktere, so dass es mir an einigen Stellen etwas langatmig vorkam. Wenn ich das Buch letztendlich als Gesamtpaket betrachte, würde ich eine klare Leseempfehlung aussprechen. Man muss sich jedoch im Klaren darüber sein, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Thriller handelt, sondern schon um etwas Spezielles.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • Ich lese ja auch gerade "Stimmen in der Nacht", ich habe noch ca. 100 Seiten vor mir, aber ich muss sagen, dass ich nach einem begeisternden Auftakt nun doch ein wenig ernüchtert bin.
    Es ist brillant geschrieben und die Idee ist auch gut und die ganzen Hintergründe der Tat und die Rattenschwänze, die eine solche Tat nach sich ziehen, werden eindringlich geschildert.
    Aber was eine Hauptperson betrifft, muss ich doch immer wieder den Kopf schütteln.


    Achtung! Absoluter Spoiler! Sollte man nicht öffnen, bevor man nicht auf S. 150 angekommen ist:

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
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  • Elskamin



    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • @ ChuckUFarley:


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  • Emma hörte die Stimmen zum ersten Mal, als sie ihrer Tochter gerade liebevoll die Bettdecke über die Schultern zog.

    (Erster Satz)

    Maggie Greene ist fünf Jahre alt, als sie eine blutige Gewalttat in dem Haus ihrer Eltern mitansehen muss.
    Studenten der Universitätsprofessorin Emma Greene landen während einer Uniparty auf deren Grundstück, woraufhin die Gewalt eskaliert und ein Mensch getötet wird.


    10 Jahre später, Maggie ist inzwischen 15 Jahre alt, schleichen sich wieder die alten Alpträume in Maggies Schlaf und Maggie nimmt wieder ihre Therapiesitzungen auf.
    Löst der Stress auf der neuen High School die Alpträume aus oder Maggies neue Mathematiklehrerin, zu der sie kein besonders gutes Verhältnis hegt?

    Ihr Leben bewegt sich zwischen Therapiegesprächen und einem eigentlich fast ganz gewöhnlichen High School- und Teenagerleben.


    Und genauso wie Maggie ihren attraktiven Therapeuten geschickt manipuliert und ihm nicht die ganze Wahrheit berichtet,
    so verwirrt auch die Autorin Laura Brodie den Leser mit zurückgehaltenen Informationen und führt ihn an der Nase herum.

    Eine überraschende Wendung führt dem Leser plötzlich eine ganz andere Wahrheit vor Augen und das zuvor Gelesene muss nochmal in einem neuen Licht betrachtet werden.
    Dann erhält der Leser nämlich Einblicke in den grausamen Gewaltakt durch die Augen verschiedener Personen -
    nach und nach erfährt man, wie es dazu gekommen, was wirklich geschehen ist und wie sich das Leben dadurch verändert hat -
    die Puzzle- Steinchen jener Nacht werden endlich zusammengeführt.


    Als Leser weiß man auch die erste Zeit gar nicht, wohin Laura Brodie einen mitnehmen möchte.
    Aber es ist weder die Geschichte eines traumatisierten Teenagers noch
    ist die gesamte Handlung dem Aufrollen eines alten Kriminalfalles gewidmet, wie man zunächst vermuten könnte.

    Einen fesselnden Krimi oder gar nervenaufreibenden Psychothriller darf man jedoch letztendlich auch nicht erwarten, wenn man "Stimmen in der Nacht" liest.
    Eher ein Familiendrama mit psychologischem Feingefühl.

    Vielmehr ist es eine Geschichte, die erzählen und erklären will, wie es zu einer solchen Bluttat kommen kann und wie die Menschen danach damit umgehen müssen
    und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

    Wie verändern sich Beziehungen, wie das Familienleben, wie das gesellschaftliche Ansehen, berufliche Aufstiegschancen,
    egal, ob man Beteiligter oder bloßer Beobachter der Gewalttat war?
    In welche Richtung entwickelt sich ein Kleinkind, nachdem es einer solchen Tat ausgesetzt war?
    Wie geht die Universität aus Imagegründen und finanziellen Gründen mit diesem Tod um, wie Studenten, die Presse, die Gesellschaft?
    Welche dunklen Flecke aus der Vergangenheit von Täter und Opfer werden hevorgeholt, nur, um einen schmutzigen Gerichtsprozess vorzubereiten oder die Medien anzuheizen?
    Wie weit greift die Presse in ein Privatleben ein?
    Welche Rolle spielen dabei Cyber-Mobbing und Rufmordkampagnen?

    Und nicht zuletzt:
    Wie geht man mit der eigenen Schuld und mit Reue und Buße um?
    Und wie weit darf man gehen, wenn man sich angegriffen, bedroht, ungerecht behandelt fühlt?


    Der Schreibstil ist intelligent ohne abgehoben zu sein, eindringlich ohne dramatisch oder gar kitschig zu werden.

    Laura Brodie trifft die Töne von Maggies Teenie- und High School- Leben mit genauso viel psychologischem Fingerspitzengefühl wie bei allen anderen Figuren (wobei Maggie mit ihren fünfzehn Jahren gerade gegen Ende hin zu erwachsen und reif wirkt).


    Eine geschickt konstruierte Geschichte, die den Leser auf die falsche Fährte führt und in die Irre leitet und somit für einen Aha-Effekt sorgt.
    Statt eines Krimis oder Thrillers, wie die ersten Seiten des Romanes vermuten lassen, erwartet den Leser ein psychologisches Verwirrspiel sowie ein realistisches Familiendrama.


    Durch die vielen Rückblicke vor und nach dieser einen Nacht und die aktuellen Geschehnisse fügen sich am Ende alle Einzelheiten zusammen, so dass man erst auf den letzten Seiten die ganze Wahrheit erfährt und begreift.
    Nicht zuletzt das Hinzulaufen auf eine bestimmte Begegnung hin fesselt den Leser an den Roman.


    Spannung ohne Schockmomente und Gemetzel,
    Feingefühl ohne Kitsch,
    Lügen und Wahrheiten,
    das Empfinden von Recht und Unrecht,
    die erschreckenden Ausmaße von Gewalt,
    das individuelle Gefühl von Schuld und Sühne
    sind die bestimmenden Punkte in diesem Roman.


    Doch auf eine recht runde Handlung mit nachvollziehbaren und realitätsnahen Charakteren und nur wenigen Ungereimtheiten folgt ein irgendwie unpassendes, unstimmiges Ende, ein fast unglaubwürdiges Ende, als ob die Autorin selbst nicht gewusst hätte, wie sie ihre Geschichte beenden soll.
    Das Ende verpufft zusammen mit der realistischen Handlung.

    Außerdem scheint die Geschichte zu vollgepackt zu sein mit zu vielen Elementen abseits der Geschehnisse rund um diese eine Nacht:

    Häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen, Stress und Erfolgsdruck von der Schule über die Universität bis zur beruflichen Laufbahn usw.


    Wer die Möglichkeit hat, das Buch in einer Leserunde zu lesen, sollte diese Chance unbedingt ergreifen, da der Roman viel Diskussionsstoff bietet!


    :bewertung1von5:

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    Liebe war nichts, was man zurückhalten sollte;... Liebe sollte wie ein beständiger Regen niedergehen und den Geist zum Erblühen bringen.
    (S. 80)

    Natürlich würde es vergehen. alles verging.
    Jahre vergingen, Menschen vergingen.
    Jugend und Glück und Hoffnung vergingen.
    Die Frage war nicht, ob es wieder verging, sondern was bleiben würde.
    (S. 254)



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  • @ ChuckUFarley und wegen meiner vorangegangenen Spoiler:

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  • Dann will ich auch nochmal =)



    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • Dann will ich doch auch nochmal :wink: .

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  • Kurzbeschreibung von amazon.de
    Eine harmlose Studentenparty in einer kleinen amerikanischen Universitätsstadt endet mit einem Ausbruch von Gewalt im Haus der Dozentin Emma. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen.
    Zehn Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch: Maggie, inzwischen fünfzehn, wird von alten Albträumen gequält, hat Probleme in der Schule, schwänzt den Unterricht. Sie selbst weiß nur, dass ihr ihre neue Mathelehrerin, die ihr nie ins Gesicht sieht, unheimlich ist. Warum löst Grace, die Lehrerin, die altbekannten Ängste in Maggie aus, die längst überwunden schienen? Und was ist vor zehn Jahren wirklich geschehen?


    Die Autorin:
    Laura Brodie studierte Englisch in Harvard und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in Lexington, Virginia. Sie ist Professorin für Englisch an der Washington and Lee University. ›Ich weiß, du bist hier‹, ihr erster Roman, wurde mit dem Faulkner Society Grant for Best Novel-in-Progress ausgezeichnet und war in Deutschland ein Bestseller. (Quelle: Verlagswebsite)


    Inhalt:
    Es ist eine Nacht im Mai, die das Leben mehrerer Menschen für immer verändern wird. Emma, eine engagierte und recht beliebte Collegeprofessorin, ist mit ihrer fünfjährigen Tochter Maggie allein zu Hause, als sie plötzlich Stimmen draußen hört. Das kann kaum etwas Gutes bedeuten, denn die Familie wohnt sehr weit außerhalb und es können nicht einfach so irgendwelche Leute vorbeikommen. Und doch sind da draußen jetzt drei von Emmas Studenten: Kyle, Jacob und Sandra, die Alkohol trinken und ganz urplötzlich in Emmas Privatsphäre eindringen. Die Situation eskaliert und danach ist nichts mehr so wie früher…
    Maggie und ihr Vater sind in der Kleinstadt geblieben, leben aber in einem anderen Haus. Neun Jahre nach dieser bezeichnenden Nacht ist Maggie ein Teenager, der immer noch an den Geschehnissen dieser Nacht zu knabbern hat. Regelmäßig sucht sie einen Therapeuten auf, dem sie von ihren Träumen berichtet, das Mädchen hat Schuldgefühle, weil es als Fünfjährige nicht wusste, was es machen sollte. Dies und alles, was danach kam, belastet Maggie immer noch. Auch das Leben mit ihrem Vater ist nicht immer einfach, denn der möchte Maggie am liebsten rund um die Uhr vor allem beschützen, was ihr passieren könnte. Und in der Schule ist es auch nicht immer leicht für Maggie, weil über ihre Familie natürlich viel geredet wird und sie auf diesen Bekanntheitsgrad gern verzichten würde. Außerdem ist da noch diese merkwürdige neue Mathelehrerin, die es einfach nicht schafft, Maggie in die Augen zu sehen…


    Meine Meinung:
    “Stimmen in der Nacht” beginnt sehr gut und sehr spannend, finde ich, und es ist ziemlich schwer, etwas zum Inhalt zu sagen, ohne Aspekte zu verraten, die schon einige der Wendungen vorwegnehmen, die von der Autorin als Überrraschungsmomente angelegt wurden. Deswegen möchte ich versuchen, nicht zu viel zu verraten und trotzdem einen Einblick in den Roman zu geben.
    Dieser Roman ist kein Thriller oder Krimi, es geht hier nicht um Ermittlungen in einem Fall, nicht um aktuelle Bedrohung oder sonst irgendwas in dieser Richtung. “Stimmen in der Nacht” erzählt vielmehr einerseits die Geschichte dessen, was in der Nacht geschah und was hinterher daraus gemacht wurde, inklusive aller Anschuldigungen, Verhalten der Reporter, privater Krisen und so weiter, dann aber auch davon, was neun Jahre später aus den Betroffenen geworden ist. Eine solche Tat wie die, zu der es im Haus von Emma Greene kam, ist nicht einfach vergessen, und es gibt viel Unausgesprochenes, Schuldgefühle und zerbrochenes Vertrauen, weil der gewaltsame Tod eines Menschen einfach alles verändert.
    Mir hat es sehr gut gefallen, dass Laura Brodie mit der Perspektive von Maggie beginnt, die das Ganze ja als kleines Mädchen verfolgt hat und die trotzdem Schuldgefühle wegen allem hat, was sie damals getan oder nicht getan hat. Meiner Meinung nach fängt Laura Brodie den Charakter ihrer Figur sehr gut ein – Maggies Wunsch nach Normalität, die es aber für sie nicht geben kann, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, das Leben mit ihrem Vater, der sie abgöttisch liebt und der große Angst hat, sie zu verlieren. Nach und nach kommen noch mehr Perspektiven hinzu und man erhält so Stück für Stück ein Bild dessen, was geschah, und einen Eindruck davon, was aus denen wurde, die damals in Emmas Haus waren und die den Mord mitangesehen haben.
    In der zweiten Hälfte gab es meiner Meinung nach ein paar Längen, ich hätte mir eine schnellere Konfrontation der Beteiligten gewünscht, aber letztlich arbeitet Laura Brodie gut auf ein Ende hin, das nicht so tut, als könne einfach alles wieder gut sein, das aber trotzdem irgendwie versöhnlich wirkt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zum Inhalt (Klappentext):
    Eine harmlose Studentenparty in einer kleinen amerikanischen Universitätsstadt endet mit einem Ausbruch von Gewalt im Haus der Dozentin Emma. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen.
    Zehn Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch: Maggie, inzwischen fünfzehn, wird von alten Albträumen gequält, hat Probleme in der Schule, schwänzt den Unterricht. Sie selbst weiß nur, dass ihr ihre neue Mathelehrerin, die ihr nie ins Gesicht sieht, unheimlich ist. Warum löst Grace, die Lehrerin, die altbekannten Ängste in Maggie aus, die längst überwunden schienen? Und was ist vor zehn Jahren wirklich geschehen?



    Meine Meinung zum Buch:
    Ich muss gestehen, dass mich >Stimmen in der Nacht< nicht wirklich umhauen konnte. Es ist gut, aber es hat was gefehlt, dass ich hätte sagen können: Ja, so ein Buch würde ich immer wieder lesen.


    Was mir gut am Schreibstil von der Autorin gefallen hat war, dass ich den für sehr angenehm hielt. Flüssig und ausdruckstark, wäre die passende Beschreibung dafür. Sie hat vieles ins kleinste Detail ausgeführt, dass sie mich an manchen Stellen aus Interesse weiterlesen lies und an anderen kam es mir vor als ob sich die Kapitel unnötig in die Länge zog, ohne jeden Grund und Bedeutung für die weitere Geschichte.


    Die Charaktere, die im Buch die meiste Zeit durchleuchtet werden sind Emma, Maggie und Grace (Sandra). Diese drei sind die Säulen des Buchs. Wenige Auftritte durften Graces Freund Kyle und Bekannter Jacob einnehmen, obwohl die nicht unwichtig waren.
    Am besten hat mir Maggie gefallen. Obwohl sie noch so jung ist versucht sie mit dem Stress der auf sie einprasselt auf ihre Art umzugehen. Sie gehört zwar zu den ruhigeren Mädchen, wirkte dennoch und vielleicht deshalb sympathisch.
    Das Bild das ich von Grace habe ist wiederum schlechter. Eine Erwachsene Frau, die Probleme mit einer Schülerin hat geht doch auf sie zu und redet mit ihr, anstatt diesem Mädchen aus dem Weg zu gehen. Diesen Erwachsenenzug hätte die Autorin Grace gerne mitgeben können.
    Was die Charaktere betrifft sind die meisten wirklich so interessant dargestellt, dass man gegen die nicht sagen kann, wenn man einige kleine Schönheitsfehler außenvorlässt.


    Ich weiß nicht was ich von der kompletten Geschichte halten soll. Laura Brodie versucht am Anfang den Leser in eine andere Richtung zu führen. Führt in an der Nase herum. Das kann ein Buch besonders machen, aber ich war ziemlich verwirrt, als man mir am Ende des zweiten Abschnitts etwas auf den Tisch serviert hat, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. Und ein klein wenig hatte ich das Gefühl, die Autorin musste das machen, ansonsten wär sie mit dem Buch nicht weitergekommen.
    Die Vergangenheit spielt eine große Rolle, was leider vergessen wir ist die Gegenwart. Es gibt so viele Rückblenden, dass der Erzählstrang immer wieder unterbrochen und zu einer anderen Zeit fortgesetzt wird. Der Vorteil dieses Erzählstils ist, dass jede Sicht vom Leser gelesen und wahrgenommen wird.
    Das Ende ist mir zu flach. Es wurde alles aufgedeckt und der Leser kann damit zufrieden sein, aber trotzdem ließ der Gedanke mich nicht los, dass Laura Brodie etwas aufbauschen wollte, indem plötzlich gequälte Katzen vorkamen und Beweisen, dass der Unfall gerechtfertigt war. Und die Person, die das nahe gehen sollte, ließ das kalt. Merkwürdig.
    Eine Frage ist dann leider offen geblieben und wird auch nicht geklärt werden. Wird Grace sich der Aufgabe stellen?



    Mein Fazit:
    Für zwischendurch ist >Stimmen in der Nacht< geeignet, wer sich aber mehr Spannung von einem Buch erwartet wird damit nicht glücklich.


    Von mir bekommt das Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne

  • Ich fand das Buch auch eher mittelmäßig. Es war mir zu ruhig und irgendwie konnte ich die Auflösung des Ganzen zu schnell erahnen. Obwohl die Autorin noch Kleinigkeiten eingebaut haben, die man natürlich nicht erwarten konnte und die dadurch umso erschreckender wirkten. Ich sag nur


    Und eine große Überraschung war für mich, dass

    Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet...


    Das Buch ist zwar wirklich eine nette Abhandlung darüber, wie man mit Schuldgefühlen umgeht und andererseits lernt, zu verzeihen, aber die Autorin konnte mich nicht fesseln. Maggie war die einzige Person, zu der ich so etwas wie eine Beziehung aufbauen konnte, die anderen Charaktere waren mir alle zu flach. Obwohl


    Den Schreibstil der Autorin empfand ich ebenfalls als sehr angenehm, aber nicht sooo einnehmend, wie ich es von anderen Autoren bzw. Büchern kenne. Aber meist ist es ja sowieso die Kombination Stil-Handlung, die überzeugt. Und hier konnte das keines von beiden so wirklich.


    Ihr habt darüber diskutiert, wie Emmas Verhalten an dem Abend des "Unfalls" einzuschätzen ist. Ich muss dazu ja sagen,


    Am Ende gibt es von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Buchrückentext:
    Eine harmlose Studentenparty endet mit einem Ausbruch von Gewalt im Haus der Dozentin Emma. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen.
    Neun Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch – und die alten Ängste erwachen erneut in Maggie. Was ist damals wirklich geschehen?


    Meine Meinung:
    Nach ihrem Debütroman „Ich weiß Du bist hier“, der mir gut gefiel, war ich nun überrascht wie ihr neuer Roman „Stimmen der Nacht“ sein würde.
    Vom Klappentext her, hätte ich nun auf einen Kriminalroman oder Thriller getippt und doch, kann ich ihn nicht in ein einzelnes Genre einteilen.
    Die Handlung erzählt von Maggie, die als kleines Kind miterleben muss, wie drei Studenten das Haus ihrer Mutter überfallen.
    Maggie trägt ein Trauma davon, ist geplagt von Alpträumen und muss sich plötzlich erneut ihrer Vergangenheit stellen und heraus finden was wirklich geschehen ist.
    Hatte ihre Mutter mit Schuld an diesem tragischen Abend? Hätte Maggie irgendetwas tun können?
    Und warum schweigt Maggie so beharrlich seit diesem Ereignis?
    Der Leser wird direkt zu Anfang mit dem tragischen Abend und seinen Ereignissen konfrontiert. Anhand der Beschreibung dieser Szenen, empfand ich den Roman schon gleich zu Beginn etwas fesselnd und spannend.
    Die Charaktere sind sehr gut dargestellt. Maggie ist sehr intensiv beschrieben, ich konnte ihre Gefühle, vor allem ihre Ängste sehr gut nachempfinden. Oft hatte ich das Gefühl, Maggie würde sich gemeinsam mit den Leser an diesen Abend vorsichtig herantasten.
    Allein die Hoffnung das Maggie ihr Schweigen endlich bricht, lässt den Leser immer schneller lesen.
    Aber auch h alle anderen mitwirkenden Personen sind gut beschrieben und wirkten auf mich nicht blass oder unscheinbar. Im Gegenteil, sie sind ebenfalls sehr präsent in dieser Geschichte und lösten in mir verschiedene Emotionen aus. Allerdings möchte ich nicht auf weitere einzelne Personen eingehen, um nicht zuviel von der Geschichte zu verraten.
    Auch wenn manches im Verlauf etwas abgewig wirkt, verleiht Laura Brodie ihrer Geschichte, genau wie beim Vorgänger, eine gewisse Tiefe.
    Sehr viel Spannung gibt es im Handlungsverlauf eigentlich nicht, eher eine gewisse Dramatik, vor allem aber einige überraschende Wendungen. Dennoch ist es die Art, wie sie die Dinge beschreibt, die mich wieder fesseln konnten.
    Erzählt wird die Geschichte einmal in der Vergangenheit, sowie in der Gegenwart.
    Die 332 Seiten beinhalten Prolog, 4 Teile mit jeweiligen Überschriften, 26 Kapiteln und einer Danksagung.
    Der einfache aber auch recht gefühlvolle Schreibstil, ermöglicht einen zügigen Lesefluss.
    Mich konnte die Geschichte so in ihren Bann ziehen, dass ich das Buch innerhalb von 2 Tagen durchgelesen habe.
    Auch die Covergestaltung finde ich recht passend, so in etwa hätte ich mir Maggie vorgestellt.
    Allerdings finde ich es schade das von der Inhaltsbeschreibung (Innenklappe) schon recht viele Details der Geschichte verraten werden. Mein Glück war es, nur den Buchrücken gelesen zu haben, so dass ich völlig unbedarft an diesem Roman herangehen konnte.


    Fazit:
    Nichts ist so wie es scheint …
    Dieser Satz beschreibt den Roman schon recht gut. Laura Brodie konnte mich auch mit diesem Roman wieder begeistern. Ich mag ihre Art zu schreiben, Dinge so gezielt in eine Richtung zu lenken, dass man doch überraschend feststellen muss, auf dem Holzweg zu sein.
    Sie lässt ihre Figuren lebendig erscheinen, verleiht dank ihrem Schreibstil selbst einem alten Holzschuppen noch Charme. Obwohl in diesem Buch eigentlich nicht viel passiert, ist dennoch eine gewisse knisternde Atmosphäre spürbar, bei der ich mich oft fragte, ob die Situation ein weiteres Mal eskalieren würde.
    Ein Roman voller Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden. Tragisch, spannend und voller Tiefe zugleich.
    Gesamtwertung:5/5 sterne


    Laura Brodie studierte Englisch in Harvard und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in Lexington, Virginia. Sie ist Professorin für Englisch an der Washington and Lee University. ›Ich weiß, du bist hier‹ (dtv 24785 und dtv 21313), ihr erster Roman, wurde mit dem Faulkner Society Grant for Best Novel-in-Progress ausgezeichnet und war in Deutschland ein Bestseller.(quelle: dtv)
    © Michaela Gutowsky

  • Der Klappentext nimmt den Anfang vorweg: Im Haus der Professorin Emma geschieht ein grauenvolles Verbrechen - und deren fünfjährige Tochter Maggie ist Augenzeugin. Neun Jahre später scheint Maggie von ihrer Vergangenheit eingeholt zu werden: Ihre Alpträume kehren zurück und immer wieder auf's Neue blitzen kleine Erinnerungsstücke der grausamen Nacht in ihrem Bewusstsein auf. Dazu belastet sie das merkwürdige Verhältnis zu ihrer Mathematiklehrerin - ob diese mit den damaligen Geschehnissen etwas zu tun hat?
    Was wie ein Thriller beginnt, entwickelt sich jedoch nach und nach zu einer Innenansicht der damals beteiligten Personen. Zwar versucht die Autorin, durch möglichst vielsagende Andeutungen höchstmögliche Spannung zu erzeugen, doch spätestens nach der ersten und wirklich verblüffenden Wendung kommt es zu keinen erwähnenswerten Überraschungen mehr. Statt dessen werden die damaligen Ereignisse nach und vor dem Verbrechen geschildert wie auch die aktuelle Situation, jeweils aus der Sicht der Betroffenen. Spannung entsteht so nur wenig, da ein ständiger Perspektiven- bzw. wie Zeitwechsel erfolgt. An manchen Stellen wird die Geschichte zudem etwas langatmig: Nicht alle Darstellungen der Protagonisten sind wirklich von Belang und man ahnt, dass hier die Interessen der Autorin vermutlich die Feder geführt haben. Aus welchem Grund beispielsweise der Polizist in den Genuss einer 'Hauptfigur' kommt, bleibt ebenfalls unklar.
    Alles in allem liest sich der Roman leicht, schnell und (bis auf die erwähnten Schwächen) unterhaltsam - kein Muss, aber man kann.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling