T.C. Boyle - Wenn das Schlachten vorbei ist/When the Killing’s Done

  • Kurzmeinung

    SiriNYC
    Unvollendet: Hier konnte Boyle mich nicht packen.
  • Kurzmeinung

    Emili
    Enttäuschend. Bei einer Bezeichnung, die man in einigen Kritiken findet: "Meisterwerk" - erwarte ich mehr.
  • Klappentext:
    Zwei Fraktionen von Umweltschützern liefern sich einen erbitterten Kampf. Schauplatz sind die Channel Islands vor der Südküste von Kalifornien, wo die Umwelt vom Menschen empfindlich gestört wurde. Soll man das Gleichgewicht des Ökosystems mit viel Steuergeldern wiederherstellen - was zwangsläufig die Ausrottung mancher Tierarten bedeutet -, oder soll man um jeden Preis das Töten verhindern? T. C. Boyles furioser, apokalyptischer Roman handelt von der Ausbeutung der Natur durch den Menschen und den katastrophalen Folgen. Boyle hat eines seiner ältesten Themen weiterentwickelt, nie war er so bitter und böse, nie war es ihm so ernst. (von der Verlagsseite kopiert)


    Zum Autor:
    2.12. 1948 geboren in Peekskill, New York. Boyle studierte an der State University of New York und der University of Iowa Englisch und Geschichte. 1968 Bachelor of Arts in Englisch und Geschichte an der State University of New York at Potsdam.1977 Doktor in Englischer Literatur des neunzehnten Jahrhunderts. 1978 Arbeit am Institut für Englisch an der University of Southern California, wo er bis heute „Creative Writing“ unterrichtet.
    Nach dem Studium ist er ebenso Lehrer an der High School in Peekskill. Während dieser Zeit publizierte er seine ersten Kurzgeschichten in namhaften Zeitschriften wie The Paris Review, Harper’s Bazaar, Esquire und Atlantic Monthly
    T.C. Boyle lebt heute mit seiner Familie in Kalifornien.(von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: When the Killing’s Done
    Erstmals erschienen 2011 bei Viking, New York
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Dirk van Gunsteren
    Zwei Teile, benannt nach den Inseln im Santa-Barbara-Kanal: I. Anacapa, II. Santa Cruz, jeder Teil untergliedert in mehrere Kapitel
    461 Seiten + Danksagung
    Erzählt aus der personalen Perspektive mehrerer Personen.


    Inhalt:
    Dr. Alma Boyd Takesue, Biologin, ist Sprecherin für Öffentlichkeitsarbeit der staatlichen Behörde, die für die Wiederherstellung ökologischer Systeme zuständig ist. Doch nicht nur in Vorträgen und Artikeln wirbt sie für die Idee; sie packt auch selbst mit an. Meist heißt das: Tierarten, die durch Menschen an Orte gebracht wurden, an denen sie nicht heimisch sind, und die sich inzwischen so vermehrt haben, dass sie die anässigen Tierarten in ihrem Bestand bedrohen, sollen ausgerottet werden.
    Zu Almas schärfsten Gegnern gehört die Gruppe FPA unter ihrem Leiter Dave LaJoy, militanter Tierschützer und Rebell, der jeder Kreatur ein Anrecht auf Leben einräumt und zusammen mit seiner Freundin Anise Reed die Bemühungen der Ökologen sabotiert.


    Eigene Meinung / Beurteilung:
    Was passiert, wenn eine positive Weltanschauung zum Fanatismus wird?
    Wenn man die eigenen Ideen und Erkenntnisse schon bei bloßem Widerspruch gefährdet sieht?
    Welche Opfer dürfen gebracht werden, um Natur und Tiere zu schützen?
    Was zählt am meisten: Das ökologische Gleichgewicht? Der Schutz der Tiere? Ein Menschenleben?


    Auch wenn diese Fragen in den Bereich von Moral, Wertvorstellung und Ethik gehören, bringt Boyle es fertig, eine handlungsreiche spannende Geschichte zu erzählen, in der jede Anschauung ihren Protagonisten besitzt, der getreu seinen Maßstäben und Standpunkten lebt und waltet. Es geht dem Autor nicht um den Beweis, wer mehr Recht hat oder weniger Recht oder Unrecht. Jede Betrachtungsweise hat ihr gutes und treffliches Motiv und birgt eigene Gefahren in sich.
    Sicher ist nur eins – aber das weiß man … eigentlich - : Der größte Schädling ist der Mensch, und es gibt keine Möglichkeit, Systeme, in die er irgendwann eingegriffen hat, in ihren Originalzustand zu versetzen. Denn jede Veränderung entwickelte eine Dynamik, die irreparabel bleibt.


    Der Autor bezieht nicht Stellung. Auch führt er keinen Erzähler ein, der den Leser zu einer eindeutigen Meinung verleitet; Boyle lässt den Leser mit seinen Grübeleien und seiner Entscheidung allein. Nur ein ganz klein wenig verführt er: LaJoy entlarvt sich als wenig liebeswerte Figur, während man Almas persönlichem Entschluss Respekt zollt.


    Boyle zeigt sich auch in diesem Buch wieder als einer der ganz großen Geschichtenerzähler der amerikanischen Gegenwart.
    Eine Empfehlung für alle, die seine Bücher ohnehin schätzen, und für alle, die sich mit Umweltfragen auseinandersetzen und lieber den Thriller als das Sachbuch zum Thema lesen.
    Eine Warnung für diejenigen, die sensibel auf Tierquälerei, Ausrottung und Jagd reagieren: Das Buch könnte eine Grenzerfahrung werden.


    Fazit:
    Ein Ökologiethriller, der sich packend liest und die ganze Bandbreite des Themas betrachtet.


    hier geht es zur Hörbuch-Rezension.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Vielen Dank für die schöne Rezi, Marie! Ich bin gerade dabei, das Buch zu lesen.


    Wie man es von T. C. Boyle gewöhnt ist, fesselt das Buch von Anfang an. Wobei ich sagen muss, diese Zwischenkapitel, in denen er die Vorgeschichte der beiden Protagonisten erzählt, interessieren mich fast mehr als der Kampf der beiden gegeneinander. Schon das erste Kapitel hat mich völlig in seinen Bann gezogen, aber auch die Geschichte von Anises Mutter auf der Insel hat mir sehr gut gefallen. Jetzt bin ich grade bei dem Rückblick auf Almas Vorfahren.


    Es ist schon bemerkenswert, was er auf grade mal 460 Seiten alles unterbringt, ohne dass die Geschichte zu überladen wird.


    Ich weiß nicht genau, ob es beabsichtigt ist oder nicht, aber ich finde sowohl Dave als auch Alma unglaublich unsympathisch. Wirklich fast schon abstoßend. Ich denke, bei Dave soll es wohl so sein; bei Alma bin ich mir nicht ganz so sicher, aber ich finde, sie nervt unglaublich. Wie ist es dir mit ihr gegangen, Marie?

  • Ich habe das Buch gestern beendet und festgestellt, es ist großartig geschrieben ! Man merkt, das hier der Autor sein Werk versteht. Dabei legt er viel Wert auf Detailgenauigkeit. Einzelne Szenen sind unglaublich ausführlich beschrieben, ohne das dadurch Längen enstehen.


    Die Ausarbeitung der Figuren hat T.C. Boyle auch sehr gut hinbekommen. Manchmal ziemlich zynisch, wie er die Gedankengänge und Anschauungen seiner Protagonisten zur Sprache bringt. Als Leser habe ich mich auf die Seite Almas geschlagen. Der Gegenpart Dave ist aber auch nicht einfach nur böse. Allerdings hat der Autor ihn schon ziemlich unsympatisch gezeichnet. Alleine sein arrogantes Auftreten (besonders bei seinen Restaurantbesuchen). Und dazu ist er ein richtiger Choleriker, der eigentlich ständig ruhig gestellt werden müsste. Seine Sabotageakte sind teilweise schon fast komisch und als er erkennt, dass seine Vorhaben vieleicht doch nicht so moralisch einwandfrei sind, ist es zu spät.


    Dabei ist es schon gelungen, wie der Autor es schafft, die Frage von Richtig oder Falsch der jeweiligen Aktionen in der Schwebe zu lassen. Denn auch Almas Handeln (und das ihrer Organisation und deren Anhänger) ist nicht immer wirklich das Beste für die Umwelt. Denn wo eine Art ausgemerzt wird, entsteht doch fast zwangsläufig eine andere Überpopulation einer anderen Spezies, die sich eben umso besser ausbreiten kann und will Alma dann etwa wieder eine Abschussorder erteilen ?


    Fazit: Anspruchsvoller Schreibstil und ein Thema, dass die Frage nach Richtig oder Falsch stellt und den Leser seine eigene Meinung bilden lässt.
    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!

  • Ich weiß nicht genau, ob es beabsichtigt ist oder nicht, aber ich finde sowohl Dave als auch Alma unglaublich unsympathisch. Wirklich fast schon abstoßend. Ich denke, bei Dave soll es wohl so sein; bei Alma bin ich mir nicht ganz so sicher, aber ich finde, sie nervt unglaublich. Wie ist es dir mit ihr gegangen, Marie?


    Ja, ich weiß, Susannah, ich bin nicht Marie, 8-[ aber mir ging es genauso wie Dir, Susannah - ich finde sogar, dass "unsympathisch" in der Charakterisierung der beiden recht euphemistisch klingt. Ich habe in dieser Hinsicht auch größten Respekt vor Herrn Boyle, denn hätte er einen der beiden als halbwegs sympathisch beschrieben, würde sich auch die Sympathie der Leser zu diesem Protagonisten hin und damit unbewusst auf dessen Seite in der Umweltfrage neigen - das darf aber nicht passieren. Boyle will dem Leser zeigen, dass in bestimmten Fragen eine Entscheidung nicht so leicht zu treffen ist bzw. jede Entscheidung, welche auch immer man trifft, die falsche sein wird.


    Ich persönlich fand genau aus diesem Antipathie-Aspekt heraus das Buch nicht unbedingt mitreißend oder packend zu lesen. Doch jetzt immer noch, zwei Monate nach der Lektüre, empfinde ich großen Respekt für die Kompromisslosigkeit Boyles in diesem Punkt - außerdem ist es schön, dass ein Autor seine Leser für voll genug nimmt, sich ihre eigene Meinung bilden zu können. :applause:


    Man darf auch nicht vergessen, dass es für T.C. Boyle keineswegs ein Vergnügen gewesen sein dürfte, nur unsympathische Protagonisten in seinem Buch zu verwenden. Das muss doch schlimm sein, wenn man als Autor weder mit dem einen noch mit dem anderen fühlen darf. Dazu bedarf es ziemlich viel Selbstdisziplin, glaube ich, um das so gut hinzubringen wie Boyle. :pray:

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Der Mensch als Schützer von Natur und Umwelt, so sieht T. C. Boyle seine Helden in seinem neuen Roman mit dem martialisch anmutenden Titel „Wenn das Schlachten vorbei ist“. Auf den Channel Islands vor der kalifornischen Küste ist die Umwelt empfindlich gestört worden. Das ökologische Gleichgewicht wurde durch eingeschleppte Ratten und Schweine aus dem Gleichgewicht geraten. Zwei Gruppen von Umweltschützern mit entgegengesetzten Auffassungen liefern sich nun einen erbitterten Kampf. Soll man die eingeschleppten Tiere gnadenlos töten oder hat jedes Tier, auch das eingeschleppte, letzten Endes eine Daseinsberechtigung, auch wenn das die Vernichtung des ursprünglichen Tierbestands und der Pflanzenwelt zur Folge hätte.


    Dieser Roman war mein erster des Autors T. C. Boyle. Nicht sofort konnte ich mich in der Handlung zurechtfinden. Begann der Roman doch mit einem in der Vergangenheit liegenden Schiffbruch. Aber schnell wurden die Zusammenhänge klar und das Buch ließ mich nicht mehr los. Die Grundfrage des Romans ‘Wie viel Tierschutz verträgt die Natur?’ mag auf den ersten Blick etwas verwirrend klingen. Aber je weiter man sich durch den Roman liest, desto nachvollziehbarer werden die Positionen von Natur- und Tierschützern. Als Leser beginnt man, sich selbst Fragen zu stellen und wird schnell feststellen, dass deren Beantwortung alles andere als leicht ist. Und somit ist auch die Lektüre dieses Romans nicht unbedingt leichte Kost. Das bezieht sich aber keineswegs auf den Schreibstil des Autors, sondern ausschließlich auf das Thema, bei dessen Behandlung es schon mal “gut zur Sache geht”. Der Roman ist in zwei Teile untergliedert. Kern des ersten sind die Bemühungen, die Insel Anacapa von eingeschleppten Ratten zu befreien. Im zweiten Teil sollen die Schweine, die durch Siedler auf die Nachbarinsel Santa Cruz gebracht wurden, entfernt werden. Beide Tierarten haben sich durch ihre invasive Vermehrung, es fehlte ihnen an natürlichen Feinden, den Lebensraum erobert und bedrohen inzwischen die einheimische Fauna und Flora. In immer wieder eingeschobenen kleinen Geschichten, wird berichtet, wie diese Tiere auf die Inseln kommen und dort Fuß fassen konnten.


    Die beiden Hauptpersonen, Alma und Dave, sind in ihren völlig konträren Ansichten sehr glaubhaft beschrieben. Bei beiden hat man das Gefühl, sie handeln aus innerer Überzeugung, aus Berufung. Dabei sind sie lebensecht mit Stärken, Schwächen und Ängsten gezeichnet. Boyle schreibt neutral und für den Leser erscheinen die Positionen beider Seiten gut nachvollziehbar.


    Das Buch hatte ein paar Längen, aber wirklich gelangweilt habe ich mich beim Lesen nie, denn Boyle ist ein guter, sprachgewaltiger Erzähler und weiß auch mit scheinbar Nebensächlichem den Leser gut zu unterhalten.


    Wie nebenbei vermittelt T. C. Boyle dem Leser umfangreiches Wissen über Ökologie, das Zusammenspiel von Fauna und Flora. Er regt zum Nachdenken an, will aber an keiner Stelle belehren. Ich vermag nur ansatzweise zu erahnen, welch umfangreiche Recherchen hinter diesem Roman stecken mögen.


    Romane, die den Erhalt des Ökosystems unserer Erde thematisieren scheinen gegenwärtig gefragt zu sein. Wenn sie es schaffen, die Menschen ein wenig wachzurütteln, haben sie ihre volle Daseinsberechtigung. Dieser Roman macht das und ist dazu sehr lesens- und empfehlenswert.

  • Ich vermag nur ansatzweise zu erahnen, welch umfangreiche Recherchen hinter diesem Roman stecken mögen.


    Ja, das habe ich auch ein paar Mal gedacht.


    Natürlich hast du recht, Hypocritia, es war schon Absicht, dass beide Protagonisten unsympathisch sind; das kann ja nicht anders sein, weil man sich sonst unweigerlich auf die Seite der sympathischen Person stellen würde und das zu vermeiden ist Herrn Boyle wunderbar gelungen. Wobei ich schon auch sagen muss, dass ich im Laufe des Buches Alma immer mehr, Dave immer weniger mochte. (Hier hat wohl auch das Mitgefühl aufgrund ihrer privaten Enttäuschung mitgespielt.)


    Fazit jedenfalls: Ein T. C. Boyle, wie ich ihn gewöhnt bin: Großartig, spannend, kurzweilig, ereignisreich.


    @ Karthause, wenn du vorhast, mehr von Boyle zu lesen, lege ich dir America und Wassermusik ans Herz!

  • Wie ist es dir mit ihr gegangen, Marie?


    Anfangs konnte ich noch mit ihr "mitleiden", als sie den Vortrag hielt und den Anfeindungen von LaJoy ausgesetzt war. Zwischendurch fand ich sie nervig - wie alle Leute, die ihre politische Meinung zum Lebensprinzip erhöhen. Doch am Ende hat ihr

    meinen Respekt verschafft.


    Es hat einen besonderen Reiz, Romane mit ambivalenten Figuren zu lesen, so dass man sich selbst erst einmal durch Zustimmung / Ablehnung kämpfen muss und nicht vom Autor vor vorneherein in eine bestimmte Richtung gedrängt wird.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Habe das Buch nun auch ausgelesen und mir hat es sehr gut gefallen.
    Alleine schon die Thematik ist außergewöhnlich und beschäftigt mich schon seit längerem. Toll das Boyle sich dieses Thema einmal vorgeknöpft hat.
    Auch hier in Deutschland gibt es ja vielfach das Problem mit fremden Tierarten die eingeschleppt oder eingewandert, nun angestammten Arten den Lebensraum streitig machen.


    Seine Sabotageakte sind teilweise schon fast komisch und als er erkennt, dass seine Vorhaben vieleicht doch nicht so moralisch einwandfrei sind, ist es zu spät.


    Die Motivation von Dave findet aber durchaus meinen Respekt. Er weigert sich Tiere in zwei Klassen einzuteilen, den "erhaltenswerten" und den "Schädlingen". Ich fand es beeindruckend wie Boyle beschrieb wie Dave einst zum Vegetarier wurde und wie ihn das Bild einer verendenden Ratte am Strassenrand nicht mehr aus dem Kopf ging. Seine Motivation die auf dem Prinzip fusste Tiere als Individuen zu sehen und nicht als Teil einer Spezies findet meinen vollen Respekt.


    Auch Almas Vorgehensweise entpuppt sich demnach als moralisch nicht einwandfrei.
    Vielmehr scheint mir aufzugehen das Boyle letztendlich in seinem Buch zeigt das es wenig Sinn hat das die selbe Spezies, mit all ihren Unzulänglichkeiten, die die Umwelt aus dem Gleichgewicht gebracht hat sich nun dazu aufschwingt das Gleichgewicht wieder herzustellen. Egal wie man es dreht und wendet, es ist immer der Mensch und keine andere Spezies die mir in diesem Roman als Fremdkörper vorgekommen ist.
    Von daher sehe ich in diesem Buch auch ein Plädoyer dafür, die Natur sich selbst und ihren selbstheilerischen Kräften zu überlassen.


    Das muss doch schlimm sein, wenn man als Autor weder mit dem einen noch mit dem anderen fühlen darf. Dazu bedarf es ziemlich viel Selbstdisziplin, glaube ich, um das so gut hinzubringen wie Boyle. :pray:


    Kann aber auch sein das er mit beiden gefühlt hat. Beide verfolgen hehre Ziele und beider Ziele sind zum Scheitern verurteilt.
    Auf jeden Fall "Hut ab" vor T.C. Boyle, dem mit diesem Buch meiner Meinung nach ein großer Wurf gelungen ist.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Nachdem mir "Die Terranauten" von T.C. Boyle so gut gefallen hat, waren meine Erwartungen an dieses Buch hoch. Leider fand ich den Einstieg in die Geschichte bis zum Schluss nicht. Wie einige hier schon erwähnt haben, finde auch ich die Thematik extrem spannend und die Recherchen für das Buch wahren bestimmt sehr aufwändig und präzise. Trotzdem hatte ich Mühe den einzelnen Handlungssträngen zu folgen. Warum ist schwierig zu sagen, es hat mich einfach "nicht gepackt".:roll:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ein Roman über Tierschutz und Ökologie, ein Umweltroman - ein Thema das T. C. Boyle schon in andern Werken thematisiert hat, wie auch in „Ein Freund der Erde“

    Ausserdem trifft man vermeintliche Helden und Antihelden, erlebt Macho Verhalten und erlebt menschliche Schwächen.


    Alma, die Biologin versucht auf den Inseln das natürliche Gleichgewicht vor unerwünschten Eindringlingen zu bewahren und das fragile ökologische System beschützen.

    Zitat

    “Ratten ….sind weltweit für sechzig Prozent des Aussterbens von Inselpopulationen verantwortlich….Und Ratten sind dabei, die Bodenbrüter auf Anacapa auszurotten“

    Und hat es es mit Dave diesem fanatischen Tieraktivist zu tun.

    Zitat

    „Der Tod auch nur eines einzigen Tieres - einer einzigen Ratte - ist unmenschlich, ungerecht und nicht hinnehmbar“


    Wie T.C. Boyle die Geschehnisse beschreibt, lässt mich als Leser nach und nach die Motivation der beiden Parteien entdecken.


    Sowohl Alma wie auch Dave zeigen eine eiserne Disziplin in ihrem Bereich, aber im privaten Leben treten ihre Schwächen dafür umso mehr hervor.

    Somit ist dieser Kampf um das Wohlergehen auf den wenigen bewohnbaren Inseln, gleichzeitig ein Kampf zwischen zwei frustrierten Personen, welche ihren „Knacks“ auf ein externes Thema gelenkt haben.

    Zitat

    ....wird sie erklären das, es dazu keine Alternative gibt, weil die Gesundheit und das Wohlergehen, ja die Existenz der auf der Insel brütenden Vögel davon abhängt.

    Mich überzeugt dass Boyle mich als Leser auffordert mir ein eigenes Urteil zu bilden - er stellt mir die Möglichkeiten zur Verfügung - überlässt es mir damit klarzukommen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich kann mich den Rezensionen hier nur anschließen. Ich bin sehr angetan davon wie Boyle die Frage aufwirft, inwiefern man sich als Mensch in die Ökologie einmischen darf. Um es mir als Leser leichter zu machen gibt es keine positiv besetzte Protagonisten. Die haben alle so ihren Knacks weg und stehen sich unversöhnlich gegenüber. Wäre es anders gewesen, hätte ich mich unbewusst auf eine Seite geschlagen, aber so kann ich mir jetzt selbst die Fragen beantworten, die das Buch bei mir aufgeworfen hat. Eigentlich bin ich heilfroh, dass ich derartiges nicht zu entscheiden hätte.


    Ich selbst empfand die Tierszenen als nicht zu hart, sollte man aber sehr sensibel mit den Themen Jagd und Ausrottung sein, würde ich von dem Buch abraten.


    Ich habe noch eine Frage zum Inhalt:



    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich gebe 4- :bewertung1von5: . Boyle hat mich als Leserin auf jeden Fall gefunden.


    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Ich habe noch eine Frage zum Inhalt:

    Ich denke nicht dass du etwas überlesen hast.

    Der Schiffbruch der Anubis


    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Danke dir für deine Antwort serjena

    Ich denke nicht dass du etwas überlesen hast.

    Dann verstehe ich den Einschub nicht. :-s Ich habe wirklich gehofft, dass ich etwas überlesen hätte.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

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  • Okay, ich kann mich mal wieder nicht der positiven Meinungen hier im BT anschließen. O:-) Mir hat der Roman nicht gefallen, weil der Autor es definitiv besser kann.

    Und bei T.C. Boyle habe ich hohe Ansprüche.

    Da ich nicht zweimal eine Rezension schreiben mag, kopiere ich den Text aus dem anderen Thread hier hin.


    Ich weiß nicht, wer das verbockt hat: :-k

    Der Autor selbst oder der Übersetzer Dirk Van Gunsteren, aber ich bin unzufrieden und enttäuscht. Dabei weiß ich aus Erfahrung, dass T.C. Boyle hervorragend erzählen kann, doch dieser Roman hat mich unbefriedigt zurückgelassen. :(


    Im Großen und Ganzen geht es darum, dass zwei Umweltaktivisten den Schutz der Natur auf eine unterschiedliche Art und Weise betrachten. Die Ökologin Alma ist der Meinung, dass man getrost in den Lauf der Natur und ihre Entwicklungen eingreifen darf und soll, auch mit drastischen Mitteln der Vernichtung einer Population um eine andere zu schützen. Und der Umweltaktivist meint, dass jegliches Töten unverantwortlich und unmenschlich ist. Wie so oft bei dem T.C. Boyle geht es auch in diesem Roman um ein ethisches Dilemma, das wichtig, interessant und zum Nachdenken anregend ist.


    Doch die Umsetzung... O:-) Es hätte so ein guter Roman werden können.

    Der Autor entscheidet sich keine logische, schlüssige Handlung aufzubauen, sondern erzählt sprunghaft und bruchstückhaft. Er springt von einem Handlungsstrang zu dem anderen, ohne den Leser davon in Kenntnis zu setzen, wechselt die Zeitebenen, ohne verständlichen Grund dafür und unterbricht den Fortgang der Handlung mit Rückblenden.

    Wäre alles nicht so schlimm, wenn dies alles gut zu erkennen wäre. Ist es aber nicht. [-(


    Oft nennt der Autor keine Namen, sondern verwendet nur Pronomen, als Leser weiß man erst nach einiger Zeit, wer denn jetzt schließlich gemeint ist. Auch die Namensgebung finde ich misslungen, fast alle Frauen der Geschichte tragen einen Namen, der mit einem "A" anfängt. Etwas verwirrend.


    Abschweifungen und Nebenhandlungen tragen auch nicht dazu bei, dass das Ganze ansprechender und konzentrierter in der Botschaft des Romans wird, sondern zerfetzen die ganze Handlung, meiner Meinung nach.


    Wenn es ein anderer Autor wäre oder ein Debüt, hätte ich vielleicht noch höher bewertet, doch da es ein Autor, der es definitiv besser kann, ist, gibt es von mir nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne.

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Lese gerade:

    Lapuente, Sofía/Shusterman, Jarrod - RETRO - Geh nicht online

  • Okay, ich kann mich mal wieder nicht der positiven Meinungen hier im BT anschließen. O:-) Mir hat der Roman nicht gefallen, weil der Autor es definitiv besser kann.

    Das beruhigt mich - mir ging es mit der Hörbuchversion genauso, dass ich die vielen positiven Bewertungen und Kommentare nicht nachvollziehen konnte. Allerdings fehlte mir der Vergleich, weil es mein erster Boyle war. Aber dann starte ich vielleicht doch nochmal einen Versuch mit einem anderen Buch.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


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  • Das beruhigt mich - mir ging es mit der Hörbuchversion genauso, dass ich die vielen positiven Bewertungen und Kommentare nicht nachvollziehen konnte. Allerdings fehlte mir der Vergleich, weil es mein erster Boyle war. Aber dann starte ich vielleicht doch nochmal einen Versuch mit einem anderen Buch.

    Mir ist deine Bewertung auch aufgefallen, aber wir sind in der Minderheit. :wink: Bei Amazon und manchen Blogs gibt es mehr negatives zu lesen. Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen mit einem anderen Buch des Autors zu versuchen. Ich habe bislang fünf Romane von ihm gelesen, und bin absolut überzeugt, dass er das besser kann. Eigentlich ist es ein begnadeter Erzähler, aber bei diesem Buch... :scratch: Nun ja, da kam er bei mir leider nicht gut an.

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  • Mir ist deine Bewertung auch aufgefallen, aber wir sind in der Minderheit.

    Ihr seid nicht allein. Ich hatte das Buch vor einigen Wochen abgebrochen.

    Ich bin bekennender Boyle - Fan, aber es gibt immer wieder Romane von ihm, die ich leider unter den „Unvollendeten“ listen muss. So auch dieses.

  • Ich bin bekennender Boyle - Fan,

    Dazu zähle ich mich auch, aber diesen Roman von Boyle halte ich auch für eines der

    schwächeren Werke.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)