Martin Grzimek, Tristan


  • Im Jahr 2005 habe ich den Autor des vorliegenden monumentalen Jugendromans zum ersten Mal kennengelernt, als ich sein wunderschönes Buch „Rudi- ein tolles Bärenleben“ las und besprach. Dort erzählte er die Geschichte des Teddybärs Rudi, der schon vor Jahrzehnten dem Vater der kleinen Sara das Allerliebste war, der aber viele Abenteuer erleben muss in fernen Ländern, bis er das Herz der kleinen Sara gewinnt. Während dieses Buch besonders für Kinder im ersten Lesealter gedacht war, ist der neue Roman „Tristan“ selbst für geübte jugendliche Leser eine Herausforderung. Die kennen vielleicht dicke Bücher aus ihrer Harry-Potter-Zeit, oder aus der schier unübersichtlichen Menge der History und Fantasybüchern für Kinder und Jugendliche. Aber hier geht es um echten klassischen Stoff.


    Seit dem Mittelalter sind immer wieder Schriftsteller und Künstler von dem Mythos um „Tristan und Isolde“ inspiriert worden. Seit Gottfried von Straßburg 1210 diesem Mythos eine schriftliche Versform gegeben hat, hat insbesondere Richard Wagner durch seine Opernfassung des Stoffes für eine populäre Verbreitung gesorgt.

    Tristan ist die Geschichte eines jungen Mannes, der im Auftrag seines Onkels, dem König, nach Irland segelt, um dort die schöne Isolde als Frau und Königin für ihn nach Britannien zu locken. Weil sie auf der Fahrt über das Meer einen Liebestrank zu sich nehmen, der sie auf ewig aneinander bindet, wird ihr Leben danach am Hof zu einem intrigenhaften Versteckspiel.

    Martin Grzimek beginnt seine Geschichte um Tristan schon viel früher. Er begleitet Tristan von seiner Geburt bis zum Tod, ein Entwicklungsroman von hoher literarischer Qualität. Der Leser lernt einen jungen Mann kennen (und sich mit ihm auseinanderzusetzen, identifizierend und abgrenzend) mit all seinen widersprüchlichen Gefühlen, seinen Träumen und Sehnsüchten, seiner Leidenschaft und seinen Niederlagen.

    Der Roman führt seine jugendlichen (und erwachsenen) Leser in eine fremde Welt, es geht wie so oft um die Auseinandersetzung des Guten mit dem Bösen. Es wird um die Wahrheit gerungen und um die Liebe mit all ihrer Kraft und Gewalt.

    Grzimek geht bei aller Werktreue doch sehr frei mit dem Stoff um. Er erzählt ihn sozusagen „gegenwärtig.“ Das macht seine Lektüre so anregend und aktuell.