Les raisons d'un choix
Original : Französisch, 2003
ZUM INHALT :«Jedes Jahr bin ich ein wenig erstaunt zu sehen, dass einige meiner Studenten und Teilnehmer an meinen Konferenzen zum Buddhismus denken, ich sei Buddhist. Sie haben zweifelsohne Schwierigkeiten zu verstehen, wie jemand einen solch positiven Blick auf den Buddhismus haben kann, seine interne Kohärenz schätzen und darüber mit Enthusiasmus reden kann ohne aber selbst Buddhist zu sein. Wenn sie dann erfahren, dass ich Christ bin sind sie oft extrem erstaunt. Einige fragen mich, wie ich fortfahren kann an Gott zu glauben und Christ zu sein, nachdem ich den Buddhismus in Tiefe studiert habe, so sehr sind sie sich sicher, dass dieser Weg den geistigen Notwendigkeiten unserer zeitgneössischen Welt besser entspricht. »
Auf diese Reaktion, auf dieses Staunen hin hat Dennis Gira, Lehrer am Katholischen Institut von Paris - auch von Buddhisten anerkannt als einer der besten Spezialisten des Buddhismus' – diesen Essay geschrieben. Er versucht, seinen Weg verständlich zu machen, eine Überzeugung zu erhellen und die « Gründe einer Entscheidung » darzulegen.
GLIEDERUNG UND INHALT :
Nach einer kurzen Einleitung gliedert sich das Buch in sieben Kapitel mit jeweils fünf bis acht Unterkapiteln, die das jeweilige Thema näher betrachten. Zum Ende ein abschließendes Kapitel, das größtenteils nochmals kurz die Hauptargumente zusammenfasst. Das ergibt gut lesbare, nicht allzu lange Abschnitte, bei denen man eingeladen ist, eventuell von Zeit zu Zeit bei einer Argumentation innezuhalten.
1.Kap.: Ausgehen von einer persönlichen Erfahrung über den Menschen : Wichtigkeit der Beziehungen
2.Kap.: Platz « Gottes », des Absoluten, in den Traditionen : persönlich ? Welche Gottesbilder (reduzierend) haben wir oder haben wir nicht ? Gefahr des Anthropomorphismus'.
3.Kap. : Stellung Jesu im christlichen Gottesbild : jemand in Beziehung. Infragestellung mancher Gottesbilder. Die Liebe als das höchste Gut.
4.Kap. : Die Vergebung im Herzen der menschlichen und christlichen Erfahrung.
5.Kap. : Buddhismus und Christentum : Selbstverständnis als « Weg »-erfahrung (Weg, dao, dô). Ethik, « Gesetz » und « Gebot » in den beiden Traditionen.
6.Kap. : Reinkarnation und/oder das Geheimnis von Tod und Auferstehung. Selbsterwerb des Heils oder Gnade/Liebesgabe ?
7.Kap. : Der Platz der Gemeinschaft (Sangha, Kirche) im Selbstverständnis der Traditionen. Nicht vom Mißratenen her urteilen, sondern von der Vision.
BEMERKUNGEN :
Dennis Gira macht einen unbelasteten, freien Eindruck : er scheint mit beträchtlichem fundierten Wissen und grossem Respekt vor diesen zwei « Wegen » zu stehen (Begriff, den man sowohl für den Buddhismus als auch für den christlichen Glauben in den jeweils eigenen Schriften finden kann) und erklärt, warum seine Wahl für das « Kreuz », für den christlichen Weg ausfällt. Dabei wird er nicht von Angst oder äußerem Nachfolgen irgendwelcher dogmatischen Gesetze bestimmt, sondern versucht den Weg zu wählen, der am meisten seiner inneren Veranlagung, bzw. seinen Grundfragen und -erwartungen entspricht. Wenn er dabei nach und nach auf wesentliche Glaubensaussagen zu sprechen kommt, so erfüllt er sie mit Leben und Geist und stellt sie so hinein in eine Art innere Kohärenz nicht nur logischer Art, sondern einer Anthropologie, einer Ethik etc.
Es macht einfach Freude, dass hier ein großer Kenner des buddhistischen Weges dem Christentum eben eine solche innere Kohärenz und menschliche Verträglichkeit zuspricht, die viele im Westen aus Enttäuschung und Verallgemeinerung persönlicher negativer Erfahrungen heute eher, bzw. allein, dem Buddhismus zusprechen. Und dabei – das arbeitet Gira gut aus – oft eine Version « light » im Kopf haben, die mit den tiefsten Konsequenzen eines Lebens nach buddhistischen Grundsätzen gar nicht immer viel zu tun haben.
Gira erhellt in diesem Buch oft auf erstaunliche Weise sowohl buddhistische als auch christliche Begriffe, bzw. das, was dahinter steht. Viele von uns werden entdecken können, wie wir teils falschen Vorstellungen hinterher laufen. Diese Klarstellungen allein reichen schon aus, um in gewissem Sinne den Sucher wirklich vor die wahren Entscheidungen zu stellen anstatt Illusionen oder falsche Bilder abzulehnen oder eben nachzuhängen.
Obwohl mir selber vieles in der Argumentation bekannt war fand ich sehr viel Freude an der stets positiv eingestellten Grundstimmung des Buches und einigen Klarstellungen. Sehr empfehlenswert !
ZUM AUTOR :
Dennis Gira wurde 1943 geboren, ist ein französischer Forscher und Schreiber nordamerikanischer Herkunft. Als Spezialist des Buddhismus' ist er Ehrendoktor am Katholischen Institut, Paris. In den 70iger Jahren verbrachte er acht Jahre in Japan und interessierte sich für die Religionen des Landes, insbesondere für den Buddhismus. Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten an einer japanischen Universität und anschließend in Frankreich analysiert er die verschiedenen Formen, Schulen des Buddhismus' und seine Entwicklung bis zum heutigen Tag.Als christlicher Theologe und Spezialist des Buddhismus' arbeitet er an den Grundbedingungen eines wahrhaften interreligiösen Dialoges und veröffentlichte auch zu diesem Thema mehrere Bücher.
Taschenbuch: 156 Seiten