Ich mag als "Außenstehender" noch einmal etwas zu diesem Buch äußern.
Kerstin hatte sich ja nun mehrmals über die doch sehr derbe und vulgäre Sprache geärgert. Daraus ist dann eine Diskussion bei uns entstanden, und ich meinte, dass die englische Arbeiterklasse nunmal tatsächlich flucht wie die Kesselflicker, zumal in der Gegend um Birmingham, die für ihren rauen Umgangston berüchtigt ist.
Trotzdem kommt es im Englischen nie so unpassend vulgär rüber. Das ist auch der Grund, warum Kerstin und ich eine Serie wie "Coupling" nur im Orginalton anschauen - den englischen Humor sowie den Grundtenor der Sprache ins Deutsche zu übertragen, ist ungemein schwierig, wenn nicht unmöglich.
Meine Überlegung war dann, dass das Buch "How to be a Woman" vielleicht nur unter der Übersetzung ins Deutsche so sehr gelitten hat, denn schließlich sind die Amazonbewertungen für das englische Orginal auch im Schnitt um einen ganzen Stern besser.
Ich habe dort jetzt mal die "Blick ins Buch" Funktion genutzt und einige Seiten miteinander verglichen.
Ergebnis: Die Übersetzung ist teilweise wirklich schlecht und gibt GAR NICHT das wieder, was Moran schreibt.
Beispiel aus dem Epilog:
Zuerst die vorliegende Übersetzung:
Ich schmecke nicht süß - nicht wie Kuchen oder Honig. Dabei habe ich Unmengen Schmuddelbücher gelesen, aus denen für mich klar hervorging, dass eine Muschi einem Mann in etwa das selbe Schleckvergnügen bereitet wie eine Kugel Häagen-Dazs Pralines & Cream.
Und hier das Orginal:
"I don't taste sweet - like cake, or honey. I can't tell you the amount of filthy books I've read that led me to believe that, when a man went down on you, he was basically lapping away on a Sherbet Dip Dab."
Während der erste Satz noch wörtlich übersetzt wird, ist die Übersetzerin danach doch sehr frei mit ihrer Wortwahl. Das Wort "Muschi" kommt überhaupt nicht vor, und "Sherbet Dip Dab" ist für uns Deutsche wohl tatsächlich kein Begriff, aber es mit einem Nobeleis zu vergleichen ist nicht nur unpassend, sondern vollkommen falsch.
"Sherbet Dip Dab" ist eine Süßigkeit, die besonders in den 80er Jahren in England der absolute Renner war. Es handelt sich dabei um eine Tüte mit Brausepulver, die zusätzlich einen Erdbeerlutscher enthielt. Man konnte nun den Lolli lutschen, und ihn dann immer wieder in das Brausepulver tunken, wodurch aus dem normalen Erdbeerlolli eine prickelnder Erdbeerlolli wurde. Sherbet Dip Dab war (und ist, denn es gibt das Zeug heute noch) dabei niemals teuer oder für seine Hochwertigkeit und Qualität bekannt wie die Exklusivmarke "Häagen Dazs". Man kann es viel eher mit dem allseits beliebten "Prickelpitt" vergleichen, das wir damals pfundweise in uns reingeschüttet haben (in den 80ern).
Man mag sich nun streiten, ob es denn SO wichtig ist für die Übersetzung, ob da von Eis oder Brausepulver die Rede ist, aber ich wollte an diesem einen Satz nur zeigen, wie fahrig da mit dem Orginaltext umgegangen wird. Aus "to go down on someone" wird "Muschi lecken" - die englische Formulierung ist weniger vulgär und deutlich humorvoller, verspielter - typisch englisch halt. Und Morans kindliche Vorstellung (denn sie schreibt ja hier von ihrer frühen Jugend, in der sie heimlich "Schmuddelbücher" gelesen hat), dass es für einen Mann so toll sein muss wie Brausepulver auf der Zunge, wenn er denn "bei einer Frau da runter geht", dann zeigt das eine absolut kindliche, unschuldige Annahme, die rückblickend mit einem Augenzwinkern aufgezeigt wird.
In der Übersetzung kommt nichts Kindliches rüber, der Grundton ist völlig anders, anrüchiger, vulgärer.
Ich bin zudem ziemlich sicher, dass Worte wie "Fickschlitz" im Orginal ebenfalls nicht vorkommen, bestenfalls "slit" (also Schlitz, was ein durchaus gebräuchliches Wort ist und in etwa mit unserem deutschen "Scheide" gleichgesetzt werden kann). Das Wort "cunt" hingegen wird tatsächlich übersetzt mit "Fotze", aber es hat im Englischen keinen gar so "bösen" Klang, ähnlich wie auch "fuck" ein absolut gebräuchliches Wort in der Umgangssprache ist. Dazu kommt der Wolverhampton (sprich: Wuuwerhem'en)-Slang, der sich noch weniger wörtlich übersetzen lässt - und schon hat man ein vollkommen anderes Bild von den Aussagen der Autorin.
Punktum, das Orginal liest sich (zumindest die paar Seiten der "Blick ins Buch" Funktion) GANZ anders, ich habe das Schmunzeln nicht aus dem Gesicht gekriegt und erwäge ernsthaft, es mir zu bestellen - ja, als Mann.