Yves Grevet - Méto. Das Haus/La Maison

  • Klappentext: Sie leben im HAUS, ohne zu wissen, woher sie kommen und was mit ihnen geschieht. Hinter verbarrikadierten Fenstern und Türen, immer bewacht. 64 Jungen, die dasselbe Schicksal teilen. Bis einer sich erhebt für ein Leben in Freiheit: MÉTO


    Der Autor: Yves Grevet, geboren 1961 in Paris, wuchs in Vitry-sur-Seine in Vale de mare auf. Nach Abschluss seines Studiums ging er für zwei Jahre nach Ankara, um anschließend in Frankreich als Lehrer zu arbeiten. Yves Grevet ist verheiratet und hat drei Söhne. Er schreibt Romane für Jugendliche. "MÉTO. Das Haus" ist der erste Band seiner Trilogie rund um den jungen Méto, die in Frankreich ein Bestseller wurde.

    Inhalt:
    Irgendwann ist Méto in das Haus auf der Insel gekommen und in wenigen Monaten wird er es verlassen müssen. Doch weder weiß er, woher er kommt, noch wohin er gehen wird. Das zählt im Haus nicht. Hier gelten strenge Regeln, ein geregelter Tagesablauf und harte Strafen. Aber Méto wünscht sich etwas, was er dort niemals bekommen kann: Antworten...

    Meine Meinung:
    Méto ist ein Roter, einer der Ältesten der 64 Jungen, die Tag und Nacht miteinander verbringen. Sie werden ständig von den Cäsaren überwacht, die allesamt fast identisch aussehen und streng gegen jeden Regelverstoß vorgehen. Die Jungen fügen sich, denn sie fürchten die Strafen, besonders den Kühlraum.
    Nachdem Quintus verschwunden ist, kommt mit Crassus ein neuer Hellblauer in das Haus und Méto muss ihn einen Monat einführen. Schnell bekommt man einen Überblick seltsame Essvorschriften, Unterrichtsinhalte und sportliche Aktivitäten, deren Sinn von Méto an einigen Stellen in Frage gestellt werden. Er lässt sich nicht so schnell von den Cäsaren abwimmeln und setzt sich für andere ein, auch wenn er von Crassus und dessen rätselhaften Träumen nicht begeistert ist. Trotzdem fügt er sich in den Alltag und versucht, sich vorbildlich zu verhalten.


    Das Buch thematisiert Freundschaften und eine scheinbar heile Welt, denn alles im Leben der Jungen ist geplant und organisiert. Sie bekommen genügend Essen, müssen keine Hausarbeit erledigen und so leben sie in einem erzwungenem Frieden. Der Ausgleich dafür ist umso brutaler: Die Jungen spielen mit Leidenschaft "Inch", ein Spiel, das sie nur durch Gewalt und Strategie gewinnen können. Und so bleibt es nicht bei blauen Flecken und Kratzspuren. Es gibt auch Todesopfer, aber es scheint für niemanden ein Grund, dem Spiel fernzubleiben.
    Trotz ausführlicher Beschreibung habe ich persönlich nicht genau verstanden, wie es zu den zahlreichen Verletzungen trotz intensivem Körpereinsatz kommt. An mehreren Stellen im Buch ist etwas nicht nachvollziehbar. Dazu wird etwas Potential verspielt, weil einiges aus dem merkwürdigen Leben Métos nur erwähnt, nicht aber aufgegriffen wird.


    Sprachlich gesehen hält sich das Buch auf niedrigem Niveau, denn die Geschichte wird von dem Protagonisten selbst in der Gegenwart erzählt. Da seine Erinnerungen nur bis zur Ankunft im Haus reichen und in der Schulzeit nur wenig unterrichtet wird, hält sich sein Wortschatz in Grenzen. So kommt es zu Situationen, die dem Leser unbegreiflich erscheinen, aber für Méto, der niemanden außer den anderen Jungen und den Cäsaren zu Gesicht bekommt, vollkommen nachvollziehbar sind:


    "Er spricht von einem Gegenstand, den er "Mama" nennt. Er weiß zwar nicht mehr genau, wie dieser Gegenstand aussieht. Aber das Wort kann er nicht vergessen. Er ist sich sicher, dass zwischen dem Wort und dem Augenblick des Zubettgehens eine Verbindung und dass der gegenstand warm und weich ist. Er glaubt, "Mama" sei vielleicht eine andere Bezeichnung für ein Kissen oder eine Decke." (S. 81-82)


    Solche Abschnitte rufen eine Unverständlichkeit hervor und die Frage, was mit diesen Kindern geschehen ist. Es gibt im Verlauf der Geschichte beschriebene Szenarien, die den Leser Vermutungen anstellen lassen, die für Méto aber noch nicht greifbar sind. So bleibt man in Ungewissheit über das Leben der Jungen bis auf den Zeitraum, in dem sie sich im Haus wiederfinden. Mit Méto zusammen wünscht sich der Leser eine Menge Antworten. Wer ist zum Beispiel Romu, der Junge aus dem Kühlraum? Wieso tragen alle antike römische Namen? Was befindet sich außerhalb des Hauses und jenseits der Insel?


    So endet das erste Buch der Trilogie um den Jungen Méto mit einem bösen Cliffhanger, obwohl man das Gefühl hat, die Geschichte habe gerade erst bekommen. Tatsächlich ist die erste Hälfte fast ausschließlich eine Beschreibung der Eigenarten des Hauses und richtig spannend im Sinne von Action wird erst das letzte Drittel. Dennoch wirkt es faszinierend und liest sich flüssig und schnell.


    Fazit: Trotz einiger Schwächen ist es ein gelungener Auftakt, denn für Band 2 ist ausreichend Potential und "Das Haus" gibt beste Vorraussetzungen für mehr Spannung in "Die Insel". Dank weniger brutaler Szenen ist das Buch eher als Jugendbuch zu bezeichnen und nicht für jüngere Kinder geeignet.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • “Méto – Das Haus” ist der Auftakt zu einer Trilogie und das merkt man dem Roman ganz deutlich an. Nicht nur, dass der erste Band mit einem sehr gemeinen Cliffhanger endet, der dazu führt, dass man sich unweigerlich fragt, was aus Méto und seinen Freunden werden wird, auch viele Hintergründe und auch viele Figuren bleiben mit Fragezeichen versehen, weil man nicht genug über sie erfahren hat. Das ist verständlich, da ja noch zwei Fortsetzungen kommen, aber es ist auch ein bisschen schade, finde ich, dass der Roman so gar nicht für sich allein stehen kann.
    Das Systen, das im Haus vorherrscht, wird sehr spannend und gut dargestellt. Einerseits fehlen einem als Leser Erklärungen, da Méto das Leben dort kennt und er der Ich-Erzähler ist, nimmt er alles so hin und man muss sich ein paar Dinge entschlüsseln, dann aber gibt der Autor Méto einen Neuen an die Hand, und dem – und mit ihm dem Leser – bringt Méto dann bei, was man über das Haus wissen muss, um zu überleben. Und das ist vor allem eins: nicht auffallen, nichts fragen.
    Was alles dahintersteckt, kann man – wie gesagt – bisher nur erahnen, man bekommt aber schon den Eindruck, dass der Autor sich sehr viele Gedanken gemacht hat und dass hier nichts einfach so geschieht. Dadurch, dass Métos Welt immer größer zu werden scheint (der zweite Band heißt “Die Insel” und der dritte “Die Welt”), scheint das System so angelegt, dass man zusammen mit Méto das System vom Kleinen ins Große kennenlernen wird und das finde ich sehr gelungen.
    Schön ist es auch mal, eine Dystopie zu lesen, in der nicht irgendeine Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Da es im Haus keine Mädchen gibt und die Erinnerungen der Jungen so manipuliert sind, dass sie sich an ihr Leben vorher nicht erinnern, sind die menschlichen “Weibchen” eher eine abstrakte Vorstellung für die Jungen. Diese Idee habe ich so in einem Roman noch nicht gefunden und ich fand sie hier stimmig.
    Ein guter Trilogieauftakt, der neugierig auf die Fortsetzungen macht, da er keine wirklich in sich abgeschlossene Geschichte erzählt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Meto lebt mit 63 anderen Jungen im "Haus". Sie werden jeden Tag gedrillt, haben einen strikten Tagesplan und werden sorgfältigst von den Cäsaren überwacht. Als Strafe dient der Kühlraum.
    Keiner der Junge weiß, was mit ihm geschieht, wenn er zu groß geworden ist. Die Jungen verschwinden. Meto wagt es einmal trotz Verbot einen der Soldaten anzusehen, obwohl er wie alle in seiner Gegenwart die Augen geschlossen halten müsste.
    Meto wird als einem der ältesten ein Neuzugang zugewiesen, Crassus, dem er die Regeln erklären soll und für dessen Fehler er bestraft wird, so lange die Mentorenschaft anhält. Als er deshalb in den Kühlraum gesperrt wird, begegnet er dort wieder Remu, den Verrückten, der dort ganz alleine lebt. Remu macht seltsame Andeutungen und Meto wird immer neugieriger: Was sind das für seltsam aussehende Soldaten? Wohin gehen die älteren Kinder? Meto lässt sich nicht unterkriegen und stellt Nachforschungen an, die für ihn überaus gefährlich werden können, denn die Cäsaren haben ihre Augen und Ohren überall...


    "Meto" hat mich ziemlich schnell gefesselt. Die Jungen sind einem rigiden Diktat unterworfen, lehnen sich dagegen aber nur heimlich mit winzigen Regelübertretungen auf. Nur wenige sind nicht ganz so lethargisch. Ich fand die Schilderung des Hauses und des Tagesablaufes sehr gelungen. Man konnte sich gut vorstellen, wie klaustrophobisch der Ort ist. Man kann nichts vermissen, was man nicht kennt. Keiner der Jungen erinnert sich an ein vorher, doch als Meto die Grenzen seiner Welt aufgezeigt werden, will er sie überschreiten.
    Leider ist man am Ende des ersten Bandes nicht sehr viel schlauer. Einige Sachen, die Meto erst entdecken musste, waren dem Leser trotz des gleichen Wissensstandes schon vorher klar. Auf die wirklich großen Fragen werden allerdings keine Antworten gegeben. Man weiß nicht, wie die Welt bestellt ist und warum jemand so viel Zeit und Mühe in das Haus investiert, wenn sich die Jungs durchaus gegenseitig beim Inch-Spiel umbringen (wie Rugby auf allen vieren, nur ungleich rabiater). Das Buch ist verhältnismäßig kurz und man hat es schnell durch, will aber gerne wissen, wie es weitergeht. Zwischendurch gab es einige kleine Logiklücken und Spannungsflauten, insgesamt hat mich das Buch aber überzeugt. 4/ 5 Sterne.

  • Der erste Teil der Trilogie.
    Allgemein zu der Trilogie („Das Haus“ und „Die Insel“ und „Die Welt“):
    Das Cover finde ich sehr gelungen - es macht einen ganz besonderen Eindruck: die rote, glänzende Schrift und die rote, leuchtende Person zwischen den anderen grauen Personen machen den Leser neugierig auf den Inhalt des Buches.
    Als ganz edel empfinde ich den schwarzen Buch-Seiten-Schnitt.
    Hint: Ich habe alle drei Bücher nacheinander gelesen und erst dann die Rezension geschrieben.


    Zusammenfassung des Inhalts:
    Meto, ein Junge der im „Haus“ zusammen mit anderen Kindern gefangen gehalten wird, ist die ewigen Schikanen, die ihm und den anderen Kindern angetan werden, leid und ahnt, dass es noch eine andere Welt „dort draußen“ gibt; er unternimmt den Versuch eines Ausbruchs.


    Als Thema ziehen sich immer wieder Freundschaft und Loyalität als roter Faden durch den Roman.


    Was mir des Öfteren nicht so gut gefallen hat:
    Es kommen immer neue Personen und Namen vor.
    Die Ereignisse werden oft überraschend und lieblos in die Geschichte eingeworfen.
    Man kann den Zusammenhang oftmals nicht erkennen.
    Als Leser bleibt man zu oft im Unklaren.
    Es werden oftmals zu wenig Hintergrundinformationen preis gegeben.


    Mir ist schon klar, dass der Autor die Spannung über die gesamte Trilogie erhalten möchte. Aber es ist schon ein Gradwanderung: wenn man immer nur Spannung aufbauen möchte und neue Aspekte einbringen möchte, ohne irgendetwas auch mal aufzulösen, dann könnte dies beim Leser eventuell auch irgendwann mal in Desinteresse umschlagen.


    Ja, das Buch war sehr spannend und ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen, weil ich immer wissen wollte wie es weiter geht.
    Aber manchmal hatte ich den Eindruck, dass der wahre Funke bei mir nicht überspringen wollte.
    Eigentlich wollte ich nur vier Sterne vergeben. Aber weil ich die Grundidee für super halte, dann doch fünf Sterne.
    5 Sterne (von max. 5 Sternen)