Klappentext:
Die Ökologin Jennifer Towse folgt ihrem ehrgeizigen Mann Blair widerwillig auf eine kleine Urlaubsinsel am Great Barrier Reef, wo dieser die Leitung eines Hotels übernehmen soll. Jennifer fürchtet das Meer, denn als kleines Mädchen musste sie miterleben, wie ihr Vater und ihr Bruder ertrunken sind. Bald nach ihrer Ankunft zeigt sich, dass Blair in üble Machenschaften um das Hotelmanagement verstrickt ist. Noch schwieriger wird die Situation, nachdem Jennifer feststellt, dass sie ein Kind erwartet und Blair eine Affäre mit einer Kollegin hat.
Die eigentliche Hauptfigur des Romans ist das Great Barrier Reef. Die Autorin verwendet sehr viel Zeit damit, diesen Teil Australiens und seine Bewohner sehr anschaulich zu beschreiben. Das ist denn auch der größte Pluspunkt des Buches. Mehr als einmal war ich von der Natur, den Tieren und der Atmosphäre total begeistert. Dennoch könnte es für jemanden, der sich nicht für Meeresbiologie und Umweltschutz interessiert ziemlich langweilig werden. Der Roman spielt zum größten Teil in einer Forschungseinrichtung auf der sehr kleinen Insel Branch Island. Die Mitarbeiter dort beschäftigen sich mit dem Riff und seinen Bewohnern und genau das wird auch in aller Ausführlichkeit beschrieben. Mir hat das sehr gut gefallen, wer jedoch einen typischen Australienroman sucht, in dem sich die junge Engländerin sich im 19. Jahrhundert auf den Weg nach Down Under macht und sich dort in einen raubeinigen australischen Farmer verliebt, ist hier definitiv falsch.
Sowieso spielt die Liebe eine sehr untergeordnete Rolle. Zwar wird zu Beginn die Beziehung zwischen der Hauptperson Jennifer und ihrem Ehemann Blair geschildert, aber es wird recht schnell klar, dass das nicht das Thema des Romans ist. Es geht eher darum, dass Jennifer zu sich selbst findet, sich emanzipiert, sowohl von ihrem Mann als auch von ihrer Mutter und schließlich ihre wahre Berufung findet. Des Weiteren ist es auch ein Familienroman, in dem beschrieben wird, wie das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter zu einer Belastung werden kann. Zwar spielen Männer auch eine mehr oder weniger große Rolle, aber auf Herz, Schmerz und Schmalz sollte man sich nicht zu sehr freuen.
In der Beschreibung ihrer Figuren hat die Autorin meiner Meinung nach zu sehr übertrieben. Jennifer ist zu moralisch, zu naiv und zu gut, als das man ihr das einfach so abnimmt und ich neigte dazu, sie hin und wieder kräftig schütteln zu wollen. Auch die restlichen Hauptfiguren wie ihre Mutter Christina oder die weltberühmte Meeresbiologin Isobel wirken zu konstruiert, so dass sie nicht echt scheinen und man als Leser kaum Sympathien für sie entwickeln könnte. Dagegen sind die Nebenfiguren wie der Inselbewohner Gideon oder die Hotelchefin Rosie herzliche Figuren, die gerade mit ihrer Einfachheit überzeugen.
Die Autorin hat versucht, den eigentlich schon fertigen Plot noch mit einer kleinen Krimigeschichte spannender zu gestalten. Mir war das zu viel und es passte auch nicht in die Wahl des Handlungsortes.
Wer schmuggelt schon Drogen und seltene Tiere auf der kleinsten Insel in der Umgebung, wo jeder jeden kennt und sie natürlich auch die ganze Zeit beobachtet wurden.
Im Großen und Ganzen ein unterhaltsamer Australienroman, der ausnahmsweise im 21. Jahrhundert spielt und der mit ein paar liebenswerten Nebenfiguren, aber in erster Linie mit einer unbeschreiblich schönen Natur aufwarten kann.