Sara Gran - Die Stadt der Toten

  • “Die Stadt der Toten” ist der Debütroman der Amerikanerin Sara Gran und damit der Auftakt zu einer ganzen Reihe um “die beste Ermittlerin der Welt” Claire DeWitt.


    Handlung:


    Der Hurricane Katrina hat ganz New Orleans verwüstet und seine Bewohner in den Trümmern ihrer Existenz zurückgelassen. In dieser unwirklichen Szenerie ermittelt Claire DeWitt, die sich als die beste Detektivin der Welt bezeichnet. In ihrem neuesten Auftrag soll Claire den verschollenen Staatsanwalt Vic Willing finden, der seit dem Tag nach Katrina verschwunden ist. Und so macht sich unsere Ermittlerin auf den Weg durch das Chaos New Orleans, immer begleitet von “Détection”, ihrer Detektiv-Bibel und ihren I-Ging-Münzen. Doch noch ahnt Claire DeWitt nicht, in welche Abgründe sie die Suche nach dem bekannten Anwalt führen wird.


    Eigene Meinung:


    Die Gestaltung des Romans fällt auf jeden Fall sofort ins Auge. “Die Stadt der Toten” wartet mit einem farbenfrohen Cover in knalligen Rot- und Orangetönen auf, die Schrift ist klar und modern. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, sind die abgerundeten Ecken und oben leicht angeschnittenen Kapitelnummern. Das gesamte Buch wirkt einfach sehr frisch und unkonventionell. Im Inneren geht es ebenso unkonventionell weiter. Claire DeWitt ist eine seltsame Heldin, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick ins Herz schließt. Sich selbst bezeichnet sie als die beste Detektivin der Welt, was von vielen anderen Figuren im Roman auch so bestätigt wird. Wie Claire zu eben jenem Ruhm gekommen ist, wird für mich leider nicht deutlich. Ihre Methoden sind mehr als wunderlich – hauptsächlich Esoterik und Drogen – und zur Lösung ihres Falles gelangt sie nur durch Hinweise, die andere für sie hinterlassen haben. Darüber hinaus hat sie oft ein sehr unangenehmes, fast herrisches Wesen, aber ich denke, sie wurde von der Autorin bewusst als Widerspruch gestaltet: die erfolgreiche Detektivin auf der einen und die verzweifelte junge Frau auf der anderen Seite, die ihren eigenen, wichtigsten Fall bisher nicht lösen konnte.


    Die sprachliche Gestaltung des Romans ist gewöhnungsbedürftig. Oftmals wird eine Vielzahl von kurzen Sätzen einfach stakkatohaft aneinandergereiht, so dass das Geschehen sehr gedrängt und gehetzt wirkt. Allerdings werden auch immer wieder Dinge in beinahe epischer Breite erzählt, von denen man lange Zeit nicht weiß, wo sie hinführen sollen. Manche Schilderungen ergeben erst nach vielen weiteren Kapiteln einen Sinn, andere sind mir auch nach Abschluss des Romans nicht klarer geworden. Generell ist die Sprache eine sehr karge, wenig schmucklose, was aber gut zur Gesamtstimmung des Romans passt. Einige Szenen sind hingegen sehr eindringlich beschrieben und gehen dem Leser wirklich nahe.


    Der Kriminalfall, der die Handlung bestimmt, ist durchaus interessant. Claire versucht mit Hilfe von Zeugen, die sie nach und nach befragt, den letzten Tag im Leben des Anwalts zu rekonstruieren. Dabei gerät sie selbst in die Schusslinie und muss sich aus einigen brenzligen Situationen retten. Doch Claire wäre nicht die beste Ermittlerin der Welt, wenn sie nicht auch diese Probleme mit viel Alkohol, Drogen und einem Gespräch mit ihrer toten Lehrmeisterin Constance lösen würde. Mir persönlich hätte hier etwas mehr Realismus gut gefallen, denn es erschließt sich mir nicht, wie man mit einem solchen Lebenswandel angeblich so gute detektivische Arbeit leisten kann. Zumindest wurde mir jedoch klar, weshalb Claire so wenige Freunde hat und ohne Partner ist – sie ist wirklich sehr….speziell.


    Trotz aller Skurrilität werden doch auch einige wichtige Themen angesprochen; für mich waren das die Highlights des Romans. Es gelingt Sara Gran nämlich auf sehr eindringliche Weise zu schildern, was Katrina mit New Orleans und einen seinen Bewohnern angestellt hat. Sie beschreibt die Angst der Menschen vor den nicht enden wollenden Fluten, den Verlust von Habe und Familie. Sie schildert eine Ausnahmesituation, in der Feiglinge zu Helden werden, die vielen, vielen Menschen das Leben retten und andere wieder zu selbstsüchtigen Verbrechern macht. Ebenso wird von der schwarzen Jugend in New Orleans erzählt, die vergeblich versucht einen Ausweg aus dem Sumpf von Kriminalität, Gewalt und Drogen zu finden. Besonders das Schicksal von Andray und Terrell ist mir sehr zu Herzen gegangen.


    Der Schluss des Romans kam für mich nicht allzu plötzlich, denn er hatte sich über lange Strecken des Romans hinweg bereits angedeutet. Dennoch ließ er mich ernüchtert zurück, so als dürfe die Geschichte jetzt und vor allem so noch nicht zu Ende sein. Aber genau diese Ernüchterung ist es, die dem Roman seine Tiefe verleiht. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Bänden noch einige Rätsel für mich lösen werden und ich vielleicht noch einen etwas besseren Zugang zu Claire DeWitt finden werde.


    Fazit: Ein skurriler, stellenweise wirrer Kriminalroman, der seine Tiefgründigkeit hinter einer verschrobenen Protagonistin und absurden Handlungselementen versteckt. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Ein sehr außergewöhnlicher Kriminalroman ist hier anzuzeigen mit einer rästelhaften und skurrilen Ermittlerpersönlichkeit, der Privatdetektivin Claire de Witt, die sich ironisch als die beste Ermittlerin der Welt bezeichnet.


    Ihr großes Vorbild und persönlicher Mythos ist der von Sara Gran eingeführte Jacques Silette, fiktiver Autor eines Handbuchs für Privatdetektive mit dem Titel „Detection“, aus dem sie immer wieder zitiert. Sätze etwa wie diesen: „Es gibt keine Zufälle. Nur uneingelöste Rätsel, unerkannte Hinweise. Die meisten Menschen sind
    taub für den Gesang des Vogels, blind für das Blatt auf dem Weg. Sie denken sich nichts dabei, wenn die Nadel an immer derselben Stelle der Schallplatte springt oder ein Fremder am Telefon ist. Sie übersehen die Omen. Sie wissen die Zeichen nicht zu deuten. Für sie stellt sich das Leben als Buch mit lauter weißen Seiten dar. In den Augen des Detektivs hingegen ist es gefüllt mit einer leuchtenden, geheimnisvollen Schrift.“


    Das spannende und besondere an diesem Roman, der wohl der Beginn einer Krimireihe darstellt, ist, dass die eigenwillige Claire de Witt, eine Frau mit einer Präferenz für Gewalt und politische Unkorrektheiten, diese hintersinnigen und oft kryptischen Lehren ihres Meisters bei der Lösung ihres Falles immer wieder anwendet, zur Freude und zur besten Unterhaltung des Lesers.


    Der wird mit der Handlung in das New Orleans des Jahres 2007 geführt. Auch zwei Jahre nach dem großen Hurrikan herrschen dort noch weitgehend Chaos und Anarchie. Von einem Mann namens Leon Salvatore erhält Claire de Witt in ihrem Heimatort in Nordkalifornien einen Anruf. Sie soll nach dem während des Orkans verschwundenen Staatsanwalt Vic Willing suchen, einem Onkel Salvatores. Noch am Abend vor dem zerstörerischen Sturm hätten die beiden miteinander gesprochen und seitdem habe er nichts mehr von seinem Onkel gehört. Er wolle Gewissheit. Für Claire de Witt ist klar:
    „Der Auftraggeber kennt die Lösung des Rätsels bereits. Aber er sträubt sich dagegen. Er beauftragt den Detektiv nicht, um das Rätsel zu lösen. Er beauftragt ihn, um sich bestätigen zu lassen, dass es keine Lösung gibt.“


    Dennoch nimmt Claire de Witt den Auftrag an. Erstens braucht sie Geld, und zweitens bringt er sie zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder nach New Orleans. Mit sehr ungewöhnlichen Methoden ( sie wirft das I Ging und vertraut auf Träume und Eingebungen) und immer im geistigen Kontakt mit Silette und ihrer verstorbenen Lehrerin Constanze, bewegt sich Claire de Witt durch ein New Orleans, das auch vor dem Sturm ein Hort von Mord und Totschlag war, was sich danach noch gesteigert hat. Furchtlos ermittelt sie, beschreibt eine korrupte Polizei und Staatsanwaltschaft, die bis auf die Knochen rassistisch ist.


    Sara Gran besticht durch eine kritische und radikale Analyse des Zustandes des Staates in den USA und ihrer Gesellschaftsordnung. In New Orleans, wo sie ständig auf die jungen schwarzen männlichen Opfern des Systems trifft, die selbst zu Tätern werden, kommt dieser „state of the union“ nur besonders krass zu Tage.


    Immer wieder wechselt Sara Gran die Perspektiven und die Zeiten und hält doch einen überzeugenden erzählerischen Faden fest, der ihr Buch zu einem bemerkenswerten Stück zeitgenössischer Kriminalliteratur macht.

  • Meine Meinung:
    Ohje! Das war das erste, was mir einfiel, als ich dieses Buch aus dem Umschlag fischte. Das Cover ist entsetzlich und auch der Klappentext ist maßlos übertrieben (“beste Ermitterlin der Welt” etc.). Das kann ja heiter werden!, dachte ich. Das Einzige, was mir an dem Buch rein optisch sehr gut gefällt, sind die abgerundeten Ecken.
    Nun denn, ich habe es gelesen. Aber leider bestätigte sich hier mein erster Eindruck und ich habe dadurch eine gefühlte Ewigkeit zum Lesen gebraucht. Die Protagonistin ist mir absolut unsympathisch, das komplette Buch einfach nur langweilig. Wenn ich dann auch noch lese, dass es der erste Band einer ganzen Reihe (!) sein soll, bin ich erst recht bedient.
    Doch worum geht es eigentlich in diesem Buch? Eigentlich ist es eine recht typische Kriminalgeschichte, könnte man meinen: Jemand verschwindet und eine Privatdetektivin soll diese Person wiederfinden. Allerdings verlässt sich diese Detektivin mir zu sehr auf ein “Detektivhandbuch”, von dem es in der Story schon heißt, dass es schlecht ist. Außerdem gibt es sehr, sehr, sehr viele Schwenks in ihre eigene Vergangenheit, die mit dem Fall überhaupt nichts zu tun haben. Klar, man lernt sie dadurch vielleicht ein wenig besser kennen, aber mich hat das irgendwann nur noch genervt. Ich war wirklich froh, als ich das Buch am Schluss zuklappen und wegpacken konnte. Eins steht für mich fest: Für mich wird es nach diesem Buch keine Fortsetzung dieser Reihe geben. Und hätte ich den ersten Band nicht unangefragt als Rezensionsexemplar bekommen, hätte ich dieses Buch nicht einmal beachtet.


    Ich gebe diesem Buch:
    :bewertung1von5:

  • Inhalt:
    Claire DeWitt wird soll den verschollenen Staatsanwalt Vic Willing finden und das im durch Hurrikan Katrina verwüsteten New Orleans. Der Neffe hat ihn das letzte Mal vor der großen Katastrophe gesprochen und macht sich nun Sorgen. Claire DeWitt nimmt den Auftrag an und versucht ihn, auch mit Hilfe unkonventioneller Methoden, zu finden. Was wird sie auf ihrer Suche erwarten? Und ist Vic nur untergetaucht oder bei der Katastrophe umgekommen?


    Meine Meinung:
    Erstmal zum Positiven, das Buch kommt schon außergewöhnlich daher. Die Ecken sind nämlich rund und nicht eckig (hört sich unlogisch an, weiß aber gerade nicht wie ich es besser beschreiben soll) Die Klappenbroschur ist so geklebt das Leserillen fast unmöglich sind und der Rückentext und auch der Klappentext liest sich gut, ABER, ja nun kommt das Aber für mich hat es definzit an Spannung gefehlt. Erstmal wirkte alles genauso chaotisch wie es wohl in New Orleans nach Katrina war. Auch Claire deWitt war für mich nur Chaos. Ich hatte mir vorgestellt das sie mit ihrer außergwöhnliuchen Ermittlungsweise mehr Spannung und auch ein wenig Witz reinbringen kann, aber da lag ich falsch. Der Schreibstil war doch arg holprig. Gerade am Anfang wurde der Fall für mich viel zu sehr zu Nebensache und ich merkte das genau das mir die Spannung nahm. Sicher war einiges davon wichtig, aber vieles auch vollkommen überflüssig und so nahm es mir nicht nur die Spannung sondern auch den Spaß am Lesen. Es ist aber ein mir netterweise zur Verfügung gestelltes Rezensionexemplar und so wollte ich es natürlich auch beenden. Bis dahin hatte ich aber noch einiges vor mir, stellenweise wirklich interessant, stellenweise für mich aber zum Gähnen langweilig. Die Spannung schaffte Sara Gran nicht zu halten. Aber vielleicht habe ich ihre Art auch zu wenig verstehen können. manchmal nervte sie schon mit ihren Gedankensprüngen oftmals kam ich nicht mehr mit. Das Ende allerdings war für schon etwas anders als erwartet, was man ja schon als Pluspunkt werten kann. Vielleicht war es auch einfach nur kein Buch für mich und jemand anderes mag es verschlingen und wartet das sehnsüchtig auf den nächsten Band, denn es soll der Auftakt einer Serie sein. In dem Fall allerdings nicht für mich.

  • :thumleft:
    Ich fands großartig! Zum Glück hab ich den Rezi-Thread nicht vorher gelesen, sondern erst, nachdem ich das Buch spontan aus dem Buchladen befreit hab. Mich hat das Äussere sehr angesprochen, und es war ein Kleber auf dem Cover "Deutscher Krimipreis 2013"
    Und dann las ich das hier. Ohje, dachte ich, hoffentlich war das jetzt kein Fehlkauf :(
    Aber das war es mitnichten.
    Die Stadt der Toten ist spritzig, hat Witz und die Ermittlerin hat so ihre Schattenseiten und jede Menge Schwächen, aber sie hat auch Herz, Verstand und Humor. Sie folgt oft ihrem Gespür, ihrer Intuition und vertraut auf ihr Glück.
    In diesem Serienauftakt kam viel aus der Vergangenheit zur Sprache. Das ist auch ein Punkt, der mir gut gefallen hat. Neben dem aktuellen Fall erfahren wir viel von Claire, ihren Freundinnen, ihrem bisherigen Leben etc.
    Ich bin froh, daß ich mir den Spaß gegönnt hab. Und ich werde die Autorin weiter im Auge behalten.
    Fünf Sterne von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    “Bücher sind Feunde, die stets für uns Zeit haben.“
    “Und Phantasie, Phantasie vor allem, ohne deren Hilfe sich keine Probleme lösen lassen, die kleinen nicht und die großen erst recht nicht.“

    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Meine Meinung
    Dies ist der 1. Teil der Reihe um Privatdetektivin Claire de Witt.
    Sie bezeichnet sich selbst als die beste Privatdetektivin der Welt, hat das Handbuch "Detection" als Bibel und ist verschroben und selbstbewußt und arbeitet nach sehr unkonventionellen Methoden, in dem sie Drogen mit ihren Befragten raucht, trinkt und auch mit ihrem Auftraggeber schläft.


    Die Krimihandlung spielt in New Orleans und zwar 2005 nach dem Katrina die Stadt schlimm verwüstet hat.
    Zwar liest man über Beschreibungen von Zerstörung und die Menschen erzählen von Verlust und Angst, aber so richtig habe ich die Ausmaße und Zustände nicht greifen können. Hier hätte ich mir mehr gewünscht um es besser "fassen" zu können.
    In diesem Chaos ist nun aber der Onkel von Leon dem Auftraggeber verschwunden. Er scheint nicht durch Katrina umbekommen zu sein, denn er wurde anschließend noch gesprochen, aber wo ist er??
    Claire ermittelt nun auf ihre eigene Art und Weise geht den kleinsten Hinweisen nach und sammelt so mühsam Bruchteil um Buchteil, Puzzelstück um Puzzelstück um das Große verschwinden.
    Sie verbeißt sich in den Fall wie ein Bullterrier und auch als Ihr Auftraggeber sie feuert ermittelt sie weiter.
    Bis sie das Geheimnis lüftet.
    Es ist nicht überraschend und passt zur Situation und dem Leben nach so einem Wirbelsturm, hat mich etwas aufgerüttelt, gerade was Freundschaft und das füreinander einstehen angeht und hat mich befriedigt zurückgelassen.


    Es ist kein klassischer Detektivkrimi, es ist mehr fast schon ein Gesellschaftkrimi und dass er außergewöhnlich ist, sieht man auch an der Aufmachung des Buches.
    Das Cover ist ein absoluter Hingucker. Allein dadurch wurde ich auf das Buch aufmerksam, aber besonders sind die runden Ecken. Finde ich eine schöne gelungene Idee, passt zur restlichen Aufmachung und ist einfach mal was anders.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: