Elizabeth Peters - Der geheimnisvolle Schrein

  • Klappentext:
    Für die schöne und clevere Vicky Bliss ist das alles ein Spiel: eine
    Schatzsuche auf Schloß Drachenstein in Rothenburg. Der Preis: ein alter
    Schrein, geschnitzt von Tilman Riemenschneider, dem großen Meister der
    deutschen Spätgotik. Doch bald schon nimmt das Spiel eine tödliche
    Wendung, und Vicky selbst gerät in größter Gefahr. Humorvoll und
    schaurig - ein Krimi in bester Elizabeth-Peters-Manier.




    Meine Meinung:
    Von Elizabeth Peters kannte ich bisher nur die Amelia-Peabody-Reihe, die im vorletzten Jahrhundert in Ägypten spielen. Die Autorin promovierte in Ägyptologie, und entsprechend fundiert sind ihre historischen Krimis.


    Die Vicky-Bliss-Reihe spielt in den 1970ern. Die Heldin ist Kunsthistorikerin, groß, intelligent und emanzipiert, und leidet unter ihrem guten Aussehen. Die Männer, so muss Vicky immer wieder feststellen, nehmen sie nicht ernst und wollen ihre Leistungen nicht anerkennen. Ein Fachkollege hat sich sogar darauf versteift, sie heiraten zu wollen. Doch Vicky hat keine Lust auf die Ehe, denn der Mann würde verlangen, dass sie ihren Beruf aufgibt und sich fortan nur noch seinem Wohlbefinden und seiner Karriere widmen.
    Um ihn loszuwerden, lässt sie sich auf einen Wettkampf ein. Es geht um das letzte Werk von Tilman Riemenschneider, einen geschnitzten Altar, der seit den Bauernaufständen verschollen ist. Vicky entdeckt in einem Buch Hinweise auf den möglichen Verbleib des Altars. Sie reist nach Rothenburg ob der Tauber, gefolgt von ihrem Kollegen Tony, der mit allen Mitteln und Tricks versucht, ihr zuvorzukommen.


    Wie schon in den Amelia-Peabody-Büchern ist die Handlung eine Mischung aus Abenteuer, historischen Fakten und Romantik. Hier kommt noch ein Hauch Grusel dazu, denn das Buch spielt auf einem alten - erfundenen - Schloß, in dem nachts nicht nur die schatzsuchenden Historiker die düsteren Gänge unsicher machen. Die Autorin lässt dabei kein Klischee aus: Geheimgänge, Geister und Seancen, geheimnisvolle Botschaften und versteckte Schätze sowie eine böse Gräfin, die der jungen Erbin des Schlosses das Leben schwer macht. Trotzdem gelingt es der Autorin, nicht ins Triviale abzudriften. Durch die nüchterne Art der Heldin schafft sie es immer wieder, altbekannten Situationen eine neue Wendung zu geben oder sie in einem anderen Blickwinkel darzustellen.


    Vicky ist ein vielschichtiger Charakter ganz nach meinem Geschmack. Klug, selbständig und unerschrocken, aber auch in der Lage, sich ihre Fehler kritisch, ja sogar ein wenig selbstironisch einzugestehen. Die Männer kommen in diesem Buch weniger gut weg. So ist Vickys Kollege und Verehrer Tony ein überheblicher, ignoranter Besserwisser, der ein Nein nicht als Nein akzeptieren kann, wenn es aus dem Mund einer Frau kommt. Der Wettstreit zwischen den beiden war dementsprechend amüsant. Allerdings hatte ich das ganze Buch über die Befürchtung, dass Vicky seinem Werben am Schluß doch noch nachgibt und wir ihn auch in den Nachfolgebänden am Hals haben werden.


    Mit den geographischen Fakten nimmt die Autorin es nicht allzu genau. So siedelt sie in Rothenburg einfach ein Schloß an, dass es gar nie gab (worauf sie jedoch im Vorwort ausdrücklich hinweist). Auch die Geschichte, um den verschollenen Altar ist frei erfunden, wird jedoch plausibel in tatsächliche historische Ereignisse eingebunden. Da ich über das deutsche Mittelalter so gut wie nichts weiß, fand ich es interessant, etwas über die Bauernkriege und ihre Folgen zu erfahren.


    Fazit:
    Unterhaltsam :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!