Lawrence Watt-Evans - Das verhexte Schwert

  • Schon am Cover sieht man, dass es sich um einen älteren Fantasyroman
    handelt. Es zeigt einen sehr leicht bekleideten, muskulösen Mann, an den
    sich eine Frau schmiegt, die nicht wesentlich mehr trägt als der Mann.
    Ein typisches Achtziger-Jahre-Fantasy-Cover, das mit dem Inhalt des
    Buches eigentlich überhaupt nichts zu tun hat.


    Der junge Soldat Valder war als Späher unterwegs, als er unerwartet
    auf eine feindliche Truppe stieß. Seitdem ist er auf der Flucht. Nach
    einer mehrtägigen Sumpftour trifft er überraschenderweise auf einen
    alten Einsiedler. Dieser ist zunächst erfreut, endlich wieder mit einem
    Landsmann reden zu können, als er jedoch von Valders Verfolgern erfährt
    und sich diese kurz darauf vor seiner Hütte wiederfinden, ist er es
    nicht mehr. Mit Hilfe eines einfachen Zaubertricks – bei dem Einsiedler
    handelt es sich um einen Hexenmeister – kann er sich und Valdan vor dem
    Tod bewahren, sein Hab und Gut wird allerdings zerstört.


    Um endlich wieder seine Ruhe genießen zu können bietet der
    Hexenmeister an, Valders Schwert zu verhexen. Mit den im Sumpf und in
    den Resten seines Hauses verfügbaren Mitteln vertieft er sich mehrere
    Stunden in seine Arbeit. Anschließend überreicht er Valder das Schwert,
    das nun den Namen Wirikidor trägt. Dann fordert er Valder auf, endlich
    mit Wirikidor zu verschwinden.



    Der Leser bekommt keine lange Einleitung, sondern wird von Lawrence
    Watt-Evans gleich mitten in die Geschichte hinein katapultiert.
    Hintergründe und Zusammenhänge sind dem Leser hier noch unklar und
    werden auch im weiteren Verlauf der Geschichte nur langsam preisgeben.



    Dies merkt man auch schon bei der Begegnung zwischen Valder und dem
    Einsiedler: Denkt man am Anfang noch an einen verrückten alten Kauz,
    erfährt man im weiteren Verlauf der Begegnung, dass Valder einen
    Hexenmeister getroffen hat. Im Verlauf der Geschichte werden die Macht
    und die Identität des Hexenmeisters deutlicher. Die Vermutungen über ihn
    werden allerdings nie definitiv bestätigt.



    Auch über die Auswirkungen der Hexerei auf Valders Schwert bekommt
    man als Leser, ebenso wie Valder, nur langsam eine Ahnung. Und auch die
    Art der Benutzung muss mühsam in Erfahrung gebracht werden. Der
    Hexenmeister hatte sich nämlich nicht die Mühe gemacht, Valder über die
    Auswirkungen seiner Hexerei zu informieren. Einen ersten Vorgeschmack
    bekommt Valder kurz nachdem er den Hexenmeister verlassen hat: Einmal
    gezogen, lässt sich Wirikidor nicht ohne weiteres in die Scheide
    zurückstecken – das bedeutet allerdings nicht, dass Valder das Schwert
    in der Hand halten muss; er kann es auch an seine bloßen Füße heften
    oder an der Nase kleben lassen – auch wenn er in diesem Fall spürt, dass
    dies Wirikidor nicht ganz so recht ist.


    In “Das verhexte Schwert” (die Betonung sollte hier auf dem “ver”
    liegen, wie gesagt, mir gefällt “misenchanted” deutlich besser) erzählt
    Lawrence Watt-Evans die Lebensgeschichte des Soldaten Valder, die durch
    die Begegnung mit dem Einsiedler und seiner Hexerei massiv verändert
    wird. Die neuen Eigenschaften sind höchst ungewöhnlich – selbst für ein
    magisches Schwert – und die Auswirkungen auf Valders Leben zum Teil doch
    sehr überraschend.


    Damit ist die Geschichte nicht nur fesselnd, sondern regt auch immer
    wieder zum Schmunzeln an – ohne dabei jemals ins Lächerliche ab zu
    rutschen. Auch das Ende des Buches – das sowohl abgeschlossen als auch
    “happy” ist – ist sehr gelungen und schließt mit einer ziemlich guten
    Pointe ab.


    Ein Klassiker, in den jeder Fantasy-Fan zumindest einmal hineingelesen haben sollte.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten


    G.K. Chesterton

  • Der Originaltitel lautet: The Misenchanted Sword

    Ich weiß - und ich finde, dass er um einiges besser passt als "Das verhexte Schwert".
    Bei "misenchanted" weiß man doch sofort, dass da mit der Zauberei etwas schief gegangen ist.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten


    G.K. Chesterton