Robin Hobb - Drachenhüter / Wächter der Drachen / The Dragon Keeper

  • Klappentext:
    Einst waren die Drachen die mächtigsten Geschöpfe der Erde und die Herrscher der Lüfte. Doch diese Zeiten sind lange vorbei!


    Einst schworen Menschen und Drachen, einander treu zu dienen. Doch dieses Versprechen ist längst vergessen!


    Die letzte Hoffnung der Drachen ist die mystische Stadt Kelsingra. Doch die Reise dorthin kann tödlich enden...


    Schon als kleines Mädchen hatte Alise Finbok, Kaufmannsgattin aus Bingtown, den Wunsch, einmal mit eigenen Augen einen Drachen zu sehen. Fest entschlossen, sich ihren Traum zu erfüllen und ihrer lieblosen Ehe zu entfliehen, begibt sie sich auf die gefährliche Reise in die Regenwildnis, doch als sie in Cassarick bei den Drachen ankommt, erwartet sie eine böse Überraschung: Die majestätischen Geschöpfe aus den Legenden sind nur noch missgestaltete Kreaturen, schwach und auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Diesen ist ihre Pflicht gegenüber den Drachen längst lästig geworden, und sie setzen alles daran, die Drachen aus Cassarick zu verbannen. Gemeinsam mit der jungen Waldläuferin Thymara und dem raubeinigen Kapitän Leftrin will Alise die Drachen in Sicherheit bringen – in die sagenumwobene Drachenstadt Kelsingra! Doch niemand weiß, wo Kelsingra liegt, und ob es je existiert hat. Für Alise und ihre Gefährten beginnt das größte Abenteuer ihres Lebens.


    Über die Autorin:
    Robin Hobb, 1952 in Berkeley, Kalifornien, geboren, war bereits aus Autorin ernster Literatur bekannt, als sie mit der Weitseher-Trilogie ihr Fantasy-Debüt feierte und einen beispiellosen internationalen Siegeszug antrat. Seitdem ist sie aus der fantastischen Literatur nicht mehr wegzudenken und wird mit Ursula K. LeGuin und George R. R. Martin in einem Atemzug genannt. Robin Hobb lebt heute in Tacoma, Washington.


    Allgemeines zum Buch:
    „Drachenhüter“ ist mit seinen 704 Seiten ein wahrer Fantasy-Schmöker. Das Buch gliedert sich in einen Prolog und 17 Kapitel. Mit durchschnittlich vierzig Seiten sind diese sehr umfangreich, Abschnitte finden sich nur selten. Dadurch wird der Lesefluss ziemlich erschwert und die Seiten wirken auf den ersten Blick so, als enthielten sie ziemlich viel Text. Dadurch ermüden die Augen sehr schnell und es fällt schwer, während des Lesens bequem Lesepausen einzulegen.


    Jedem Kapitel vorangestellt sind Briefe, welche die Vogelwärtern Erek und Detozi austauschen und die mittels Brieftauben überbracht werden. Diese Briefe enthalten oft wichtige Hinweise zur Entwicklung der Handlung und ergänzen diese auf eine kreative Art und Weise.


    Geschrieben ist „Drachenhüter“ aus Sicht eines allwissenden Erzählers. Da das eine Hand voll Handlungsstränge umfasst, bietet sich diese Erzählperspektive am ehesten an.


    „Drachenhüter“ ist im März 2012 als Taschenbuch im Heyne Verlag erschienen. Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Dragon Keeper – The Rain Wilds Chronicles 1“. Übersetzt wurde das Buch von Simon Weinert.


    Meine Meinung zum Buch:
    Obwohl „Drachenhüter“ der erste Teil eines eigenständigen Zyklus ist, ist es doch hilfreich, wenn man sich als Leser bereits ein wenig in der Welt der Autorin Robin Hobb auskennt. Denn Drachenhüter spielt in derselben Welt wie andere ihrer Zyklen, „Die Zauberschiffe“ und „Die Weitseher“-Bücher. Man kann die Handlung sicherlich auch nachvollziehen, wenn „Drachenhüter“ das erste Werk der Autorin ist, das man liest. Wichtige Zusammenhänge werden von Robin Hobb hergestellt und der Leser erhält genügend Hintergrundinformationen, um der Handlung folgen zu können. Aber es macht einfach mehr Spaß, Zusammenhänge selbst herzustellen und an Ereignisse aus älteren Büchern erinnert zu werden. Und letztlich kann man dadurch auch viel tiefer in die Welt von Robin Hobb eintauchen.


    Der Autorin ist es gelungen, eine tolle fantastische Welt zu gestalten. Diese entspricht zum größten Teil den gängigen fantastischen Welten mit mystischen Wesen und magischen Figuren, enthält aber auch einige Besonderheiten. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass sehr begehrtes magisches Holz in den Wäldern zu finden ist, aus dem fahrende Händler ihre Schiffe bauen, die unter ganz bestimmten Umständen dann sogar lebendig werden können. Die Grundlage dieses Holzes hängt mit der Entwicklung der Drachen zusammen, die aus diesem Holz schlüpfen.


    Diese Informationen bilden die Grundlage des Buches und mit entsprechenden Szenen wird der Leser gleich zu Beginn des Buches konfrontiert. Aber er erlebt auch, dass die Drachen schon längst nicht mehr die majestätischen und prachtvollen Tiere sind, die sie einst waren. Sie werden gejagt und haben natürliche Feinde bekommen. Die Entwicklung von einer Schlange zu einem Drachen wird erheblich von Natureinflüssen beeinträchtigt und es gibt nur noch wenige Drachen, die stark genug sind, den Geburtsprozess zu überstehen. Den Leser erwarten hier sehr eindrucksvolle, aber auch sehr verzweifelte Szenen im Kampf um das Leben und Überleben der Drachen. Ihr Leid wird förmlich greifbar und ebenso wird deutlich, dass sie auf Hilfe angewiesen sind, um ihr Überleben zu sichern.


    Das Buch enthält eine Handvoll Handlungsstränge mit vielen Charakteren, die abwechselnd verfolgt werden, sich im Verlauf des Buches berühren und verbinden. Dadurch, dass die Kapitel so umfangreich sind, erfolgen Sprünge zwischen den Handlungssträngen nicht zu oft und es fällt leicht, den Überblick zu behalten. Am Anfang ergeben die Handlungsstränge noch kein rundes Bild, da der Leser nicht nur von Figur zu Figur springt, sondern auch Ort und Zeit wechseln. Aber im Verlauf des Buches legt sich dieses kleine Durcheinander, wenn sich die Handlungsstränge nach und nach verbinden. Gleichzeitig bleibt die Handlung durch die unterschiedlichen Stränge sehr abwechslungsreich – im Prinzip passiert ständig etwas, wenn auch nicht in jedem Handlungsstrang.


    Dafür wird jeder von ihnen ausgiebig verfolgt und dem Leser werden die Figuren, die Einzelschicksale und die Handlungsumgebung bildhaft nahegebracht. Robin Hobb versteht es, ihre Charaktere lebendig zu zeichnen und sie dem Leser nahezubringen. Freud und Leid der Figuren werden greifbar, sie werden umfassend beschrieben und wirken allesamt authentisch. Selbst der griesgrämigste Schiffskapitän wirkt durch die tolle Zeichnung der Autorin sympathisch.


    Die erste Hälfte des Buches nimmt ungefähr die Vorgeschichte auf, in der zweiten Hälfte des Buches haben sich dann die meisten Handlungsstränge miteinander verbunden und die Handlung nimmt richtig an Fahrt auf. Robin Hobb hat ein Auge für Details, dennoch wirkt die Handlung nicht überladen. Alles, was für die Geschichte wichtig ist, wird umfangreich erklärt, aber auch mit Nebeninformationen wird der Leser versorgt. Dadurch kann man als Leser richtig schön in die Welt von Robin Hobb eintauchen. Man erfährt Vieles über die Eigenheiten der Menschen, ihre Kultur und Lebensweise. Aber auch ihr Verhältnis zu den Drachen und die Probleme dieser Kreaturen werden verdeutlicht. Über die Handlung lässt sich nicht viel mehr sagen, als im Klappentext steht, ohne zu viel zu verraten. Am besten lasst ihr euch einfach auf die Geschichte ein und erlebt sie selbst.

    Der Stil der Autorin ist sehr bildhaft und anschaulich. Robin Hobb beschreibt die Handlungsumgebung und die Figuren sehr lebendig und detailliert, sodass es leicht fällt, ein Kopfkino vor dem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Kurzweilige Dialoge erleichtern zudem den Lesefluss und treiben die Handlung voran.


    Das Ende des Buches ist kein echter Cliffhanger, aber es ist definitiv ein offenes Ende, das gespannt auf die Fortsetzung macht, die voraussichtlich im Juli 2012 im Heyne Verlag erscheinen wird.


    Mein Fazit:
    Robin Hobb entführt ihre Leser mit „Drachenhüter“ in ihre eigene, besondere fantastische Welt und berichtet ihnen vom traurigen Schicksal der einst so majestätischen Drachen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Dragon Keeper – The Rain Wilds Chronicles 1“

    Und hier noch das Cover dazu

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Robin Hobb - Drachenhüter“ zu „Robin Hobb – Drachenhüter / The Dragon Keeper“ geändert.
  • Endlich gibt es eine Neuauflage! Und es werden alle vier Bände ins deutsche übersetzt :)


    Die Reihe von Robin Hobb ist ja schon etwas älter und ich bin echt froh, dass ich endlich den Weg in ihre phantastischen Welten gefunden habe, denn ihre bisherigen Bücher aus dieser Welt sind einfach grandios! Umso mehr hat es mich gefreut, dass jetzt endlich auch die Regenwildnis Chroniken komplett ins deutsche übersetzt werden, da fehlten nämlich bisher noch die letzten zwei der vier Bände.


    Man sollte hier meiner Meinung nach unbedingt die Reihenfolge einhalten beim lesen.

    Es handelt sich hier zwar um eine eigenständige Reihe mit neuen Charakteren, aber man trifft auch auf Figuren aus den vorherigen Reihen und vor allem erfasst man die Zusammenhänge und Weiterentwicklungen besser, wenn man die Vorgänger kennt. Für diejenigen, die sie nicht kennen, könnten hier SPOILER enthalten sein!


    Wie in der Seelenschiff Trilogie erzählt Robin Hobb aus mehreren Sichtweisen.

    Alise ist eine Händlerstochter aus Bingstadt, die sich nicht viel vom Leben erhofft und ihre ganze Energie in die Erforschung der wenigen Schriften über die Uralten und die Drachen steckt. Als sich ihr dann doch die Chance bietet, den gesellschaftlichen Konventionen zu genügen, ahnt sie nicht, welche Auswirkungen das haben wird.


    Dann haben wir Thymara. Ein Mädchen aus der Regenwildnis, die schwer gezeichnet ist. Die Menschen aus der Region haben ja oft körperliche "Makel", die sich mit zunehmendem Alter verschlimmern. Sie bekommen Schuppen, krallenähnliche Nägel, echsenartige Auswüchse und dgl. Es gibt nur Mutmaßungen, warum das so ist, aber man erkennt die Zusammenhänge, wenn man mehr über die Geschichte der Drachen weiß.

    Thymara jedenfalls dürfte eigentlich gar nicht mehr am Leben sein, denn schon als Neugeborenes konnte man ihre Andersartigkeit erkennen, was sonst erst später zum Vorschein kommt - und diese Babys werden normalerweise rigoros ausgesetzt, da sie für die Gesellschaft wenig von Nutzen sind. Ihr bisheriges Leben war deshalb wenig von Mitgefühl geprägt und deshalb sieht sie in einem speziellen Auftrag endlich ihre Chance, sich selbst zu beweisen.


    Außerdem gibt es noch den Schiffskapitän Leftrin. Ein rauer, aber irgendwie auch liebenswerter Bursche, der auf dem schwer befahrbaren Regenfluss für die Händler Waren befördert.



    Die Charaktere sind wieder sehr interessant gezeichnet und die Autorin versteht es gekonnt, die Lebenswege dieser unterschiedlichen Menschen miteinander zu verknüpfen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich dieses Mal nicht ganz so gefesselt war von der Handlung, weil es mir in manchen Abschnitten etwas zu zäh voranging. Komischerweise - oder leider - grade in Bezug auf die Drachen.

    Denn diese spielen hier eine große Rolle und wir lernen auch hier verschiedene Charaktere kennen. Die Drachenkönigin Tintaglia hat den Menschen ja das Versprechen abgenommen, sich um die "frisch geschlüpften" Drachen zu kümmern, da sie alleine kaum überlebensfähig sind, doch es scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein.

    Robin Hobb bringt hier viele bekannte Mythen von Drachen mit ein: ihre Selbstgefälligkeit, ihre Anziehungskraft auf Menschen, ihre Paarungsgepflogenheiten etc. und entfaltet dennoch ein ganz eigenes Bild von dieser besonderen Rasse. Jeder einzelne von ihnen hat dazu ganz eigene Charaktereigenschaften was (teilweise) zu spannenden Überlegungen führt. Denn ihre Erinnerungen an das typische Drachenleben frustriert sie zusehends, da sie alle missgestaltet sind und nicht fliegen können. Auch ihr Intellekt ist unterschiedlich ausgebildet, so dass manche an "normale" und instiktgetriebene Tiere erinnern, andere wiederum ein sehr gutes Gespür entwickeln und sich dem Leben ihrer Vorfahren entsinnen.

    Eine sehr interessante Mischung, diese Arroganz einerseits von majestätischen Gebaren, das ihnen innewohnt, im Gegensatz zu ihrer körperlichen Schwäche, die sie an den Rand der Verzweiflung und dem Tod bringen.


    Während die Weitseher Chroniken in einem ruhigen, die Seelenschiff Händler in einem temporeichen Stil erzählt werden, pendelt es sich hier in der Mitte ein. Man lernt die Charaktere alle schon sehr gut kennen und einzuschätzen - auch gibt es einige "Neben"Figuren, die interessante Entwicklungen versprechen und die Handlung selbst verknüpft die vielen losen Enden schließlich zu einem Punkt, der auf die weiteren Verwicklungen extrem neugierig macht.


    Es ist auch hier wieder ein völliges Eintauchen in diese fremde Welt, die sehr anschaulich und lebendig beschrieben wird und man sich mitten im Geschehen fühlt.

    Trotz der Komplexität gibt es immer einen roten Faden und ich bewundere wieder, wie die Autorin jedes Detail gelungen verküpft.


    Auch wenn ich hier beim Lesen an manchen Stellen kleine Durchhänger hatte, war es ein Vergnügen die neuen Charaktere kennenzulernen und endlich auch tiefer in die Regenwildnis einzudringen. Ich freu mich sehr auf die Fortsetzung!


    Mein Fazit 4 Sterne


    Reihenfolge!

    1 - Die Chronik der Weitseher Trilogie
    2 - Die Seelenschiff Händler Trilogie
    3 - Das Erbe der Weitseher Trilogie

    4 - Die Regenwildnis Chroniken (4 Bände)

    5 - Das Kind des Weitsehers Trilogie

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Robin Hobb – Drachenhüter / The Dragon Keeper“ zu „Robin Hobb - Drachenhüter / Wächter der Drachen / The Dragon Keeper“ geändert.