"Meistens alles sehr schnell" ist ein bewegender Roman. Im Mittelpunkt stehen Fred, ein geistig behinderter Mann aus einem kleinen Ort in Oberbayern und sein 19-jähriger Sohn Albert, der in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, aber seit seinem fünften Lebensjahr Fred immer wieder besucht hat und nun nach abgelegtem Abitur erfährt, dass dieser nur noch drei Monate zu leben hat, weshalb er beschließt, die knappe Zeit ganz mit ihm zu verbringen. Gleichzeitig sieht er darin die letze Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, wer seine Mutter ist, die er nie kennen gelernt hat.
Die gegenseitige Zuneigung zwischen den beiden Menschen, die sich nicht als Vater und Sohn, sondern nur mit den Vornamen anreden, wird so subtil beschrieben, dass sie dem Leser als eine unangefochtene Selbstverständlichkeit erscheint.
Formal ist der Roman kunstvoll aufgebaut, da zwei unabhängig erscheinende Erzählstränge am Schluss zusammenführen: In dem einen vermittelt ein personaler Erzähler dem Leser die Schwierigkeiten Alberts, etwas über seine Herkunft zu erfahren, in dem anderen beschreibt ein Ich-Erzähler sein wechselvolles Leben seit dem Jahr 1912 und bezieht in Rückblicken auch das Leben seiner Eltern und Großeltern ein.
Der Leser erfährt auf diese Weise mehr als der Protagonist über die Vorgeschichte, wird aber letztlich doch bis zum Schluss bezüglich der eigentlichen Zusammenhänge im Unklaren gelassen.
Inhaltlich hat mir an diesem Roman sehr gut gefallen, dass die Suche nach einem Elternteil, die in vielen Romanen in Verbindung mit einer Abwendung vom anderen Elternteil behandelt wird, hier eingebettet ist in ein liebevoll dargestelltes Beziehungsgeflecht von Menschen, die den jungen Albert in irgendeiner Form auf seiner Suche voranbringen.
Ich kann den Roman nur empfehlen und hoffe auf weitere Veröffentlichungen dieses Autors.
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Buchdetails
Titel: Meistens alles sehr schnell
Christopher Kloeble (Autor)
Verlag: dtv
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 380
ISBN: 9783423249010
Termin: März 2012
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