Klappentext:
Die Opfer: jung, unvorsichtig, tot - auf brutale Weise ermordet. Der Serienkiller ändert ständig sein Muster, macht keine Fehler, hinterlässt keine Spuren. Nur eine geheimnisvolle Signatur auf den Körpern der Toten weist immer wieder auf ihn. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Und der Mörder lauert schon seinem nächsten Opfer auf: Josie. Sie ist siebzehn und glaubt, ihre goße Liebe gefunden zu haben. Mit Felix ist alles anders, schöner. Josie ist glücklich. Doch sie wird beobachtet. Von einem Unbekannten. In ihrem Zimmer. Unbemerkt hat er die Webcam an ihrem Laptop manipuliert. Er sieht sie. Immer. Denn er kann die Webcam von außen steuern. Und er weiß etwas über Josie, das sie in seine Arme treiben wird.
Der Autor:
Frank Maria Reifenberg, im Westerwald aufgewachsen, seit 20 Jahren Wahlkölner, nach dem Abitur Ausbildung zum Buchhändler, danach Texter in Public-Relations-Agenturen, später mit eigener Agentur, zum Jahrtausendwechsel noch einmal von vorne begonnen: Ausbildung an der Internationalen Filmschule Köln. Schreibt seit über zehn Jahren Drehbücher und Konzepte für Film und Fernsehen, Romane und Erzählungen oder auch mal das Libretto für eine Jugendoper, wenn man ihn - wie die Bayrische Staatsoper - darum bittet.
Thriller, 396 Seiten
Meine Meinung:
Aufgrund des Klappentextes hätte ich jetzt nicht gedacht, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Das habe ich erst bei amazon gesehen (Leseempfehlung: 16 - 17 Jahre), aber dann auch beim Lesen gemerkt. Denn im Mittelpunkt stehen Jugendliche im Alter um die 17 Jahre und auch die Tötungsdelikte sind nicht ausführlich und brutal beschrieben. Richtig heftig war aber die Darstellung der Verhältnisse in einem Heim, in dem zu DDR-Zeiten hauptsächlich Kinder von Republikflüchtlingen untergebracht wurden.
In einer Nachbemerkung führt der Autor aus, wie er auf die Idee zu den Themenschwerpunkten des vorliegenden Romans gekommen ist. Da war zum einen der Fall eines Mannes, der über 100 Mädchen über ihre eigene Webcam ausspionierte und zum anderen das Bestehen von sogenannten "Jugendwerkhöfen", die die Vorlage für die Hintergrundgeschichte des Täters bildeten.
Die Handlung selbst besteht aus drei verschiedenen Sichtweisen. Es berichtet die Ich-Erzählerin Josie von den Ereignissen, daneben beschreibt ein übergeordneter Erzähler das Vorgehen des zunächst noch unbekannten Täters und die Polizeiarbeit aus der Sicht der ermittelnden Kommissarin Stella. Eingeschoben werden nach und nach in Kursivschrift und mit Datum versehen einige Ausschnitte aus dem Leben eines Jungen namens Tommi, der schlimme Erfahrungen in einem Heim für Kinder von Republikflüchtlingen und schwer erziehbaren Jugendlichen macht. Danach dann seine Erfahrungen als Erwachsener, die schließlich auch zu der Motivation für sein kriminelles Vorgehen werden.
Zunächst ist es ziemlich verwirrend, den Einstieg in die Handlung zu finden. Viele erst einmal irritierende Bemerkungen des sich gleich zu Beginn zu Wort meldenden Täters, dazu die vielen neu hinzukommenden Figuren und Szenenwechsel. Aber allmählich entwickelt sich dann doch die ganze Sache zu einem verständlichen Ganzen. Im ersten Teil der Geschichte geht es hauptsächlich um Josie und deren Liebe zu Felix. Ihre Probleme mit den Eltern, die einer Freikirche angehören, die unter dem Namen "Brüder des Lichts" fungiert. Josie wird von ihren Eltern sehr streng erzogen und verbringt viel Zeit mit Chatten am Computer. So kommt es dann auch zu einer verhängnisvollen Internetbekanntschaft und ihrer mehr als misslichen Lage, als sie feststellen muss, dass jemand sie über ihre Webcam beobachten kann. Schließlich tauchen auch noch kompromitierende Fotos auf und zusammen mit ihrer Freundin Sarah sucht sie nach einer Lösung.
Im zweiten Teil des Romans geht es hauptsächlich um die polizeilichen Ermittlungen. Und hier gelingt dem Autor auch eine umfassende und fundierte Darstellung des Polizeigefüges, in dem Kompetenzstreitigkeiten und Presseberichte die Sache auch nicht gerade erleichtern.
Mein Fazit: Ich hatte mir das Ganze irgendwie spannender und gruseliger aufgrund der heimlichen Beobachtung durch den Täter gewünscht. Die Darstellung des Ganzen konnte mir jedenfalls keine Gänsehaut verursachen und die Figur der Josie mochte ich irgendwie nicht. Da kam überhaupt keine Sympathie auf. Bei den anderen Personen war es genauso. Allerdings erhält man einige gute Informationen über die Bereiche Computermanipulation, polizeiliche Ermittlungen und außerdem einen Einblick in ein dunkles Kapitel zu DDR-Zeiten. Auch der Sprachstil ist sehr gut und sachlich und mit etwas Anfangschwierigkeiten (bei mir war das so) erfasst man ziemlich schnell die Zusammenhänge und kommt auch ebso bald auf die Auflösung des Ganzen. Allerdings fehlte mir ein wenig der Spannungsfaktor. Bewertung: