Umfang: 525 Seiten verteilen sich auf 42 Kapitel.
Kurzbeschreibung: (Klappentext)
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss festellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr...
Zur Autorin: (Klappentext)
Jennifer Benkau wurde 1980 in Solingen geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, drei Kindern und zwei Katzen inmitten lauter Musik und vielen Büchern lebt. Nachdem sie in ihrer Kindheit Geschichten in eine Schreibmaschine gehämmert hatte, verfiel sie pünktlich zum Erwachsenwerden in einen literarischen Dornröschenschlaf, aus dem sie zehn Jahre später, an einem verregneten Dezembermorgen, von ihrer ersten Romanidee stürmisch wachgeküsst wurde. Von dem Moment an gab es kein Halten mehr. Dark Canopy ist ihr erster Roman für junge Erwachsene.
Eigene Inhaltsangabe:
„Dark Canopy“ ist der Name einer Maschine, die Staub in den Himmel pumpt, um die Sonne zu verdunkeln. Für Natur und Mensch ist das natürlich weniger gut, für die Percents und ihre empfindliche Haut ist es dagegen überlebenswichtig. Percents sind vom Menschen optimierte Wesen, die für bestimmte Aufgaben erschaffen wurden, unter anderem als perfekte Soldaten für den 3. Weltkrieg. Wie nicht anders zu erwarten, haben sie sich allerdings gegen ihre Herren aufgelehnt und die Menschheit unterjocht. Der Großteil lebt jetzt in den relativ unversehrten Städten unter der Kontrolle und Willkür der Percents. Ein Teil wählt lieber das Leben in Freiheit. Die Rebellen leben in der Wildnis in ständiger Gefahr entdeckt zu werden. Auch Joy gehört zu einem solchen Rebellenclan, zusammen mit ihren Freunden Amber und Matthial. Bei einem „Ausflug“ in die Stadt wird Amber allerdings gefangen genommen, bei der anschließenden Rettungsaktion werden schließlich noch mehr Rebellen getötet und auch gefangen genommen. Unter ihnen ist auch Joy, die von nun an zu einem Soldaten ausgebildet werden um einen ganz bestimmten Zweck zu erfüllen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen.
Meine Meinung:
Auf dieses Buch bin ich auf der Buchmesse in Leipzig erst so richtig aufmerksam geworden, wo die Autorin eine Lesung gegeben hat. Der Anfang hat mir zwar sehr gut gefallen, aber meine Erwartungen habe ich dennoch nicht allzu hoch gesteckt. Allerdings völlig zu Unrecht! Die ersten Seiten waren zwar noch ein wenig gemächlich, allerdings konnte ich das Buch schon bald darauf kaum noch aus der Hand legen. Es fällt mir auch ziemlich schwer, hier etwas vorzuschwärmen, ohne allzu viel zu verraten. Die Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich das Buch in wenigen Tagen durchgelesen habe. Die Spannung zieht sich durch den ganzen Roman, auch wenn es nicht solche Action wie in z.B. „Die Tribute von Panem“ gibt, ist sie doch ständig vorhanden. Auch die düstere und aggressive, teils auch trostlose Atmosphäre trägt ihren Teil dazu bei, da sie ständig wie der staubverhangene Himmel aufs Gemüt drückt. Der Hauptteil des Buches bezieht sich auf Joys Training und ihre Entdeckungen, es ist also nicht so, dass sich die Ereignisse überschlagen würden, aber dennoch ist ständig Spannung da und ich war ununterbrochen gefesselt. Vor allem von der schleichenden Entwicklung der Protagonisten, deren Beziehung anfangs von einer teils unterschwelligen, teils aggressiven Spannung beherrscht ist. Ich fand diese Entwicklung absolut glaubhaft dargestellt, da sie nicht von jetzt auf gleich geschieht, sondern sich über den gesamten Roman hinzieht, wobei die Protagonisten im Kern sie selbst bleiben. Keiner scheint zu Beginn das zu sein, was er scheint, die Grenzen verschwimmen langsam und die Zwischentöne nehmen zu. Joy selber ist ein Mädel mit Ecken und Kanten, dabei absolut sympathisch und bleibt doch immer sie selbst. Anfangs vermittelt die Autorin durch Joys Sichtweise das Schwarz-Weiß-Denken, welches in Joys Welt vorherrscht, nur um es im Laufe des Romans geschickt wieder aufzulösen, sodass am Ende dann doch wieder Grau die vorherrschende Farbe ist, wie es auch die vorherrschende Farbe der von Wolken verdunkelten Welt ist.
Die Hintergründe, wie es zu dieser Situation kam, werden nach und nach aufgedeckt, bleiben aber bis zum Ende des Romans dennoch teilweise im Dunkeln. Andere Geheimnisse werden ebenfalls nach und nach aufgedeckt, aber auch hier bleiben Fragen zurück. Vor allem auch die Geschichte der Percents hat mich zum Grübeln gebracht. Die Schöpfung erhebt sich gegen ihren Herrn, aber war das nicht vorherzusehen? Sind nicht die Menschen selber schuld, wenn sie sich als Gott aufspielen? Stellen sich einem diese Fragen nicht auch heute schon zuhauf?
Der Schreibstil ist einfach nur fesselnd, sehr flüssig zu lesen und passt wunderbar zu der Geschichte. Auf der einen Seite ist die Sprache grob und roh, genauso wie diese Welt, aber auf der anderen Seite spart die Autorin nicht an Metaphern, was in dieser Welt irgendwie fehl am Platz wirkt, aber durch diesen krassen Kontrast erscheint sie umso eindrucksvoller. Und schließlich ist sie teilweise wunderschön, sodass sie die herzerwärmenden Stellen unterstreicht. Aber keine Angst, diese Stellen dominieren keinesfalls. Joys Gefühle sind sehr mitreißend beschrieben, sie passt in keine Schublade und ihr zäher Wille, Stolz, Antrieb, ihre Angst, Verzweiflung, Hoffnungen, Verwirrung etc. werden so lebendig dargestellt, dass ich schon glaubte neben ihr zu stehen. Der größte Teil wird von Joy selbst erzählt, einige Kapitel sind dagegen in 3. Person aus Sicht von Matthial verfasst.
Das Ende kommt dann ziemlich schnell und ist im Vergleich zum Rest des Buches auch relativ kurz. Mir persönlich hat das nichts ausgemacht, es wird schließlich das Augenmerk auf die Welt an sich, die Wertvorstellungen und die Charaktere gelegt, auch hätte es sonst wohl ein bisschen der Panem-Reihe geglichen. Die letzten Seiten haben mich schließlich ziemlich schockiert und ratlos zurückgelassen, denn es gibt einen wirklich üblen Cliffhanger. Und obwohl mich dieses Buch absolut begeistert hat, muss ich schweren Herzens einen halben Stern abziehen, weil ich das Ende so dermaßen gemein finde. Das soll aber um Himmelswillen niemanden vom Lesen abhalten! Im Gegenteil, diese düstere Dystopie braucht sich nicht hinter den amerikanischen Kollegen zu verstecken und ist es absolut wert gelesen zu werden! Nachdem ich das Buch zugeklappt habe, hätte ich am liebsten gleich noch einmal von vorne begonnen. Auch jetzt, einen Tag später gehen mir Joy und Co. einfach nicht aus dem Kopf und ich grüble immer wieder nach, wie es wohl mit ihnen weitergehen wird. Jetzt kann ich es kaum erwarten, dass endlich der zweite Band erscheint, nicht nur wegen der Fortsetzung, sondern weil ich davor den ersten Teil noch einmal lesen kann.
Fazit:
So dermaßen gefesselt war ich lange nicht mehr von einem Buch. Auf der einen Seite düster, aggressiv, brutal und trostlos, aber auf der anderen sind auch wunderschöne Momente dabei, die gar nicht so recht in diese Welt passen wollen. Dieser Mix war einfach nur faszinierend, ebenso wie die Entwicklung der Charaktere, die dabei aber immer sie selbst geblieben sind, die atemberaubende Atmosphäre, das Spiel mit Gut und Böse und und und. Ich bin ja schon ziemlich leicht zu begeistern, aber dieser Roman setzt nochmal einen obendrauf!
Reiheninformation:
"Dark Canopy" ist der erste Teil von insgesamt 2 Bänden. Der zweite Teil ist noch in Arbeit und soll wohl irgendwann 2013 erscheinen. Der Titel wird vermutlich Ende 2012 bekanntgegeben.
Auf der Verlagsseite gibt es auch eine Leseprobe.