Philippe Pozzo di Borgo, Ziemlich beste Freunde./Le second souffle

  • Nach dem überwältigenden Erfolg des gleichnamigen Films wollten so viele Menschen mehr über die Lebensgeschichte von Philippe Pozzo di Borgo erfahren, dass er seine schon 2002 in Frankreich unter dem Titel „Le second souffle“ („Der zweite Atem“) erschienene Autobiographie nun noch einmal veröffentlicht. Er hat den bewegenden und erschütternden Text unverändert gelassen und dem Buch ein etwa fünfzigseitiges neues Kapitel mit dem Titel „Der Schutzteufel“ hinzugefügt, in dem er nicht nur die jahrzehntelange Arbeit seines Pflegers Abdel würdigt, die im Film so viele Menschen beeindruckt hat, sondern auch über sein neues Leben mit einer neuen Frau und zwei Töchtern in Marokko berichtet.

    Bei der Lektüre dieses Buches konnte ich stellenweise vor Tränen in den Augen kaum weiter lesen. Ich habe selten eine Geschichte einer großen und unerschütterlichen Liebe gelesen, die so viele Schicksalsschläge erleiden musste, und dennoch auch über den Tod hinaus nicht zerbrochen ist. Ein Mensch, erfolgreich und reich, muss nicht nur erleben, wie seine Frau sieben Mal schwanger wird und sieben Mal ihr Kind verliert, sondern nach einem schweren Unfall ist er für sein ganzes Leben querschnittsgelähmt, Tetraphlegie, d.h. an allen vier Gliedmaßen bewegungsunfähig. Seine schon vorher an Krebs schwer erkrankte Frau steht ihm bei, generiert den „zweiten Atem“ und lehrt in ihrem Sterben etwas von ihrer Spiritualität, die er in zwei wunderbaren Sätzen so beschreibt:

    „Jenseits der Worte, jenseits der Stille entdeckt man die eigene Menschlichkeit.“

    „Auf dem Grunde seines Herzens, in der Innerlichkeit, im eigenen Mysterium entdeckt man den Anderen.“

    Für alle Menschen, die begeistert den Film gesehen haben, ist dieses Buch die Gelegenheit, die Geschichte vor dem Film zu erfahren. Die Geschichte einer großen Liebe, die Bewältigung unendlichen und unvorstellbaren Leids und die hoffnungsvolle Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.

    Das Buch ist der erste Titel des unter dem Dach von Hanser (München) gegründeten neuen Verlags „Hanser Berlin“, der im Herbst sein erstes vollständiges Programm mit zehn Titeln, darunter neue Bücher von Richard Ford, Henning Ritter und Richard Sennett, startet. Auf diesen Verlag wird man schauen müssen.
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  • Ich habe den film mit Begeisterung gesehen und mir endlich das Buch geholt. Der Film hat mich in meinem Beruf als Krankenpfleger sehr dazu inspiriert, "pragmatischer" zu sein und menschenorientiert zu pflegen. Jede Person, die Auch nur entfernt im Gesundheitsbereich arbeitet, sollte diese geschichte kennengelernt haben.

    "Ein Meisterwerk kann man auch schreiben, ohne tausend Seiten zu schwärzen"

  • Vor einigen Wochen habe ich das Buch ausgelesen, erst jetzt habe ich aber die Gelegenheit eine kurze Meinung dazu zugeben.
    Das Buch hat mich überrascht, denn es ist völlig anders als der Film. Man erkennt ihn nur sehr vage wieder. Was nicht unbedingt negativ ist. Die Rolle des Abdel wurde im Film (dort Idriss) ins positive verklärt. Dabei wurde die unendliche Trauer und Sehnsucht nach Normalität des Protagonisten im Film länsgt nicht so deutlich, wie in dieser Autobiographie.
    Trotzdem ist ein absolut lesenswertes Buch, für das ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergebe.

    "Ein Meisterwerk kann man auch schreiben, ohne tausend Seiten zu schwärzen"

  • Nachdem ich den Film schnell zu einem meiner Lieblingsfilme erklärt hatte, konnte ich an dem Buch nicht vorbeigehen, als ich in der Buchhandlung gesehen haben.
    Pozzo di Borgo schildert die Schicksalsschläge seines Leben immer so, dass man merkt, dass er trotz allem seine Hoffnung und seine Lebenslust nie verloren hat. Besonders der erste Teil, der ursprünglich unter "der Zweite Atem" veröffentlicht worden war, macht sehr viel Spaß. Man leidet mit Philippe, bewundert den Familienzusammenhang und die Stärke seiner Kinder.
    Den zweite Teil, der dem Pfleger Abdel gewidmet ist, empfand ich als teilweise etwas langatmig. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte hier zwar weitererzählt werden sollte, aber nicht mehr soviel Herz drin steckte, wie noch in ersten Teil. Bei etlichen Stellen (z.B. bei der Polizeikontrolle oder der Diskussion über moderne Kunst) hatte ich den Eindruck, dass sie nur ins Buch aufgenommen wurden, um den Bezug zum Film herzustellen.


    Ich gebe dem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: von 5 Sternen. Fünf für den ersten und zwei für den zweiten Teil.

  • Natürlich wurden viele von uns mit der authentischen Geschichte von Pozzo di Borgo durch den Film vertraut:



    Bei etlichen Stellen (z.B. bei der Polizeikontrolle oder der Diskussion über moderne Kunst) hatte ich den Eindruck, dass sie nur ins Buch aufgenommen wurden, um den Bezug zum Film herzustellen.


    ..., doch soweit ich weiß gabe es halt zuerst das Buch. Davon ausgehend wurde der Film gemacht. Und dann wird gekürzt, bzw auch jene Stellen hervorgehoben, die sich besonders für ein Publikum eignen. Und natürlich wollte - siehe auch oben Kommentar von Skrätz - man das Ganze in moderner Manier nicht zu ernst gestalten und hat manche noch viel tieferen Bezüge rausgeschnitten. Im Zweifelsfalle würde ich also natürlich dem Buch des Betroffenen die Priorität geben.

  • Nach dem überwältigenden Erfolg des gleichnamigen Films wollten so viele Menschen mehr über die Lebensgeschichte von Philippe Pozzo di Borgo erfahren, dass er seine schon 2002 in Frankreich unter dem Titel „Le second souffle“ („Der zweite Atem“) erschienene Autobiographie nun noch einmal veröffentlicht. Er hat den bewegenden und erschütternden Text unverändert gelassen und dem Buch ein etwa fünfzigseitiges neues Kapitel mit dem Titel „Der Schutzteufel“ hinzugefügt, in dem er nicht nur die jahrzehntelange Arbeit seines Pflegers Abdel würdigt, die im Film so viele Menschen beeindruckt hat, sondern auch über sein neues Leben mit einer neuen Frau und zwei Töchtern in Marokko berichtet.


    Soweit ich weiß, wurde der zweite Teil ("der Schutzteufel") nach Erscheinen des Filmes hinzugefügt und das Buch mit neuem Vorwort neu herausgegeben.


    Du hast ganz recht, der zweite Teil kam erst nach dem Film dazu, wie man in der ersten Rezension oben auch lesen kann. :wink:
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Also, ich fand das Buch ganz furchtbar. Vielleicht weil ich selber im Rollstuhl sitze.


    Ich fand, irgendwie hat sich der Protagonist nur selber leid getan. Ich finde man muss immer das Beste aus seiner Situation machen. Das tut er, meiner Meinung nach, nicht. Auch finde ich, das das Buch Abdel zu wenig handeln lässt. Ich dachte das Buch würde mehr über die Freundschaft zwischen Pozzo di Borgo und Abdel erzählen. Aber das war nicht der Fall. Die endlosen Beschreibungen seiner Schmerzen, der Tage, die er auf Grund von Schmerzmitteln, im Dämmerzustand zubrachte, langweilten mich. Zuletzt hab ich mich echt durch das Buch gequält, auch weil ich es geschenkt bekommen habe und ich denjenigen nicht enttäuschen wollte. Hab es dann aber weiter gegeben.


    Von mir bekommt das Buch :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Den Film "Ziemlich beste Freunde" habe ich bereits so oft gesehen, dass ich froh über die Erfindung der DVD bin. Eine Videokassette hätte wohl schon längst den Geist aufgegeben. Und wie viele Menschen bin ich ergriffen von der Geschichte. Als mir also dieses Buch über den Weg lief, war ich sehr daran interessiert mehr über die doch sehr einzigartige Geschichte von Philippe und seinem Pfleger zu erfahren.

    Auf dem Klappentext wird das Buch als "großartiges Mutmachbuch" beschrieben. Diesem Eindruck kann ich mich nur bedingt anschließen. Das Buch wird von einem persönlichen Vorwort Philippes eingeleitet, in dem er kurz auf die Rolle des Filmes, seine Beziehung zu Abdel und die bis dato veröffentlichten Bücher eingeht. Das Buch ist überwiegend in kurze Abschnitte unterteilt, die einen tagebuchähnlichen Charakter haben. Dabei wechselt Pozzo immer mal wieder in den Zeiten. Mal erzählt er über seine Kindheit, die Zeit seines Studiums, über seine Frau Beatrice; dann wechselt er schlagartig wieder in die Gegenwart. Diese Zeitsprünge habe ich teilweise als etwas anstrengend empfunden. Geschichten werden begonnen, aber nicht zu Ende geführt. Ich habe mehrmals gedacht "Ja, und was passierte dann?"


    Philippe Pozzo di Borgo stammt aus einem sehr alten französischen Adelsgeschlecht und wurde mit dem sprichwörtlichen silbernem Löffel im Mund geboren. Er schreibt dies auch genauso deutlich, ebenso wie den Umstand, dass er sich in einer sozialen Schicht (oder fast schon in einer anderen Welt) bewegte, die ein mittelständischer Mensch kaum nachvollziehen kann. Am eindrucksvollsten waren für mich die Kapitel um seine Frau Beatrice. Da steckt sehr viele Liebe in den Zeilen, die man fast greifen kann. Umso erschrockener war ich, dass sich Philippe doch recht viel aus der Verantwortung für seine bereits an Krebs erkrankte Frau "gestohlen" hat. Nun hat ja jeder Mensch eine vollkommen andere Art mit der Krankheit der am meisten geliebten Person umzugehen und Auszeiten von dieser physischen Belastung sollen und müssen sich Angehörige meiner Meinung nach unbedingt nehmen. Aber so, wie er es in diesem Buch beschreibt, erscheint er mir wie ein gelangweilter Adeliger, der leichtsinnig mit seinem eigenen Leben umgeht um einen "Kick" zu bekommen. Ich möchte nicht richten, aber die beschriebene Art und Weise fand ich sehr befremdlich.


    Über seinen Pfleger Abdel verliert Philippe nicht so sehr viele Worte. Keine Geschichte dazu, wie sie sich kennengelernt haben. Wie es dazu kam, dass ein doch recht prolliger und konfliktbelasteter junger Mann zum Pfleger eines Querschnittsgelähmten wird. Plötzlich ist Abdel da. Dabei wird der Unterschied zwischen den beiden Männern in vielen der geschilderten Szenen deutlich und Abdel scheint so gar nicht zu dem distinguierten Adligen zu passen. Abdel ist oft ungehobelt und aufbrausend, besitzt so gut wie kein Unrechtsbewusstsein und Regeln sind für ihn auch eher Auslegungssache. Er verkörpert damit nicht unbedingt eine Person, die dafür prädestiniert ist in der häuslichen Pflege zu arbeiten. Leider bleibt vieles davon in diesem Buch im Dunkeln.

    Aber mich überkam immer wieder der Verdacht, dass beide von dieser Partnerschaft sehr profitiert haben, so unterschiedlich sie auch sind.


    Philippes Schicksal ist berührend und ich vermag mir kaum auszumalen, sich nicht wie gewohnt bewegen zu können. Bereits bei kleinsten Alltäglichkeiten auf die Hilfe von anderen angewiesen sein zu müssen. Dieser Aspekt hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Aber das Buch selbst empfinde ich - leider - nicht unbedingt als "großes Mutmachbuch". Daher von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: