Friedrich Schiller - Die Räuber

  • Friedrich Schillers Drama »Die Räuber« wurde im Jahre 1871 zunächst anonym veröffentlicht, im Folgejahr dann in Mannheim uraufgeführt. Das während der Zeit des Sturm und Drang entstandene Schauspiel ist in fünf Akte gegliedert, welche jeweils in mehrere Szenen unterteilt sind. Es handelt von der Rivalität zweier Brüder, Karl und Franz von Moor. Der hässliche Franz ist der zweitgeborene Sohn und hat sich zeitlebens ungeliebt gefühlt, im Gegensatz zu seinem Bruder Karl, der sich zum Studium in Leipzig aufhält. Franz versucht durch Intrigen seinen Bruder auszuspielen, um an das Erbe seines Vaters, des Grafen Maximilian von Moor, heranzukommen.



    Quelle: Die Räuber - Friedrich Schiller - Inhaltsangabe
    http://www.inhaltsangabe.de


    Ich finde das Drama sehr gut! :thumleft: Die Handlung ist interessant und spannend. :study: Allerdings fand ich es recht schwer zu verstehen, da auch ziemlich viele mir unbekannte Wörter drin vorkamen. ?( Daher fand ich es einfacher vorher eine Zusammenfassung von dem ganzen Drama zu lesen um den Inhalt besser erfassen zu können. :wink:
    Ich find's aber klasse und kann's nur weiterempfelen! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Ich muss gestehen, dass ich diesen Klassiker immer noch nicht gelesen habe, doch dies endlich bald nachholen will, zumal die Querverweise zu diesem Werk in der europäischen Literatur zahlreich sind. So bezog sich z.B. Dostojevski immer wieder auf ihn...


    Neben der Inhaltsangabe finde ich leider obige Darstellung etwas dürftig und sie beinhaltet auch einen offensichtlichen Fehler. Schiller, und somit auch dieses Werk, müssen um ein Jahrhundert zurückdatiert werden:


    1781 entstand "Die Räuber" und wurde im Folgejahr uraufgeführt.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_R%C3%A4uber

  • Danke für die Verbesserung. :) Der Fehler war mir gar nicht aufgefallen.

  • Na, ein Bücherforum ohne ausführliche Rezension zu diesem Klassiker geht natürlich nicht :wink: Da ich das Drama vor kurzer Zeit auch gelesen habe, versuche ich mal, meine Eindrücke zusammenzufassen und diesem Riesen gerecht zu werden:


    Handlung
    Dem Grafen von Moor sind zwei Söhne gegeben: Karl und Franz. Beide sind in etwa gleich alt, doch als Erstgeborenem steht Karl natürlich das Erbe des Vaters zu. Deshalb wird dieser auch schon von früher Kindheit an bevorzugt behandelt und zur Universität geschickt, während Franz auf dem Anwesen der Familie bleiben muss.
    Karl und seine Freunde stellen in der Stadt einige üble Sachen an, sodass sein Vater schon ganz verzweifelt ist. Mit einem Brief an seinen Vater möchte Karls sich für die Unannehmlichkeiten, die durch sein Verhalten entstanden sind, entschuldigen und hier sieht Franz, der schon immer neidisch auf Karl war, seine Chance, das Erbe an sich zu reißen. Er enthält dem Grafen Moor den Originalbrief vor und gibt ihm dafür eine gefälschte Version, die von noch mehr Untaten berichtet und seinen Vater dazu zu veranlassen, Karl zu enterben und als Sohn zu verstoßen. Als ihm das Erbe sicher ist, beschließt Franz, seinem Vater zu erzählen, dass Karl tot sei, damit er aus Kummer darüber einen Herzinfarkt bekommt und stirbt. Dies geschieht auch und somit ist Franz nun der rechtmäßige Graf von Moor.
    Karl dagegen wartet ungeduldig auf eine Antwort von seinem Vater. Doch er erhält nur einen Brief von Franz, in dem dieser ihm erklärt, dass Karl nicht auf eine Versöhnung hoffen kann und mit sofortiger Wirkung aus der Familie verstoßen ist. Vor lauter Verzweiflung gründet er mit seinen Freunden eine Räuberbande, die eine Spur der Verwüstung auf ihrem Weg hinterlassen. Nach vielen begangenen Verbrechen, bei denen einige seiner besten Freunde und viele unschuldige Menschen sterben, kommt Karl wieder zu sich und beschließt, nach Hause zurückzukehren.


    Meine Meinung
    Dieser Klassiker aus der Sturm und Drang Zeit ist formal gesehen ein Drama; allerdings als Lesedrama konzipiert war es nicht für die Realisierung auf der Theaterbühne vorgesehen. Das merkt man vor allem an den vielen Szenewechseln und der hohen Anzahl an Rollen, mit denen man vielleicht am Anfang ein wenig durcheinander kommt. Lesenswert ist es aber auf alle Fälle, denn obwohl ich normalerweise Bücher in Dramenform nicht gerne lese, weil mir die geschriebene Geschichte zwischen den Dialogen fehlt, hatte ich hier keine Probleme, die Szenen beim Lesen in einen Gesamtkontext einzufügen.
    Der spannende Verlauf der Geschichte, sowie die Handlungsweisen der Charaktere sind unheimlich fesselnd. Oben in der Inhaltsangabe klingt es zwar an, dass es hier die beiden Brüder Karl und Franz gibt und der eine gut und der andere böse ist. Aber so schwarz-weiß sind die Figuren nicht gezeichnet. Vor allem Karl, der vom Unsinn-treibenden Studenten zum gemeinen Verbrecher wird, aber das auch nur, weil er sich vor lauter Verzweiflung über den Ausstoß aus der Familie nicht anders zu helfen weiß, ist eine faszinierende Person. Teilweise ging er mir zwar auch auf die Nerven, weil er wie viele Charaktere der Sturm und Drang – Zeit eine solche emotionale Überbetonung an den Tag legt, dass es für mich schon schwierig war, seine Handlungen überhaupt nachzuvollziehen. Aber er rechtfertigt sein Räuberleben vor sich selbst und anderen damit, dass er gegen Ungerechtigkeiten angeht und nur Leute bestraft, die es verdient haben. Das mag zu einem gewissen Grade stimmen, aber am Ende stellt er fest, dass auch die besten Absichten keine Erleichterungen für das Gewissen sind, wenn sie mit moralisch unvertretbaren Mitteln durchgesetzt werden. Auch Franz, der bis fast zum Schluss der hinterhältige und kaltblütige Fiesling ist, beginnt am Ende die Strafe Gottes zu fürchten, weil er an das denkt, was ihm alles auf dem Gewissen lastet. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen; die Sprache ist ziemlich gut zu verstehen, wenn man von einigen Ausdrücken absieht, die man hinten in den Anmerkungen nachschlagen muss. Ich würde gerne noch viel viel mehr zu den einzelnen Charakteren schreiben, vor allem über Spiegelberg, der die Idee zur Räuberbande hatte, über Schweizer oder Roller, Gründungsmitglieder der Räuberbande und die loyalsten Freunde, die Karl hat. Oder über das Motiv der Freiheit, dessentwegen sich Karl erst dazu überreden lässt, über sein friedfertiges Naturell hinaus eine gewaltsame Karriere als Räuberhauptmann zu starten. Oder über Amalia, Karls große Liebe, die ihm bis zum Ende die Treue hält, auch wenn Franz als Herr des Herr des Hauses um sie wirbt und sie ziemlich fies unter Druck setzt, seine Frau zu werden. Aber das würde alles den Rahmen meiner Rezi sprengen, fürchte ich. Was ich damit sagen will ist, dass dieses Werk enorm viele Facetten hat, spannend zu lesen ist und es eigentlich wert wäre, eine mindestens zehnseitige Interpretation zu bekommen. Aber leider nicht hier. Deshalb kriegt es einfach eine große Leseempfehlung von mir – mit der Einschränkung, dass man sich Zeit dafür nehmen muss und nicht nur oberflächlich drüber ließt, sondern auch tiefer gräbt, liest, was zwischen den Zeilen steht und sich vorher ein wenig mit der Zeitgeschichte des Sturm und Drang auseinandersetzt. Sonst kann man das volle Potential dieses Dramas nicht ausschöpfen.

  • Die Räuber war eines der Werke, die ich in meiner Schulzeit geliebt habe...


    Schöne Rezi Caracolita !



    gruß Inkarnat

    ABC-BuchTitel-Challenge:
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  • Heute Abend nahm ich nun mein Exemplar in die Hand und fange an zu lesen, und merkte schnell, was Klenchen wohl gemeint hat:



    Allerdings fand ich es recht schwer zu verstehen, da auch ziemlich viele mir unbekannte Wörter drin vorkamen.


    Da hilft es wohl, nicht etwa arrangierte Fassungen zu lesen oder nur Inhaltsangaben, sondern eine Ausgabe inklusive Glossar, oderÄhnlichem. Das ist in meiner Ausgabe der Fall, die ich einfach mal hier reinkopiere:

  • Da hilft es wohl, nicht etwa arrangierte Fassungen zu lesen oder nur Inhaltsangaben, sondern eine Ausgabe inklusive Glossar, oderÄhnlichem. Das ist in meiner Ausgabe der Fall, die ich einfach mal hier reinkopiere:


    Das ist auf jeden Fall zu empfehlen. Ich hatte die Reclam-Ausgabe und auch dort ist ein Anhang dabei, in dem viele Begriffe und Anspielungen erklärt werden. Ohne den hätte ich auch einiges nicht verstanden. Blöd bei den Reclam-Heftchen ist nur immer, dass im Text nicht gekennzeichnet ist, welch Ausdrücke mit einer Anmerkung versehen sind und man auf gut Glück nach hinten blättern muss. Etwas lästig, aber es lohnt sich :D
    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Lesen!
    Inkarnat: Danke schön :uups:

    Wenn wir uns nicht gelegentlich verirren, dann haben wir uns nicht genug bewegt.
    Florian Illies

    :flower:
    Mein Blog

  • Ich habe begonnen, meine Reclams in Buchschutzfolie einzubinden und bin dann beim Aufschlagen - nach dem Zufallsprinzip - mit einer "klassischen Perle" belohnt worden. Deshalb werde ich mir nun dieses Stück von Schiller wieder zu Gemüte führen - seit der Schulzeit nicht mehr gelesen.


    Zitat

    Mein Lieblingsdialog


    AMALIA: "Ha des liebevollen, barmherzigen Vaters, der seinen Sohn Wölfen und Ungeheuern preisgibt ! daheim labt er sich mit süßem, köstlichem Wein und pflegt seiner morschen Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt - schämt euch, ihr Unmenschen ! schämt euch, ihr Drachenseelen, ihr Schande der Menschheit ! - seinen einzigen Sohn !"

  • Deshalb werde ich mir nun dieses Stück von Schiller wieder zu Gemüte führen


    @ularissa


    Dies ist der "Ich lese gerade<-Bereich, von daher wäre es sinnvoll gewesen, mit der Threaderöffnung noch zu warten bis du uns einen ersten Eindruck zum Buch sagen kannst!
    So sagt uns dein Beitrag nichts, und entspricht auch nicht unseren Vorgaben die du *hier* nachlesen kannst... :wink:

  • Der Autor:
    Johann Christoph Friedrich von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg; † 9. Mai 1805 in Weimar, Sachsen-Weimar), 1802 geadelt, war ein deutscher Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker. Viele seiner Theaterstücke gehören zum Standardrepertoire der deutschsprachigen Theater. Seine Balladen zählen zu den bekanntesten deutschen Gedichten. (Quelle: Wikipedia.de)


    Inhalt:
    Der alte Markgraf Moor hat zwei sehr ungleiche Söhne, Karl und Franz. Die beiden unterscheiden sich nicht nur rein äußerlich dadurch, dass Karl gut aussehend, groß und stark ist, wohingegen Franz hässlich, klein und schwächlich ist; auch vom Charakter her könnten die beiden kaum unterschiedlicher sein, denn während Karl von allen geliebt wird ob seiner Großzügigkeit, Ehrlichkeit und Freundlichkeit, ist Franz böse und hinterhältig, und er beneidet seinen Bruder darum, dass dieser nicht nur vom Vater so sehr geliebt wird, sondern dass er auch noch der Erstgeborene ist, der später einmal alles bekommen soll.
    Als Karl zum Studium in Leipzig ist, kommt der gute Sohn allerdings etwas vom Weg ab. Er nimmt das Leben dort sehr leicht und macht unter anderem Schulden, sehr zum Ärger seines Vaters. Franz sieht seine Chance gekommen, und als ein Brief von Karl zum Schloss gelangt, in dem dieser seinen Vater um Verzeihung bittet und ihm verspricht, dass er sich ändern wird, sieht Franz eine unverhoffte Chance gekommen. Er unterschlägt diesen Brief und fälscht stattdessen einen, der von einem angeblichen Freund verfasst worden ist und der Karl in das denkbar schlechteste Licht rückt. Der alte Moor ist verzweifelt und in seinem Kummer enterbt er Karl.
    Diese Tat bereut er sehr schnell, da er seinen Sohn immer noch von ganzem Herzen liebt. Auch Amalia, die in der Obhut des alten Moor lebt und die mit Karl liiert war, bestärkt den alten Mann darin, dass dieser Karl verzeihen müsse. Amalia liebt Karl aufrichtig und lässt nicht zu, dass er in ein schlechtes Licht gerückt wird. Vehement weist sie auch immer wieder Franz ab, der selbst Interesse an ihr hat und hofft, dass sie ihn nun heiraten wird.
    Doch Karl ahnt nicht, dass er bei seinem Vater längst wieder willkommen wäre. Er hört nur davon, dass er enterbt und verstoßen wird, und ist vollkommen verzweifelt. Seine Freunde haben eine Räuberbande gegründet, der Karl sich nun anschließt, weil er glaubt, dass seine Freunde und er im Sinne der Gerechtigkeit handeln, wenn sie von den Reichen nehmen und den Armen geben. Doch nicht alle Räuber haben so ehrenwerte Absichten, und es soll Karl zum Verhängnis werden, dass er dies nicht bemerkt und, nachdem er zum Hauptmann ernannt wird, einen folgenschweren Treueschwur leistet...


    Meine Meinung:
    Zur literarischen Bedeutung dieses Werkes brauche ich nun wirklich nichts zu sagen, aber ich habe mich darauf gefreut, mich mit diesem sogenannten "Lesedrama" auf mein Sofa zu verziehen. In einer Vorrede zu dem Drama schreibt Schiller, er halte das Drama unter anderem deswegen für ein Lesedrama, da es sehr abstoßende Sprache und sehr böse Taten enthalte - was zweifellos auch stimmt. Die Gräueltaten der Räuber sind wirklich furchteinflößend, und sicherlich nicht frei erfunden, da es zur Entstehungszeit des Dramas durchaus solche Räuberbanden in Deutschland gab.
    Warum es auch heute noch Spaß macht, dieses Drama zu lesen? Ehrlich gesagt, weil es spannend ist. Franz Moor ist wirklich eine Figur, die sehr böse ist und vor nichts zurückschreckt. Was er alles tut, um der Erbe seines Vaters zu werden, ist auch aus heutiger Sicht noch skrupellos und verabscheuenswert. Gleichzeitig habe ich gerade ihn als sehr glaubwürdig empfunden, da er zwar einerseits wirklich alles daran setzt, seine Position zu verbessern, er andererseits aber auch immer wieder feige und mitunter sogar ängstlich handelt. Er ist gefangen in seiner Rolle, und es scheint für ihn keine Möglichkeit zu geben, sich zu ändern.
    Ebenso ist Amalia eine Frauenfigur, wie wir sie auch heute noch in Romanen finden könnten. Sie ist wortgewandt und mutig - wie sie sich gegen Franz auflehnt, ist absolut bemerkenswert. Sie ist es auch, die dafür sorgen könnte, dass noch alles gut ausgeht, und sie ist es, die zwischen den zerstrittenen Parteien vermitteln kann. Amalia wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Von allen Dramenheldinnen, die mir bislang untergekommen sind, gefällt sie mir deutlich am besten.
    Karl ist ein Vertreter des Sturm und Drang, wie er - heutzutage - im Buche steht. Er ist ein wirklicher Held, und das, obwohl (oder weil) er sich nicht immer so verhält, wie man es eigentlich von einem Vorzeigesohn erwarten würde.
    Zum Ende des Dramas würde ich gern noch sagen, dass ich es extrem spektakulär finde - was in den letzten Szenen passiert, ist wirklich spannend und könnte auch Freundes des Hollywoodshowdowns gefallen - es gibt eben nur kein Happy End. Die letzten Sätze des Dramas deuten an, wie es mit Karl Moor enden wird, und dies ist trauriger, als wenn er tatsächlich vor den Augen der Zuschauer stürbe, finde ich. Fast unerwarteterweise hatte ich am Schluss des Dramas wirklich einen Kloß im Hals.
    "Die Räuber" ist für mich ein absolutes Paradebeispiel dafür, dass manche Werke vollkommen zurecht Klassiker werden und dass es Inhalte gibt, die nie wirklich veralten, selbst wenn sie in einer anderen Zeit spielen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Wir haben "Die Räuber" in der Schule gelesen und es gehört zu meinen angenehmeren Erinnerungen. :thumleft: Vielleicht lese ich es nochmal. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998