Jacques Berndorf - Der letzte Agent

  • In diesem eigentlich schon 1992 erschienenen Roman greift Berndorf nochmals auf die DDR-Geschichte zurück und lässt im Raum Düsseldorf-Eifel einen ehemaligen Stasi-Agenten-Ring seinen neokapitalistischen Geschäften nach gehen.
    Der bekannte Reporter Siggi Baumeister wird in diese Sache hinein gezogen, als er in einem Waldbruch die Leiche eines Mannes findet, der unsachgemäß mit Schaumstoff gefüllt wurde. Davon ausgehend wird er in einen Fall gestoßen, in dessen Verlauf die Leichen immer mehr werden und auch das BKA und der BND eine rolle zu spielen haben. Außerdem taucht auch noch eine Tante Anni auf, die mit ihm über ein Rittergut in der Mark Brandenburg sprechen will, das sie beide geerbt zu haben scheinen.
    Bisher in meinen Augen der beste Baumeister-Krimi. :thumleft: :thumright:

  • Jacques Berndorf: Der letzte Agent; KBV - Verlag; ISBN: 3-937001-51-4; 281 Seiten


    Siggi Baumeister ist Journalist von Beruf. Und er hat in diesem Krimi auch prompt jede Menge zu tun. Er findet eine gräßlich zugerichtete Leiche im Eifelwald - gewissermaßen vor der eigenen Haustüre. Und dann tritt da auch noch eien resolute alte Dame auf den Plan. Sie kommt aus Berlin. Sie stellt sich als seine Tante Anni vor. Baumeister hat aber noch nie von ihr gehört. Doch das ist nicht der einzige Schock: Sie entpuppt sich als eine mit allen Wassern gewaschene Frau vom Fach. Schließlich ist sie eine pensionierte Kripo-Kommissarin. Dieser Teil von ihr kommt Baumeister gelegen. Schließlich kann er jede Hilfe gebrauchen. Die Fährte, die er verfolgt, führt ihn direkt zu einem alten Stasi - Komplott, das sich sehr wendig den neuen politischen Gegebenheiten angepaßt hat. Nur eine Sache änderte sich nicht, nämlich die Entschlossenheit, lästige Störenfriede gnadenlos und kalt zu beseitigen.
    Jacques Berndorf heißt eigentliche Michael Preute. Er wurde 1936 in Duisburg geboren und arbeitete lange Zeit als Journalist. Er bereiste für Zeitschriften wie Stern, Spiegel, Time-Life und Paris-Match die Welt. Heute ist Preute seßhaft: Er lebt und arbeitet in der Eifel. Die Krimis um Siggi Baumeister brachten ihm den literarischen Durchbruch.
    Gut geschrieben ist das Buch durchaus. Nach etwas holperigem Beginn gewinnt das Buch durchaus an Fahrt. Es macht Spaß, es zu lesen. Und doch bleibt an vielen Stellen Zweifel. Journalisten sind es gewohnt, zu recherchieren, Informationen zu gewinnen und verdeckte Sachverhalte aufzudecken. Sie sie aber deswegen auch gleich die besseren Polizisten und Detektive? Und: Stehen freiberufliche Journalisten nicht auch vor dem Zwang, ihre Erkenntnisse möglichst gewinnbringend veröffentlichen zu müssen? Umfangreiche Recherchen machen in diesem Beruf also nur dann Sinn, wenn möglichst schnell eine Veröffentlichung folgt und Geld auf dem Konto landet. Gerade Preute als ehemaliger Journalist sollte hier doch wissen, daß zumindest der Tagesjournalist auf eine zeitnahe Berichterstattung angewiesen ist. Und vor allem: Sind Polizei und Nachrichtendienste wirklich froh und dankbar dafür, daß Privatpersonen Ermittlungen anstellen und damit in das ureigene Revier der Strafverfolgungsbehörden eindringen? Die Polizei hat sicherlich ganz andere Möglichkeiten, Ermittlungen anzustellen - vom Martinshorn bis zum Gerichtsmediziner reicht die Palette. An dieser Stelle sind Journalisten machtlos. Preute kann an dieser Stelle natürlich auf die gute alte Krimitradition zurückgreifen, daß der private Ermittler schlauer und besser als die Polizei ist, sollte dann aber nicht so realistisch schreiben. Eine schärfere Trennung von Realität und Fiktion sollte hier schon zu machen sein.
    Ein weiterer Punkt ist die Frage, wieso hier das Thema Wirtschaftsspionage aufgegriffen wird. Die Geschichte wirkt hier reichlich unübersichtlich und teilweise auch an den Haaren herbeigezogen. Ein kleiner Ring von Wirtschaftsspionen verselbständigt sich und arbeitet nach der Wiedervereinigung mit neuen Kunden weiter. Und landet damit in der beschaulichen Eifel, die ansonsten in der öffentlichen Wahrnehmung nicht stattfindet. Ist dieser unüberschaubare Moloch "Nachrichtendienste" wirklich so phantasieanregend, daß man ihm alles zutraut - zumal dann, wenn es um so etwas nebulöses wie die DDR - Staatssicherheit geht? Früher waren es handfeste Motive wie Liebe, Haß, Eifersucht und Habgier, die als Motive für kriminelle Handlungen herhalten mußten. Es bleibt nicht nachvollziehbar, wieso Preute / Berndorf in diesem Krimi ins Spionagemilieu abgleitet.
    Der klassische Krimi verläuft im Dreisprung-Form: Problemstellung - Arbeit des Detektivs - Plot mit Auflösung. Gerade die klassische Auflösung fehlt hier schmerzlich. Als Leser kann man schon leicht den Faden verlieren, wer hier was wann wo unternahm. Die Auflösung am Ende hätte dies noch einmal aufarbeiten können. Es scheint eine Unart neuerer Krimi-Generationen zu sein, dieses gute alte Prinzip zu vernachlässigen, Lösungen in die Handlung zu integrieren und den Leser am Ende zu vernachlässigen. Ganz egal, welches Genre vorliegt - Liebesroman, Krimi, Western, Science - Fiction oder Humor -, der Leser erwartet, daß die Handlung am Ende quasi inhaltlich zu ihrem Anfang zurückkehrt, eine runde Geschichte abgibt und sich damit sozusagen in Wohlgefallen auflöst. Dies wäre bei dieser Geschichte scon hilfreich gewesen. Gerade ein Journalist hätte dies wissen müssen.

  • Meine Meinung:


    Baumeister ermittelt, diesmal fast vor seiner Haustür dem Eifelwald, denn dort liegt ein Toter, wie sollte es auch sein, nur dieses Mal bekommt er unverhofft Schützenhilfe von "Tante Anni" die sich noch nicht kennen, welche aber Fachkompetenzen mitbringt, da sie ehemalige Kripo-Kommissarin ist. Dennoch bleibt die Sache verzwickt und unübersichtlich. Persönlich mag ich den Schreibstil von Jacques Berndorf sehr gern und auch seine Figur Siggi Baumeister ist so herrlich kauzig, das Buch fand ich ganz okay, aber war in der Tat zeitweise verwirrend. Ein wenig unrealistisch ist es schon, das der Journalist der Polizei, dem BND, der Polizei immer ein Stück voraus ist und die brenzligsten Situation übersteht. In einer Serie siegt ja stets das Gute, aber manchmal wirkt es einfach zu übertrieben. Aber wie geschrieben mag ich die Geschichten um den Journalisten sehr und deswegen gebe ich 4 Sterne


    Fazit:


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