Klappentext:
Der erste Fall für Kommissar Dupin, eigensinniger Pinguinliebhaber und koffeinabhängig, gebürtiger Pariser und zwangsversetzt ans Ende der Welt. An einem heißen Julimorgen kurz vor der Hochsaison geschieht im pittoresken Künstlerdorf Pont Aven ein mysteriöser Mord: Pierre-Louis Pennec, der hochbetagte Inhaber des legendären Hotels Central, das schon Gauguin und andere große Künstler beherbergte, wird brutal erstochen. Wer ermordet einen 91-Jährigen und warum? Was ist in den letzten Tagen des Hotelbesitzers vorgefallen? Als kurz darauf eine zweite Leiche an der bretonischen Küste aufgefunden wird, realisiert Georges Dupin, dass er es mit einem Fall ungeahnten Ausmaßes zu tun hat. Während sich der Druck von Seiten der Öffentlichkeit verschärft und die kapriziösen Dorfbewohner beharrlich schweigen, begibt sich Dupin auf die Suche nach dem Mordmotiv – und kommt im Dickicht der bretonischen Verhältnisse einem spektakulären Geheimnis auf die Spur. (von der Verlagsseite kopiert)
Zum Autor:
Jean-Luc Bannalec wurde 1967 in Brest geboren; sein Vater ist Bretone, seine Mutter Rheinländerin. Er arbeitet in Deutschland und Frankreich und lebt mit seiner Familie in beiden Ländern. »Bretonische Verhältnisse« ist sein erstes Buch; weitere Fälle von Kommissar Dupin folgen. (von der Verlagsseite kopiert)
Allgemeines:
302 Seiten, in vier Kapiteln gemäß den vier Ermittlungstagen vom ersten Mord bis zur Entlarvung des Täters aufgebaut. Jedes Kapitel ist in lesefreundliche Abschnitte von ca. 1-4 Seiten unterteilt. Erzählt wird aus der persönlichen Perspektive Dupins, so dass der Leser auf Augenhöhe an seinen Erkenntnissen teilhat und an seiner Seite die Ermittlungen miterlebt.
Inhalt:
Wer tötet einen 91jährigen Mann, Besitzer eines gut gehenden Hotels und Restaurants? Und warum? Sohn, Schwiegertochter, Angestellte und Freunde sind fassungslos und können sich kein Motiv vorstellen. Die Ermittler auch nicht. Eine zweite Leiche und eine zerschlagene Scheibe der Hotelbar geben weitere Rätsel auf. Erst als Dupin zum wiederholten Mal den Tatort aufsucht, wobei ihm auffällt, dass etwas nicht stimmt, kommt Licht in das merkwürdige Verbrechen.
Eigene Meinung / Beurteilung:
„Bretonische Verhältnisse“ – sicher kein Titel, der einen Krimi erwarten lässt.
Wie etliche seiner Kollegen, die eine Krimihandlung in einem geliebten, vertrauten Landstrich ansiedeln, muss man auch Bannalec fragen: Will er seinen Leser mit einer spannenden Geschichte unterhalten? Oder als Tourist locken?
Wie der Autor das Mordmotiv mit der Historie des Ortes Pont Aven verwebt, gefällt, ist schlüssig und interessant aufgebaut, ansonsten liefert das Buch wenig, das man nicht schon anderswo x-mal und besser gelesen hätte – die üblichen fünf Verdächtigen mit den üblichen Motiven, Habgier, Neid, Rache, Eifersucht – den vor der Obrigkeit katzbuckelnden Polizeichef, die patente Alleskönner-Sekretärin.
Kommissare, die Alleingänge der Teamarbeit vorziehen, kennt man, wenn auch keinen so extremen Fall wie Dupin. Einen wie ihn wünscht man sich nicht zum Chef, nicht als Kollegen, nicht als Untergebenen. Er lässt Kollegen im Ungewissen, Mitarbeiter auflaufen, folgt selbstbezogen seinen Gedanken, scheut persönlichen Kontakt und jagt seine Truppe per Handy Spuren hinterher, die ihn später nicht mehr interessieren.
Obendrein hat man als Leser den Eindruck, eine Vorgeschichte verpasst zu haben, weniger um zu erfahren, warum Dupin strafversetzt wurde, sondern um die 3, 4 bezuglosen Frauennamen einzuordnen. Denn Dupin ist ein Kommissar ohne Privatleben, ohne persönliches Umfeld (und auf den im Klappentext versprochenen Pinguin wartet man vergeblich).
Die meisten Figuren, darunter auch Dupins Mitarbeiter, bleiben konturenlos und ohne eigenes Profil; andere erhalten zwar eine Funktion, treten aber nicht als Personen, sondern nur als Telefongesprächspartner auf.
Das Schönste an diesem Buch ist die Gegend, in der er spielt.
Fazit:
Ein trotz interessanter Fallgeschichte flacher, belangloser Krimi.