Horst Bosetzky - Es geschah in Berlin 1944: Unterm Fallbeil

  • Klappentext:

    Hermann Kappes 18. Fall


    Die regelmäßigen Bombenangriffe der Alliierten bestimmen das Leben in Berlin, und während das NS-Regime immer brutaler gegen alles "Undeutsche" vorgeht, beginnen die Menschen zunehmend daran zu zweifeln, dass der von Hitler angezettelte Krieg für Deutschland noch zu gewinnen ist. Angesichts des massenhaften Sterbens fällt es Kommissar Hermann Kappe im Frühjahr 1944 von Tag zu Tag schwerer, seiner alltäglichen Ermittlungstätigkeit nachzugehen. Wird er dennoch die Morde an zwei Wilmersdorfer Frauen aufklären können, die auffallend viele Ähnlichkeiten aufweisen? Lange tappt er im Dunkeln, bis plötzlich


    Eigene Beurteilung:

    Mal ein Klappenttext, der zuviel erzählt.


    Im Jahr 1944 befinden sich die deutschen Militärverbände an allen Fronten auf dem Rückzug, auch wenn die offizielle NS-Presse etwas anderes verlauten lässt. Hermann Kappe, der sich seinem 58 Geburtstag nähert, hat sich mittlerweile zum Luftschutzwart weiterbilden lassen und nicht nur für sein eigenes Wohnhaus die Verantwortung übernommen.

    Aber die größten Brände liegen immer noch in den Herzen und die damit verbundenen Brandstifter sind immer noch fleißig tätig. Und weil er von seinen Vorgesetzten beinahe jeden Tag angefeindet wird und man ihn sogar zwingt an der Hinrichtung eines Deserteurs teilzunehmen – mit ziemlich unverhohlenen Hinweisen auf seine eigene politische Zuverlässigkeit -, wünscht er sich gerade den viel besungenen Endsieg nicht, denn das würde für ihn und Menschen wie ihn wahrscheinlich das Fallbeil bedeuten. Und auch für deren Familien.


    Während sich seine Frau Klara immer noch nach den Worten des Führers richtet hat sein Sohn sich bei der Waffen-SS verpflichtet, was Kappe mindestens so viel Kummer bereitet, wie alldie Verwandten, die im Feld stehen. Und damit ist er beileibe nicht allein, denn der Wehrmacht gehen immer schneller die Rekruten aus und die Verfolgung von Deserteuren, Wehrkraftzersetzern und ähnlichen „Volksschädlingen“ bekommtzunehmend Priorität gegenüber anderen Vergehen, so dass sogar die zunehmenden Morde und Totschläge immer weniger verfolgt werden. Da auch auf Plündern die Todesstrafe steht, sind erwischte Personen nur allzu bereit, etwaige Zeugen umzubringen, denn schließlich heißt es für sie im buchstäblichen Sinne: „Die oder ich!“Sogar an sich selbst bemerkt Kappe eine langsam wachsende Verrohung, die ihn erschreckt.


    Die letzten Tage vor dem, was im gleichnamigen Film „Das Ende“ sein wird sind hier von Herrn Bosetzky hervorragend eingefangen und wunderbar nachvollziehbar. Die immer wieder aufkommende Frage danach, welches „danach“ man sich mit Bezug auf den Krieg wünschen sollte beherrscht das Denken der Leute genauso, wie die vielen Treppenwitze, die selbst mittlerweile zu einem todeswürdigen Verbrechen avanciert sind.


    Bisher Herr Bosetzkys erfreulichster Beitrag zur Reihe. Und nun steht uns ja als nächstes ein großer Wechsel bevor. Man darf gespannt sein.