Heinrich Böll - Irisches Tagebuch

  • Mitte der 50er Jahre reist Heinrich Böll mit seiner Familie durch Irland und hält seine Eindrücke von Land und Leuten in diesem schmalen Bändchen fest. Es ist ein sehr ursprüngliches Irland, das Böll kennenlernt, noch kaum industrialisiert, die meisten Sprösslinge der kinderreichen Familien suchen ihr Glück im Ausland, während die Zurückbleibenden sich mit den Gegebenheiten des rauhen Landes arrangieren und ihr meist nicht einfaches Leben mit Gleichmut, Fröhlichkeit und Frömmigkeit bewältigen. Schließlich sagt der Ire in jeder Lebenslage gerne "It could be worse!"


    In kleinen, liebevollen Skizzen schildert Böll viele Aspekte, Besonderheiten und auch Schrulligkeiten des Lebens in Irland, teilweise aus seiner eigenen Sicht als Reisender, teilweise durch die Brille der Einheimischen, wie etwa der jungen Landarztgattin, die nachts darauf wartet, dass ihr Mann von einer Entbindung in einem entlegenen Häuschen an der Küste zurückkehrt.


    Manches beschreibt er so einfühlsam und schön, dass mir direkt die Tränen gekommen sind. Sehr schade, dass das Büchlein nur 131 groß bedruckte Seiten hat, denn es ist sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein Genuss.


    Und ich will jetzt nach Irland.


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  • Und ich will jetzt nach Irland.

    Ich will auch.


    Es war so schön, dieses Büchlein zu lesen. Es ist gar nicht gegliedert wie ein Tagebuch. Heinrich Böll erzählt auf liebevolle Weise und mit etwas Augenzwinkern kleine Geschichten.

    Apropos Bücherkauf:

    "Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

    Markus Gasser von meinem Lieblingsliteratur-Podcast "Literatur ist alles"

  • Ich entdecke doch tatsächlich erst jetzt den Fred! Danke Euch beiden!


    Mir war das nicht bewußt, dass das Buch in der Taschenbuchausgabe so schmal ist, denn ich habe eine alte Leinenausgabe, die zumindest optisch "dick" ist. Habe ich allerdings noch nicht gelesen...


    Es ist gut zu wissen, dass es nicht bei einer Reise blieb, sondern Böll regelrecht vernarrt war in diese Insel. Er erwarb dann später dort ein Haus und fuhr quasi jedes Jahr hin. Noch desletzt las ich in irgendeiner Literaturbeilage dazu einen langen, wunderbaren Artikel (leider habe ich keine Referenz im Kopf). Böll wurde dort sehr geschätzt von den Einwohnern, weil er in aller Einfachheit unterwegs war im Dorf und kein unbeliebter Gast.


    Zu diesem Thema fand ich gerade auf die Schnelle ein Buch, zu dem ich aber nicht viel mehr sagen kann. Doch der Klappentext wirkt anziehend:


    Heinrich Böll kam 1954 zum ersten Mal nach Irland. Die raue, malerische Landschaft, die Freundlichkeit der Menschen trotz ihrer Armut, die Ruhe und Gelassenheit faszinierten ihn. 1958 erwarb er ein kleines Cottage in Dugort auf der Insel Achill, im äußersten Westen des Landes, in dem er fortan jedes Jahr mehrere Monate mit
    seiner Familie verbrachte. Hier entstanden nach eigenen Aussagen 68 seiner Werke. Das Irische Tagebuch wurde zu einem Welterfolg. Auch beteiligte er sich als Drehbuchautor an einem sensiblen Filmporträt, das unter dem Titel Irland und seine Kinder 1961 vom Westdeutschen Rundfunk gesendet wurde. Zugleich geriet er in immer
    größeren Gegensatz zu den politischen Verhältnissen in seiner Heimat Deutschland, in die er sich wort- und tatkräftig einmischte. In Irland fand er so etwas wie ein Gegenbild zu Deutschland, auch wenn er sich vor idyllischer Verklärung zu hüten wusste. Nicht zuletzt Heinrich Bölls einfühlsamen Berichten ist das große Interesse der deutschen
    Öffentlichkeit an Irland, seiner Landschaft, seiner Musik und Kultur zu verdanken, das zeitweilig zu einem regelrechten Boom führte, in dem sich Traum und Wirklichkeit überlagerten. Vom Armenhaus Europas hat sich Irland inzwischen zu einer aufstrebenden und wirtschaftlich erfolgreichen Nation gewandelt. Doch trotz der unübersehbaren Modernisierung des Landes ist das Irland des Heinrich Böll nicht ganz verschwunden – es hat nur neue Zeitschichten angesetzt.

  • Mir war das nicht bewußt, dass das Buch in der Taschenbuchausgabe so schmal ist, denn ich habe eine alte Leinenausgabe, die zumindest optisch "dick" ist. Habe ich allerdings noch nicht gelesen...

    Ich bin inzwischen dieser optischen Täuschung auf die Spur gekommen! Tatsächlich bleibt das Böll-Buch natürlich ein schmales Bändchen, doch ich brachte es in meiner Erinnerung zusammen mit einem Zeitgenossen und Bekannten (Freund?) Bölls, der sich auch ausdrücklich auf Böll's Cottage bezieht, und eben auch Kölner war, Ralpf Giordano. Tja, und der hat nun mal wirklich einen Wälzer geschrieben unter fast gleichem Titel, den ich ebenfalls auf dem SUB habe...:


    http://www.buechertreff.de/thr…ebuch-von-ralph-giordano/

  • Ich weiß, ich bin sehr spät dran. Aber hoffentlich nicht zu spät um dankeschön zu sagen für Deinen einfühlsamen Text zu einem von Bölls Büchern, die ihm selbst nach seiner Aussage am wichtigsten waren.

    Tut richtig gut, Deine Einschätzung, so habe ich das Buch auch erlebt. Und wollte danach natürlich auch nach Irland. :wink:

  • @Historix: oh, danke für die Blumen - darüber freue ich mich auch jetzt noch sehr! :) Warst Du denn inzwischen in Irland? Ich habe es leider immer noch nicht dorthin geschafft ...


    Das Buch muss ich auch mal wieder lesen.

  • Auch nicht :lol: ,von einer kurzen Tagung in Dublin abgesehen, aber ich will ja auch noch ein paar Träume überhaben für ein Später, denn ich will unbedingt mal an die Südküste.

    Aber in Bölls Hof in der Eifel war ich mal und der sah mir ganz schön irisch aus, diese dunklen Basaltsteine sehen sich ganz ähnlich. Aber ich schwätze mich schon wieder fest, Grüsse, Dirk :winken:

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