Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Bei eisiger Dezemberkälte schweben zwei Arbeiter in einer Seilbahn zu einem Wasserkraftwerk in 2000 Meter Höhe. An der Bergstation machen sie eine verstörende Entdeckung: Ein riesiger, bedrohlich schwarzer Schmetterling scheint sich von den schnee- und blutbedeckten Felsen abzuheben. Ein Tierkadaver, grauenvoll inszeniert. Das Werk eines Wahnsinnigen? Am Tatort werden DNA-Spuren des hochintelligenten Serienmörders Julian Hirtmann gefunden. Doch dieser sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt einer hermetisch abgeriegelten psychiatrischen Anstalt. Wie konnte der gefährlichste Serientäter Europas am Tatort seine Spuren hinterlassen, obwohl er nie seine Zelle verlassen hat? Noch während Commandant Servaz und die junge Anstaltspsychologin Diane Berg versuchen, das Rätsel um den schwarzen Schmetterling zu lösen, wird der kleine französische Ort von einer kaltblütig inszenierten Mordserie erschüttert, die die Ermittler an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit bringt …
Über den Autor (dem Buch entnommen):
Bernard Minier, Jahrgang 1960, ist im Südwesten Frankreichs, in den Ausläufern der Pyrenäen, aufgewachsen. Für seine Kurzgeschichten wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. "Schwarzer Schmetterling" ist sein erster Roman, mit dem er nicht nur unterhalten, sondern auch ein Bild unserer Zeit zeichnen möchte. Bernard Minier lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in der Nähe von Paris.
Inhaltsangabe:
Commandant Servas von der Mordkommission ist zunächst gar nicht begeistert als er zu einem ungewöhnlichen Mordfall hinzugerufen wird: Ein Pferd wurde geköpft und der Körper auf einer Plattform, die sehr umständlich nur über einen Sessellift zu erreichen ist, der zu einem alten Wasserkraftwerk führt, auf skurrile Art und Weise aufgehängt. Dem Tier wurde die Haut abgezogen und zur Seite gespannt. Es war ein sehr teueres Pferd aus dem Stall des Großindustriellen Lombard, der zu den reichsten Männern Frankreichs gehört und der gleichzeitig auch der Besitzer dieses Kraftwerks ist. Es scheint als ob jemand eine Rechnung mit ihm offen hat und ihm Schaden zufügen wollte. Nur wo fängt man bei einem Menschen, der in nahezu allen Ländern auf der Weltkarte Geschäfte führt, an, Feinde zu suchen? Servas und seine Kollegin Irene Ziegler stoßen auf einen bedeutenden Hinweis: Am Tatort wurde der Speichel des gerissenen Serienmörders Julian Hirtmann gefunden, der in höchster Sicherheitsstufe in der außergewöhnlichen psychatrischen Klinik Wargnier ganz in der Nähe untergebracht ist. In dieser Einrichtung, ein teueres Projekt, das als Prototyp dient, befinden sich ähnliche schwere Fälle aus ganz Europa: Es sind ausschließlich Mörder und Psychopathen, die hier sicher verwahrt sind und betreut werden. Es wäre eigentlich unmöglich gewesen von hier zu fliehen, das Pferd zu töten und ungesehen wieder aufzutauchen. Doch bald geschieht ein weiterer Mord und dieses Mal ist es nicht nur ein Tier…
Meine Meinung:
Bisher hatte ich nur wenig Berührungspunkte mit französischen Autoren. Im Laufe der letzten Jahre hat sich allerdings Jean-Christophe Grangé, welcher hervorragende Psychothriller zu Papier bringt, sogar zu einem meiner Lieblingsautoren entwickelt. Gerade deswegen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden als ich es entdeckt habe und das wunderschöne, sehr auffällige Cover hat auch noch seinen Anteil daran gehabt. Mit "Schwarzer Schmetterling" wurde ich alles andere als enttäuscht, im Gegenteil. Dieser Thriller schlägt in die gleiche Kerbe wie oben erwähnter Grangé, und das ohne zu einer bloßen Kopie von diesem zu verkommen. Auch hier wird eine Dunkelheit, eine Düsternis und eine traurige, kranke, brutale Vergangenheit, die gewisse Menschen einholt, übermittelt, die sehr im Gegensatz zur allgemeinen Meinung über Frankreich steht. Ist das Land ansonsten ein Sinnbild für Schönheit, Liebe und Ästhetik, wird hier eine ganz andere Seite gezeigt.
Der Schauplatz in den Pyrenäen ist überwältigend. Von Anfang an hatte man ein klares Bild vor Augen. Die wunderschönen Berge und dazu die gigantischen Bauwerke, die in dieser Geschichte vorkommen wie z.B. das riesige Wasserkraftwerk oder die psychatrische Klinik. Von Anfang an spürt man hier schon das Unheil. Das Leben in den umliegenden Dörfern wirkt einerseits verschlafen und sogar idyllisch, andererseits merkt man, dass irgendetwas nicht stimmig ist und dass es viele dunkle Geheimnisse gibt, die wohl besser nicht ans Licht kommen sollten.
Ich konnte die Finger von Anfang nicht von dem Buch lassen. Es beginnt wahnsinnig spannend, denn wer hängt bitteschön ein Pferd mitten in der Nacht bei Eiseskälte auf eine nur sehr schwer zu erreichende Stelle? Soll das ein Sinnbild sein? Denn wenn jemand dem Großindustriellen und Pferdeliebhaber Lombard schaden hätte wollen, hätte derjenige das doch leichter haben können, oder? Warum dann also diese Anstrengung? Zudem gibt es mehrere Handlungsstränge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, dessen Zusammenhang man als Leser aber unbedingt wissen möchte. Was hat der Schweizer Psychopath in der Klinik damit zu tun und wie kam seine DNA an die Tatorte? Bisher hatte er doch fast ausschließlich weibliche Opfer und Tiere und Männer schienen uninteressant für ihn zu sein. Welche Rolle spielt die Psychologin Diane Berg aus der Schweiz, die zum Zeitpunkt des Mordes an der Psychiatrischen Klinik dort ihre Arbeit beginnt? Im Laufe der Ermittlungen kommen dann noch eine rätselhafte Selbstmordserie unter Jugendlichen dazu, die schon mehrere Jahre zurückliegt und eine undurchsichtige Clique von Männern, die schon seit Kindheitsbeinen existiert und von denen nun ein Mitglied das erste menschliche Opfer war. Fragen über Fragen, die völlig zusammenhanglos scheinen und nach und nach zu einem grauenvollen Puzzle zusammengelegt werden.
Der Ermittler Servaz schien anfangs noch etwas blass zu sein, entwickelte sich aber im Laufe der Geschichte zu einem absoluten Sympathieträger für mich. Bernard Minier hat hier einen gute Zwischenlösung gefunden. Servaz ist sehr geradlinig und zielstrebig, macht einen guten Job, aber er ist nicht unbedingt der perfekte Supercop, der einem oft in amerikanischen Thrillern begegnet. Er macht auch mal einen Fehler bei den Ermittlungen und seine Fähigkeiten mit Schusswaffen sind eher unterdurchschnittlich. Sein Charakter wirkt zwar einsam und hat einen irgendwie traurigen Touch, er ist aber weder ein Alkoholiker noch ein Depressiver und kann durchaus auch mal Freude empfinden. Dieser Mittelweg hat mir sehr gut gefallen und mit ihm dunkle Geheimnisse aufzudecken und immer tiefer in die Vergangenheit einzutauchen war einfach toll. Auch die weiteren Personen wie seine Kollegin Irene Ziegler, sein Stellvertreter Esperandieu oder der sich im Ruhestand befindende Richter Saint-Cyr, der ihm bei den Ermittlungen hilft, waren ausgezeichnete und eigenständige Charaktere.
Fazit: Bernard Minier hat überaus geschickt ein Puzzle aus verworrenen Einzelteilen für den Leser bereitgelegt, das es zu lösen gilt. "Schwarzer Schmetterling" ist ein hochspannender, düsterer Thriller ohne Schwachpunkte, der von seiner Atmosphäre und seinen Charakteren lebt und den Thriller-Freund in die Schlaflosigkeit treibt, und das ohne allzu viele Grausamkeiten und explizit aufgeführte Gewalttaten. Von diesem Autoren wird man sicherlich noch viel hören.