Nikolai Vogel - Spam Diamond

  • Kurzmeinung

    Zinu
    Einwortsätze, keine direkte Rede, keine Kapitel... Dieser experimenteller Schreibstil ist nichts für mich.
  • Kurzbeschreibung:
    Inmitten der täglichen Spam-Flut entdeckt ein junger Münchner Computerjournalist eine mysteriöse E-Mail - 3000 Euro wurden demnach auf sein Konto überwiesen, und tatsächlich ist das Geld auch dort eingegangen. Weitere Mails mit Aufträgen folgen: Er soll Kurierdienste zwischen München und Antwerpen für einen Diamantenschmugglerring übernehmen. Als er die Prostituierte Véronique zur Seite gestellt bekommt, verfällt er deren Anziehung heillos.


    Zum Autor:
    Nikolai Vogel, geboren 1971 in München. Studierte Germanistik, Informatik und Philosophie. Arbeitet als freier Autor und Künstler. Teilnahmen beim Open Mike 2004 und Ingeborg-Bachmann-Preis 2005. Spam Diamond ist sein Romandebüt.


    Rezension:
    Thomas Vogel, von Beruf Journalist für ein Computermagazin, erhält eines Tages bei der Durchsicht seiner unzähligen Spam-E-Mails eine Mail, die ihn aufhorchen lässt. Absender ist eine Firma namens Mumbay Diamonds, die ihm unaufgefordert 3000 Euro auf sein Konto überwiesen hat. Diese soll er als Kurier nach Antwerpen bringen, 10 % davon darf er behalten und die Firma verspricht ihm noch viel mehr.


    Thomas ist erst unschlüssig, ob er sich auf solch ein obskures Angebot einlassen soll, doch dann lockt das versprochene Geld ihn doch, vor allem, als er bei seinem ersten Trip nach Antwerpen die betörende Véronique kennenlernt, bei der er auf seinen allwöchentlichen Besuchen wohnen soll und nicht nur das. Thomas verstrickt sich immer mehr in die nicht legalen Kurierfahrten und in die Beziehung zu Véronique...


    Nikolai Vogel gelingt mit seinem Debütroman "Spam Diamond" ein sehr rasanter Roman, der den Leser kaum zu Atem kommen lässt. Dies liegt vor allem an seinem Schreib- und Sprachstil, der aus sehr kurzen, markanten Sätzen besteht und in dem keinerlei wörtliche Rede oder Kapiteleinteilung vorkommt, was zunächst etwas den Lesefluss beeinträchtigt, woran man sich als Leser aber schnell gewöhnt.


    Thomas Vogel, der Protagonist, ist das beste Beispiel dafür, wie schnell man sich durch diverse Lockmittel am Rande der Legalität wiederfindet und wie sehr die Aussicht auf das schnelle, große Geld den normalen Verstand aussetzen lässt.


    Dieser Aspekt, der für mich das Hauptthema des Romans ist, den man anhand des Klappentextes zwar als Krimi bezeichnen könnte, ließ mich das Buch dann doch eher in die Sparte Charakterstudie einordnen. Es ist zwar ein Anteil Spannung vorhanden, denn Thomas bewegt sich mit seinen Kurierfahrten auf sehr dünnem Eis, doch steht hier eindeutig sein Denken und Handeln im Vordergrund.


    Dies wird auch anhand der Beziehung zu Véronique sehr deutlich. Schon nach ihrem ersten Treffen ist Thomas ihr offenkundig verfallen, obwohl er weiß, dass sie als Prostituierte ihr Geld verdient und für ihn nur am Wochenende verfügbar ist. Doch träumt er gegen jede Vernunft von einer Zukunft mit ihr, wenn seine Kurierdienste in ein paar Monaten nicht mehr vonnöten sind.


    Wie "Spam Diamond" ausgeht, ob Thomas mit seinen illegalen Aktivitäten für Mumbay Diamonds ungeschoren davonkommt oder nicht, muss der Leser selbst herausfinden. Ich empfand das Ende schlüssig, aber für meinen Geschmack etwas zu abrupt. Allerdings passt es wunderbar zur ganzen Geschichte, die der Autor punktgenau und ohne abschweifende, überflüssige Worte erzählt.


    Fazit: "Spam Diamond" ist ein rasanter Roman, der aufzeigt, wie schnell man als Otto Normalbürger in die Netzwerke von Internetkriminalität hineinrutschen kann, wenn nur mit dem großen Geld gelockt wird. Eine Geschichte, die auch zum Nachdenken anregt und die die Leichtgläubigkeit vieler Personen bezüglich Spam-E-Mails vor Augen führt.