Nevada Barr "Blutköder"

  • So... in den letzten Tagen war "Blutköder" von Nevada Barr endlich mal dran, welches sich schon über ein Jahr lang in meinem Regal zu Tode gelangweilt hat.



    Mit Ausnahme eines neun Wochen alten australischen Schäferhundwelpen, der schnupperte und jaulte, als habe er eine Schatztruhe entdeckt und suche nun einen Weg hinein, waren alle so höflich, über Annas Geruchsnote hinwegzusehen.


    (Erster Satz)


    Und warum Anna Pigeon, Parkrangerin, so dermaßen müffelt, hat einen guten Grund: Sie soll mit der Biologin Joan Rand und dem jugendlichen Umweltaktivisten Rory anhand von DNA-Proben die Wanderungsverläufe der Grizzlybären im Glacier Nationalpark, Montana, USA, analysieren. Und dazu muss man eben "gut riechende" Duftfallen aus allerlei "köstlichen" Zutaten herstellen, in die sich die zu erforschenden Bären stürzen sollen, um Fell- und Haarproben aus den "Schubber- und Kratzfallen" klauben zu können.


    Was dann zunächst wie ein höchst interessanter Ausflug in die Berge Montanas und das Verhalten von Bären und deren Erforschung beginnt, endet schon in der zweiten Nacht in einem packenden und mitreissenden Krimi: Ihr Lager wird von einem verrückt gewordenen Bären angegriffen, Rory verschwindet spurlos und eine entsetzlich verstümmelte Frauenleiche wird gefunden.


    Wurde Rory von dem Bären verschleppt? Wird er wieder auftauchen? Wurde die Frau eventuell von dem gleichen Bären gerissen oder steckt ein Mensch hinter dieser grausamen Tat?


    Eine gelungene Mischung aus Umweltschutz- und artenschutzthemen, in der man so nebenbei erfährt, wie man seinen Rucksack packen muss, um in der Wildnis nicht von Grizzlys verspeist zu werden, sowie einem spannendem Krimi, in dem es nur so vor glaubwürdigen Verdächtigen wimmelt. Immer wieder tauchen neue Indizien, Verdächtigungen und Theorien auf, so dass der Leser bis fast zum Ende miträtseln darf, wer oder was nun der oder die Schuldige ist und welches Mordmotiv hinter dieser Tat stecken könnte.


    So ist man wie Anna Pigeon während des Lesens immer auf der Hut und spürt die Gefahr, die im Unterholz lauert, da man nicht weiß, wovor man sich mehr fürchten sollte: Vor einem durchgeknallten Mörder, einem berechnenden Mörder oder einem verrückt gewordenen Grizzly.


    Darüberhinaus ist Nevada Barrs Schreibstil locker und flüssig und nicht zuletzt äußerst ironisch und humorvoll und ihre Protagonistin Anna Pigeon, der Nevada Barr übrigens gleich eine ganze Romanreihe gewidmet hat, passt einfach perfekt in die schroffe Wildnis. Anna Pigeon dürfte zwischen 40 und 50 Jahren sein, ist verwitwet und arbeitet normalerweise als Parkrangerin in Mississippi. Parkpolizeichef Ruick bezeichnet sie gar als einen "Elefant im Porzellanladen" und genau das ist sie auch: Direkt und schonungslos, zudem sarkastisch und argwöhnisch, jedoch mit einer hervorragenden Menschenkenntnis und einer ebenso guten Beobachtungs- und Kombinationsgabe und an all dem lässt uns Nevada Barr unmittelbar teilhaben. Anna Pigeon ist eine sympathische, wenn auch eigenbrödlerische Hauptfigur, die einfach ihre Ecken und Kanten hat.


    Leider sind in Deutschland bisher nur sieben von siebzehn Anna Pigeon- Romanen erschienen ("Blutköder" ist der neunte Band) und diese werden mittlerweile auch nicht mehr verlegt... schade, da diese Krimis nicht wie so üblich im Großstadtdschungel spielen, sondern in der fast unberührten Wildnis Amerikas.


    Man merkt dem Roman aufjedenfall an, dass die Autorin auch selbst als Parkrangerin gearbeitet hat, denn so fließen immer wieder wissenswerte Details über die Arbeit in Nationalparks in die Handlung hinein sowie überlebenswichtige Ratschläge, wie man sich als Tourist in Nationalparks verhalten sollte, um nicht in Schluchten zu stürzen, zu verdursten oder Bären in die Krallen zu laufen! Mehr über Nevada Barr und die Reihenfolge der bisher erschienenen Anna Pigeon- Romanen: http://www.nevadabarr.com/ .


    Ein Ökokrimi im positivsten Sinne!


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    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...