Morton Rhue - Ghetto Kidz / If I Grow Up

  • Klappentext:


    Die Leute, die in schicken Anzügen in Diskussionsrunden saßen - die mochten behaupten, auch wir hätten eine Chance. Die Lehrer, die ein Jahr lang an unserer Schule unterrichteten, mochten sich einbilden, auch wir hätten eine Chance. Die Politiker, die jeden Vorwand nutzten, um ins Fernsehen zu kommen, mochten den Zuschauern weismachen, auch uns gäbe man eine Chance. Aber alle kannten die Wahrheit: Wir hatten keine Chance. Wer im Ghetto lebt, hat keine Chance.


    Kalon wächst in einem Großstadtghetto auf. Er will sauber bleiben und sich aus dem Bandenkrieg, der um ihn herum tobt, raushalten. Das gelingt ihm nicht lange. Als seine Schwester schwanger wird und Gramma ihren Putzjob verliert, muss er irgendwie an Geld rankommen und schließt sich einer Gang an. Bald folgt er den brutalen Gesetzten des Asphaltdschungels.


    Der Autor:


    Morton Rhue wurde 1950 in New York City geboren und wuchs in Long Island auf. Nach seinem Studium arbeitete er vornehmlich als Journalist. Heute widmet er sich fast ausschließlich seiner schriftstellerischen Tätigkeit, neben Lesungen und Workshops in Schulen. Rhue schrieb zahlreiche Kinder- und Jugendromane und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. "Die Welle" war sein erster in Deutschland veröffentlichter Roman, der in den vergangenen Jahrzehnten Millionen Leser bewegt hat, und 2007 als Graphic Novel erschienen ist. Seine Romane "Ich knall euch ab", "Asphalt Tribe" und "Boot Camp" schockieren und berühren gleichermaßen durch ihren ungeschminkten Blick auf die amerikanische Wirklichkeit und ihre direkte Sprache. Wenn Morton Rhue nicht liest oder schreibt, reist er gerne - besonders mit seinem Surfboard im Gepäck. Mortoton Rhue ist das Pseudonym des Schriftstellers Todd Strasser.


    Roman, 250 Seiten


    Meine Meinung:


    Der Ich-Erzähler Kalon berichtet über sein "Überleben" in einem amerikanischen Großstadtghetto. Die Bevölkerung ist schwarz und es herrschen zwei rivalisierende Gangs. Die Disciples gebieten über die Frederick-Douglas-Siedlung, in der auch Kalon wohnt. Die gegnerische Gang wird von den Gentry Gangstas gebildet. Die Handlung beginnt, als Kalon 12 Jahre alt ist und endet mit seinem 28. Lebensjahr. Es ist ein Entwicklungsroman, der jedem Jahr des Heranwachsenden einen eigen Abschnitt widmet. Dabei beginnt jedes neue Lebensjahr mit einer kurzen sozialkritischen Bemerkung über die amerikanische Gegenwart. Nachdem Kalon mit siebzehn zum Gangoberhaupt aufgestiegen ist, erfolgt ein Sprung von 10 Jahren, so dass er sein Resümee mit 28 Jahren zieht.


    Es ist schockierend zu lesen, welche Mißstände im Ghetto und an den Schulen herrschen. Schießereien sind an der Tagesordnung. Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben. Als Denzel, der Freund von Kalons Schwester, erschossen wird, zeigt sich wieder einmal das soziale Ungleichgewicht.


    Zitat

    S. 158: Die Zeitungen brachten keine Reportagen über Denzels Ermordung. Kein Politiker sprach im Fernsehen über die Hinrichtung eines siebzehnjährigen Gangbangers. Als aber zwei Wochen nach Denzels Tod eine achtzehnjährige Studentin aus einem Vorort von San Diego auf einer Reise durch Mexiko verschwand, kam im Fernsehen tagelang kaum etwas anderes, bis sie die kleine Blondine schließlich irgendwo in Cancun aufgabelten.


    Auch die harte Wirklichkeit im Ghetto läuft immer wieder in gleicher Weise ab.


    Zitat

    S. 230: Töten oder getötet werden. Am Ende lief es immer darauf hinaus. Man ließ den Tag vorüberziehen, guckte, dass das Geld reinkam, wartete auf den nächsten Tag und fragte sich, ob man den noch erleben würde.


    Fazit: Der Autor schreibt spannend und flüssig. Gewalt wird in einer knappen, sachlichen Sprache dargestellt, ohne ausführlicher ins Detail zu gehen. Insgesamt ist alles eher in einer Art Reportage abgefasst, daher darf man jetzt keine ausführliche Personencharakterisierung erwarten. Ich habe das Buch in "einem Rutsch" gelesen, eben weil es in einer sehr einfachen Sprache daherkommt und habe einen gut recherchierten und informativen Roman erhalten, den ich weiterempfehlen kann.


    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!

  • Danke für die tolle Rezi! Das Buch ist soeben auf meine Wunschliste gewandert! :applause:

    Ein Wort, ein Buch, ein Autor sind nichts als einzelne Wassertropfen. Alle zusammen ergeben den Strom, der alles hinwegreist und den keine Kraft zurückfließen lassen kann. Adalbert de Chamisso

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  • Man merkt, dass Morton Rhue ausführlich recherchiert und seinen persönlichen Schreibstil mit der Realität verbunden hat.
    Meine Meinung:
    Ich finde, dieses Buch regt zum Denken an. Über Kinder und Jugendliche, die diesem Schicksal ausgesetzt sind, im Ghetto zu leben und wahrscheinlich nie wieder dort herauszukommen. Es ist durchaus spannend, sentimental, traurig, lustig und unglaublich!
    Meine Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: