Antje Babendererde - Julischatten

  • Inhalt:
    Das Leben der sechzehnjährigen Simona „Sim“ Klinger ist alles andere als einfach. Sie hat Probleme mit Jungs und ihrer besten Freundin, eine hässliche Narbe an der Oberlippe und ist außerdem ein Freak. Gut, dass nach ein paar Drinks die Sorgen für eine Weile verschwinden! Doch als Sim in der Nacht ihres Geburtstags völlig zugedröhnt und halb ertrunken aus einem Gartenteich gefischt wird, reicht es ihren Eltern. Sie schicken ihre Tochter für sechs Wochen nach Amerika zu ihrer Tante Jo ins Indianerreservat – auf Entzug. Eine Horrorvorstellung für Sim! Entgegen ihrer Erwartungen beginnt sie jedoch schnell, sich im Pine- Ridge- Reservat wohl zu fühlen, was nicht nur an dem attraktiven Jimi liegt, der ein Auge auf Sim geworfen zu haben scheint, sondern auch an seinem blinden Freund Lukas, mit dem Sim bald eine enge Freundschaft verbindet. Doch auch Jimi und Lukas haben Probleme, die weit größer sind als Sims und die schließlich ihrer aller Leben bedrohen.


    Meine Meinung:
    In „Julischatten“ nimmt Antje Babendererde ihre Leser erneut mit auf eine Reise in die Welt der Indianer. Dieses Mal geht es in das Pine- Ridge- Reservat in South Dakota. Doch wer hier Wildwestromantik mit Tipis, Friedenspfeife und Blutsbrüderschaft erwartet, wird enttäuscht sein. Die Autorin verbrachte 2010 zwei Monate in eben diesem Reservat und schildert erschreckend authentisch die beinahe menschenunwürdige Situation, in der die Indianer dort leben müssen, auf beeindruckende Art und Weise. Von der Regierung ihrer Kultur beraubt und in Reservate gepfercht leben die meisten Menschen in Armut mit Müllbergen um sich herum und versuchen, ihren trostlosen Alltag mit Drogen und Alkohol zu verdrängen. Teenagerschwangerschaften sind an der Tagesordnung und Zukunftsperspektiven gibt es so gut wie keine.


    Das Grundgerüst der Geschichte ist ähnlich dem anderer Babendererde- Bücher: eine Deutsche kommt nach Amerika, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen und lernt dort einen Indianer kennen. Aber die Handlung ist keinesfalls abgekupfert, vorhersehbar oder bekannt, ganz im Gegenteil! Die Autorin schafft es immer wieder, sich etwas Neues auszudenken und versteht es wie keine andere, dem Leser die Welt und die Kultur der Indianer nahezubringen. Sie schafft es mit ihrem wunderbaren Schreibstil, vor dem geistigen Auge Bilder und Szenen entstehen zu lassen als sei man life dabei. Ich hatte wirklich das Gefühl, mit Sim in South Dakota zu sein und die Geschichte mitzuerleben.


    Sim ist eine Figur mit vielen Ecken und Kanten und alles andere als perfekt, was es dem Leser leicht macht, sich mit ihr zu identifizieren. Auch wenn ihr Verhalten manchmal alles andere als verständlich ist, schließt man sie doch bald ins Herz, denn man bekommt schnell eine Ahnung davon, was mit diesem Mädchen geschehen ist. Mit Jimi und Lukas hat Antje Babendererde zwei Herzensbrecher geschaffen, die man einfach gernhaben muss, wobei ihr ehrlich sagen muss, dass mich die Dreiecksgeschichte zwischen den beiden und Sim ein bisschen gestört hat. Dreiecksgeschichten findet man mittlerweile in jedem zweiten Buch und sie sind mir einfach über. Das ist aber meine ganz persönliche Meinung und ich glaube auch, dass „Julischatten“ ohne diese Dreierbeziehung nicht hätte funktionieren können.


    Es fällt mir schwer, das, was ich beim Lesen dieses Buches empfunden habe, in Worte zu fassen. Ich bin begeistert von der Geschichte, vom Können der Autorin, die mich wieder einmal restlos von sich überzeugen konnte, aber auch entsetzt und traurig über das, was den amerikanischen Ureinwohner angetan wird. Ich liebe das Buch, aber hasse viele Dinge, die darin passieren. Ich kann nur jedem empfehlen: lest dieses Buch und macht euch selbst ein Bild davon, wie großartig es ist. Denn das, was ich darüber schreiben kann, wird ihm in keinster Weise gerecht.

  • Vielen Dank für diese schöne Rezi evalotta. :) Ich lese die Bücher von Babendererde sehr gerne und bin nun froh zu lesen, daß sich diese Geschichte doch von den anderen Romanen in ihrer Handlung unterscheidet, obwohl sie in ihrer Grundhandlung ähnlich sind.
    Auf meiner Wunschliste befindet es sich bereits, mal schauen, wann es gekauft und gelesen wird. :wink:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Simona, genannt Sim, trägt gerne flippige, selbstgenähte Klamotten. Sie hat eine rote, punkige Igelfrisur und hängt gerne mit ihren Freunden ab. Dabei ist sie dem Alkohol leider nicht abgeneigt und macht unter seinem Einfluss viele Dinge, für die sich hinterher schämt. An ihrem siebzehnten Geburtstag schafft sie es bis zur Alkoholvergiftung und landet im Krankenhaus. Ihre Eltern stellen sie nunmehr vor die Wahl: Entzug oder ein Aufenthalt bei Tante Johanna im Pine-Ridge-Indianerreservat. Also fliegt Sim in die Staaten. Dort angekommen fällt sie mit ihrem Aufzug natürlich sofort auf.


    Im Reservat ist Alkohol strengstens verboten. Dies war auch der Grund für die Entscheidung ihrer Eltern. Diese konnten jedoch nicht wissen, wie die tägliche Realität hier aussieht. Und so ist es ein immer wiederkehrender Kampf für Sim gegen ihre Sucht, die sie des öfteren auch verliert. Sie lernt die Freunde Jimi und Lukas kennen. Jimi ist ein cooler Schönling, der gerne fünf auch mal gerade sein lässt, während der blinde Lukas Sim nach und nach die Augen öffnet. Sim ist hin und her gerissen zwischen den beiden und kann sich nicht entscheiden. Gleichzeitig spitzt sich die Situation immer mehr zu.


    Dies war mein erstes Buch von Antje Babendererde und ich bin absolut begeistert. Die Geschichte lässt sich nicht nur leicht und flüssig lesen, sondern sie fesselt mich geradezu an sich. Die Autorin versteht es, ihre Charaktere für den Leser lebendig werden zu lassen und erzählt die Geschichte wunderbar emotional berührend. Ein tolles Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.

    "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt." Arabisches Sprichwort :study::flower:

  • Inhalt
    Simona "Sim" Klinger ist sechzehn, wild und verrückt, mit einer Vorliebe für Alkohol. Als sie im betrunkenen Zustand beinahe ertrinkt, beschließen ihre Eltern, dass es so nicht weiter gehen darf. Sie schicken sie nach Amerika zu ihrer Tante, die dort in einem Indianerreservat lebt. Es passt Sim nicht wirklich, denn dort soll sie auch noch arbeiten. Bei Johanna lernt sie aber auch die Indianer Jimi Little Wolf und den blinden Lukas Braue kennen und freundet sich mit ihnen an. Während sie die Nähe der Jungs sucht, fällt es ihr nach wie vor schwer ihre Sucht unter Kontrolle zu bekommen. Was Sim allerdings nicht wer, ist dass Jimi selbst große Probleme hat und am liebsten verschwinden will, während Lukas mehr über die Traditionen seines Volkes lernen will um sie bewahren zu können.


    Meine Meinung
    "Julischatten" lässt sich als typisches Babendererde Buch bezeichnen, die mir inzwischen immer mehr gefallen. Es ist überaus emotional, zeigt Probleme auf, mit denen so manche Jugendlichen zu kämpfen haben und führt diese in ein Indianerreservat. Hier lernen diese Jugendlichen ein ganz anderes Leben kennen und versuchen dabei die eigenen Probleme hinter sich zu lassen. Dazu kommt noch eine Priese Dramatik, die das ganze Gefühlschaos schlussendlich vervollständigt. Man muss schon für solche Thematiken offen sein um das Buch genießen zu können.


    Als Protagonistin stellt sich Simona, kurz Sim, vor. Sie möchte herausstechen, bemerkt werden, weshalb sie sich gerne verrückt kleidet. Da sie sich in ihrer Familie zurückgesetzt fühlt, schwärmen doch alle nur von ihrer perfekten Schwester, hat sie angefangen zu trinken und sich mit den falschen Freunden umgeben. Im Reservat bei ihrer Tante, lernt sie ein ganz anderes Leben kennen. Obwohl ihr klar ist, dass Alkohol keine Probleme löst, greift sie trotzdem immer wieder danach. Erst als ihre Tante ihr etwas zeigt, beginnt sie ihre Sturheit abzulegen und Einsicht zu gewinnen. Zum Einen findet sie Faszination an den Indianern, zum Anderen erkennt sie die wahren Schwierigkeiten ihres Lebens.


    Sim war ein Charakter, der zwar nach und nach begann sich zu verändern, der aber erst zum Ende hin die Kurve tatsächlich bekam. Die Sache mit der Liebe macht es ihr auch nicht einfacher, da sie sowohl Jimi als auch Lukas interessant findet, aber nicht nicht weiß, für wen ihr Herz schlägt.


    Jimi und Lukas sind Blutsbrüder und beinahe immer zusammen. Sie sind Waisenkinder, weshalb sie in einer Pflegefamilie leben, aus der sie am liebsten ausbrechen würden. Während Jimi so gut wie alles über Lukas weiß, hat er selbst große Geheimnisse. Er gehört zu denen im Reservat, die auch mal zum Alkohol greifen und kiffen. Lukas hingegen ist gegen all das und möchte ein Medizinmann für sein Volk werden um ihn helfen zu können. Als Sim in ihr Leben tritt, scheint es, als würde sie die Kluft zwischen den Jungs vergrößern und ihre Eifersucht aufeinander wecken.


    Das beschriebene Leben im Reservat erscheint äußerst ärmlich und heruntergekommen. Angeblich sind viele Bewohner dem Alkohol verfallen, weshalb die Regierung hier bereits versucht einzugreifen. Die Menschen haben nicht viel und versuchen der Trostlosigkeit irgendwie zu entkommen. Doch während das Leben als solches eher trostlos dargestellt wird, erscheinen die Rituale und Feiern wunderschön. Nun, ich selbst habe das Leben in einem solchen Reservat nie kennen gelernt, weshalb ich keine Ahnung habe, wie viel von dem Geschriebenem zutrifft.


    Babendererdes Schreibstil ist einfach unglaublich. Sie schafft es die Geschichte spannend und fesselnd zu gestalten und sie dabei mit Emotionen
    aufzuladen, dass man gar nicht mehr aufhören will zu lesen. Dabei lässt sie den Leser wissen, dass bald etwas schlimmes geschehen wird und wühlt ihn innerlich auf. Es ist beinahe spürbar, wie sich die Situation zuspitzt, ein Konflikt sich nicht länger unterdrücken lässt und gnadenlos ausbricht.


    Von allen Charakteren, haben sich in meinen Augen, zwei besonders hervorgehoben. Zum Einen war es Johanna. Sie hat sich ein Leben als Weiße im Reservat aufgebaut, sie kennt die Probleme und versucht auf ihre Weise zu helfen und Veränderungen auszulösen. Zum Anderen war es Lukas. Er mag zwar blind sein, doch dabei hat er eine ganz eigene Sicht auf die Welt. Viele lassen sich von seiner Blindheit täuschen, denn so manches Mal sieht er viel mehr als andere. Ich fand es bewundernswert, wie er sich stolz durch die Welt bewegt, als würde seine Behinderung nicht existieren.


    Fazit
    Die Autorin weiß ganz genau, wie sie eine rührende Geschichte erzählen kann. So lässt sie die problembehaftete Sim nach Amerika gehen, wo diese nicht nur sich selbst finden soll, sondern auch die Liebe. Doch da muss sie sich zwischen zwei ungleichen jungen Männern entscheiden, die beide um ihr Herz buhlen, jedoch nicht mit gleichen Absichten.


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