Alan Moore & David Lloyd - V wie Vendetta / V for Vendetta

  • Klappentext:


    Bedenk' er, bedenk' er
    den fünften November..."


    Eine erschreckende und machtvolle Geschichte über den Verlust der Freiheit und der Identität in einer beängstigend glaubhaften totalitären Welt, steht "V für Vendetta" als eines der hochstehendsten Werke des Mediums Comic und als eine definierende Arbeit der Schöpfer Alan Moore und David Lloyd.
    In einem imaginären zukünftigen England spielend, dass sich dem Faschismus ergeben hat, fängt diese bahnbrechende Geschichte sowohl die erstickende Natur eines Lebens in einem autoritären Polizeistaat ein, als auch die reinigenden Kräfte des menshclichen Geistes, der dagegen rebelliert. Geschaffen mit silberheller Klarheit und Intelligenz zeigt "V für Vendetta" eine unvergleichliche Tiefe an Charakterisierung und Wahrhaftigkeit in seiner rückhaltslosen Darstellung von Unterdrückung und Widerstand.

    Eigene Beurteilung:


    1981 begann Alan Moore die Arbeit an der Reihe "V for Vendetta", die damals in Episoden im Warrior-Magazin erschien bis in das Jahr 1988. 1989 sah dann der erste Sammelband die Bücherregale der englischsprachigen Welt - und eine der Prämissen des Buchs (der Kalte Krieg) ging zu Ende. Wie die meisten Titel Moores erreichte dann auch dieses Buch zu seinem Ärger erst weltweite Bekanntheit durch den gleichnamigen Film. Dass Moore mit keiner der Verfilmungen seiner Werke, die immer eine deutlich reduzierte Komplexität zeigen müssen, einverstanden ist sei hier nur mal am Rande erwähnt.
    Die Geschichte des Widerstandkämpfers in der Guy Fawkes-Maske, der in erster Linie durch strategische Arbeit auf sein Ziel zusteuert ist sehr komplex und auch - wie so oft bei Moores Comics - vergleichsweise textlastig. Die Bilder sind in jeweils drei Panelreihen angeordnet, was auch in diesem Bereich sehr viel Information auf die Seiten bringt - und das mit vergleichsweise kleinen Bildern. Und diese Bilder sind deutlich erschreckender und eindringlicher als die des Films, so dass sie einen schon ohne die Textbegleitung vergleichsweise beunruhigt zurück lassen. Die Konzentrationslager, die Verhöre, die immer wieder gezeigte Polizeiwillkür und die damit einher gehende Verrohung der Menschen im Allgemeinen, die Angst und das Misstrauen werden auf jedem Bild deutlich und der Mann in der Maske steht auch optisch dem immer wieder entgegen.
    Seit 1981 hat die Widerstand-gegen-ein-totalitäres-Regime-SF-Literatur viele neue Werke hervor gebracht aber wenige haben so deutliche Embleme in das globale öffentliche Bewusstsein gestellt, wie die Guy Fawkes-Maske. Der Angriff auf geschätzte und geschichtsträchtige Wahrzeichen eines Landes, wie sie hier vorgeführt werden sollte erst am 11.09.2002 eine fürchterliche Entsprechung in der Realität finden. Auch wenn heutzutage der Erzählstil zum Teil ein wenig altbacken wirkt kommt die Geschichte immer noch sehr eindringlich von den Seiten und klingt lange in den Leserinnen und Lesern nach.

  • Die Konzentrationslager, die Verhöre, die immer wieder gezeigte Polizeiwillkür und die damit einher gehende Verrohung der Menschen im Allgemeinen, die Angst und das Misstrauen werden auf jedem Bild deutlich und der Mann in der Maske steht auch optisch dem immer wieder entgegen.


    Dem kann ich vollends zustimmen. "V wie Vendetta" hat von Anfang bis zum Ende eine sehr düstere und nahezu hoffnungslose Ausstrahlung. Bei den KZs und den dortigen Methoden ist es mir schon sehr kalt den Rücken runtergelaufen. Aber auch das Verhalten der politischen Führer und deren Lobbyismus war ziemlich heftig.


    Ansonsten konnte ich aber nicht so wirklich mit diesem Graphic Novel anfreunden. Ich muss Klaus Recht geben und man merkt schon, dass nicht mehr alles up-to-date ist und der Zeitpunkt als die Geschichte geschrieben wurde, nun schon Jahrzehnte zurückliegt. Auch hat mir eine Identifikationsfigur gefehlt. Mit V, der wohl der Held sein soll, konnte ich auch nicht so viel anfangen und hätte gerne noch mehr über seine Vergangenheit erfahren. Manches war mir zu kryptisch und ich konnte die ein oder anderen Handlungsweise absolut nicht nachvollziehen, sowohl die von V als auch die der faschistischen Regierung. Auch waren mir die Regierungsleute oft zu gleichförmig und ich konnte sie manchmal nicht einmal mehr richtig auseinanderhalten.
    Unter dem Strich war es nicht schlecht, aber ob "V wie Vendetta" den hohen Stellenwert verdient hat, den es inne hat, muss ich persönlich eher mit "nein" beantworten.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Set in a futurist totalitarian England, a country without freedom or faith, a mysterious man in a white porcelain mask strikes back against the oppressive overlords on behalf of the voiceless. Armed with only knives and his wits, V, as he’s called, aims to bring about change in this horrific new world. His only ally? A young woman named Evey Hammond. And she is in for much more than she ever bargained for…

    A visionary graphic novel that defines sophisticated storytelling, this powerful tale detailing the loss and fight for individuality has become a cultural touchstone and an enduring allegory for current events. Master storytellers Alan Moore and David Lloyd are at the top of their craft in this terrifying portrait of totalitarianism and resistance....(Klappentext)


    ❃❃❃❃❃


    "There aren't many cheeky, cheery charakters in 'V FOR VENDETTA' either;
    and it's for people who don't switch off the news."
    (David Lloydm Jan. 1990)


    "V for Vendetta" ist eine Dystopie, welche im London der 1990er spielt.

    Nach einem Atomkrieg herrscht in England ein totalitäres und faschistisches Regime. Propaganda und Kontrolle beherrschen die Bevölkerung. Es werden nur Bücher, Musik und Nachrichten erlaubt und gesendet, welche vom "Führer" und seinem Überwachungsstaat erlaubt werden. Die Überwachungs- und Propagandaorganisation setzt sich zusammen aus der Geheimpolizei "Finger", dem Regierungssender "Mund", der Videoüberwachung "Auge", der Lauschattacke "Ohr" und der Ermittlungsbehörde "Nase". Keine Bücher, keine Musik, keine Individualität. Jeder der anders ist und gegen die strenge Regelungen verstößt, wird "entfernt" (kommt einem doch irgendwie bekannt vor, oder?).

    Doch es gibt einen, der sich gegen dieses Regime stellt und das im ganz großen Stil. "V" operiert aus dem Untergrund und trägt eine Guy Fawkes-Maske. Dieser war übrigens ein katholischer Offizier aus dem 17. Jahrhundert, der am 5. November 1605 das englische Parlament sprengen und König Jakob I. töten wollte. Grund - die Verfolgung katholisch Gläubiger durch die damaligen Machthaber. Wie dieser stellt sich auch "V" gegen das Regime und sprengt am 5. November das Parlament in die Luft. Dieser jedoch mit Erfolg, im Gegensatz zu Guy Fawkes. "V" ist geheimnisvoll, intelligent und dadurch schwer zu schnappen, denn er scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Mit von der Partie ist ein 16-jähriges Mädchen namens Evey, welche er vor einer Vergewaltigung rettet und derer er sich annimmt. Und zusammen wollen sie dieses Regime zu Fall bringen (persönliche Inhaltsangabe).


    ">>Me? I'm the King of the twentieth century.
    I'm the Bogeyman. The Villain....the black sheep of the family.<<"
    (S. 13)


    Der Comic erschien erstmals 1982 und Alan Moore zeichnet hier eine Dystopie vom Feinsten, in der die Unterdrückung von Freiheit und Individualität der gesamten Gesellschaft das zentrale Thema ist.

    Während die Graphic Novel ursprünglich in Fortsetzungen und in schwarz-weiß veröffentlicht wurde, hält man hier die colorierte Gesamtausgabe in den Händen. Diese ist in 3 Teile aufgeteilt, in denen die Pläne von "V" bezüglich der Zerstörung des Systems, sowie sein Motiv erörtert werden. Dabei wird aus mehreren Perspektiven erzählt und man erhält tiefe Einblicke in das System, sowie in die Hintergründe des geheimnisvollen Protagonisten selbst.


    Es gibt hier einige Abweichungen zum Film, welche ich jedoch sogar um einiges interessanter und stimmungsvoller finde. Aufgrund dessen gestaltet sich die Story sehr spannend. Diese besticht zusätzlich durch die Liebe zum Detail und die düsteren Zeichnungen von David Lloyd einfach nur fantastisch und fangen die Atmosphäre gekonnt ein.

    Die Zitate aus diversen Litereatur- und Musikklassikern runden das Werk ab und tragen zusätzlich zu der bedrückenden Stimmung bei.


    "Nobody you'd have heard of a German gentleman named Dr. John Faust.
    He made a deal, too."
    (S. 44)


    Schon vor der Story selbst erhält man Informationen von Alan Moore und David Lloyd bezüglich der Entstehung der Graphic Novel. Am Ende lässt uns Alan Moore noch einen Blick hinter die Kulissen werfen und es sind auch noch zwei Kurzgeschichten mit unserem mysteriösen "V" enthalten.


    Fazit:

    Eine rundum gelungene Graphic Novel die dystopischer nicht sein könnte - spannend, atmosphärisch, bedrückend und von der Thematik her aktueller denn je.

    Trotzdem ich den Film kenne, und von dem ich auch weiterhin schwer begeistert bin, empfand ich die Story als spannend, da sie wesentlich mehr in die Tiefe geht.

    Dies war mein erster Comic von Alan Moore und definitiv nicht mein letzter. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Autoren-Info)

  • V wie Vendetta


    von: Alan Moore und David Lloyd


    Inhalt: Nach einer atomaren Katastrophe irgendwann in der nahen Zukunft wird Großbritannien von einem faschistoiden Regime beherrscht. Militär, Polizei und Sicherheitsbehörden sind allgegenwärtig. Die wenigen Kritiker sind längst verstummt, eingeschüchtert oder getötet. Das gegängelte Volk hat sich seinem Schicksal längst unterworfen. Es hat sich mit der ständigen Kontrolle arrangiert oder ist in Lethargie verfallen, während die herrschende Klasse bestrebt ist, ihre Macht immer mehr auszubauen. Doch eines Tages tritt der mit einer grotesken Gesichtsmaske verhüllte V auf. Durch eine Politik der gewaltsamen – aber auch aufrüttelnden - Nadelstiche versucht er dieses System zu unterwandern.


    Meinung: Immer wenn ich diese Maske von V irgendwo sehe, fällt mir eine Anekdote aus der Lokalpolitik in Oldenburg ein: Vor etwa fünf Jahren stürmte eine Gruppe von jungen Leuten mit dieser Maske vor dem Gesicht eine Begrüßungsrede des Bürgermeisters für neue, aus anderen Städten zugezogene Bürger. Die maskierten Eindringlinge drückten dem Oberbürgermeister eine Sahnetorte ins Gesicht und verschwanden unerkannt in der Dunkelheit des Novemberabends. Trotz intensiver Ermittlungen wurden sie nie gefasst.


    Ich habe mich so manches Mal gefragt, wen die Tortenwerfer zum Vorbild ihrer anarchistischen Umtriebe genommen haben. War es wohl tatsächlich V, der aus der Feder des genialen Comicautors Alan Moore stammt? Wer weiß, jedenfalls hätte V hier in Oldenburg jedoch ganz sicher keine Sahne als Waffe gewählt, sondern Sprengstoff. Alan Moores Figur des V ist rücksichtslos in seinen Mitteln, sieht – wohl aufgrund seiner Vergangenheit – nur den Weg der Gewalt, des Chaos und der Anarchie, um das herrschende System zu stürzen, wofür ihm jedes Mittel recht ist. Dabei geht es ihm interessanterweise nicht nur darum, der totalitären Regierung direkt zu schaden, sondern vielmehr will er das Volk wachzurütteln. Er gibt den passiven Menschen eine Richtung vor, sich aus dem Dilemma selbst zu befreien. Es soll seine Souveränität eigenständig zurückgewinnen, das Handeln selbst übernehmen und unerreichbar für jede Art von Unterdrückung, Lüge, Propaganda und Einschüchterung werden.


    Interessierte seien gewarnt: die fast 300 Seiten lesen sich nicht nur aufgrund seines komplexen und verschachtelten Inhalts, sowie der sehr gut charakterisierten Figuren nur sehr langsam. Vieles erklärt sich nur indirekt und regt wegen der oftmals sehr symbolischen Sprache und Texte von Alan Moore sehr zum Mitdenken an. Die ungewöhnliche Zeichenarbeit des englischen Comickünstlers David Lloyd befremdete mich zunächst, und bereitete anfangs tatsächlich einige Probleme. Die in ordentlicher Aufteilung angeordneten Panels erinnern dabei irgendwie an die Negative von Fotos, in denen nur ausgewählte Flächen coloriert sind. Fast war es so als wenn man in einem Fotoalbum mit eingeklebten Negativen blättern würde, in dem man das triste Gegenstück eines Lebens in einer freien, selbstbestimmten Gesellschaft verfolgt. Auf den Punkt gebracht: die Zeichnungen stellen die beklemmende Wirklichkeit einer faschistoiden Gesellschaft ohne Kultur, Freiheit und Humanität genial dar.


    V wie Vendetta zeigt nicht nur auf, wie Macht durch Manipulation funktioniert, sondern weist mit einem mahnenden Finger auch auf ein zu passives Volk, das sich davon nur zu gern lenken lässt. Wie ist es zu dem gekommen und wer ist Schuld? Sind es tatsächlich nur die Herrscher da oben, oder sind wir es, die es in unserer Bequemlichkeit und Unfähigkeit auch zulassen? Um eine Antwort zu finden sollte man in den Spiegel sehen. V hat es eines Tages vielleicht getan, dabei wohl an Oskar Wilde gedacht und sich dessen Behauptung zu Herzen genommen: „Gib dem Menschen eine Maske, und er sagt die Wahrheit!“.


    Fazit: Eine Graphic Novel, die viel Aufmerksamkeit verlangt, dafür aber viel zu sagen hat.

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.