Britta Strauss - Meeresblau

  • Klappentext
    Nach dem Tod seiner Eltern kehrt der Meeresbiologe Christopher Jacobsen heim auf die Isle of Skye, um sich um seine jüngere Schwester zu kümmern. Nicht nur der tragische Verlust verändert das Leben der Geschwister schlagartig, denn seltsame Wandlungen gehen in Christopher vor und das Meer übt eine magische Anziehungskraft auf ihn aus. Auf einer Tiefseeexpedition, die ihn zusammen mit einer Crew von Wissenschaftlern vor die Küste Chiles führt, gewinnt der tödliche Zauber seiner wahren Natur an Kraft. Hin- und hergerissen zwischen seinem Leben an Land, seiner Liebe zu der Tiefseeexpertin Maya und der Verlockung, in seiner wahren Gestalt in die undurchdringlichen Abgründe der Meere zu tauchen, muss er sich entscheiden, bevor es zu spät ist.


    Meine Meinung
    Wie der Gesang der Sirenen, zieht die Erzählweise von Britta Strauss ihre Leser in die Tiefen einer unbekannten Welt. Mit einem schier unbegrenztem Wortschatz erschafft sie eine Magie, die auch nach der Beendigung des Buches lange anhält. Geschickt werden Gefühl, Erotik und Spannung miteinander vermischt und in einem unvergleichlichen Buch zur Perfektion gebracht.
    In Christopher Jacobsen hat die Autorin einen idealen Mann geschaffen. Schönheit, Sexappeal, Klugheit und Charme vereinen sich in seiner Person und bringen die Fantasie der Frauen auf Trap. Als Professor wirkt er erstmal abgehoben, da er als Korifee auf seinem Fachgebiet gilt, doch schnell zeigt sich, dass ihm Titel nicht wichtig sind. Christophers Herz gehört dem Meer und den Frauen, die er liebt. Doch obwohl er so perfekt scheint, herrscht in ihm eine tiefe Zerrissenheit, einzig seine Liebe hält ihn aufrecht. Die Angst, seine Macht irgendwann nicht mehr beherrschen zu können und so die Seele seiner Liebsten zu stehlen, begleitet ihn seit er um seine wahre Herkunft weiß.
    Diesem großartigen Mann wird eine ebenso starke Frau gegenüber gestellt, Maya Mawatha. Sie ist ebenfalls Professorin und weiß sich in der Männerwelt durchzusetzen. In ihrer Beziehung zu Christopher ist sie hin und her gerissen. Einerseits will sie ihn als Frau für sich ganz alleine, andererseits will die Forscherin ihr mehr über sein Wesen herausfinden. Egal welchem Drang sie nachgibt, für sie steht er im Mittelpunkt. Maya nimmt Christopher so wie er ist, ob er nun gerade der Mann ihrer Träume ist oder das Wesen aus der Tiefe.
    Britta Strauss hat auf den ersten Blick vollkommene Charaktere erschaffen, doch beim genauen Lesen finden sich auf Makel. Diese kleinen Makel lassen die Protagonisten echter erscheinen und bringen sie den Lesern näher.
    Geschickte Wortwahl und der einfühlsame Schreibstil wecken die Vorstellungskraft, die die wunderbar beschriebenen Szenerien im Kopf entstehen lässt. Anders als viele es vermuten, handelt dieses Buch nicht nur von der Liebe und Christophers Verwandlung, es werden auch ernste Themen angesprochen. So wird der Leser auf unterschiedliche Umweltprobleme hingewiesen. Die Überfischung der Weltmeere und die Geldgier der Menschen, die ohne jegliche Schönsprechung aufgezeigt werden, spielen eine äußerst wichtige Rolle. Wir werden dazu aufgefordert nicht nur das Schöne und Positive um uns herum wahrzunehmen, denn unsere Welt ist auch voller Negativität und Probleme.
    Die gelungene Verschmelzung zwischen Fantasie und realen Problemen machen dieses Buch so lesenswert.


    Fazit
    "Meeresblau" ist ein wundervolles Buch, welches auf eine außergewöhnliche Art und Weise aufzeigt, das Erotik nicht immer mit Kitsch verbunden sein muss. Die Autorin hat mit ihren liebevoll gestalteten Charakteren eine Geschichte erschaffen, die ihre Leser in ein fantastische Welt führt und sie gleichzeitig zum Nachdenken bringt. Das Aufgreifen des mythologischen Themas um die Sirenen, macht dieses Buch zu etwas Besonderem und deshalb so empfehlenswert.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dr. Christopher Jacobsen ist Meeresbiologe, Umweltschützer, Dozent an der Eliteuniversität St. Andrews.
    Schon immer faszinierte ihn das Meer und das Leben darin und nicht nur weil er auf der Isle of Skye, der Insel des Nebels, vor der Westküste Schottlands aufgewachsen ist...

    Nach dem Tod der Eltern kehrt Christopher in seine Heimat zurück, um sich um seine jüngere Schwester Jeanne zu kümmern. Eine angenommene Stelle an dem dort ansässigen Institut für Meeresbiologie führt ihn zu seiner neuen Liebe Maya Mawatha, der Institutsleiterin, sowie auf eine Expedition vor die Küste Chiles.
    Und dort vor Südamerika droht sich Christophers Schicksal endgültig zu erfüllen.

    Denn nicht nur die Wissenschaft, der Forscherdrang bringen ihn auf die unendlichen Weiten des Meeres hinaus. Schon seit längerem hört er Stimmen, leise, flüsternd, zärtlich lockend, unerbittlich flehend und fordernd, die ihn an den Strand, die Klippen, in die hohen, kalten Wellen locken, zerren, ziehen.
    Die Veränderungen, die in ihm vorgehen, werden nicht nur spürbar, sondern auch sichtbar, die Anziehungskraft der dunklen See wird immer größer, je länger er sich auf der Insel aufhält, bis er ihr schließlich nachgibt.
    Christophers Unruhe, seine innere Anspannung bringen ihn dazu, dem verlockenden Ruf der unendlichen Tiefe und den singenden Stimmen immer weiter nachzugeben, sich den eisigen Wellen hinzugeben, in ihnen zu versinken und alles hinter sich zu lassen, alles zu vergessen. Seine Menschlichkeit, seine Schwester Jeanne wie auch seine neue Liebe Maya.
    Welche Leidenschaft wird stärker sein?
    Der Ruf seiner Natur, seiner Instinkte, seines untrüglichen Erbes oder das Festhalten an seiner Menschlichkeit, seiner Liebe, seinem Bedürfnis, sich für die Umwelt einzusetzen?
    Oder findet er im Ozean seine verzweifelte Erlösung, seine grenzenlose Freiheit, sein ewiges Vergessen von Leid und Kummer, seine ersehnte Ruhe, das Ende seiner Rastlosigkeit?

    Wow! Was für eine bildgewaltige, poetische, unglaublich intensiv und sinnlich erzählte Geschichte, in der man die Liebe und die Sehnsucht der Autorin zum Meer und seinen Geschöpfen spüren kann. Wie durch den säuselnden Gesang der verführerischen Sirenen treibt Britta Strauss den Leser auf das offene Meer der Bilder und Worte, Gefühle und Leidenschaften hinaus.
    Man will in den Wörtern schwimmen, sich von ihnen umfließen lassen, zwischen den Sätzen untertauchen und jede Beschreibung des Meeres und der mit dem menschlichen Verstand erklärbaren, aber auch unerklärbaren Wesen darin aufsaugen. Doch genau diese Bildgewalt führt auch dazu, dass man beim Lesen nicht so recht vorankommt und in dem Meer aus Worten fast erstickt, als ob sich plötzlich eine Eisschicht um einen legt.
    Dazu kommt dann noch das übergroße Schulbuchformat und die zusammengedrängten Sätze in einer winzigen Schrift, sodass einem beim Lesen schon manchmal die Puste ausgeht.
    Nichtsdestotrotz verströmt "Meeresblau" eine magische Anziehungskraft, eine märchenhafte Atmosphäre.
    Als Leser schwimmt man mit Christopher ins offene Meer hinaus, lauscht den fernen Walgesängen, bewundert die schillernden Schuppen der weiblichen Meeresbewohner, hängt an Christophers Lippen, wenn er über das schutzbedürftige Meer sinniert, begleitet ihn auf seiner Reise in die fremde und fremdartige Heimat.


    Eine moderne, poetische und geheimnisvolle Fantasygeschichte vor der Küste Schottlands und Chiles,
    die alte Mythen, Geschichten Pfeife rauchender und bärtiger Männer vor dem prasselnden Kamin, schottische Sagen und Seemannsgarn zu einem starken und eindrucksvollen Fischernetz verwebt:
    Es geht um ertrunkene Seeleute, verführerische Meerjungfrauen, junge Männer, die sich in Einhörner der Meere verwandeln, mysteriöse Findelkinder, betörende Sirenen, die Fischer ins Verderben locken, unbeschreiblich schöne Selkies und um hin- und hergerissene Meeresbiologen, die ihr Erbe nicht verleugnen können, aber auch noch die Zukunft mit ihren geliebten Menschen in Händen halten wollen.
    Doch die Zeit verrinnt in seinen Händen wie Sand und Christopher muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.
    Für immer gehen oder bleiben?
    Hat er überhaupt eine Wahl? Kann er seine wahre Natur ewig leugnen, seine wahre Gestalt austrocknen lassen?
    Oder geht von ihm gar eine verführerische Bedrohung für die Menschen aus, die ihn lieben, und er zum Wohle derer besser in die Weite des Ozeans gehen sollte?
    Wird Christopher seine Liebsten in die dunklen Tiefen des Todes ziehen, wenn er seine innerste Macht nicht mehr beherrschen kann? In einen einsamen Tod zwischen Riff und Seetang?

    Denn in dieses Netz aus Märchen und Sagen wird noch eine schöne, tiefgründige, gefühlvolle, leidenschaftliche, aber auch traurige und gefährliche Romanze zwischen Maya und Christopher hinein gesponnen, die so wunderbar zueinander passen, und nicht nur weil Maya indianischen und asiatischen Ursprungs und die Verbundenheit mit der Natur genau wie er in sich trägt und seine Liebe zum Meer teilt.
    Und ist vielleicht gerade deshalb ein wenig unrealistisch, da die beiden recht schnell in den berauschenden Fluten der Leidenschaft versinken, sich von ihnen wegspülen, davon treiben lassen... aber so soll nun einmal eine immerwährende Liebe sein, die durch alle (Ge-)Zeiten geht...
    Und die gewissen *räusper*- Szenen sind zum Glück nicht ganz so kitschig und schwülstig umschrieben wie ich das gerade getan habe ;O), sondern dezent und niveauvoll.


    So, gleich gehts weiter...

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Und Christopher Jacobsen ist ein Mann wie aus dem Bilderbuch - einem Märchenbuch entsprungen.
    Doch er ist nicht der Prinz in der glänzenden Rüstung, der auf seinem Schimmel daher geritten kommt, sondern das schillernde Wesen, das selbst auf den Wellen reitet, sie gebietet.
    Stürmisch und leidenschaftlich wie die See, einfühlsam wie eine zarte Brise, zerrissen wie ein wolkenverhangener Himmel, sein Körper ist so schön und makellos wie der eines Gottes der Weltmeere, seine Stimme ist so rau wie der Wind und gleichzeitig so verführerisch wie die einer Sirene, er ist unberechenbar wie ein Unwetter, gefährlich wie eine brüchige Klippe, geheimnisvoll und dunkel und unergründlich wie die Tiefsee, intelligenter als zehntausend Strandkrabben.
    Zu perfekt, um noch wahr zu sein, aber schließlich entspringt er ja auch einem alten und immerwährenden Mythos und keinem menschlichen Schoß.
    Doch welch dunkles und vielleicht bedrohliches Geheimnis genau in Chris innewohnt, gibt Britta Strauss nicht allzu schnell preis. Sein Geheimnis blitzt immer mal wieder an der glitzernden Oberfläche des Meeres auf, nur um einen Augenblick später von den Wellen verschluckt und hinausgezogen zu werden.

    Ihm gegenüber steht die Wissenschaftlerin Maya, deren Herz ihn einerseits als Mann liebt und begehrt, aber deren Forscherdrang sich für seine Andersartigkeit interessiert und fasziniert.
    Sie ist sein Fels in der Brandung, wie ein Seeigel, der ihn immer wieder piekst und in die Realität zurückholt, das Fischernetz, in das er sich freiwillig verfangen hat und aus dem er sich nur unter schneidenden Schmerzen befreien könnte.
    Und vielleicht ist sie auch der Anker, der ihn im Hafen hält, die frische Brise, die ihn immer wieder zurück ans Land spült, die Angel, an der er zappelt, und immer wieder zurück an Land zieht. Vielleicht...
    Denn vielleicht schneidet sie auch die Angelschnur durch, um ihn freizugeben...

    Darüber hinaus tummeln sich zwischen den poetischen und bildgewaltigen Zeilen noch Umweltschutzthemen wie Verschmutzung, Ausbeutung und Überfischung der Meere, ohne jedoch den Zeigefinger zu erheben oder anbiedernd zu wirken. Sie runden das Bild von "Meeresblau" einfach nur ab und erheben dadurch den Anspruch, sich von anderen Fantasywerken zu unterscheiden.
    Man merkt dem Werk eben die Liebe zur Natur, zum Meer an und wirkt zudem noch gut recherchiert und nicht oberflächlich.
    Und wenn man als Leser mit Buckelwalen abtaucht, ihre Erinnerungen sieht und spürt, die Angst eines Hais, gefangen in einem Fischernetz, fühlt, die Schönheit des Meeres mit anderen Augen, aus einer anderen Perspektive, bewundert, fühlt man nur noch mehr Respekt und Achtung vor der Natur, aber auch Demut...

    Und so wird aus "Meeresblau" ein tiefgründiges, vielschichtiges, intensives, bilderreiches und gefühlvolles Märchen voller Poesie, welches sich fernab von den genretypischen Nackenbeißerromanen freischwimmt, für das man sich jedoch Zeit und Muse nehmen muss, wenn man nicht von ihm überrollt werden will.


    Und um in weiteren Meeresmetaphern zu baden:
    "Meeresblau" gehört wirklich zu den Geschichten, die den Leser in einen Strudel ziehen, die einen Sog entwickeln, die den Atem rauben, die eine Sturmflut der Gefühle entfachen, in denen man abtauchen will, um niemals wieder an die raue Oberfläche der Realität aufsteigen zu müssen ;O).
    Und dabei ist die Handlung nicht vorhersehbar wie Ebbe und Flut, sondern so unberechenbar und überraschend wie ein plötzlich aufziehendes Gewitter auf hoher See.
    Poetisch und spannungsgeladen zugleich fließt die Geschichte dahin, wirbelt in kleinen Stromschnellen umher, stürzt sich kleine Wasserfälle hinunter, nur um später im seichten Gewässer angeblich ruhig und behaglich vor sich hin zu plätschern, entfacht im nächsten Augenblick wieder einen Sturm und baut eine riesige, gischtspeiende Welle auf.
    Denn zu jeder Zeit überrascht Britta Strauss ihre Leser mit neuen Wendungen, schillernden Einfällen, dem eindringlichen Gefühlschaos in Maya und Chris und seiner unvorstellbaren, unerwarteten Wandlung.
    Und das Ende... schön und traurig zugleich... ein Meer aus Tränen... was nicht anders zu erwarten war...

    Ein wahrer Lichtblick - wie ein strahlendes Licht in einem alten Leuchtturm - und kein verwässerter Einheitsbrei unter der Vielzahl an Romantic Fantasy- Romanen.
    Ein wunderschöner, magischer Roman, der Sehnsüchte schürt, Gefühlsstürme entfacht und von dessen Strömung man sich gerne mitreißen lässt.
    Eine kleine, leider etwas versteckte, Perle unter der Fantasyliteratur!
    Wobei Britta Strauss mit ihren Romanen doch eine tolle Nische zwischen jugendlich- romantischen Fantasyschmökern und den typischen Nackenbeißern für Erwachsene für sich entdeckt, besetzt und erobert hat. Da kann ich nur hoffen, dass die Evolution im Romantic Fantasy- Genre nicht stillstehen bleibt, sondern sich weiterentwickelt und wir noch weitere außergewöhnliche, romantische, leidenschaftliche, tiefgründige Fantasyromane von ihr lesen dürfen.

    Beim Lesen von "Meeresblau" sind auch mir Schwimmhäute zwischen den Fingern gewachsen (ich habs genau gesehen), kein Wunder, dass sich hier jetzt so viele Wassermetaphern tummeln wie übermütige Delphine...

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
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