Thomas Fuchs - Alleingelassen

  • Der 13-jährige John lebt seit einiger Zeit mit seinen beiden kleinen Geschwistern und seiner alleinerziehenden Mutter in einer neuen Stadt. Sie sind schon oft umgezogen, gescheitert – diesmal soll es klappen. John hat einen genauen Plan und behält diesmal alle Fäden in der Hand. Und es klappt: John ist beliebt in der Schule, wird zu den angesagten Partys eingeladen und verliebt sich in ein wunderbares Mädchen. Alles könnte so perfekt sein. Doch dann wird Johns Mutter schwanger, gibt ihren Job auf und stürzt die Familie erneut in finanzielle Nöte. Aber John ist ein Kömpfer, er gibt nicht auf. Er tut alles dafür, die Fassade intakt zu halten. Keiner soll etwas merken. Nicht die Freunde, nicht die Lehrer – und erst recht nicht Miriam.


    Keiner soll etwas merken. Auch nicht, dass die Mutter schon längst ausgezogen ist.


    Meiner Meinung nach ein wirklich gutes Buch! Ich bin positiv überrascht und es hat meine Erwartungen übertroffen! :thumleft:
    Das Buch ist einfach geschrieben und man kann sich wirklich gut hinein versetzen!
    Ich kann es nur weiterempfehlen!
    Lesen!! :wink: :study:

  • Der 13 Jährige John leidet sehr darunter immer zur Unterrschicht zu gehören und setzt alles daran, seinem Schicksal zu entkommen. Er hat es satt immer als Assi abgestempelt zu werden und daher ist er unendlich glücklich, als er endlich mit seiner Familie in eine neue Wohnung zieht und dort ein neues Leben beginnen kann, wo niemand etwas von seiner Vergangenheit weiß. Zunächst ist er beliebt und findet schnell Freunde. Doch dann wird seine Mutter wieder schwanger, schmeißt ihren Job hin und zieht zu ihrem neuen Freund. John und seine Geschwister sind nun komplett sich selbst überlassen und John tut alles um die Fassade aufrecht zu erhalten. Ich war erstaunt was er sich alles hat einfallenlassen um vor Freunden und Lehrern das Bild der normalen glücklichen Familie aufrecht zu erhalten. Doch John gerät bald an seine Grenzen...


    Ich fand das Buch sehr schockierend. Es spricht ein Thema an, dass allgegenwertig und trotzdem den wenigsten bewusst ist. Auch ich habe mir vorher wenig Gedanken darüber gemacht wie es für ein Kind sein muss in einer Hartz IV Familie aufzuwachsen. Natürlich weiß man, dass das nicht schön ist aber ich glaube den wenigsten ist bewusst welchen Leidensdruck das für ein Kind bedeuten kann, immer auf Hilfe angewiesen zu sein. Das Buch orientiert sich nicht an Klischees und räumt mit Vorurteilen wie "jeder ist für sein Schicksal selbst verantwortlich" auf. Oftmals wird Hartz IV-Empfängern ja vorgeworfen, dass sie sich nur genug anstrengen müssen, dann kommen sie auch aus Hartz IV wieder raus. John ist das Paradebeispiel dafür, das dem nicht so ist, denn er tut wirklich alles und es reicht trotzdem nicht. Man fragt sich als Leser immer wieder, was soll der arme Junge denn noch tun. Hinzu kommt die Vernachlässigung der Mutter. John und seine Geschwister leben von der Hoffnung auf bessere Zeiten und fühlen sich für ihre Mutter verantwortlich. Ich habe mich immer wieder gefragt was das für eine Mutter sein kann, die ihre Kinder alleine lässt. In dem Buch wird deutlich, dass die Mutter selbst auch einfach total überfordert ist und fast unfähig erscheint ihr Leben, geschweige denn das ihrer Kinder in den Griff zu bekommen. Sie macht sich abhängig von einem Mann und lebt in ständiger Angst alleine mit vier Kindern zurückgelassen zu werden. Beördengänge etc. werden von John erledigt, da die Mutter dazu nicht in der Lage scheint. Ich glaube das auch das Realität ist. Viele Menschen sind einfach überfordert damit ihr Leben in den Griff zu bekommen und die Kinder sind meistens die Leidtragenden. Das Verhalten der Mutter hat mich natürlich wütend gemacht. Aber noch viel wütender war ich über die kurzen Statements von Personen aus dem Umfeld der Familie über die Familie, am Anfang von jedem Kapitel. Diese Gedanken findet man wirklich häufig in der Gesellschaft wieder und das sind wirklich so die typischen Aussagen die man in der Zeitung liest oder im Fernsehen oder im Radio hört oder sieht, wenn mal wieder irgendwo ein Fall von Kindesmisshandlung, Vernachlässigung etc. bekannt wird. Es ist die Sichtweise die uns meistens in den Medien präsentiert wird. Das Buch zeigt die andere Seite, die der Betroffenen und auch wie abwegig solche Aussagen sind und wie sie auf ein betroffenes Kind wirken. Das Buch beruht im übrigen auf einer wahren Begebenheit, der Zeitungsartikel zu dem "echten Fall" ist auch hinten abgedruckt.



    Ich finde das Buch sehr lesenwert und fände es besonders als Schullektüre in der Mittelstufe geeignet, da es ein Thema anspricht, dass leider auch bei uns in Deutschland harte Realität ist, aber viel zu wenig thematisiert und oftmals verhamlost wird. Ich glaube den wenigsten ist bewusst, wie ein Kind aus einer Hartz IV Familie denken und fühlen kann und welche Verletzungen es alltäglich erfährt. Dieses Buch könnte vielleicht dabei helfen bei Jugendlichen ein besseres Feingefühl für derartige gesellschaftliche Probleme zu entwickeln und den "Betroffenen" mit mehr Normalität zu begenen. Denn das ist es wonach John sich am meisten sehnt: Er will einfach ein ganz normaler 13-Jähriger mit einer ganz normalen Familie sein!

    Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich! :study:

    Einmal editiert, zuletzt von Nehlja ()