Klappentext:
Eine junge Frau ist verschleppt worden. Der Entführer schneidet Stücke aus ihrer Haut, um darauf eine Geschichte zu schreiben, und verschickt sie per Post...
Ein Entführungsfall, ein Serienkiller und ein Hauptverdächtiger mit beängstigender Phantasie: Brutal raffiniert erzählt Arno Strobel eine furchterregende Geschichte mit doppeltem Boden.
Über den Autor (von www.lovelybooks.de):
Geboren ist Arno Strobel am 18.08.1962 in Saarlouis. Dann (Haupt-)Schule und Ausbildung in einem handwerklichen Beruf, es folgte Bundeswehr und zwei Jahre Berufserfahrung und dann erst Mittlere Reife, Abitur und schließlich ein Studium im FB Versorgungstechnik. Dann merkte er, dass er eigentlich ein Faible für den IT-Bereich hat. Es folgte: Studiumaufbau IT, Programmieren und Netztwerktechnik. Anschließend folgte die Selbständigkeit als Berater im IT-Bereich und der letzte große Schritt in seiner bisherigen beruflichen Werdeganges war schließlich der zu einer großen deutschen Bank in Luxembourg, wo er seitdem im Bereich Change Management/Organisation tätig ist. Arno Strobel ist verheiratet und hat drei Kinder.
Handlung:
Die Hamburger Studentin Nina Hartmann ruft die Polizei nachdem sie ein mysteriöses Paket erhalten hat. In diesem Paket befand sich eine Leinwand, auf die eine Art Haut gespannt worden ist, worauf die Worte „Der Leser – Kriminalroman von Anonymus“ geschrieben wurden. Nach näherer Untersuchung wird festgestellt, dass es Menschenhaut ist, auf der ein Tattoo zu sehen ist, das auf die Beschreibung der vor kurzem entführten Heike Kleenkamp zutrifft. Die Kriminalbeamten Stephan Erdmann und Andrea Matthiessen stürzen sich in die Ermittlungen. Die Studentin kann sich keinen Reim darauf machen, warum gerade sie dieses Paket bekommen hat. Es scheint keine Verbindung zu geben. Kurz darauf wird eine weibliche Leiche gefunden, der große Stücke Haut am Rücken entfernt wurden, aber es ist nicht die entführte Heike Kleenkamp und es taucht auch schon das nächste Paket auf, dieses mal in der Redaktion einer Zeitung. Erste Spuren führen zu dem Autoren Christoph Jahn, der einen Roman namens „Das Skript“ veröffentlicht hat, in dessen Handlung genau das beschrieben wurde, was nun in der Realität passiert. Im Buch schreibt ein erfolgloser Autor sein Buch auf Menschenhaut neu um es bekannt zu machen. Jahn ist völlig von den Socken und es kommt heraus, dass das Gleiche vor einigen Jahren schon an seinem letzten Wohnort in Köln mit einem älteren Roman von ihm geschehen ist. Ein Psychopath, der sich als „sein größter Fan“ bezeichnete, hatte ihm damals Briefe geschrieben und die Tat quasi angekündigt. Der Fall blieb ungelöst, Jahns Bücher jedoch stiegen in der Bestsellerliste weit nach oben. Ist dieser „große Fan“ dem Autor nach Hamburg gefolgt um erneut zu morden und damit die Bücher seines Helden bekannt zu machen oder steckt der Autor gar selbst dahinter?
Meine Meinung:
Nachdem Arno Strobels letzter Roman etwas hinter meinen Erwartungen zurückblieb, hat sich der Autor nun wieder gesteigert und ich bin sogar der Meinung, dass "Das Skript" das beste Buch ist, das ich bisher von ihm gelesen habe. Ein Meisterwerk ist es vielleicht nicht gerade, aber auf alle Fälle ein spannender und gut durchdachter Pageturner an der Schnittstelle zwischen Kriminalroman und Psychothriller.
Wie man es von ihm gewohnt ist, treibt Arno Strobel den Leser ohne großes Vorgeplänkel sofort ins Hauptgeschehen. Gleich zu Beginn bekommt die Studentin das Paket mit der Menschenhaut zugeschickt und von da an begleiten wir die beiden Ermittler Erdmann und Matthiessen durchs Geschehen. Zwischen den Kapiteln der Hauptstory gibt es immer ein kurzes Zwischenspiel, das aus der Sicht des Entführungsopfers dargestellt ist. Dies hat den Spannungsbogen zusätzlich erhöht und was die Frau durchleiden muss wenn sie vom "Monster", wie sie ihren Peiniger nennt, Besuch bekommt, ist schon ziemlich krass und deren Angst erschreckend realistisch dargestellt.
Der Autor schafft es sehr geschickt, den Tatverdacht auf wirklich jede einzelne im Buch auftauchende Person zu lenken. Jedes Mal wenn man denkt "Der ist es zu 100%" verdichten sich kurz darauf die Hinweise auch schon wieder auf einen anderen Charakter. Dieses Rätselraten, das mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat, war für mich der größte Pluspunkt dieses Romans und der Grund, weshalb ich "Das Skript" kaum aus der Hand legen konnte.
Die Charakterzüge und das Auftreten der Hauptpersonen haben mich stark an die aus Arno Strobels anderen Büchern erinnert. Sie sind vielleicht ein wenig farblos und manche auch etwas überzeichnet, aber trotzdem haben sie einen sehr lebendigen Eindruck gemacht. Dadurch, dass "Das Skript" sehr schnell auf den Punkt kommt und rasant voranschreitet, blieb auch nicht ganz so viel Zeit für die Charakterzeichnung, was ich aber gar nicht so schlimm fand, denn dadurch hätte sich das Buch unnötig in die Länge gezogen, was ich für unpassend halten würde. Trotzdem konnte ich mich gut mit den beiden recht unterschiedlichen Kommissaren, die sich anfangs gar nicht leiden können und erst später zueinander finden, anfreunden und bin fast ein wenig traurig, dass auch "Das Skript" vermutlich ein Einzelroman bleiben und es keine Fortsetzung mit ihnen geben wird.
Dadurch, dass man immer wieder mit den Büchern Christopher Jahns konfrontiert wird und der Serienkiller die Handlung nachstellt, gibt es fast so etwas wie ein "Buch im Buch", was mir ganz besonders gut gefallen hat. "Das Skript" handelt unter anderem auch vom Schreiben und vom Verlegen von Büchern, den Job eines Lektors, das Wirken von Rezensionen auf Autoren, eine nerdige Buchhändlerin tritt auf usw. Kurzum könnte man sagen: Ein Thriller für Bücherliebhaber! Und wer es gelesen hat, wird es sich vielleicht zukünftig zweimal überlegen ob er eine negative Buchrezension veröffentlicht.
Etwas gestört hat mich, dass dem Leser kurz vor dem, übrigens kurzen und knackigen, Showdown zweimal Informationen vorenthalten wurden. Im Laufe der Geschichte bekam man sämtliche Ermittlungsergebnisse und auch die Gedanken der Polizisten mit und war somit immer auf dem gleichen Stand. Damit sollte wohl der Spannungsbogen erhöht werden, aber ich fand das ziemlich aufgesetzt, unnötig und auch ärgerlich, da man sowieso schon fast am Ende angelangt war.
Fazit: Ein spannender, sehr flott voranschreitender Thriller ohne eine Sekunde Langeweile, den jeder Strobel-Fan unbedenklich lesen kann, für mich war es sogar sein bester bisher. Auch wer eher US-Thriller von Chris Carter oder Cody McFadyen liest, sollte diesem sehr guten deutschen Autoren ruhig mal eine Chance geben.