Frank Schätzing: LIMIT (ab 01.02.2012)

  • Irgendwie schon irre, aber da geht es mir wie dir - ich sehe das Ganze wie du, Junyper - diese künstlichen Inszenierungen beunruhigen mich. Wenn sowas so echt ist, dass man es nicht unterscheiden kann von der Wirklichkeit, dann ist das für mich einerseits auch faszinierend, aber andererseits beängstigend. Was passiert, wenn man seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen kann?

    Ich habe den Tag über immer mal wieder daran gedacht und würde für mich meine Wortwahl noch etwas extremer fassen: Ich finde die Vorstellung nicht nur beunruhigend, sondern regelrecht beängstigend. Die Menschheit ist so gestrickt, dass sicherlich viel Böses, Manipulierendes damit angestellt würde. Wobei... wenn ich mir so die Fernsehsendungen, Nachrichten inklusive, ansehe, dann sind wir nicht weit entfernt. Fast noch schlimmer fände ich es, wenn man genau weiß, dass die eigene Wahrnehmung mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht korrekt ist.



    23. Mai 2025


    Wir lernen Evelyn Chambers kennen, die mich gleich zu anfangs mit einer Beschreibung glücklich macht:

    Zitat

    " ..fühlte pure Glückseligkeit, die Hochpotenz dessen, was sie in Erinnerung an Kindheitsmomente ihr Weihnachtsplätzchengefühl nannte, reine Freude zur Droge destilliert."

    Eine wundervolle Beschreibung! Beim Lesen kam mir sogleich der Duft von Plätzchen in der Nase, das klebige Gefühl des Teiges an den Fingern, der Geschmack von Zucker und frischer Butter auf der Zunge.


    Die Personen werden langsam mit Leben gefüllt. Hat man sich im vergangenen Kapitel noch etwas überrannt gefühlt durch all die Namen, bekommen die Charaktere langsam Farbe. Julian wird mir dabei immer unsympathischer. Aber irgendwann wird er seine Showmaske ablegen und menschliche Regungen zeigen müssen. Abendkleider, die für die Schwerelosigkeit konzipiert wurden, können nicht über die Probleme in seiner Familie hinwegtäuschen.
    Die Beschreibungen von Lynn dagegen finde ich spannend! Selten habe ich so eine eindrückliche Beschreibung des Gefühls "Angst" gelesen.


    Die Reisegruppe ("Paradiesvögel" fand ich einen gelungenen Ausdruck) startet den Flug zum Mond. Schätzing hat sich dabei sehr viel Mühe mit den Details gegeben. Die verschiedenen Versorgungssysteme, schwerelose Landwirtschaft, betrieben von Robotern - auch hier wieder hart an der Grenze zur Beunruhigung. Beeindruckend auch die Schilderungen, wie Tiere und Pflanzen auf die künstliche Umgebung reagieren. Die meisten mit Anpassung, aber einige auch mit Desorientierung, Abwehr.


    Beendet wird das erste Unterkapitel mit einem Streit zwischen Tim und Julian. Tim versucht seinen Vater zur Rede zu stellen, damit dieser Lynn schont und so der drohende Nervenzusammenbruch abgewendet werden kann. Ich kann nicht einschätzen, ob Julian Lynns Ängste tatsächlich nicht wahrnehmen kann (da wären wir wieder beim Thema Wahrnehmung!) oder es nicht will, weil er nicht wahrhaben möchte, dass sein Zugpferd Schwächen zeigt in dieser perfekt organisierten Show. Es bleibt interessant!



    "Der Abend" schaffe ich heute nicht mehr. Aber auch so habe ich wohl genug Stoff zum Nachdenken, denn bisher finde ich die Geschichte sehr gut geschrieben.


    Was meint ihr, was ungefähr unser tägliches Pensum sein sollte/könnte?

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Kann sich ja noch ändern. :wink:


    Ich hoffe, im Moment geht es mir nicht gut, liegt nicht mal am Buch, sondern mir ist gesundheitlich nicht gut, dann ist mein Iphone geplatzt, im Prinzip viele kleine Baustellen und kaum Zeit für Ruhe! :cry:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • im Moment geht es mir nicht gut, liegt nicht mal am Buch, sondern mir ist gesundheitlich nicht gut

    Das hört sich nicht gut an. Ich wünsche dir schnelle Genesung, Mäxchen! :friends:


    Sollen wir denn nun mit der Leserunde pausieren? Oder normal weiterlesen?

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Liebe Junyper, jetzt muss ich mich entschuldigen, dass ich dich so allein geassen habe. Hinter mir liegt eine Horrorwoche! :( Es tut mir leid, ich hole dich heute bestimmt ein.

    Was meint ihr, was ungefähr unser tägliches Pensum sein sollte/könnte?

    Normalerweise halte ich 40 - 50 Seiten am Tag für realistisch bei mir. Wie sieht es bei dir aus? Du bist ja im Moment die schnellste. :friends:

    Auch in unserer Zeit wird es nicht so weitergehen können. 1,63 Euro für einen Liter Super - ich würde mir Alternativen wie Helium-3 (ich habe es gegoogelt, die Diskussionen gibt es wirklich!) zumindest anhören. Großartig, wie Schätzing es versteht, aktuelle Debatten in den Roman zu integrieren.

    Ich bin auch fasziniert von der Recherchearbeit, die Schätzing in diesen Roman gesteckt hat. Das war damals auch der Grund, aus dem ich "LIMIT" unbedingt lesen wollte. Ich hatte Schätzing in einer Talkshow über das Material sprechen hören, aus dem die Seile für die Fahrstühle gemacht werden. Auch das gibt es wirklich. Jemand, der so genau recherchiert und so arbeitet wie Schätzing, verdient absolute Hochachtung dafür.

    Ich möchte unbedingt mehr über Tim erfahren. Erst schien er mir ein bisschen unheimlich, aber niemand, der Wall-E als Avatar hat, kann ein böser Mensch sein.

    Das mit den Avataren fand ich sehr faszinierend, muss ich zugeben. Ich habe letzte Woche gesehen, dass es inzwischen Läden gibt, in denen du, wenn du Kleidung anprobierst, dein Bild direkt bei Facebook hochladen kannst, sodass deine Freunde das kommentieren und dir damit die Kaufentscheidung erleichtern können. Ganz schräg, finde ich. "Neo Shops" heißen die, und Adidas soll davon wohl jetzt irgendwo in Deutschland einen haben.

    Auch Lynn scheint mehrere Facetten in sich zu tragen. Die Beziehung zu ihrem Vater ist offensichtlich gespalten. Mal sonnt sie sich in seinem Stolz, dann überkommt sie so etwas wie Hass. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt!

    Julian Orleys Kinder finde ich auch sehr interessant. Wer mit so einem Vater wie Julian aufwächst, hat es sicher nicht leicht - vom faninaziellen Aspekt mal abgesehen. Tim mochte ich gleich, aber Lynns hasserfüllte Gedanken Aileen gegenüber haben mich überrascht. Hinter Lynns Fassade, das hat ihr Bruder ja schon angedeutet, steckt noch viel mehr - und darauf bin ich sehr gespannt.

  • Die Personen werden langsam mit Leben gefüllt. Hat man sich im vergangenen Kapitel noch etwas überrannt gefühlt durch all die Namen, bekommen die Charaktere langsam Farbe. Julian wird mir dabei immer unsympathischer. Aber irgendwann wird er seine Showmaske ablegen und menschliche Regungen zeigen müssen.

    Julian ist wirklich schwer zu fassen. Seine Art, mit Menschen umzugehen, ist einerseits beeindruckend, aber andererseits ist der Ausdruck "Showmaske" im Zusammenhang mit ihm wirklich nur allzu passend. Julian ist mir irgendwie unheimlich.
    Evelyn Chambers wird mir dafür wider Erwarten sympathischer. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie sie die Schwerelosigkeit erlebt, und ich fand es interessant zu lesen, dass es vor allem die Psyche de Menschen ist, die Bezugsgrößen wie "oben" und "unten" braucht, vor allem auch beim Schlafen. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht und ich bin fasziniert davon, was man alles aus diesem Roman mitnehmen kann. Irre.
    Dass die Touristen sich alle etwas unwohl fühlen, als es losgeht, kann ich verstehen. Ich weiß nicht, ob ich mich eine solche Reise trauen würde, egal wie fastzinierend das ist, was mich dort oben erwarten könnte. Dass Julian Orley nicht verstehen kann, warum Eltern ihre Kinder nicht für einen Urlaub auf die Station schicken wollen, sagt ja auch einiges über ihn. Vielleicht hat er rational gesehen recht, aber die eigenen Kinder betrachtet man ja wohl eher nicht rein rational.

    Die Beschreibungen von Lynn dagegen finde ich spannend! Selten habe ich so eine eindrückliche Beschreibung des Gefühls "Angst" gelesen.

    Ich muss gestehen, dass es für mich vor allem diese Beschreibungen waren, die mir geholfen haben, mir jetzt eine Meinung zu Tim und Julian zu bilden. Tim ist derjenige, der seiner Schwester unbedingt helfen möchte und der merkt, was mit ihr los ist, während Julian einfach alles wegzureden versucht. Psychische Krankheiten in der eigenen Familie scheint er nicht zu dulden, und dass er den Tod seiner Frau deswegen auch noch nicht an sich herangelassen hat, ist schon irre.
    Jetzt sind alle Touristen in ihren Biosuits und werden nach draußen gehen. Ich bin gespannt aufs Weiterlesen. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, es gäbe noch so viel, was noch erwähnenswert wäre... der Roman ist wirklich unheimlich dicht und faszinierend.

  • Schätzing hat sich dabei sehr viel Mühe mit den Details gegeben. Die verschiedenen Versorgungssysteme, schwerelose Landwirtschaft, betrieben von Robotern - auch hier wieder hart an der Grenze zur Beunruhigung. Beeindruckend auch die Schilderungen, wie Tiere und Pflanzen auf die künstliche Umgebung reagieren. Die meisten mit Anpassung, aber einige auch mit Desorientierung, Abwehr.

    Das fand ich auch beeindruckend. Ich habe auch da wieder viel erfahren, das ich nicht wusste oder mir nicht bewusst gemacht hätte. Dass es für die Hühner unmöglich ist, Eier in der Schwerelosigkeit zu legen, zum Beispiel. Oder die Tatsache, dass es für die Pflanzen ein Problem geben kann, weil es in dem Sinne keinen Boden gibt. Wahnsinn. Wir wissen nun definitiv, warum Mr. Tomato im All ist. Es ist total spannend. Gibt es überhaupt ein Detail, das Schätzing beim Schreiben nicht bedacht hat? - Ich glaube nicht.
    Wahnsinnig sind da geradezu schon die Frauen, die sich erstmal zum Wellness begeben, anstatt dass sie das All erkunden. Ich konnte es zunächst nicht glauben, aber eigentlich ist selbst das nicht abwegig. denn es gibt ja genügend Menschen, die sonstwo an traumhaften Orten Urlaub machen und nur am Hotelpool rumhängen. Fand ich schon bezeichnend. Gerade bei Rebecca habe ich mich darüber gewundert. Aileen hingegen ist irgendwie sehr einfach gestrickt und mich wundert bei ihr gar nichts mehr.

    Ich kann nicht einschätzen, ob Julian Lynns Ängste tatsächlich nicht wahrnehmen kann (da wären wir wieder beim Thema Wahrnehmung!) oder es nicht will, weil er nicht wahrhaben möchte, dass sein Zugpferd Schwächen zeigt in dieser perfekt organisierten Show. Es bleibt interessant!

    Absolut. Julian scheint wirklich nicht zu sehen, was mit seiner Tochter los ist. Unfassbar. Ich mag Julian immer weniger - von der Faszination ist eigentlich nichts mehr geblieben. Tim ist hingegen wirklich jemand, den ich immer lieber mag. Er ist mein Held! :wink:


    Interessant fand ich auch, dass die Geschichte um Vic Thorn, den wir aus dem Prolog kennen, hier wieder aufgegriffen. So sicher wie man es suggeriert bekommt, ist es auf dem Mond nämlich natürlich nicht. Und ich bin gespannt, ob seine Geschichte hier das letzte Mal aufgetaucht ist. Es würde zu Schätzing passen, wenn wir nach und nach mit mehr Informationen über diesen Mann gefüttert werden!


    Ich lese jetzt noch den Abschnitt "Der Abend". :winken:

  • Es sind nur zwanzig Seiten, aber trotzdem passiert schon wieder unglaublich viel.
    Beeindruckt war ich irgendwie zunächst einmal von den Gesprächen - zum Beispiel das zwischen Heidrun und Finn. Ich fand es interessant, etwas über Finn zu erfahren und ein bisschen mehr zu verstehen, was ihn antreibt. Dass er kein Rebell sein will, sondern einfach gemocht werden möchte, finde ich legitim. An dieser Stelle übrigens endlich mal: Perry Rhodan... wenn das mal keine Rolle ist. Ich muss zwar zugeben, keinen der gefühlt tausend Bände gelesen zu haben, aber irgendwie mag ich die Vorstellung, dass das ähnlich wie James Bond eine Filmserie geworden ist. Für mich waren die "Perry-Rhodan"-Leser in der Schule eher immer... öhm... anders, aber das passt schon.
    Und dann hat David Bowie seinen Gastauftritt. Schon lustig. Da würde mich interessieren, ob Schätzing eigentlich mit Bowie gesprochen hat oder ob man das Einverständnis eines Promis nicht braucht, wenn der in einem Roman vorkommen soll? Bowie kommt ja gut weg, trotzdem. Ich weiß nicht, aber gerade wenn Begebenheiten oder Menschen benannt werden, die uns vertraut sind, gefällt mir das in dem Roman sehr.
    Den Sternekoch fand ich lustig und - wieder was gelernt! - ich fand es total interessant, dass Speisen im All anders gewürzt werden müssen. Und auch die "Love Belts" haben mich amüsiert. Übrigens wird mir Evelyn Chambers immer sympathischer, wie geht es euch mit ihr?

  • Hinter mir liegt eine Horrorwoche!

    Oh nein, das hört sich nicht gut an! offentlich hat es sich wieder etwas gebessert?! :friends: Ich habe gestern pausiert, damit ihr aufholen könnt, zusammen macht es einfach viel, viel, viel mehr Spaß!

    Normalerweise halte ich 40 - 50 Seiten am Tag für realistisch bei mir. Wie sieht es bei dir aus?

    Passt bei mir auch! Ich kann leider immer nur später am Abend posten, also nicht wundern.

    Ich hatte Schätzing in einer Talkshow über das Material sprechen hören, aus dem die Seile für die Fahrstühle gemacht werden. Auch das gibt es wirklich. Jemand, der so genau recherchiert und so arbeitet wie Schätzing, verdient absolute Hochachtung dafür.

    Recht hast du!! Ausserdem finde ich es absolut unglaublich, was für Dinge geschehen bzw. entwickelt werden, von denen ich überhaupt nichts mitbekommen habe.

    und ich fand es interessant zu lesen, dass es vor allem die Psyche de Menschen ist, die Bezugsgrößen wie "oben" und "unten" braucht, vor allem auch beim Schlafen. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht und ich bin fasziniert davon, was man alles aus diesem Roman mitnehmen kann. Irre.

    So geht es mir auch! Ich liebe solche Bücher, über die ich nachdenken muss und aus denen ich etwas lehrreiches mitnehmen kann. :love:


    Den Sternekoch fand ich lustig und - wieder was gelernt! - ich fand es total interessant, dass Speisen im All anders gewürzt werden müssen. Und auch die "Love Belts" haben mich amüsiert. Übrigens wird mir Evelyn Chambers immer sympathischer, wie geht es euch mit ihr?

    Wahnsinns Ideen! :applause: Bitte mehr davon!
    Evelyn finde ich auch immer besser! Bin gespannt, wer bald zu ihrem "Soufflé" wird. :wink:



    Gleich mehr, möchte mir nur kurz eine Tasse Tee holen.

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • 26. Mai 2025


    Ich habe mich schon gewundert, wo China bleibt! :wink:
    Jericho und Chen lernen sich kennen. Den darauf folgenden "diplomatischen Eiertanz" fand ich sehr amüsant. Chen, spielt das Kennenlernspiel perfekt, da er in den 60ern geboren wurde und somit als Vertreter des älteren China gilt. Die Zeiten scheinen sich auch in China gewandelt zu haben, was für mich aus heutiger Sicht kaum möglich scheint. Für Schätzing ist es nur ein Nebensatz, in mir löst er tausend Fragen aus. Gegenstand des Gesprächs ist Yuyun/Yoyo, Tochter von Chen, die in Ungnad gefallen ist, da sie das System kritisiert hat. Yoyo ist verschwunden und soll nun durch Jerico gefunden werden.




    Jin Mao Tower (S. 240)


    Nicht nur Jericho, auch Xin ist auf Yoyos Spur gesetzt worden. Bestechung scheint auch in der Zukunft wunderbar zu funktionieren und so gewährt Grand Cherokee, ein angeblicher Freund von Yoyo, Einblicke in Yoyos Zimmer.



    Xintiandi


    Wir erfahren ein bisschen mehr über Jericho. Er hatte sich in China einen Namen gemacht, ist finanziell und gesellschaftlich on top. Durch die eigene Karriere ermüde, wünscht er sich "in eine gegend zu ziehen, in der es sich lohnte, alt zu werden." Was für eine verrückte Welt, in der man alles erreicht und dennoch nicht glücklich ist. Schlimer noch, wenn man in all dem Ruhm sogar "ernsthaf am Sinn seines Daseins zu zweifeln" beginnt.
    Auf die Holo-Cops freue ich mich jetzt schon! Holografische Polizisten, die sich vampierähnlich zersetzen, wenn sie ins Sonnenlicht geraten. Äußerst ungünstig, wenn sie den Verkehr regeln sollen.



    Pudong


    Tu kann ich noch nicht einschätzen. Ich dachte, ich könne es, aber die Beschreibung von ihm, zwei Brillen übereinander, Brillenbügel mit Klebeband zusammengehalten, zerknittertes Hemd, das aus der Hose guckt usw, das passt nicht in mein bisheriges Bild.
    Yoyo scheint einer Gruppe von Dissidenten anzugehören, die sich "Die Wächter" nennen. Tu kann sich gut in Yoyo hineinversetzen. Möglicherweise klingt es aber auch nur so und jeder Chinese in diesem Alter träumt von Freiheit und einem Volk mit eigener Identität. Diesen Abschnitt finde ich sehr zum Denken anregend! Schade, dass Hitler wieder genannt wird und nicht positive Menschen, die das Land beweg haben. Goethe o.ä. hätte doch auch mal gut gepasst.



    Es gäbe zu jeder Seite unglaublich viel mehr aufzuschreiben!!!! Was für ein fantastisches Buch!

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Die Zeiten scheinen sich auch in China gewandelt zu haben, was für mich aus heutiger Sicht kaum möglich scheint. Für Schätzing ist es nur ein Nebensatz, in mir löst er tausend Fragen aus.

    Ja, total spannend. Es bleiben viele Fragen offen, weil man nur kurz erfährt, wie sich das Blatt gewendet hat. Schätzing vermag es wirklich, die Zukunft so zu malen, dass man sie sich genauso vorstellen kann. Irgendwie wirkt das alles absolut stimmig - zum Beispiel auch Chinas Probleme, die aufgrund der Tatsache, dass Urheberrechte nicht anerkannt werden, entstehen... die vielen gesellschaftlichen Wenden und gleichzeitig die Tatsache, dass China immer noch nicht frei ist... Durch Chen fühlt man sich aber in China fast schon heimisch. So stellt man sich einen Chinesen vor - auch wenn der arme Mann ein altes Handy ohne 3D-Holografie hat! Es fällt auf, dass Schätzing den Begriff "Smartphone" beim Schreiben seines Romans noch nicht kannte. :wink:

    Nicht nur Jericho, auch Xin ist auf Yoyos Spur gesetzt worden. Bestechung scheint auch in der Zukunft wunderbar zu funktionieren und so gewährt Grand Cherokee, ein angeblicher Freund von Yoyo, Einblicke in Yoyos Zimmer.

    Das war sehr gruselig, fand ich. Xin schreckt vor nichts zurück und er hat so seine Mittel, mit denen er Yoyo aufspüren will. Yoyo imponiert mir übrigens. Eine junge Frau, die ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit gegen das Regime vorgeht, das finde ich bemerkenswert. Was wir über sie und die Wächter noch erfahren werden, da bin ich supergespannt!

    Er [Jericho] hatte sich in China einen Namen gemacht, ist finanziell und gesellschaftlich on top. Durch die eigene Karriere ermüde, wünscht er sich "in eine gegend zu ziehen, in der es sich lohnte, alt zu werden." Was für eine verrückte Welt, in der man alles erreicht und dennoch nicht glücklich ist. Schlimer noch, wenn man in all dem Ruhm sogar "ernsthaf am Sinn seines Daseins zu zweifeln" beginnt.

    Das ist glaube ich heute schon oft das Problem für erfolgreiche Menschen. Was noch tun, wenn der größte Wunsch erfüllt ist? Das ist irgendwie schwierig. Und Jericho scheint mir da einfach ein extremer Charakter zu sein. Dass er in so einer fremden Kultur wie China lebt, finde ich allein schon bemerkenswert. Ich könnte das wahrscheinlich nicht. Allein der Umgang mit Chen zeigt ja schon, welche Klippen zu umschiffen sind. Wahnsinn...

    Auf die Holo-Cops freue ich mich jetzt schon!

    Und ich wäre gern beim Eminem-Konzert gewesen, bei dem lauter Holografien des inzwischen in die Jahre gekommenen Künstlers auf der Bühne herumgetobt sind. :loool: Gerade diese Nebenbemerkungen Schätzings liebe ich so sehr.

    Yoyo scheint einer Gruppe von Dissidenten anzugehören, die sich "Die Wächter" nennen. Tu kann sich gut in Yoyo hineinversetzen. Möglicherweise klingt es aber auch nur so und jeder Chinese in diesem Alter träumt von Freiheit und einem Volk mit eigener Identität. Diesen Abschnitt finde ich sehr zum Denken anregend!

    So ging es mir auch. China im Vergleich zu Europa, der Traum von Demokratie und Freiheit, Verbundenheit zur Vergangenheit... Schätzing nimmt sich schon einige Zeit, um dem Leser nahezubringen, was sich im Land der Mitte tut und getan hat. Wahrscheinlich muss man wirklich verstehen, wie sehr die Welt sich verändert hat, um Julian Orleys Mondvisionen auch nur im Ansatz nachvollziehen zu können. Ich finde es besonders spannend, dass Schätzing nicht nur so unglaublich viel recherchiert hat und dass er nicht nur eine - durchaus große - Geschichte erzählt, sondern dass er so riesige Parallelhandlungen entwirft - irre. :pray:

  • Irgendwie wirkt das alles absolut stimmig - zum Beispiel auch Chinas Probleme, die aufgrund der Tatsache, dass Urheberrechte nicht anerkannt werden, entstehen... die vielen gesellschaftlichen Wenden und gleichzeitig die Tatsache, dass China immer noch nicht frei ist.

    Stimmig und vor allem dadurch so gruselig (ich greife da gerne deine Wortwahl auf), weil es so unglablich realistisch ist. Ich habe spaßeshalber in den vergangenen Tagen die Zeitungen mit dem Hintergedanken gelesen, dass Schätzings Ideen wahr werden/sind. Absolut irre!

    Yoyo imponiert mir übrigens. Eine junge Frau, die ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit gegen das Regime vorgeht, das finde ich bemerkenswert. Was wir über sie und die Wächter noch erfahren werden, da bin ich supergespannt!

    Ich auch! Kann es kaum erwarten mehr über die Organisation zu erfahren, aber auch über das herrschende System, denn noch kann ich mir kein richtiges Bild fürs Kopfkino erstellen. Ob sie sogar in Richtung Sophie Scholl geht? Oder eher eine stille Spionin? Ich will weiterlesen und es erfahren! :bounce:

    So ging es mir auch. China im Vergleich zu Europa, der Traum von Demokratie und Freiheit, Verbundenheit zur Vergangenheit... Schätzing nimmt sich schon einige Zeit, um dem Leser nahezubringen, was sich im Land der Mitte tut und getan hat. Wahrscheinlich muss man wirklich verstehen, wie sehr die Welt sich verändert hat, um Julian Orleys Mondvisionen auch nur im Ansatz nachvollziehen zu können. Ich finde es besonders spannend, dass Schätzing nicht nur so unglaublich viel recherchiert hat und dass er nicht nur eine - durchaus große - Geschichte erzählt, sondern dass er so riesige Parallelhandlungen entwirft - irre. :pray:

    Das ist absolut bemerkenswert! Schätzin scheint gnz genau zu wissen, wann es reicht dem Leser einen Nebensatz hinzuwerfen und wann es ein paar Seiten braucht, um den Status von China 2025 zu verstehen.
    Mit der Bewunderung für Schätzing (ich nenn das jetzt mal so.. ) stimme ich völlig mit dir überein! Wenn das so weitergeht! Wahnsinn... :pray:

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  • Kann es kaum erwarten mehr über die Organisation zu erfahren, aber auch über das herrschende System, denn noch kann ich mir kein richtiges Bild fürs Kopfkino erstellen. Ob sie sogar in Richtung Sophie Scholl geht? Oder eher eine stille Spionin?

    Ja, das ist wirklich eine gute Frage. Yoyo allein ist schon einen Roman wert, finde ich. Nun erfahren wir ja noch etwas mehr über sie - dass sie sich wünscht, die Gesellschaft zu verändern und zu einem Land zu finden, das nicht einfach die westliche Welt nachahmt, sondern etwas Großes und Eigenes hervorbringt. Das finde ich wirklich bemerkenswert.
    Auch das Doppelleben, das Yoyo sich aufgebaut hatte - brave Studentin und gleichzeitig Anführerin der Wächter - finde ich faszinierend. Als ich gerade deinen Vergeich mit Sophie Scholl gelesen habe, fand ich den sehr gut. Tu bezeichnet Yoyo hingegen als "Batgirl". :loool: Von der Frau haben wir also Einiges zu erwarten und ich bin gespannt, wo sie ist. Ob sie wirklich gefangen gehalten wird? Vielleicht ist sie auch untergetaucht und bereitet irgendetwas Großes vor... man kann sie schwer einschätzen. :-k
    Ihren Mitbewohner finde ich hingegen grässlich. Gut, durch den Namen Grand Cherokee Wang macht Schätzing sich ja auch schon über ihn lustig, und das auch tatsächlich zu recht. Aus Geldgier ist er bereit, alle Informationen über Yoyo herauszugeben und gleichzeitig muss er sich Einiges ausdenken, da sie ihm nichts verraten hat. Dass Jericho ihn durchschaut hat, wundert mich nicht. Aber ich habe im Moment das Gefühl, als ob Xin das mit Grand Cherokee Wang selbst "lösen" würde.

    Schätzin scheint gnz genau zu wissen, wann es reicht dem Leser einen Nebensatz hinzuwerfen und wann es ein paar Seiten braucht, um den Status von China 2025 zu verstehen.

    Ja, Wahnsinn. Es wäre wirklich mal interessant zu erfahren, wie er arbeitet, wenn er schreibt. Wie viele Testleser er hat, wie lange er an solchen Visionen herumbastelt, bis sie so stimmig sind wie diese. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man bei der Arbeit an einem solchen Roman den Überblick behalten kann.
    Unbedingt erwähnen muss ich noch die Achterbahn! Ich muss gestehen, dass mir der "Flaschenöffner" in Shanghai nichts sagte, aber ich habe ihn jetzt gegoogelt und dank einiger Bilder kann man sich doch absolut gut vorstellen, wie diese Achterbahn aussehen dürfte... :drunken: Ich finde die Vorstellung faszinierend, würde mich aber vermutlich nicht trauen, mitzufahren. :lol:


    Im nächsten Kapitel geht es zum Mond! Ich freue mich schon! :tanzensolo:

  • Dachte ich gerade eben noch, dass ich wissen möchte, wie es mit Yoyo weitergeht und dass ich gern noch ein paar Nachforschungen mit Jericho anstellen würde, bin ich jetzt schon wieder froh und glücklich darüber, dass ich zum Mond reisen darf - wie aufregend!


    Schätzing versteht es dabei dann aber auch wirklich, wieder so viele Informationen absolut interessant zu verpacken, sodass man viel erfährt, sich aber trotzdem nicht langweilt, weil alles irgendwie zur Handlung dazugehört. Die Informationen zur Länge der Mondtage fand ich superspannend, auch wie das mit der "Rückseite" des Mondes ist, die Meere usw - alles bekommt man erklärt, und da der Leser ja eine längere Aufmerksamkeitsspanne hat als Miranda Winter, :loool: , hat mich das wirklich sehr unterhalten.
    Auch die Szene, in der alle den Mond betreten und dann nachschauen, ob sie Abdrücke hinterlassen haben, fand ich super. Ich hätte auch gedacht, dass man Spuren hinterlässt. Schließlich kennt man das so aus dem Fernsehen.


    Was muss das für ein Gefühl sein, auf dem Mond zu stehen und Richtung Erde zu blicken? Unglaubliche Bilder sind da in meinem Kopf entstanden und auch wenn ich diese Reise, sollte sie einst wirklich möglich werden, wahrscheinlich nicht bezahlen könnte und es mich sowieso nicht trauen würde... irgendwie lösen Schätzings Beschreibungen schon den Wunsch in mir aus, das alles auch zu erleben. Julians Worte zu Oleg Rogaschow haben mich da auch sehr beeindruckt:

    Zitat

    Glauben Sie es oder nicht, Oleg, aber wenn Sie diesen Trip hinter sich haben, werden Sie ein anderer Mensch sein. Sie werden erkannt haben, dass unser Planet eine zerbrechliche kleine Weihnachtskugel ist, überzogen von einer hauchdünnen Schicht atembarer, noch atembarer Luft. [...] Es gibt keinen Weg zurück, wenn man die Erde einmal aus dem Weltraum gesehen hat, aus der Entfernung des Mondes. Sie können nicht anders, als sich in sie zu verlieben." (S. 293)

    Wahnsinnig schöne Worte, finde ich. Durch Julians Augen wirkt der Mond so geheimnisvoll und friedlich. Ganz anders geht es da ja zum Beispiel Lynn, als sie den Mond umkreisen, damit die Touristen möglichst viel sehen. Lynn geht durch ihre persönliche Hölle und kann nicht mehr. Die Dunkelheit macht sie fertig und sie hegt ganz hasserfüllte Gedanken, die sie selbst erschrecken.

    Zitat

    Wenn es eine Hölle gibt, dachte sie, wird sie nicht heiß und feurig sein, sondern kalt und von nihilistischer Schwärze. Es bedurfte keiner Teufel und Dämonen, Folterbänke, Scheiterhaufen und siedenden Kessel, um sie sich vorzustellen. Die Abwesenheit des Vertrauten, der inneren wie der äußeren Welt, das Ende allen Fühlens, das war die Hölle. Sie kam völliger Erblindung gleich. Sie war das Ersterben jeder Hoffnung, das Vergehen in Angst. (S. 299)

    Anfangs hast du irgendwann schon mal gesagt, Junyper, dass Schätzing Angst sehr eindringlich beschreiben kann. Lynns Eindrücke hier kann man sicher auch nicht intensiver beschreiben, als Schätzing es hier macht. Ich bin gespannt, wie sie diese Mondreise psychisch verkraften wird. Kann Lynn wirklich durchhalten?

  • Unbedingt erwähnen muss ich noch die Achterbahn! Ich muss gestehen, dass mir der "Flaschenöffner" in Shanghai nichts sagte, aber ich habe ihn jetzt gegoogelt und dank einiger Bilder kann man sich doch absolut gut vorstellen, wie diese Achterbahn aussehen dürfte... :drunken: Ich finde die Vorstellung faszinierend, würde mich aber vermutlich nicht trauen, mitzufahren. :lol:

    Und er steht auch direkt neben dem Jin Mao Tower! Je mehr ich von Schätzing lese und je mehr Hintergründe ich google, desto mehr möchte ich über den Autor selbst erfahren. Er selbst muss ein wahnsinnig interessanter Charakter sein, wenn er sich solche Sachen ausdenken kann.
    Mit der Achterbahn würde ich allerdings nie, nie, niemals im Leben fahren!!!!! in 500 Meter Höhe frei in der Luft zu hängen!

    bin ich jetzt schon wieder froh und glücklich darüber, dass ich zum Mond reisen darf - wie aufregend!

    Ich hab mich auch wahnsinnig auf das Kapitel gefreut! In mir wird eine Art kindlicher Vorfreude ausgelöst. Ich sitze da mit meinem Buch und hoffe, dass die Mondtouristen sich die Dinge angucken und die Sachen ausprobieren, die ich auch gewählt hätte, damit ich mehr davon mitbekomme. Manchmal bin ich aufgeregt und möchte ihnen am liebsten zurufen "He, versuch doch mal auf dem Mond einen Purzelbaum zu machen!" - nur, damit mir durch Schätzing erzählt wird, wie das so ist. Das mit den Abdrücken ist auch genau so eine Szene! Herrlich! Gut, dass wir noch ein paar Seiten vor uns haben!

    Wahnsinnig schöne Worte, finde ich. Durch Julians Augen wirkt der Mond so geheimnisvoll und friedlich.

    :thumleft: Stimmt! Vielleicht würde man mit seiner Welt besser umgehen, wenn man sie mal aus einer anderen Perspektive sehen würde. Sich dessen bewusst werden, wie wenig man selbst der Welt bedeutet, umgekehrt aber, wie wichtig es ist, dass wir sie haben, sie beschützen.

    Zitat
    Wenn es eine Hölle gibt, dachte sie, wird sie nicht heiß und feurig sein, sondern kalt und von nihilistischer Schwärze. Es bedurfte keiner Teufel und Dämonen, Folterbänke, Scheiterhaufen und siedenden Kessel, um sie sich vorzustellen. Die Abwesenheit des Vertrauten, der inneren wie der äußeren Welt, das Ende allen Fühlens, das war die Hölle. Sie kam völliger Erblindung gleich. Sie war das Ersterben jeder Hoffnung, das Vergehen in Angst. (S. 299)


    Anfangs hast du irgendwann schon mal gesagt, Junyper, dass Schätzing Angst sehr eindringlich beschreiben kann. Lynns Eindrücke hier kann man sicher auch nicht intensiver beschreiben, als Schätzing es hier macht. Ich bin gespannt, wie sie diese Mondreise psychisch verkraften wird. Kann Lynn wirklich durchhalten?

    Die Gefühle, die Lynn in sich trägt, finde ich so existenziell, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie sie die Reise ohne Zusammenbruch überstehen sollte. Das "Funktionieren" kann man meiner Meinung nach nur bis zu einer gewissen Grenze ausreizen.
    Allerdings muss ich gestehen, dass ich das Gefühl habe, noch nicht richtig verstanden zu haben, was genau das Zitat von Lynn meint. Es liest sich ein bisschen so, als wäre ihre persönliche Hölle der Moment, in dem sie die Kontrolle verliert. Das würde passen, denn ihr ständiger Albtraum ist doch, dass eine ihrer Konstruktionen einstürzt. Oder bracuht sie die Sicht zur Erde, um ihre Panikattacken im Griff zu haben, bzw. dem Nervenzusammenbruch zu entgehen? Total interessant ist auch die Wortwahl: Sie redet von Erblindung, obwohl sie gerade mehr sieht, als es den meisten Menschen jemals gegönnt ist. Von "Ersterben jeder Hoffnung", obwohl ihr gesamtes Vorhaben sich nur um die Hoffnung der Menschen dreht. Das passt alles irgendwie nicht. Sie muss das, was sie tut eigentlich sehr hassen. Aber warum macht sie es dann? Nur um sich zu beweisen? Sie scheint ein Mensch zu sein, dem Körpergefühl, das Spüren/sich spüren, bewegen, usw sehr wichtig ist, hat sich aber für den Gang in einen Raum entschieden, in dem das alles eher nichtig ist. Versteh ich noch nicht so ganz... Vielleicht hast du ein paar helfende Ideen?

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • :huhu:


    Ich wollte mich nur kurz mal melden. Am Donnerstag habe ich es dann endlich geschafft für dieses Semester und meine Klausuren sind rum. Ich werde aber erst am Freitag mit dem Buch beginnen können. Dann versuche ich aber gleich die ersten 100 Seiten zu lesen und poste dazu dann am Freitagabend/Samstag. Ich hoffe nur, dass das Buch nicht zu komplex ist, damit ich auch schnell mit Lesen aufholen kann und nicht weiter hinterherhinke. :uups:
    Ach ich freue mich. :D


    :winken:

  • Total interessant ist auch die Wortwahl: Sie redet von Erblindung, obwohl sie gerade mehr sieht, als es den meisten Menschen jemals gegönnt ist. Von "Ersterben jeder Hoffnung", obwohl ihr gesamtes Vorhaben sich nur um die Hoffnung der Menschen dreht. Das passt alles irgendwie nicht. Sie muss das, was sie tut eigentlich sehr hassen. Aber warum macht sie es dann? Nur um sich zu beweisen? Sie scheint ein Mensch zu sein, dem Körpergefühl, das Spüren/sich spüren, bewegen, usw sehr wichtig ist, hat sich aber für den Gang in einen Raum entschieden, in dem das alles eher nichtig ist. Versteh ich noch nicht so ganz... Vielleicht hast du ein paar helfende Ideen?

    Hm, ich glaube, Lynn werden wir noch eine ganze Weile nicht verstehen. Du hast recht - die Gefühle, die mit dem verknüpft sind, was sie gerade erlebt, passen nicht. Es ist schwer in Worte zu fassen, was wohl in ihr vorgeht. Ich kann es auch nicht so richtig greifen. In alledem, was um sie herum geschieht, ist sie losgelöst von dem, was die anderen erleben. Sie ist irgendwie isoliert in ihrer Angst, lässt sich das aber nach außen hin so gut wie nicht anmerken. Lynn ist psychisch wirklich am Rande ihrer Belastbarkeit, und die Frage ist wirklich, was sich zwischen Julian und ihr abspielt oder abgespielt hat, damit das aus ihr wird.

    Ach ich freue mich. :D

    Ich freue mich auch darauf, dass du mit einsteigst! :friends: Und du holst uns sicher schnell ein. Das Buch ist zwar sehr komplex, aber wirklich toll! :pray:

  • Ach ich freue mich. :D

    Ich mich auch! Du wirst uns bestimmt schnell einholen, denn das Buch ist super!

    In alledem, was um sie herum geschieht, ist sie losgelöst von dem, was die anderen erleben. Sie ist irgendwie isoliert in ihrer Angst,

    Das hast du wunderbar ausgedrückt! Bei Lynn wird sich bestimmt noch viel entwickeln - positiv oder negativ, beides kann ich mir vorstellen.



    Lunar Express


    Die gruppe ist auf dem Weg zum Mondhotel. 1300 km in zwei Stunden, alles perfekt von Lynn durchgeplant. Beeindruckend sind die großartigen Kenntnisse über Musik und Architektur, die Schätzing wieder einfließen lässt. Ich wüsste spontan nicht, dass ich schon mal in einem Roman über Aram Chatschaturjan oder Mies van der Rohe gelesen hätte. Beide kann man in ihren Kategorien wohl eher zur höheren Kunst zählen.


    Chambers beweist wahre Menschenkenntnis. Lynn und Tim konnte sie sofort korrekt einordnen, was man ihr als skandalöses Talksternchen wohl nicht zugetraut hätte.
    Am liebsten lese ich die Stellen über den Mond. Wie die verschiedenen Areale zu ihren Namen kamen, wie es sich anühlt und wie es aussieht. Da erscheint die Frage, wer das Attentat auf Julian verüben wollte fast schon wie eine unliebsame Unterbrechung.



    Gaia, Vallis Alpina, Mond


    Schätzings Worte über die Beschaffenheit des Sonnenmantels und anderer Geschehnisse im Weltall sind so komplex, angereichert mit haufenweiser Fachbegriffen und dennoch klingen sie wie eine Melodie. Manche Sätze könnte ich immer wieder lesen, weil ich ihre Zusammensetzung so schön finde! :love:


    Gaia ist ein Hotel in Menschnegestalt. Wie passend der Name ausgesucht wurde! Auch Lynns psychischer Zustand wird nun etwas klarer. Bei so einem Mammutprojekt würden meine Nerven auch irgendwann versagen. Nicht auszudenken, wie schwer Julians Erwartungen auf ihr Lasten! Er dagegen scheint seine Tochter nicht zu kennen, wertet ihren Zustand als Folge von Unterforderung. Unglaublich.. Einmal verliert Lynn sogar vor den Gästen ihre Maske, fängt sich aber schnell wieder, so dass es offenbar nur einem der teilnehmer auffällt.
    bei den Beschreibungen muss man einfach Lust bekommen ein paar Tage im Mondhotel zu verbringen. Alleine das Runterhüpfen von Stockwerk zu Stockwerk, um sich den Aufzug zu sparen ist genial! Holo-Golf, die Aussicht auf dei Erde, Meisterköche, usw.


    Spannung entsteht durch die geheimnisvolle Botschaft, die Carl Hanna erhalten hat. Ein Saubermann schein er nicht zu sein. Ich bin gespannt, was in dem Paket ist! Sympathischer wird er nicht durch die Tatsache, dass er eine Pistole auf den Mond geschmuggelt hat und heimlich aufbricht, um das Paket zu holen.




    Morgen gehts weiter mit dem 27. Mai, mal schauen, was es mit "Spiele" auf sich hat.

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Am liebsten lese ich die Stellen über den Mond. Wie die verschiedenen Areale zu ihren Namen kamen, wie es sich anühlt und wie es aussieht.

    Das geht mir auch so. Als man plötzlich eine Unterbrechung durch das Kapitel über Palstein hatte, war ich zunächst irritiert, aber dann fand ich auch das wieder spannend. Palstein ist schon sehr sympathisch, finde ich. Einerseits ist er ja ein mächtiger und einflussreicher Mann, dennoch scheint er keiner der Schurken zu sein. Er ist an Umweltschutz und Nachhaltigkeit interessiert und trotz seines Vermögens macht er auf mich erstmal einen recht bodenständigen Eindruck.
    Komisch ist es schon, dass es keinerlei Hinweise auf den Attentäter gibt, obwohl doch technisch alles so durchdacht und gut ausgerüstet ist. Ist es da wirklich möglich, dass jemand ein solches Attentat vollkommen unbehelligt verüben kann? Irgendwas stimmt da nicht.

    Gaia ist ein Hotel in Menschnegestalt. Wie passend der Name ausgesucht wurde! Auch Lynns psychischer Zustand wird nun etwas klarer. Bei so einem Mammutprojekt würden meine Nerven auch irgendwann versagen. Nicht auszudenken, wie schwer Julians Erwartungen auf ihr Lasten!

    Ich bin da vollkommen zwiegespalten. Einerseits stelle ich mir das Hotel unheimlich schön vor, vor allem wegen des "Blicks" zur Erde. Auch die Höhe und die Konstruktion lassen auf ein eindrucksvolles und doch irgendwie anmutiges Gebäude schließen, was ich auch faszinierend finde. Aber dass Julian seine ohnehin schon psychisch kranke Tochter an einem solchen Projekt arbeiten lässt, das verschlägt mir definitiv die Sprache. Lynns Ängste werden immer schlimmer und ihre Angstzustände und Essstörungen verstärken sich. Der Druck, der auf ihr lastet, ist wirklich unvorstellbar, denn dadurch, dass Gaia das erste Bauwerk seiner Art auf dem Mond ist, weiß man ja immer nur rein hypothetisch, wie alles halten und funktionieren wird. Diese Verantwortung hätte ich mir nicht aufgebürdet!

    Spannung entsteht durch die geheimnisvolle Botschaft, die Carl Hanna erhalten hat. Ein Saubermann schein er nicht zu sein. Ich bin gespannt, was in dem Paket ist! Sympathischer wird er nicht durch die Tatsache, dass er eine Pistole auf den Mond geschmuggelt hat und heimlich aufbricht, um das Paket zu holen.

    Hanna fand ich bislang eher blass und habe mir über ihn wenige Gedanken gemacht. Jetzt wird es aber richtig spannend. Nicht nur die Botschaft und das Paket, das er dann sichern möchte, sondern vor allem auch seine Verbindung zu Vic Thorn lassen aufhorchen. Wusste ich's doch, dass Schätzing nicht einfach irgendwen im Prolog über die Klinge springen lässt - Thorn wird sicherlich noch einige Male erwähnt werden und seine Verbindung zu Hanna ist sicherlich interessant.
    Doch selbst Carl Hanna kann sich der Schönheit des Mondes dann nicht entziehen, als er unterwegs ist, und als er sich die Sterne ansieht - ein Bild, das noch unglaublicher sein muss als die sternenklarsten nächte bei uns, konnte man im Kopfkino schön mitgucken. Schätzing hat in einem Interview mal gesagt, dass er beim Schreiben immer einen Film vor Augen hat, den er dann vor sich sieht. Beim Lesen denke ich oft, dass es daher kommt, dass es bei Schätzing so eindrucksvolle Bilder gibt, er beschreibt sie wirklich toll.


    Ich bin aufs kommende Kapitel auch schon sehr gespannt. :winken:

  • Komisch ist es schon, dass es keinerlei Hinweise auf den Attentäter gibt, obwohl doch technisch alles so durchdacht und gut ausgerüstet ist. Ist es da wirklich möglich, dass jemand ein solches Attentat vollkommen unbehelligt verüben kann? Irgendwas stimmt da nicht.

    Kommt mir auch sehr komisch vor. :-k Wer weiß, wer da alles mit Hanna unter einer Decke steckt!

    Aber dass Julian seine ohnehin schon psychisch kranke Tochter an einem solchen Projekt arbeiten lässt, das verschlägt mir definitiv die Sprache. Lynns Ängste werden immer schlimmer und ihre Angstzustände und Essstörungen verstärken sich. Der Druck, der auf ihr lastet, ist wirklich unvorstellbar, denn dadurch, dass Gaia das erste Bauwerk seiner Art auf dem Mond ist, weiß man ja immer nur rein hypothetisch, wie alles halten und funktionieren wird. Diese Verantwortung hätte ich mir nicht aufgebürdet!

    Meinst du er hat verstanden, dass sie psychisch krank ist? Vielleicht dachte er wirklich, dass er ihr was gutes tut, wenn er ihr die Planung des Hotels überträgt. Ich denke, dass das Projekt "Mond" für Julian das Höchste ist und das seine einizige Art ist, um seiner Tochter Wertschätzung entgegenbringen zu können. Ich kann aber auch völlig daneben liegen und er ist ein unsensibler Holzklotz, dem das Projekt wichtiger ist als alles andere.


    Aus Lynns Sicht gab es wahrscheinlich keine andere Möglichkeit, als dem Projekt zuzustimmen. Jedes Zugeständnis an physischer und psychischer Schwäche hätte vermutlich ihr sorgsam aufgestelltes Kartenhaus in sich zusammenbrechen lassen. So scheint es ihr wahrscheinlich leichter ein paar Pillen zu schlucken und im Stillen zu hassen, als sich den Gefühlen zu stellen und dadurch die Kontrolle zu verlieren.

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Krankheit hat mich ins Bett gezwungen und ich bin bei Deite 95, die Challenge noch zu schaffen ist schwierig, lese jetzt mal ein Stündchen

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


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