Alfred Bekker - Herrschaft der Alten

  • Die Zukunft für Deutschland sieht nicht rosig aus. Denn im Jahr 2100 bestehen drei Viertel der Bevölkerung aus Menschen, die älter als 75 Jahre sind und Jugendliche stellen eine verschwindende kleine Minderheit dar. Deshalb versucht das Land alles, um die wenigen jungen Menschen daran zu hindern, Deutschland zu verlassen. Daher ist es per Gesetz verboten ins Ausland zu reisen, so lange man jünger als 75. Benn und seine Freunde fühlen sich mehr als gefangen und sehen für sich keine Zukunft mehr in Deutschland. Sie wollen versuchen ins Ausland zu flüchten, auch wenn dieses aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen unmöglich erscheint.


    Die Idee des Jugendromans, dass die alten Menschen die Herrschaft über ein Land übernommen haben, gefiel mir von Anfang an sehr gut und machte mich neugierig, da ich zu dieser Thematik bisher noch keinen Zukunftsroman gelesen hatte. Lediglich die Zeitangabe 2100 empfand ich als unrealistisch, denn auch wenn die Deutschen immer älter werden, glaube ich nicht, dass in 90 Jahren bereits drei Viertel alle Menschen älter als 75 Jahre sein werden.

    Zitat

    "Der Personengleiter, in dem er saß, war voll besetzt. Das Durchschnittsalter der etwas zwei Dutzend Insassen schätzte Benn auf etwa neunzig bis hundert. Daran änderte nicht einmal der Junge von etwa fünf Jahren etwas [...]" (Seite 38 )

    Die Herrschaft der Alten hat natürlich Konsequenzen, da die Wähler nun größtenteils dieser Altersgruppe entsprechen und somit viele Regeln und Gesetze für die alten Menschen optimiert wurden, während die jungen Mitbürger nicht mehr zur Schule gehen, da sich Schulen aufgrund der geringen Schülerzahl nicht mehr lohnen, und junge Erwachsene den größten Anteil ihres Einkommens an den Staat abgeben müssen. Alfred Bekker hat sich dazu etliche Gedanken gemacht und viele beachtenswerte Ansätze gehabt. Des Weiteren gibt es etliche technische Erneuerungen, die zum Teil sehr interessant waren und gut in die Geschichte eingebaut wurden.



    Leider sind mir beim Lesen auch ein paar Dinge aufgefallen, die mich gestört haben. Zum einen empfand ich besonders am Anfang des Romans einige Dialoge ziemlich holprig und zu gekünstelt. Das hat sich allerdings mit den fortschreitenden Seiten gebessert oder ich hab mich einfach dran gewöhnt. Außerdem haben mich persönlich auch ein paar "Namensfindungen" gestört. Selbstverständlich wird in der Zukunft nicht alles mehr so heißen, wie wir es jetzt benennen, aber das aus einem "Energy-Drink" ein "Hallo-Wach-Drink" wird, klingt für mich nicht nach Fortschritt und Zukunft, sondern eher nach Rückschritt und Vergangenheit. Ich bin jedenfalls beim Lesen immer wieder über diesen Begriff gestolpert, da er mir irgendwie jedes Mal negativ aufstieß.



    Da das Buch im Edition Zweihorn Verlag erschienen ist und dieser viele Romane herausbringt, die sich als Klassen-/Schullektüre eignen, werde ich es auch als solche bewerten. Die Altersempfehlung für das Buch liegt 12 - 15 Jahren und somit bei Klassenstufe 7 und aufwärts. Ich habe noch keinen Zukunftsroman gelesen, der so günstig zu erwerben ist und es somit erleichtert ihn auch in einer Schule einzusetzen. Die Idee ist perfekt für den Schulunterricht, da sie genügend Diskussionsstoff bietet und fächerübergreifend behandelt werden kann. Die Inhalte im Buch stellen einen interessanten Einstieg in den demographischen Wandel Deutschlands dar, der im Unterricht durchaus behandelt und in Zukunft sicherlich noch mehr Beachtung erhalten wird.


    Fazit: Ein interessanter Zukunftsroman, der sich trotz ein paar kleinerer Schwächen für Schulklassen und junge Leser eignet. 4/5 Sterne.


    Broschiert: 146 Seiten
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
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  • Kurzbeschreibung:
    Deutschland im Jahr 2100.
    Benn und seine Freunde Sara, Nicolas und Bahar gehören einer verschwindend kleinen Minderheit an: Sie sind Jugendliche!
    Längst wird drei Viertel der Bevölkerung von den Alten und Uralten gestellt und diese haben in allen Lebensbereichen die Herrschaft übernommen. Schulen sind schon vor einiger Zeit aus Kostengründen abgeschafft und durch Online-Kurse ersetzt worden – der Großteil des Staatshaushalts wird schließlich für die Pflege und Versorgung der Hochbetagten verbraucht. Damit aber die wenigen jungen Leute nicht scharenweise das konservative und innnovationsfeindliche Land verlassen, besteht Reisefreiheit erst ab dem 75. Lebensjahr.
    Auch wenn das unmöglich scheint: Benn ist wild entschlossen, aus diesem landesweiten Gefängnis auszubrechen. Und er hat Glück! Die Auswirkung eines ungewöhnlich starken Sonnensturms, der die Erde trifft, eröffnet ihm und seinen Freunden die einmalige Chance zu einer dramatischen Flucht. Das Risiko, gefasst zu werden, ist hoch. Aber Benn weiß, dass seine Zukunft woanders liegt. Denn in über hundert anderen Ländern ist nichts so heiß begehrt wie die Jugend...


    Zum Autor:
    Alfred Bekker, geboren 1964, schreibt Fantasy, Science-Fiction, Krimis, historische Romane und Bücher für junge Leser. Seine Romane "Das Reich der Elben", "Gorian" und die "DrachenErde-Saga" machten ihn einem großen Publikum bekannt. Bevor er sich ganz dem Schreiben widmete, studierte Alfred Bekker für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen und war jahrelang im Schuldienst tätig. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.


    Rezension:
    Benn und seine Freunde Nicolas, Sara und Bahar leben im zukünftigen Deutschland des Jahres 2100. Gänzlich überwacht durch einen implantierten Chip sind die wenigen jungen Leute, die es noch im Lande gibt, gezwungen, in einer Art goldenem Käfig zu leben, denn sie dürfen das Land vor ihrem 75. Lebensjahr nicht verlassen. Erst dann gilt die Reisefreiheit.


    Zusätzlich müssen sie durch Sozialdienste und andere Abgaben die alten Leute des Landes unterstützen, die aus gut Dreiviertel der Bevölkerung bestehen und somit auch die Mehrheit bei Wahlen und Abstimmungen stellen. Trotz der noch herrschenden Demokratie gilt dadurch nur das Wort der Alten. Benn und seine Freunde wollen diesem Land entfliehen. Doch wird ihnen das auch gelingen, ohne vorher bei ihren Plänen ertappt zu werden?


    "Herrschaft der Alten" spricht ein wahrlich aktuelles wie brisantes Thema in der heutigen Zeit an: Die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Hiermit trifft Alfred Bekker den Nerv der Zeit und veranschaulicht, was uns in den nächsten Jahrzehnten bevorstehen könnte, wenn die Bevölkerung weiterhin immer älter wird und nicht genug Jugend hinterherwächst.


    Verschiedene neue (vielleicht zukünftige) technische Errungenschaften werden ebenso mit in die Geschichte eingebaut, die sich als sehr plausibel darstellen, doch wurden auch Hilfsmittel, wie wir sie heute kennen und für normal erachten, wieder eingeführt und gelten als der letzte Schrei.


    Die Planung der Flucht der Freunde nimmt sehr viel Raum ein und macht den Roman zunehmend spannend, denn man zittert unweigerlich mit, ob Benn und seine Freunde es wirklich schaffen, das Land zu verlassen oder ob ihre Fluchtpläne nicht doch vorher noch aufgedeckt werden.


    Leider ging das Ende meiner Meinung nach etwas zu holprig und schnell vonstatten, und ich hätte mir da etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, sprich: Man hätte aus den vorliegenden 146 Seiten ruhig 300 oder 400 Seiten machen können, denn die Geschichte um Benn ist wirklich interessant, plausibel und in gewissem Maße auch für unsere Zukunft erschreckend. Ich kann für "Herrschaft der Alten" unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover erinnert mich an die Berliner Mauer, gespickt mit Stacheldraht und Überwachungskameras. Am Himmel kann man einen der zukünftigen Gleiter, ein modernes Transportmittel, ausmachen. Der Buchtitel wurde als eine Art Graffiti auf der Mauer gestaltet.


    Fazit: "Herrschaft der Alten" zeigt erschreckend und mahnend, was uns in der Zukunft erwarten könnte: Ein Land, das zu Dreiviertel nur noch aus alten Menschen besteht, in der die Jungen keine Zukunft erwartet und ein Überwachungsstaat, aus dem man nur schwer flüchten kann. Absolut lesenswert!

  • Ich habe den Klappentext gelesen und wusste "DAS Buch muss auf meine Wunschliste". Leider hatte ich dann auch sehr hohe Erwartungen an das Buch, die leider nicht erfüllt wurden. Die Idee hinter der Geschichte ist super. Die Wahrscheinlichkeit, dass das entwickelte Szenario irgendwann Realität wird ist gar nicht so gering und die Geschichte ist absolut logisch durchdacht und nachvollziehbar.


    Leider bleiben die Figuren, wahrscheinlich auch der Kürze des Buches geschuldet, sehr blaß. Ich hatte Probleme mir die jungen Menschen und auch die ganze Gesellschaft um die es hier geht vorzustellen. Die Gesellschaft war etwas ausführlicher beschrieben, so dass man da schon Ahnungen hatte, aber gerade Benn, als Hauptperson kenne ich auch nach 150 Seiten leider immer noch nicht. Wie ist er aufgewachsen, wie kommt es, dass er fliehen will, was treibt ihn an (außer, dass er fliehen will)? Man erfährt recht wenig über seinen Alltag.



    Fazit:
    Als Klassenlektüre ist es aufgrund seiner Thematik und des Umfanges sicher gut geeignet. Über das beschrieben Szenario kann man gut diskutieren. Als Buch zum reinen Lesevergnügen wirkt es (inmitten der vielen spannenden Dystopien, die es zur Zeit auf dem Markt gibt) etwas zu langatmig und wenig spannungsgeladen.


    Ich war am schwanken zwischen 3 Sterne und 2 Sterne, da ich dem Buch auch nicht Unrecht tun will. Es greift ein sehr aktuelles, sehr wichtiges Thema auf und sicher waren meine Erwartungen zu hoch. Dennoch habe ich mich entschieden: Ich vergebe 2,5 Sterne, da es mich leider nicht fesseln konnte (normalerweise brauche ich für ca. 400 Seiten 2 Tage; für diese gerade mal 146 Seiten habe ich eine Woche gebraucht) und ich das Buch nicht unbedingt empfehlen würde.


    PS: Mein Mann sah das übrigens ganz anders. Von ihm hätte das Buch locker 4 Sterne bekommen, da er meinte:"Endlich mal ein Buch in dem nicht lange geschwafelt wird, sondern der Autor kommt zur Sache und bringt die Geschichte in einer angemessenen Länge zum Ende." Die Geschmäcker sind halt verschieden...

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

    Einmal editiert, zuletzt von Yvonne80 ()

  • Inhalt:
    Wir schreiben das Jahr 2100. Es gibt immer weniger Städte immer mehr Grünflächen, denn es gibt immer weniger Menschen auch gibt es kaum noch junge Leute und so dürfen sie nicht ausreisen, denn sie sollen für die Alten sorgen, sie finanzieren. Benn und seine Freunde Sara, Nicolas und Bahar wollen trotzdem das fast unmögliche versuchen sie möchten raus aus dem Gefängnis, sie möchten in die USA. Wo man als junger Mensch nicht so sehr eingeschränkt wird wie in Deutschland.



    Meine Meinung:
    Der demographische Wandel war, kurz bevor mich das Rezensionsangebot dieses Buches erreichte, in allen Nachrichten. Sicher wissen wir das wir immer älter werden, manche Orte drohen wirklich aus zu sterben in ein paar wenigen Jahrzehnten. Auch wenn ich in einer Kleinstadt wohne gibt es genug Orte drumherum wo man sieht das es immer mehr alte Menschen gibt und immer weniger junge Menschen dort wohnen bleiben. Genau aus dem Grund hat mich dieses Buch interessiert. Die Szenerie die der Autor Alfred Bekker beschreibt erschreckend. Es gilt die totale Kontrolle, ausreisen erst ab 75, die Bevölkerung wird weit über 100 Jahre alt. Es bleibt zu hoffen das es so extrem nie wird. Alte Menschen werden aus Kräftemangel von Robotern gepflegt. Eine Zukunftsvision die ich nicht mehr mitbekommen möchte. Da drin sind dann vier junge Menschen die raus möchten und auf diese Flucht hin arbeiten. Sie bedenken alles ganz genau und wissen das sie überall gerne gesehen werden. Ich fand den Ansatz wirklich sehr interessant und habe dieses Buch gerne gelesen, aber zeitweise fand ich es dann doch zu trocken und langatmig. Denn es wird nicht nur von der Flucht berichtet sondern auch von den Hobbies der vier die nur bedingt für das Geschehen wichtig sind. Die Familienbande wird nur am Rande abgehandelt. Ob man mit 17 wirklich so scharf darauf ist weg zu kommen in ein anderes Land ohne auch nur einen wirklichen Gedanken an die Familie zu verschwenden? Das kann ich mir selber nur schwer vorstellen, wahrscheinlich weil es bei unserer Familie so einen Zusammenhalt gibt das ich mir das ohne gar nicht vorstellen könnte.
    Alles in allem aber ist es ein gut durchdachtes Szenario das sehr real und logisch wirkt