Renate Welsh - Großmutters Schuhe

  • Info (Buchinnenseite):


    Familienoberhaupt Edith Karmann wird mit 93 Jahren zu Grabe getragen, und die Familie sitzt nun beim Leichenschmaus im Gasthaus. Man trifft sich nur noch selten und hat einander eigentlich wenig zu sagen. Umso reger sind die Gedanken. Hat doch jeder über jeden und über die Verstorbene eine sehr subjektive Meinung. Wer aber war diese Edith Karmann wirklich ? Ein Vorbild für ihre Generation oder eher ein Albtraum für die nächsten beiden Generationen ? Wie sehen das die Urenkel ? Wohin steuert diese Trauergesellschaft ? Was braut sich da zusammen ? Den Bediensteten des Gasthauses schwant nichts Gutes.....


    Die Autorin:


    Renate Welsh, geboren 1937 in Wien, studierte Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften und schreibt seit 1970 sowohl Kinder- und Jugendbücher als auch Bücher für Erwachsene. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Sie lebt in Wien.


    Roman, 320 Seiten (Großdruck)


    Meine Meinung:


    Ich liebe Romane mit Perspektivwechsel. Dies ist jetzt der Fall und sehr gelungen ausgeführt. Der Ort: ein Gasthaus in Österreich, mehr abgelegen und auf Begräbnisgesellschaften spezialisiert, da in dieser Gegend offenbar nur wenig Touristen und Einheimische diese Örtlichkeit aufsuchen. Der Familienclan, der sich nun versammelt, ist sich selbst fremd geworden und da jetzt das Oberhaupt, die 93-jährige Edith zu Grabe getragen wurde, scheint alles auf ein letztmaliges Zusammensein auszulaufen. Das Personal tut sein möglichstes, die Gäste zufrieden zu stellen. Das ist jedoch auch nicht immer so einfach.


    Die Handlung beginnt in der Küche des Gasthauses. Aus Kostenersparnis sind sie nur eine kleine Gruppe an Personal, die sich mit den Vorbereitungen der einzelnen Gänge und den Launen der Gesellschaft herumschlagen müssen und neben privaten Problemen auch das Auftreten der Gäste kommentieren. Diese Zwischenszenen sind jeweils in der dritten Person geschrieben und kursiv herausgehoben.


    Der eigentliche Reiz des Romans liegt nun aber in den Gedankengängen der einzelnen Familienmitglieder und einigen Bekannten der Verstorbenen. Diese Beobachtungen werden unter dem Namen sowie Alter des Betroffenen ausgeführt. Dabei ergeben sich Einblicke in Abgründe der ehelichen- und familiären Verhältnisse und natürlich die Beurteilung und Sichtweise zu der Hauptperson des Tages: Edith Karmann. Es ist nicht immer leicht, die angesprochenen Namen in diesen Gedankengängen den jeweiligen Familienmitgliedern zuzuordnen. Aber hier wurde Abhilfe geschaffen in Form eines Stammbaumes am Ende des Buches. Ich gebe zu, dass ich mich dort so einige Male vergewisssern musste. :wink:


    Zum Ende des Leichenschmauses ensteht noch einmal Tumult. Denn der gute Freund der Toten, Alfred, hat die Aufgabe übernommen, schon einmal einen Vorgeschmack auf das Testament zu geben. Die nun folgende Auseinandersetzung wird jetzt wieder von dem allwissenden Erzähler interpretiert. Dabei kommt es auch noch zu einem tragischen Vorfall, der schon ein wenig makaber anmutet.


    Fazit: Ein unterhaltsamer gut lesbarer Roman in einer interessanten Anordnung, versehen mit einigen sarkastischen Bemerkungen, die sehr vergnüglich so manche Gedankengänge sichtbar machen. Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!

    2 Mal editiert, zuletzt von birgitk ()