Wayne Simmons - Grippe (Flu)

  • Den Klappentext möchte ich hier nicht anführen, da er sehr irreführend ist und eine Handlung suggeriert, die so in dieser Geschichte höchstens kurz angeschnitten wird.

    Über den Autor (von www.literra.info):

    Der in Belfast geborene Wayne Simmons ist seit einigen Jahren im Horror-Genre tätig. Seither kritzelt er Rezensionen und Interviews für eine Vielzahl von Magazinen. Im November 2008 veröffentlichte Wayne seinen Debütroman »Drop Dead Gorge...


    Handlung:
    Auf den britischen Inseln war eine hartnäckige Grippe zugange, die sich in kürzester Zeit zu einer wahren Epidemie entwickelt hat und nahezu die komplette Bevölkerung dahingerafft hat. Das war allerdings noch nicht das Ende, denn schon nach kurzer Zeit sind die Toten aufgestanden und trachteten nach dem Fleisch der Lebenden. Ein Biss bedeutet zwangsläufig das Ende. Die wenigen Überlebenden sind gezwungen sich zu verstecken. Die junge und etwas naive Karen hat sich in Belfast mit dem ehemaligen IRA-Revolutionär Pat zusammengetan und verschanzt sich in einem Apartment während die selbstbewusste Geri auf den aggressiven Lark und seinen etwas dümmlichen Begleiter McFall trifft. Die Grüppchen versuchen, das Beste auf ihrer heiklen Lage zu machen...


    Meine Meinung:
    Die Zombies bilden mittlerweile ein eigenständiges Genre im Horrorbereich und die Flut an Filmen und Büchern mit denen man zur Zeit überhäuft wird, lässt mich schon fast von einem Hype sprechen. Wenn man sich den Klappentext durchliest und die Rahmenhandlung betrachtet, könnte man auf den ersten Blick meinen, dass hier Standardware geboten wird, die sich nicht sonderlich von anderen Büchern dieses Genres unterscheidet. Doch genau dies tut „Grippe“.


    Zunächst einmal ist der Handlungsort mit der nordirischen Hauptstadt Belfast sehr außergewöhnlich. Dies fand ich von Anfang an sehr interessant, da man sich sonst in vergleichbaren Romanen fast ausschließlich in den USA befindet. Es gibt zwar nicht wirklich Lokalkolorit, doch war einer der Hauptakteure ein IRA-Aktivist. Somit gibt es einige Male Ausflüge in dieses dunkle Kapitel nordirischer Geschichte und man war sich beim Lesen schon sehr bewusst, dass man sich auf der grünen Insel befindet.


    Weiterhin ist auffällig, dass Wayne Simmons versucht hat, die Figuren sehr tiefgründig darzustellen und ihnen einen eigenständigen Charakter zu geben. Dies hat zwar relativ gut funktioniert, aber Sympathie konnte ich für keinen einzigen der Protagonisten empfinden. Vor allem die aufgedrehte Geri und der forsche Lark waren richtige Nervensägen. Man erfährt so einiges aus ihrer Vergangenheit und die Personen hatten in ihrer sowieso schon prekären Lage nicht nur mit der Zombiehorde zu kämpfen, sondern auch mit einigen Belastungen aus ihrem Leben vor der Epidemie.


    Einerseits ist es ja sehr lobenswert wenn ein Autor versucht, die Klischees beiseite zu lassen und sowohl bei der Charakterzeichnung als auch in seinem Schreibstil anspruchsvoll zu wirken. Irgendwie ist aber gerade deshalb der Funke bei mir nicht übergesprungen, so dass zwischen der Geschichte und mir eine große Distanz blieb. Einige der komplexen Gedanken nahm ich den Personen einfach nicht ab und die inflationär genutzten Metaphern waren sogar richtig nervig und lächerlich. Andere Bezeichnungen fallen mir zu Sätzen wie „Da lag eine Wasserflasche, umgestürzt wie ein plötzlich gestorbener Mensch.“ leider nicht ein.


    Dazu kommt noch, dass es trotz der nur 280 Seiten so gut wie keine Action gibt und sich der Großteil der Handlung in den Wohnungen abspielt, in denen sich die Akteure verschanzen. Ich habe mich viel zu oft gelangweilt und mich gefragt, wann denn nun endlich mal etwas passiert. Die raren Zusammenkünfte mit den Zombies verliefen relativ unspektakulär und auch deren Gefährlichkeit kam nicht so richtig rüber. Irgendwie gab es auch keine richtige Handlung, keinen Anfang und kein Ende und die Akteure hatten keinerlei Ziele. Das Ganze wirkte wie eine Momentaufnahme. Zu viele Schreibfehler, schwammige Übersetzungen, die schlechte Qualität des Einbands und Fehler im Druck der Seiten haben ihr Übriges getan.

    Fazit:
    Der Versuch, einem Zombiebuch mehr Tiefe zu geben, kann in meinen Augen als gescheitert betrachtet werden. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Wieder ein Buch, das sich gut angehört hat, aber nun auch wieder 'gestorben' ist. Die Suche nach guter Horrorunterhaltung gestaltet sich wirklich schwierig.


    Danke für deine Rezi und die Tatsache, dass ich mir ein scheinbar recht ödes Buch sparen kann :wink:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • „Hast Du gerade geniest?“
    Wer in Wayne Simmons postapokalyptischem Roman diese Frage mit einem „Ja!“ beantwortet, hat unter Umständen sein Leben bereits verwirkt. Zum einen könnte es geschehen, dass der Fragende ohne Umschweife zu Waffe greift um den Antwortenden ins Jenseits zu schicken, zum anderen könnte der Gefragte an der Grippe erkrankt sein, die dem Roman den Titel gibt und welche ebenso tödlich endet wie man glaubt das es eine Männergrippe täte.
    Der Auslöser dieser literarischen Zombie-Apokalypse ist eine gewöhnliche Grippe, welche ungewöhnliche Dinge nach sich zieht und wie man bereits aus dem Begriff ableiten kann, lässt sie die an ihr Verstorbenen wieder auferstehen und als hirnlose Fressmaschinen durch die Gegend wanken und stöhnen.
    Doch bis es soweit ist und sich die Zombies auch als solche zu erkennen geben, lässt Autor Wayne Simmons erst einmal 64 Seiten der deutschen Übersetzung aus dem Voodoo Press Verlag vergehen um dann doch die gewohnten Leichenfresser ins Rennen zu schicken, auch wenn er sich teilweise humorig darüber auslässt, das diese eher wie normale Grippekranke röcheln und husten, statt wie die Walking Dead einfach nur vor sich hin zu stöhnen.
    In diesen ersten 64 Seiten, welche es braucht um aus den Grippetoten normale Zombies zu machen, lernt man zumindest die Protagonisten des ganzen Geschehen kennen. Es handelt sich hierbei zwar um vollkommen normale Bewohner einer postapokalyptischen Welt, welche sich gerade im Aufbau befindet, und man scheint sie schon aus anderen Publikationen dieser Art zu kenne, doch gibt Simmons ihnen einen besonderen Twist mit auf den Weg.
    Da sich das Ganze in Irland – Belfast, um genau zu sein - zuträgt, nimmt er sich die politische Geschichte der Iren zu Herzen und verbindet die vermeintlichen Normalos mit einer IRA- oder militärischen Vergangenheit. Dieser Twist macht alles ein wenig interessanter und hilf ein wenig über das normale Survive and Destroy-Szenario hinweg.
    Wie oben bereits erwähnt, sind die Charaktere alles andere als neu oder gar innovativ und auch die irisch nationale Färbung verliert schnell an Glanz, sobald sie beginnen irrationale Dinge zu tun, welche dem gerade eben noch ausgearbeitetem Charakter vollkommen wiedersprechen und sich nicht mit einer gerade eben noch vollzogenen Handlung in Einklang bringen lassen. So wird ein Mensch auf einmal von einem der Protagonisten als schlecht und böse durchschaut, obwohl genau dieser Protagonist dem Durchschauten vor ein paar wenigen Seiten noch seine Hilfe und Fürsorge hat angedeihen lassen – ein konstruierter Argwohn, welcher mir ein wenig sauer aufstieß.
    Auch sind gewisse Verhaltensmuster ein wenig befremdlich, denn wenn ein ehemaliger Paramilitärs auf einen Militärhubschrauber schießt, welcher eigentlich die Rettung verheißen könnte, er ihn aber an erduldete Folter und schlimmeres erinnert, so sind die Gedankengänge des jeweilige Protagonisten nicht wirklich nachvollziehbar.
    Negativ fiel selbst mir bei diesem Roman das holperige Lektorat auf. Manchmal fehlen komplette Worte und geben so den Sätzen entweder eine vollkommen andere oder gar keine Bedeutung. Auch die Übersetzung holpert sich teilweise ein wenig unbeholfen durch die Geschichte und verwendet Worte, welche sich mir nicht sofort erschließen wollten, scheinen sie doch eher einem regionalen Slang entsprungen zu sein, als dass sie normales Gebrauchsdeutsch darstellen.
    „Grippe“ ist nette Unterhaltung für zwischendurch, denn so wirklich in die Tiefe geht Wayne Simmons nicht und seine Welt ist nicht so voller Gore und Violence wie die Zitate anderer Autoren über das Buch auf dem Buchrücken vermuten lassen. Interessant ist der Lokalkolorit und die irische Einfärbung vor dem Hintergrund der politischen Geschichte des Landes. Ich erhoffe mir, da ja nun das Setting komplett steht und angekommen ist, von Band 2 – „Inkubation“ – ein wenig mehr Tiefgang.